Ferdinand von Hompesch

Großmeister des Malteserordens aus Zülpich143_hompesch_24_13

Die meisten Staaten der Erde sind Jahrzehnte oder allenfalls einige Jahrhunderte alt – der souveräne Malteserorden dagegen kann auf eine fast tausendjährige Geschichte zurückblicken. Der Malteserorden ist zwar kein Staat, wohl aber ein souveränes Völkerrechtssubjekt, das zu über 100 Ländern selbständige Beziehungen unterhält, eine eigene Währung hat und bei der UNO als Ständiger Beobachter anerkannt ist. Die Gründung dieses religiösen Laienordens erfolgte 1048 in Jerusalem, als der Orden vom heiligen Johannes – deswegen auch die Bezeichnung als Johanniter – dort die Leitung eines Hospitals übernahm. Zu seinem ursprünglichen –  bis heute  geltenden – Ideal tätiger Nächstenliebe und Krankenfürsorge kam in der Kreuzzugszeit die kriegerische Verteidigung des Christentums hinzu: Die Johanniter wurden zu einem päpstlichen Ritterorden, dessen militärischer Charakter sich nicht zuletzt in grandiosen Burgenbauten zeigte. Aus dem östlichen Mittelmeerraum von islamischen Herrschern vertrieben, hatte der Malteserorden – wie er nun genannt wurde – seit 1530 seinen Sitz auf der Mittelmeerinsel Malta.

Bis heute wird der Malteserorden von einem Großmeister geführt. Nur ein einziges Mal in der traditionsreichen Ordenshistorie stand ein Deutscher als Großmeister an seiner Spitze: der Eifler Ferdinand von Hompesch. Häufig wird der Name dieses 1744 als Sohn von Johann Wilhelm von Hompesch und Isabella von Bylandt geborenen Adligen mit dem Zusatz „zu Bollheim“ versehen, was einerseits mit seiner Geburt auf dem einstigen Schloss Bollheim (in Oberelvenich, heute zu Zülpich gehörend) zusammenhängt und andererseits diesen speziellen Zweig des alten rheinischen Adelsgeschlechts kennzeichnet. Ferdinand von Hompesch kam bereits zwölfjährig als Page des seinerzeitigen Großmeisters nach Malta. Nach jahrzehntelangem erfolgreichen Dienst für die Malteser wurde er 1797 in dramatischer Zeit zum 71. Großmeister des Malteserordens gewählt. Hompesch wusste, dass die Existenz des Ordens auf Malta äußerst bedroht war. Wenige Jahre zuvor hatte die revolutionäre Nationalversammlung in Paris beschlossen, den Orden zu enteignen. Als 1798 Napoleon Bonaparte zu seinem berühmten Ägypten-Feldzug aufbrach, nutzte er die Gelegenheit, Malta dem Malteserorden zu entreißen und die strategisch wichtige Insel Frankreich einzuverleiben. Obwohl die Malteserritter auf eine lange und oft erfolgreiche militärische Geschichte zurückblicken konnten und in Malta starke Festungsbauten vorhanden waren, leisteten  sie den übermächtigen Franzosen nur kurz Widerstand. Großmeister von Hompesch war zwar zunächst entschlossen, die Souveränität des Ordens auf Malta zu behaupten. Noch im Frühjahr 1798 hatte er einem französischen Geschwader erfolgreich die Landung verweigert. Er protestierte auch noch, als im Juni 1798 Napoleon mit seiner Armada von mehreren hundert Schiffen und 54 000 Mann vor Malta aufkreuzte. Als Napoleon sich aber rechtswidrig darüber hinwegsetzte und 15 000 Soldaten an Land absetzte, befand sich von Hompesch mit seinen allenfalls 300 kampffähigen Malteserrittern in einer aussichtslosen Lage, zumal ein Teil davon sogar mit den Franzosen sympathisierte. Trotz dieser ausweglosen Situation leisteten einige Malteserritter unter Führung Josef Maria von Rechbergs in ihren Forts verzweifelte Gegenwehr, aber nach 36-stündigem Kampf baten Großmeister und Malteser-Großrat um einen Waffenstillstand. Am 11. Juni 1798 ging die jahrhundertelange Herrschaft des Malteserordens auf Malta mit der Kapitulation zu Ende und die Insel kam für einige Jahre zu Frankreich.

Napoleon sicherte Großmeister von Hompesch eine Jahrespension von 300 000 Franken zu; eine Woche später durfte der Eifler mit weiteren Rittern auf österreichisches Gebiet abziehen.  Wenig später versagte ihm Kaiser Franz II. seine Unterstützung und unternahm nichts dagegen, dass von Hompesch für abgesetzt erklärt und stattdessen Zar Paul I. zum neuen Großmeister gewählt wurde. 1804 emigrierte der entmachtete Großmeister ins südfranzösische Montpellier. Nur kurz konnte er seinen Lebensabend im napoleonischen Kaiserreich genießen. Von Hompesch starb im Mai 1805 und wurde in der Kirche Sainte Eulalie zu Montpellier beigesetzt. Lange Zeit wurde das Andenken an ihn von Vorwürfen begleitet, er hätte sich der Entmachtung seines Ordens „heroischer“ widersetzen müssen. Seine Verteidiger konnten immer schon darauf verweisen, dass von Hompeschs Kapitulation vernünftig war und dass sein ganzes Leben seine Treue und seinen unermüdlichen Einsatz für den Malteserorden unter Beweis gestellt hatte.

Verfasser: Gregor Brand

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