Stimmung von Firmen in China auf Tiefstand

Von Jörn Petring, dpa

Peking (dpa) – Überall Lockdowns, der Konsum schwächelt, unterbrochene Lieferketten: Die chinesische Wirtschaft hat wegen der strikten Corona-Maßnahmen ein außergewöhnlich hartes Jahr hinter sich. Das raue Klima haben auch deutschen Firmen deutlich zu spüren bekommen. Die Folge: Ihr Zutrauen in den chinesischen Markt ist auf einen Tiefstand gefallen.

Wie aus einer am veröffentlichten Umfrage der Deutschen Handelskammer in China hervorgeht, gab rund jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) an, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft seit der letzten Befragung vor einem Jahr an Attraktivität im Vergleich zu anderen Märkten verloren habe.

Größte Herausforderung Chinas Null-Corona-Politik

Nur 51 Prozent der Firmen beabsichtigen demnach noch, ihre Investitionen in China in den nächsten zwei Jahren auszubauen, verglichen mit 71 Prozent im Vorjahr – ein Rückgang um 20 Prozentpunkte. Als größte Herausforderungen wurden Chinas Null-Corona-Politik und geopolitische Spannungen genannt.

«Dieses Jahr wurden deutsche Unternehmen von Chinas Null-Covid-Politik geplagt. Die damit einhergehenden Einschränkungen haben das Geschäftsvertrauen, die Attraktivität des Marktes und Geschäftschancen verdorben», sagte Clas Neumann, Vorsitzender der Deutschen Handelskammer in Shanghai.

Nach fast drei Jahren hatte China vergangene Woche ein abruptes Ende seiner strikten Corona-Maßnahmen verkündet. Dies sei laut Handelskammer eine «begrüßenswerte Entwicklung», die mittel- und langfristig zur Wiederherstellung des Geschäftsvertrauens beitragen werde. Doch unmittelbar dürfte sich die wirtschaftliche Lage kaum bessern.

Seit der auf Gesundheitsexperten planlos wirkenden Kehrtwende in der Corona-Politik schießen die Infektionszahlen nun in vielen chinesischen Städten in die Höhe. Nicht nur sind Krankenhäuser überlastet, viele Apotheken haben auch keine Medikamente gegen Erkältungen und Fieber mehr.

Viel hängt davon ab, wie sich die Corona-Welle im Land ausbreitet

Laut Neumann werden die deutschen Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit rasch an die neuen Bedingungen anpassen, um die Infektionswelle zu bewältigen. «Danach werden sie optimistischer in das kommende Jahr blicken», so der Kammer-Vorstand. Neumann rechnete damit, dass ab dem zweiten Quartal des kommenden Jahres wieder mit höheren Wachstumsraten in China zu rechnen sei. Die Lage in den Wintermonaten sei dagegen schwer vorherzusehen. Viel hänge davon ab, wie sich die Corona-Welle im Land ausbreite.

Die Null-Covid-Politik hatte tiefe Spuren hinterlassen: 66 Prozent der Kammer-Mitglieder nannten die Pandemie-Maßnahmen bei der diesjährigen Befragung als ihre größte Herausforderung für das operative Geschäft. Sie ist demnach auch der Hauptgrund, Investitionen zu verringern oder den Markt ganz zu verlassen. Unter den neuen Voraussetzungen könnten Unternehmen in den kommenden Monaten ihre bisherige Zurückhaltung überdenken, so Neumann.

Der Kammer-Vorstand äußerte sich auch zuversichtlich, dass die bisher noch bestehende Hotel-Quarantäne bei Reisen nach China bald wegfallen könnte. Da es nun auch innerhalb Chinas viele Infektionen gebe, mache die Regel keinen Sinn mehr. Jedoch dürfte es zunächst noch an Flügen nach China mangeln, da die Fluggesellschaften noch Zeit brauchten, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Derzeit müssen Besucher bei der Einreise nach China zunächst für acht Tage in Quarantäne.

Auch abseits der Pandemie gibt es weiterhin zahlreiche ungelöste Probleme für deutschen Firmen in China. So gehören laut der Kammer-Befragung etwa Rechtsunsicherheiten und unklare Cyber- und Datenschutzvorschriften zu den größten regulatorischen Herausforderungen.

