Theodor Lieser

Als vor 110 Jahren, am 30. August 1900, Theodor Lieser in Ferschweiler geboren wurde, war das junge Deutsche Reich eine führende Kultur- und Wissenschaftsnation geworden. Die Wirtschaft wuchs kraftvoll und das Kaiserreich galt vielen als stärkste Militärmacht des Planeten. Die ersten Lebensjahre, die der kleine Theodor, Sohn des Dorfschullehrers, im Kreis von 8 Geschwistern in seinem beschaulichen Heimatdorf verbrachte, scheinen für ihn schöne Jahre gewesen zu sein. Obwohl die Familie bald nach Düren zog und Theodor Lieser später nie wieder länger nach Ferschweiler zurückkam, erinnerte er sich noch im Alter gern an seine ländlichen Wurzeln und setzte sich für seine Eifelheimat ein. Das Caritashaus der Begegnung in Irrel verdankt seine Entstehung der Unterstützung durch den pensionierten Chemiker.

Als Theodor Lieser 1973 in Darmstadt starb, sah die Welt grundlegend anders aus als zu seiner Geburt. Bereits während seiner Gymnasialzeit verflogen viele Illusionen der Jahrhundertwende auf den Schlachtfeldern des Weltkriegs. Das Kriegsjahr 1918 Weiterlesen

Edmund Conen

In der an denkwürdigen Tagen wahrlich nicht armen deutschen Fußballgeschichte nimmt der 27. Mai 1934 einen ganz besonderen Platz ein. An diesem Tag fand in Italien das erste WM-Spiel einer deutschen Fußballnationalmannschaft statt – der Anfang einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte.  Und ein Eifelmoselaner sorgte dafür, dass dieses Spiel gegen Belgien noch aus einem anderen Grund ein sporthistorisches Glanzlicht erhielt: Der erst 19-jährige Ürziger Edmund Conen erzielte den ersten reinen Hattrick der WM-Geschichte: drei Tore in einer Halbzeit. Eine solche Leistung in einem WM-Spiel schafften seitdem überhaupt nur 8 Spieler weltweit – als einziger Deutscher Gerd Müller. Der Name des Münchner Ausnahmestürmers wird auch sonst öfters mit Conen genannt: Außer Gerd Müller hat kein deutscher Nationalspieler mit mindestens 25 Länderspielen eine bessere Torquote aufzuweisen als Edmund Conen, der in 28 Spielen 27 Tore erzielte. In anderer Hinsicht drängen sich beim Ürziger eher Vergleiche mit Thomas Müller auf. Wie T. Müller nahm Conen Weiterlesen

Ludwig Kaas

Der bis heute umstrittene Politiker und Priester Professor Dr. phil. Dr. theol. Dr. iur. can. Ludwig Kaas (1881 – 1952) war der Enkel eines Eifeler Schmieds. Sein in Welschbillig geborener Großvater Peter Kaas hatte 1832 die Triererin Susanne Blum – ebenfalls Nachfahrin von Südeifelern  – geheiratet und in Trier eine Werkstatt eingerichtet. 1847 versuchte Oberbürgermeister Görtz, diesen Schmied „in die hiesige Irrenpflegeanstalt“ einweisen zu lassen, weil er „an religiösem Wahnsinne“ leide. Vermutlich lagen dem aber politische Motive zugrunde, denn Peter Kaas galt als aufrührerischer Republikaner; im Revolutionsjahr 1848 führte er die Mattheiser Bürgerwehr an. Vom Sohn dieses Welschbilligers, ebenfalls Peter mit Namen, sind dergleichen aufrührerische Sachen nicht bekannt. Er wurde vielmehr angesehener Kaufmann in Trier, heiratete die Tochter eines Polsterers aus der Pfalz, und schickte seinen begabten Sohn Ludwig auf die Trierer Eliteschule, das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Als Schulbester erwarb sich Ludwig Kaas hier schon den Ruf herausragender Intelligenz.

