Paul Servais Industrieller aus Weilerbach

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Paul Servais

Paul Servais war Angehöriger einer Familie, die vor allem im 19. Jahrhundert mehrere Persönlichkeiten hervorbrachte, die auf politischem, wirtschaftlichem und technischem Gebiet durch besondere Leistungen hervortraten. Als er 1848 auf Schloss Weilerbach bei Bollendorf geboren wurde, war sein Onkel Emmanuel Servais (1811–1890) für Luxemburg als Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung; seine spätere Laufbahn machte Emmanuel als Minister, Regierungschef und Bürgermeister der Stadt Luxemburg zu einem der wichtigsten luxemburgischen Politiker seines Jahrhunderts. Weiterlesen

Tenxwind von Andernach Klosterreformerin aus Springiersbach

151_tenxwind_33_13Manche Gegensätze unserer Zeit haben ihre Entsprechung weit zurück in der Geschichte. Während das Pontifikat Benedikts XVI. äußerlich auch durch die Vorliebe dieses Papstes für die volle Entfaltung der Schönheit liturgischer Gewänder und Ästhetik geprägt wurde, pflegt sein Nachfolger Papst Franziskus ein schlichteres Auftreten. Eine ähnlich unterschiedliche Interpretation christlicher Lebensweise kommt bereits in einem Briefwechsel zweier bedeutender Frauen des Hochmittelalters zum Vorschein. Weiterlesen

Heinz Flohe aus Euskirchen

Fußballweltmeister

flohe_32_13„Wir verlieren eine Ikone, einen genialen Fußballer, eine Integrationsfigur und ein Vorbild.“ Mit diesen Worten würdigte Harald „Toni“ Schumacher, Vize-Präsident des 1. FC Köln, den am 15. Juni 2013 verstorbenen Heinz „Flocke“ Flohe. Obwohl der ehemalige Weltklassetorwart Schumacher als gebürtiger Dürener selbst Eifler ist, hat sein Respekt vor  Heinz Flohes Lebensleistung nichts mit Eifler Lokalpatriotismus zu tun. Im Urteil über  die überragenden fußballerischen Qualitäten Flohes besteht Einigkeit. So sagte beispielsweise Franz Beckenbauer über den Euskirchener: „Damals war Heinz Flohe der beste Fußballspieler Deutschlands.“ Weiterlesen

Benjamin Bartz aus Hasborn

bartz_benjamin_31_13Benjamin Bartz aus Hasborn ist Adelsexperte. 1987 geboren in Wittlich, besuchte Bartz zunächst die dortige Grundschule Friedrichstraße sowie im Anschluss daran das Peter-Wust-Gymnasium. Nach dem Abitur führte ihn sein Weg über eine Zwischenstation in Berlin zum Studium nach Trier und Luxemburg, wo er einige Semester Politikwissenschaften, Geschichte und Europäische Kulturwissenschaften studierte. Doch wie kommt ein junger Eifeler dazu, die Entwicklungen in den europäischen Königshäusern zu kommentieren? „Während meiner Zeit in Luxemburg sprach mich ein guter Freund – der für einen luxemburgischen Radiosender arbeitete – an, ob ich nicht interessiert sei, für den Sender in unregelmäßigen Abständen gesellschaftliche und royale Ereignisse zu kommentieren. Ich habe spontan zugesagt – und so fing alles an“, verrät Bartz.
Was mit einer Vereinbarung unter Freunden begann, entwickelte sich in nur knapp zwei Jahren  zu einem „fulltime job“. Als sich im Oktober 2012 der luxemburgische Thronfolger Erbgroßherzog Guillaume und Gräfin Stéphanie de Lannoy das Ja-Wort gaben, kommentierte Benjamin Bartz nicht nur für RTL Radio, sondern auch für mehrere deutsche und europäische Fernsehsender die royale Traumhochzeit.
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Alexander Ritter von Schoeller

149_schoeller_30_13Großindustrieller und Großkaufmann aus Düren

Mit Feldmarschall Leopold Graf Daun und dem Staatsmann Klemens Fürst von Metternich stammen zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichisch-ungarischen Staats- und Militärgeschichte aus Eifler Familien. Weniger bekannt ist die wichtige Rolle von Eiflern in der Wirtschaftsgeschichte des Habsburgerreiches. Das gilt vor allem für mehrere Mitglieder der Nordeifler Unternehmerfamilie Schoeller – und hier wiederum besonders für den später geadelten Alexander Schoeller: „Alexander Schoeller aus Düren war eine der imponierendsten Unternehmerpersönlichkeiten der Franz-Joseph-Zeit“, stellte der österreichische Wirtschaftshistoriker Herbert Matis fest. Weiterlesen