Schwierigkeiten bereiten den Unternehmen auch milliardenschwere Regierungs-Initiativen wie «Made in China 2025». China strebt nach mehr Eigenständigkeit. Mit seiner Industriepolitik verschafft die Volksrepublik lokalen Wettbewerbern oft Vorteile. Ausländische Handelskammern fordern deshalb schon lange faire Wettbewerbsbedingungen.

Steigende Zinsen: Freude und Last für Verbraucher

Von Friederike Marx und Jörn Bender, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Die Euro-Währungshüter drücken im Kampf gegen zweistellige Inflationsraten aufs Tempo. Drei Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen im Währungsraum der 19 Länder zuletzt angehoben. Eine weitere Erhöhung wird an diesem Donnerstag vom EZB-Rat erwartet. Erst vor Kurzem hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigt: «Wir gehen davon aus, dass wir die Zinssätze weiter anheben werden.» Steigende Zinsen sind allerdings nicht in jeder Hinsicht positiv.

Welche Folgen haben die hohen Verbraucherpreise?

Die stark gestiegene Teuerung lässt die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern sinken und zehrt Gehaltserhöhungen auf. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten, Beschäftigte haben unter dem Strich weniger Geld im Portemonnaie. Daten des Statistischen Bundesamtes zufolge sanken die Löhne in Deutschland im dritten Quartal 2022 real, also bereinigt um die Preisentwicklung, um 5,7 Prozent. Dies war der höchste Rückgang seit Einführung dieser Statistik 2008.

Können die Menschen auf sinkende Inflationsraten hoffen?

Mit einem durchgreifenden Rückgang der Teuerung rechnen Ökonomen vorerst nicht. «Ich halte es für wahrscheinlich, dass im Jahresdurchschnitt eine Sieben vor dem Komma stehen wird», prognostizierte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst für das Jahr 2023. Bis die Euro-Währungshüter ihr Ziel von mittelfristig zwei Prozent Inflation im Euroraum erreichen, dürfte es noch dauern. Es brauche 18 bis 24 Monate, bis die geldpolitischen Maßnahmen Wirkung zeigten, erklärte jüngst der französische Zentralbankchef François Villeroy de Galhau. Im November lagen die Verbraucherpreise im Euroraum um 10,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Gegen steigende Energiepreise, die die Inflation vor allem anheizen, ist die EZB weitgehend machtlos. Die Notenbank kann mit Zinserhöhungen aber dazu beitragen, dass sich die Teuerungsrate nicht dauerhaft auf hohem Niveau festsetzt. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich Löhne und Preise gegenseitig hochschaukeln. «Wir haben in den 1970er Jahren eine Phase erlebt, in der wir die Kontrolle über die Inflation verloren haben. Wir wissen, was es kostet, die Kontrolle über die Inflation zu verlieren. Das müssen wir vermeiden», mahnte der frühere EZB-Präsident Jean-Claude Trichet im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Welche Folgen haben die Zinserhöhungen für Sparer?

Die ungeliebten Negativzinsen auf dem Tagesgeld- oder Girokonto gehören der Vergangenheit an. «Je nach Laufzeit und Marktsegment haben sich die Sparzinsen in wenigen Wochen teilweise verdoppelt oder sogar verdreifacht», stellt das Vergleichsportal Verivox fest. Die Zeitschrift «Finanztest» schreibt in ihrer jüngsten Ausgabe, die Zinsen für Festgeld stiegen so schnell wie seit Jahren nicht mehr: Für einjähriges Festgeld gebe es bereits bis zu 2,77 Prozent Zinsen, für auf drei Jahre angelegtes Festgeld bis 3,25 Prozent. Auch das Verbraucherportal Biallo berichtet von kräftig gestiegenen Zinsen. Allerdings mindert die hohe Inflation den Ertrag. «Bei zehn Prozent Inflation liegt der reale Zinssatz deutlich im Minus», erläuterte Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis. Der Realzins ist der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate.

Was bedeuten die EZB-Entscheidungen für Kreditnehmer?