Nach dem Abitur Weiterlesen

Theodore Dreiser

Gespannt wartete die literarische Öffentlichkeit im Jahr 1930 auf die Verleihung des Nobelpreises. Man war sich zwar ziemlich sicher, dass den bekanntesten Literaturpreis der Welt erstmals ein Amerikaner erhalten würde, wusste aber nicht, ob Sinclair Lewis oder Theodore Dreiser (1871 – 1945) das Rennen machen würden. Als die Entscheidung auf Lewis fiel, war die Enttäuschung in der amerikanischen Fachwelt spürbar groß. Zu deutlich war vielen bewusst, dass der anstößigere Theodore Dreiser die neuere amerikanische Literatur am stärksten geprägt und dauerhaft verändert hatte. Sinclair Lewis erkannte dies in seiner Nobelpreis-Dankesrede offen an. Dreiser habe der modernen amerikanischen Literatur den Weg gebahnt: „Ohne seine Pionierleistung könnte keiner von uns – es sei denn, er wollte im Gefängnis landen – ausdrücken, was Leben, Schönheit und Schrecken bedeutet.“ Dreiser hatte als Vorreiter des amerikanischen Naturalismus handfesten Realismus in die US-Literatur eingebracht: Schonungslose Schilderung der sozialen Wirklichkeit, lebensnahe Darstellung von Frauen als Hauptfiguren seiner Romane Weiterlesen

Peter Binsfeld

Als um 1545 einer unbekannten Bauernfamilie im Südeifeldorf Binsfeld der Sohn Peter geboren wurde, ahnte niemand, dass dieses später nach seinem Heimatort benannte Kind der Eifel als Hexentheoretiker international berühmt und berüchtigt werden würde. Der Werdegang des zunächst mit dem Hüten von Vieh beauftragten Jungen war ungewöhnlich. Seine besondere Auffassungsgabe und Merkfähigkeit kamen dem Himmeroder Abt Johann von Briedel zu Ohren. Der Kirchenmann sorgte dafür, dass der fromme Binsfelder zum Priester ausgebildet wurde; der vielversprechende angehende Theologe durfte seine Studien sogar an der neuen Eliteeinrichtung der Jesuiten in Rom, dem Collegium Germanicum, vollenden. In seine Heimat zurückgekehrt, zeigte sich, dass sich die Förderung – aus katholischer Sicht zumindest – gelohnt hatte: Mit fanatischem Eifer trug der junge Priester seinen Teil dazu bei, dass der wenige Jahrzehnte zuvor aufgekommene Protestantismus im Trierer Land wieder an Einfluss verlor und die Macht der katholischen Kirche gestärkt wurde. Er wirkte maßgeblich daran mit, dass Weiterlesen

Johann Anton Zinnen

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Immigrant die Nationalhymne seines neuen Staates komponiert. So ist es ein erstaunliches Phänomen, dass Peter Veit, Sohn eines Trierer Auswanderers nach Südostasien, die Nationalhymne Thailands geschaffen hat. Die Eifel liefert ein weiteres bemerkenswertes Exempel dieser Art: Der Eifeler Johann Anton Zinnen ist Komponist der Nationalhymne des Großherzogtums Luxemburg. Zinnen wurde 1827 in Neuerburg bei Bitburg als Sohn von Johann Baptist Zinnen und Josephine Bettingen geboren; erst 1849 hatte er die luxemburgische Staatsangehörigkeit erhalten.

Nun kann man nicht behaupten, dass Zinnen aus einem fremden Kulturkreis nach Luxemburg gekommen sei. Im Gegenteil: Kulturell und sprachlich aufs engste verbunden, hatten beträchtliche Teile der Südwesteifel lange zum Herzogtum Luxemburg gehört. Dies gilt auch für Zinnens Heimatort. Erst 1815 nach der endgültigen Niederlage Napoleons war die einstige Herrschaft Neuerburg – wie die Eifel insgesamt – Teil Preußens geworden. Die genauen Gründe, warum der Musiklehrer Johann Weiterlesen

Matthias Zender

„Oberhalb Manderscheid an der Lieser ist das Keschtejifferchen. Auf Karfreitag gingen mal zwei arme Weiber krauten. Die haben da Musik gehört, und sie haben einen Mann vor sich gesehn. Das war das Kischtejifferchen. Da haben sie sich heimgemacht.“

Fast 2000 solcher „Sagen und Geschichten aus der Westeifel“ sind von Matthias Zender (1907–1993) gesammelt und 1935 herausgegeben worden. Der in Niederweis geborene und bestattete Bauernsohn, der 1926 als Klassenkamerad des Kardinals Joseph Höffner in Trier Abitur machte, hatte die Geschichten auf seinen „Sagenfahrten“ in den Jahren nach 1929  aufgezeichnet. Auf der Suche nach dem Gedächtnis seiner Heimat bereiste der junge Volkskundler die Dörfer und Weiler der Westeifel. In vielen – von ihm genau dokumentierten – Ortschaften wurden ihm Geschichten erzählt, wie sie damals an den Herdfeuern noch geläufig waren. Darin war oft von Hexen, zauberkundigen Pfarrern, Geistern und merkwürdigen Vorfällen die Rede. Zender war an diesem kulturellen Erbe, das ohne ihn in Weiterlesen

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