Franz Ludwig Reichsgraf von Kesselstatt

Domkapitular, Kunstsammler und Maler aus Föhrener Adelsgeschlecht148_kesselstatt_franz_29_13

Die Persönlichkeit des englischen Schriftsteller-Titanen William Shakespeare ist seit jeher mit besonderen Geheimnissen verbunden. Seit Jahrhunderten wird darüber spekuliert, welche Biographie sich hinter dem Verfasser solcher Meisterwerke wie „Hamlet“ oder „Macbeth“ verbirgt. Nicht minder unsicher war das Aussehen dieses Genies. Seit einigen Jahren geht man aufgrund der Forschungen der Shakespeare-Expertin Hammerschmidt-Hummel davon aus, dass sich die zuverlässigste Shakespeare-Abbildung jahrzehntelang im Besitz eines Eiflers befunden hatte: seine Totenmaske. Der Föhrener Reichsgraf Franz von Kesselstatt hatte die Gipsmaske von einer England-Reise nach Mainz mitgebracht und bis zu seinem Lebensende in Besitz gehabt. Weiterlesen

Christian Dieden

Weingutsbesitzer und Politiker aus Ürzig147_dieden_28_13

Als im Juli 1893 der 82-jährige Zentrumsabgeordnete Christian Dieden als ältestes Mitglied der stärksten Fraktion geschäftsordnungsgemäß die konstituierende Sitzung des neugewählten Reichstags als Alterspräsident eröffnete, hätte man darin einen Akt von symbolischer Bedeutung sehen können: ein prägnantes Zeichen für die schwindende Bedeutung des „alten Preußen“ und die aufstrebende Macht von Parteien, die – wie Zentrum und SPD – noch zwanzig Jahre zuvor vielen Angehörigen der preußischen Elite als „Reichsfeinde“ gegolten hatten.  Weiterlesen

Eugen Prym – Orientalist aus Düren

Der 1843 in Düren geborene Eugen Prym war ein jüngerer Bruder des berühmten Mathematikers Friedrich Prym (1841–1915). Aber was heißt bei einem Mathematiker schon „berühmt“? Weiterlesen

Johann Jakob München

Legendärer “Speicherer Här” aus Dudeldorf 144_muenchen_25_13

Unter den Tausenden tüchtiger Eifler Dorfpfarrer der letzten Jahrhunderte ragt Johann Jakob München als unvergessenes Original heraus. Die Erinnerung an den gebürtigen Dudeldorfer wird auch mehr als 150 Jahre nach seinem Tod über seinen Hauptwirkungsort Speicher hinaus nicht zuletzt durch zahlreiche Anekdoten lebendig erhalten.
Johann Jakob München wurde 1768 als Sohn des Dudeldorfer Bürgermeisters und Notars Johann München und dessen Ehefrau Margarete in ein familiäres Umfeld geboren, das im Rückblick durch die ungewöhnliche Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten – insbesondere Theologen und Juristen – beeindruckt.

