Carl Caspar von der Leyen

Der französische Diplomat Marschall Antoine de Gramont beschrieb Carl Caspar von der Leyen als einen Vielfraß, der nur in seiner Trinkfestigkeit überragend gewesen sei. Aber ausgerechnet dieser Gourmand und Weinkenner aus altem Eifler Adel verbot im Erzstift Trier die Hölle der Hexenprozesse und setzte sich damit dauerhaft ein historisches Denkmal erster Güte.

Das Leben dieses barocken Kirchenfürsten stand von Geburt bis zum Tod im Schatten des Krieges. Als er 1618 in Trier als Sohn des Amtmanns und Landhofmeisters Damian von der Leyen und dessen Ehefrau Anna Katharina Waldbott von Bassenheim zur Welt kam, hatte gerade der Dreißigjährige Krieg begonnen; als er Anfang Juni 1676 starb, tobte noch der vom französischen König Louis XIV. entfachte Holländische Krieg. Bei der mehrjährigen Besetzung Triers hatten die französischen Truppen nicht nur die Bevölkerung brutal drangsaliert, sondern für freieres Schussfeld sogar die Abtei St. Maximin niederreißen lassen.  Die Besatzung endete  erst wenige Monate vor dem Tod Weiterlesen

Josef Simon

Der 1930 in Hupperath geborene Philosoph Josef Simon ist ein Denker von internationalem Rang, wofür Übersetzungen seiner Werke in mehrere Weltsprachen ein Indiz von vielen sind. Nur in scheinbarem Gegensatz zu dieser globalen Bedeutsamkeit steht die dörfliche Herkunft des Philosophen. Als ältester Vorfahre in der väterlichen Linie gilt der im Südeifeldorf Karl geborene Johann Peter Simon (1758-1814), wobei bemerkenswert ist, dass ein „Symon von Litiche“ bereits in der urkundlichen Ersterwähnung von Karl aus dem Jahr 1345 genannt wird. Nachdem der Ackerer Johann Peter Simon in Hupperath eingeheiratet hatte, lebten alle nachfolgenden Simon-Generationen in heutzutage seltener Bodenständigkeit in Hupperath.

Es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre die Eifel für Josef Simon nur die Herkunftsregion gewesen. Seine in Hupperath geborenen Eltern Josef Simon (1897-1974) und Katharina Ludwig (1898-1990) verschlug es aus beruflichen Gründen an Rhein und Ruhr. Der spätere Philosoph wuchs zunächst in Duisburg auf. Weltkriegsbedingt kehrte der Dreizehnjährige 1943 wieder in Weiterlesen

Hennes Weisweiler

Aus der Reihe großer Eifler Fußballtrainer wie Klaus Toppmöller oder Winfried Schäfer ragt Hennes Weisweiler durch die Vielzahl seiner Erfolge heraus. Dreimal gewann er mit Borussia Mönchengladbach die Deutsche Meisterschaft; als Trainer des 1. FC Köln und des  Grasshopper Club Zürich schaffte er sogar das Double von Pokal und Meisterschaft. Mit Cosmos New York wurde er 1980 US-Meister. Zu diesen Triumphen kommen weitere nationale und internationale Erfolge. 1999 wählten ihn die deutschen Sportjournalisten hinter Sepp Herberger zum Trainer des Jahrhunderts.

Hans – so sein eigentlicher Vorname – Weisweiler erblickte 1919 in dem heute zu Erftstadt gehörenden Lechenich das Licht der Welt und wuchs als Sohn eines Prokuristen in einem bürgerlichen Umfeld auf. Der Besuch der Höheren Handelsschule in Köln und ein Volontariat im Lebensmittelgroßhandel nach dem Abitur 1938 deuteten auf eine Zukunft als Kaufmann hin, doch bald darauf wurde Weisweiler als Soldat eingezogen. Als der Rheinländer nach Kriegsende Weiterlesen

Philipp Lichter

Der so idyllisch gelegene Weinort Maring taucht als Herkunftsort in der Familiengeschichte illustrer Geistesgrößen wie des Philosophen Hegel oder des Psychologen W. Wundt auf. Maring ist zudem der Heimatort des herausragenden Cusanus-Forschers Professor R. Haubst (1913–1992) – und es ist der Geburtsorts des Pfarrers Philipp Lichter, der mit seinen Schriften einen beachtlichen Beitrag zum Katholizismus des Bistums Trier im 19. Jahrhundert leistete.

Philipp Lichter wurde 1796 als zweiter Sohn der Winzersleute Andreas Lichter und Anna Elisabeth Müllen geboren. Die Maringer Lichter kamen nach Vermutung des Welschbilliger Historikers Eduard Lichter, auf den die meisten biographischen Informationen über Philipp Lichter zurückgehen, ursprünglich aus dem Hunsrückdorf Licht (Berglicht) und waren schon vor 1700 in Maring ansässig. Philipp Lichter trat nach dem Abitur am Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium 1816 in das Priesterseminar ein und wurde drei Jahre später in Metz zum Priester geweiht; Lichter gehörte damit zur ersten Generation der unter der neuen preußischen Weiterlesen

Leonard Ennen

Als am 3. März 2009 das Gebäude des Historischen Archivs der Stadt Köln zusammenfiel und der Einsturz nicht nur zwei Menschen in den Tod riss, sondern auch etwa 90 Prozent des Archivguts verschüttete, erregte dieses dramatische Ereignis weltweit Aufsehen. Nicht ohne Grund: Das Kölner Stadtarchiv bewahrt als größtes deutsches Kommunalarchiv einen solchen Schatz an historischen Zeugnissen, dass die – glücklicherweise letztlich ausgebliebene – Auslöschung dieses Geschichtsgedächtnisses eine Katastrophe der Weltkultur gewesen wäre. Die Geschichte dieses Kölner Stadtarchivs ist eng verbunden mit dem Wirken des Eiflers Leonard Ennen, seinem ersten und langjährigen (1857–1880) hauptamtlichen Leiter.

Wie ein seltsamer Zufall mutet es an, dass die Katastrophe von 2009 fast auf den Geburtstag des ersten Stadtarchivleiters gefallen wäre. Leonard Ennen erblickte am 5. März 1820 in Schleiden das Licht der Welt, also in jener Eifelgemeinde, die auch den eminenten Humanisten Johannes Sturm hervorgebracht hatte – der auf den Tag genau 420 Jahre Weiterlesen

Joseph Wolf

Für den berühmten englischen Tiermaler Edwin Landseer, Lieblingsmaler der britischen Königin Viktoria, war Joseph Wolf „der uneingeschränkt beste und kenntnisreichste Tiermaler, der je gelebt hat“. Der Experte David M. Lank bezeichnete den Eifler Bauernsohn Joseph Wolf als „das alles überragende Genie in der Tiermalerei des 19. Jahrhunderts“.

Mathias Wolf – erst später nannte er sich Joseph – wurde 1820 als ältester Sohn der Bauersleute Anton Wolf (1788–1859) und Elisabeth geb. Probstfeld (1792–1867) im heute zu Münstermaifeld gehörenden Dorf Mörz geboren. Seine schon im Vorschulalter erkennbar werdende übergroße Naturbegeisterung und Faszination an Wildtieren, gepaart mit außergewöhnlicher künstlerischer Begabung, irritierte im dörflichen Umfeld. Vater Wolf war davon wenig begeistert. Er fürchtete wohl, statt eines bodenständigen Hoferben einen zukünftigen brotlosen Künstler heranzuziehen, der lieber Krähen und Mäuse malte als zu pflügen und der sich mit den Dorfjungen prügelte, wenn diese ihn als Vogelnarren verspotteten. Wolf, bei dem sich Naturliebe mit Jagdleidenschaft Weiterlesen

Wilhelm Haw

In das Jahr 1818 fielen in Trier zwei Ereignisse, deren teils regionalhistorische, teils weltgeschichtliche Bedeutung sich erst später herausstellte: Im Mai jenes Jahres wurde dem Anwalt Heinrich Marx der später so berühmte Sohn Karl geboren, im August wählte der Trierer Stadtrat den gebürtigen Eifler Advokaten Wilhelm Haw zum Oberbürgermeister. Als Karl Marx 1835 sein Abitur machte, war Haw, der die Familie Marx gut kannte, immer noch an der Spitze der Moselmetropole. Somit spielte sich die gesamte Jugendzeit von Marx unter Trierer Perspektive in der Ära Haw ab.

Wilhelm Haw wurde 1783 in Daun als Sohn des kurtrierischen Hofrates Christoph Haw und dessen Frau Theresia (geb. Lippe) geboren. Christoph Haw war als wichtiger Beamter des Kurfürsten fest in der Ordnung der Feudalzeit verwurzelt, wohingegen sein Sohn Wilhelm grundlegend beeinflusst wurde von der Entwicklung im revolutionären Frankreich, zu dem die Eifel und Trier seit 1794 gehörten. Der Hofratssohn studierte zunächst Weiterlesen

Josef Bremm

Immer weniger Menschen wissen aus eigener Erfahrung, welcher Ruhm und Nimbus für die meisten Deutschen im 2. Weltkrieg und noch lange danach mit dem Status eines Ritterkreuzträgers verbunden waren. Wer mit dem Ritterkreuz, noch dazu mit Eichenlaub und Schwertern, ausgezeichnet worden war, zählte zu den Tapfersten der Tapferen. Von den über 18 Millionen Wehrmachtssoldaten erhielten weniger als 200 diese auch von Kriegsgegnern geachtete ruhmvolle Ordensstufe. Einer von ihnen war der 1914 geborene Eifler Josef Bremm.