Wie seine Vettern Dominik Konstantin und Wendelin München schlug auch Johann Jakob die geistliche Laufbahn ein. Die Ausbildung erfolgte zunächst in Luxemburg, danach revolutionsbedingt in Trier. In der turbulenten Zeit nach der französischen Revolution wurde der selbstbewusste Dudeldorfer 1794 von Weihbischof J. M. J. von Pidoll zum Priester geweiht. Verblüffenderweise war München aber bereits ein Jahr zuvor in seinem Heimatort als Pastor tätig. Das beruhte, worauf der München-Biograph Professor Andreas Heinz hinwies, auf der merkwürdigen Tatsache, dass den Bürgern von Dudeldorf damals das im Bistum Trier höchst ungewöhnliche Sonderrecht zustand, ihren Pastor selbst wählen zu dürfen. In Ausübung dieses Rechts hatten die Dudeldorfer 1768 ihren studierten Mitbürger Nikolaus Josef Brand, einen Sohn des Notars und Gerichtsschreibers Adam Brand (ca. 1686–1749), zum Pastor gewählt. 1793 fiel die Wahl auf den Jungtheologen Johann Jakob München, dessen Großmutter Katharina Brand eine Tante des erwähnten Pastors Nikolaus Brand war. „Vielleicht hatte man sich gedacht, diesen frischgebackenen Theologen aus dem eigenen Ort zu einem Pastor nach eigenem Muster sich zurechtschneiden zu können. Doch damit war man bei München an den Falschen geraten“ (A. Heinz). Als der frisch gewählte Pastor München am ersten Adventssonntag erlebte, dass sich zahlreiche junge Dudeldorfer im Wirtshaus Nickels trotz Feierverbots schwer betranken, Karten spielten und seine Ermahnungen zum Aufhören dreist ignorierten, setzte er entschlossen die Machtmittel, die seinerzeit einem Pastor zustanden, ohne Rücksicht auf Verwandtschaft und Bekanntschaft ein. Die widerspenstigen Haupträdelsführer, darunter Johann Brand, Hubert Becker und Johann Philipp Brand, mussten vor dem Sendgericht dem Pastor zukünftig genauesten Gehorsam versprechen und als Buße jeweils ein halbes Pfund Bienenwachs an die Pfarrkirche abliefern.
Auch wenn es sich hier nur um eine kleine Episode aus der langen Priestertätigkeit Münchens handelt, so zeigt sie beispielhaft das zupackende Auftreten dieses Mannes, dessen untersetzte körperliche Statur der seines Zeitgenossen Napoleon entsprach. 1817 wechselte München, der 1809 Pfarrer in Heidweiler geworden war, nach Speicher. In diesem Südeifeldorf wirkte er fortan über 40 Jahre lang als Pfarrer und wurde in diesen Jahrzehnten für Generationen von Pfarrangehörigen zur prägenden Autorität. Zahlreiche Geschichten ranken sich bis heute um ihn, die alle das Bild einer charismatischen Respektsperson vermitteln, deren Humor tiefe Menschlichkeit ausstrahlte. Pastor München, der 1850 auch Definitor des Dekanats Bitburg geworden war, verstand sich meisterhaft darauf, harscher Wortwahl durch originell-groteske Zuspitzung die Härte zu nehmen. Typisch dafür ist eine Formulierung aus einer Karfreitagspredigt, in der er nach bildkräftiger Schilderung des Leidens Christi ausrief: „Da liegst du nun nackig und plackig, die Juden haben dich gepeinigt und mit Dornen gekrönt, sie haben dich gekreuzigt – nun ist es noch dein Glück, dass du nicht unter die Speicherer gefallen bist, sonst wär’s dir noch schlimmer ergangen!“

Zu denjenigen, die Pastor Münchens Menschlichkeit tief beeindruckte, gehörte der Speicherer Unternehmer, Meistertöpfer und Künstler Jakob Plein-Wagner (1836–1903), dessen Tante Helena bei Pastor München Haushälterin gewesen war. Wenige Jahre vor seinem Tod modellierte Jakob Plein, der wie Dutzende Jahrgänge Speicherer Kinder bei Pastor München Unterricht erhalten hatte, die hier abgebildete Figur des legendären Pastors. Ein weiteres originelles Denkmal des schon zu Lebzeiten eifelweit bekannten „Speicherer Här“ schufen die Speicherer 1920, als sie ihn auf einem 50-Pfennig-Notgeldschein abbildeten.
Im gesegneten Alter von fast 90 Jahren starb Johann Jakob München im Mai 1858 nach 65-jähriger priesterlicher Tätigkeit – zwei Monate nach seinem neun Jahre jüngeren Bruder Philipp Karl, dem langjährigen Präsidenten des höchsten luxemburgischen Gerichts.
Verfasser: Gregor Brand

Ferdinand von Hompesch

Großmeister des Malteserordens aus Zülpich143_hompesch_24_13

Die meisten Staaten der Erde sind Jahrzehnte oder allenfalls einige Jahrhunderte alt – der souveräne Malteserorden dagegen kann auf eine fast tausendjährige Geschichte zurückblicken. Der Malteserorden ist zwar kein Staat, wohl aber ein souveränes Völkerrechtssubjekt, das zu über 100 Ländern selbständige Beziehungen unterhält, eine eigene Währung hat und bei der UNO als Ständiger Beobachter anerkannt ist. Die Gründung dieses religiösen Laienordens erfolgte 1048 in Jerusalem, als der Orden vom heiligen Johannes – deswegen auch die Bezeichnung als Johanniter – dort die Leitung eines Hospitals übernahm. Zu seinem ursprünglichen –  bis heute  geltenden – Ideal tätiger Nächstenliebe und Krankenfürsorge kam in der Kreuzzugszeit die kriegerische Verteidigung des Christentums hinzu: Die Johanniter wurden zu einem päpstlichen Ritterorden, dessen militärischer Charakter sich nicht zuletzt in grandiosen Burgenbauten zeigte. Aus dem östlichen Mittelmeerraum von islamischen Herrschern vertrieben, hatte der Malteserorden – wie er nun genannt wurde – seit 1530 seinen Sitz auf der Mittelmeerinsel Malta.