Josef Bremms aus Königsfeld stammender Vater Adolf war 1911 als Volksschullehrer in das Vulkaneifeldorf Mannebach gekommen und hatte die einheimische Maria Müller geheiratet. Streifzüge durch die Natur begeisterten den sportlichen Jungen, der 1927 Kreissieger bei den Reichsjugendspielen wurde und später an der Kurfürst-Balduin-Schule in Münstermaifeld Abitur machte. Den weiteren Lebensgang bestimmte danach die Politik des NS-Staates. Zwei Monate vor seiner Volljährigkeit war die Wehrpflicht wieder eingeführt worden. Bremms Geburtsjahrgang stellte die ersten Wehrpflichtigen der neuen Wehrmacht, Weiterlesen

Hermann Löher

Es gereicht der Eifel zur Ehre, dass sie in der Grauen erregenden Geschichte des europäischen Hexenwahns nicht nur auf der Seite der Hexenjäger prominent vertreten ist. Während sich der hochgelehrte Eifler Theologe und Weihbischof Dr. Peter Binsfeld zu einem Cheftheoretiker der Hexenjagd entwickelte, verfasste sein ungelehrter Landsmann, der Nordeifler Tuchhändler Hermann Löher, fast 100 Jahre später ein Werk, das zu den erstaunlichsten Zeugnissen gegen die Hexenprozesse zählt. Löhers über 600 Seiten umfassendes Buch mit dem Titel „Wemütige Klage der frommen Unschültigen“ war die mit letztem Herzblut zustande gebrachte Leistung eines hoch betagten Mannes, der nicht aus dem Leben scheiden wollte, ohne vorher mit dem von so vielen Menschen geteilten Irrsinn abgerechnet zu haben, dem im 16. und 17. Jahrhundert auch in der Eifel Tausende von Frauen und Männern geopfert wurden.

Hermann Löher wurde 1595 in Münstereifel als Sohn des Kaufmanns Gerhard Löher geboren. 1601 zog der Vater mit der Weiterlesen

Jakob Marx der Jüngere

Mitglieder der Feuerwehr und andere Bürger Bettenfelds versammelten sich am Donnerstagabend des 13. September 1979, um mit einem Fackelzug unter den Klängen der Feuerwehrkapelle zum Haus des Dorfältesten Matthias Eis aufzubrechen, dessen 90. Geburtstag damit feierlich gewürdigt wurde. Wohl niemandem war bewusst, dass es ausgerechnet Matthias Eis gewesen war, der neun Jahrzehnte zuvor vermutlich als erstes Kind in Bettenfeld von dem neuen Pfarrer Dr. Dr. Jakob Marx getauft worden war. Am 11. September 1889 hatte Marx in Bettenfeld seine erste Stelle als Pfarrer angetreten, wo er dann drei Jahre lang amtierte. Für die Bettenfelder war es eine besondere Ehre, einen – noch dazu zweifach – promovierten Pfarrer zu haben, denn das hatte es in der damals schon über 700 Jahre alten Geschichte der Mosenberggemeinde noch nicht gegeben. Der zweite Doktortitel des neuen Pfarrers, eines mittelgroßen humorvollen Mannes mit blaugrauen Augen, war noch ganz frisch. Erst im Juli 1889 hatte Marx Weiterlesen

Eduard Böcking

Bis an sein Lebensende vergaß Goethe nicht, wie er sich am Allerheiligenabend 1792 nach einem bedrohlichen Moselunwetter in Trarbach mit Boot und Begleitern ans Ufer retten konnte und bei einem jungen Kaufmannsehepaar  „Henne mit Reis“ und „köstlichsten Moselwein“ zur Stärkung bekam, ehe die Reise im Morgengrauen, beschenkt mit zwei Barchentmatratzen zur besseren Bequemlichkeit im Boot, weiter ging. Goethes Gastgeber waren Ludwig Böcking und dessen Ehefrau Dorothea (geb. Nießen), die 1802 Eltern von Eduard Böcking wurden, einem der großen deutschen Gelehrten des 19. Jahrhunderts. Was Goethe nicht wissen konnte: Bei diesen Böckings handelte es sich um Angehörige einer moselländischen Familie, die ungewöhnlich viele ökonomisch und intellektuell sehr erfolgreiche Persönlichkeiten hervorbrachte.

Eduard, sechstes von acht Kindern, besuchte die Elementarschule, dann die höhere Schule in Trarbach. 1816 wechselte er aufs Gymnasium nach Kaiserslautern. Im Herbst 1818 schloss er die Gymnasialzeit als Schulbester ab. Im folgenden Jahr nahm der Siebzehnjährige das Jurastudium Weiterlesen

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