Bis heute wird der Malteserorden von einem Großmeister geführt. Nur ein einziges Mal in der traditionsreichen Ordenshistorie stand ein Deutscher als Großmeister an seiner Spitze: der Eifler Ferdinand von Hompesch. Häufig wird der Name dieses 1744 als Sohn von Johann Wilhelm von Hompesch und Isabella von Bylandt geborenen Adligen mit dem Zusatz „zu Bollheim“ versehen, was einerseits mit seiner Geburt auf dem einstigen Schloss Bollheim (in Oberelvenich, heute zu Zülpich gehörend) zusammenhängt und andererseits diesen speziellen Zweig des alten rheinischen Adelsgeschlechts kennzeichnet. Ferdinand von Hompesch kam bereits zwölfjährig als Page des seinerzeitigen Großmeisters nach Malta. Nach jahrzehntelangem erfolgreichen Dienst für die Malteser wurde er 1797 in dramatischer Zeit zum 71. Großmeister des Malteserordens gewählt. Hompesch wusste, dass die Existenz des Ordens auf Malta äußerst bedroht war. Wenige Jahre zuvor hatte die revolutionäre Nationalversammlung in Paris beschlossen, den Orden zu enteignen. Als 1798 Napoleon Bonaparte zu seinem berühmten Ägypten-Feldzug aufbrach, nutzte er die Gelegenheit, Malta dem Malteserorden zu entreißen und die strategisch wichtige Insel Frankreich einzuverleiben. Obwohl die Malteserritter auf eine lange und oft erfolgreiche militärische Geschichte zurückblicken konnten und in Malta starke Festungsbauten vorhanden waren, leisteten  sie den übermächtigen Franzosen nur kurz Widerstand. Großmeister von Hompesch war zwar zunächst entschlossen, die Souveränität des Ordens auf Malta zu behaupten. Noch im Frühjahr 1798 hatte er einem französischen Geschwader erfolgreich die Landung verweigert. Er protestierte auch noch, als im Juni 1798 Napoleon mit seiner Armada von mehreren hundert Schiffen und 54 000 Mann vor Malta aufkreuzte. Als Napoleon sich aber rechtswidrig darüber hinwegsetzte und 15 000 Soldaten an Land absetzte, befand sich von Hompesch mit seinen allenfalls 300 kampffähigen Malteserrittern in einer aussichtslosen Lage, zumal ein Teil davon sogar mit den Franzosen sympathisierte. Trotz dieser ausweglosen Situation leisteten einige Malteserritter unter Führung Josef Maria von Rechbergs in ihren Forts verzweifelte Gegenwehr, aber nach 36-stündigem Kampf baten Großmeister und Malteser-Großrat um einen Waffenstillstand. Am 11. Juni 1798 ging die jahrhundertelange Herrschaft des Malteserordens auf Malta mit der Kapitulation zu Ende und die Insel kam für einige Jahre zu Frankreich.

Napoleon sicherte Großmeister von Hompesch eine Jahrespension von 300 000 Franken zu; eine Woche später durfte der Eifler mit weiteren Rittern auf österreichisches Gebiet abziehen.  Wenig später versagte ihm Kaiser Franz II. seine Unterstützung und unternahm nichts dagegen, dass von Hompesch für abgesetzt erklärt und stattdessen Zar Paul I. zum neuen Großmeister gewählt wurde. 1804 emigrierte der entmachtete Großmeister ins südfranzösische Montpellier. Nur kurz konnte er seinen Lebensabend im napoleonischen Kaiserreich genießen. Von Hompesch starb im Mai 1805 und wurde in der Kirche Sainte Eulalie zu Montpellier beigesetzt. Lange Zeit wurde das Andenken an ihn von Vorwürfen begleitet, er hätte sich der Entmachtung seines Ordens „heroischer“ widersetzen müssen. Seine Verteidiger konnten immer schon darauf verweisen, dass von Hompeschs Kapitulation vernünftig war und dass sein ganzes Leben seine Treue und seinen unermüdlichen Einsatz für den Malteserorden unter Beweis gestellt hatte.

Verfasser: Gregor Brand

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