Frisches Geld zu leihen, ist teurer geworden. Nach Daten des Vergleichsportals Check24 kostete beispielsweise ein Ratenkredit über 10.000 Euro mit einer Laufzeit von 60 Monaten beim Abschluss im Januar noch 187 Euro im Monat. Für einen Kredit mit gleicher Summe und Laufzeit werden den Angaben zufolge inzwischen 196 Euro monatlich fällig.

Die durchschnittlichen Zinssätze für neue Wohnungsdarlehen haben sich nach Berechnungen der Deutschen Bank allein von Jahresanfang bis September auf 3,1 Prozent mehr als verdoppelt. «Es ist damit zu rechnen, dass Immobilien für Privathaushalte mittelfristig weniger erschwinglich sein werden. Die Zinsen werden wahrscheinlich weiter anziehen und somit die Gesamtkosten für den Immobilienkauf erhöhen», heißt es in einer aktuellen Analyse der volkswirtschaftlichen Abteilung des Geldhauses.

Welche Folgen hat die Geldpolitik für Bauherren?

Die Höhe der Bauzinsen ist nicht direkt von EZB-Zinsentscheidungen abhängig, sondern orientiert sich an der Verzinsung von Bundesanleihen. Bereits vor den Zinserhöhungen der Notenbank sind die Bauzinsen gestiegen. Höhere Zinsen treffen vor allem diejenigen, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich nichts an der Zinshöhe.

Was bedeuten höhere Zinsen für die Konjunktur?

Erhöht eine Notenbank zur Bekämpfung der Inflation die Zinsen, wird der Wirtschaft Geld entzogen, was das Wachstum dämpfen kann. Da der gemeinsame Währungsraum wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs und der hohen Energiepreise bereits deutlichen Gegenwind spürt, wächst die Sorge um die Konjunktur. Doch Bundesbank-Präsident Nagel als Mitglied des EZB-Rates mahnte, die Geldpolitik dürfe nicht zu früh nachlassen: «Die Inflation ist eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. Wenn wir sie knacken wollen, muss auch die Geldpolitik hart sein.» Die EZB geht nach jüngsten Angaben ihres Chefvolkswirts Philip R. Lane davon aus, dass eine mögliche Rezession «mild und von kurzer Dauer sein wird».

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Ifo-Prognose: Rezession 2023 geringer als befürchtet

Berlin/München (dpa) – Die deutsche Wirtschaft wird nach einer Prognose des Ifo-Institutes im kommenden Jahr wohl nur um 0,1 Prozent schrumpfen. Die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sei bisher noch hoch gewesen. Die Rezession im Winterhalbjahr werde daher etwas milder ausfallen als erwartet, und «danach geht es wieder aufwärts», sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturforschung, Timo Wollmershäuser, am Mittwoch in Berlin. Die Inflationsrate dürfte wegen der Strom- und Gaspreisbremse auf 6,4 Prozent zurückgehen.

Die Wirtschaft sei mit einem leichten Zuwachs im dritten Quartal «viel besser als gedacht» gelaufen, sagte Wollmershäuser. Die Verbraucher griffen in hohem Maße auf ihre Ersparnisse zurück, um die Preiserhöhungen abzufedern, und der private Konsum werde auch durch staatliche Hilfen, Renten-, Mindestlohn- und Lohnerhöhungen gestützt. Deshalb erwarten die Münchner Forscher für 2022 nun ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent statt bisher 1,6 Prozent. Weiterlesen

Leichter Anstieg bei Ausbildungsverträgen

Berlin (dpa) – Die Zahl der neu geschlossenen Ausbildungsverträge ist in diesem Jahr leicht gestiegen. Wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) am Mittwoch mitteilte, wurden bis zum Stichtag am 30. September 475 100 Verträge geschlossen. Das waren 2100 mehr als 2021. Das Institut wies aber darauf hin, dass die Zahl weiterhin deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau liege – um fast 10 Prozent. Weiterlesen

Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt wieder an

Von Jörn Bender, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Explodierende Energiepreise, Rekordinflation, Verbraucher auf der Konsumbremse: Viele Unternehmen bangen um ihre Existenz. Ob Klopapierproduzent (Hakle), Schuhhändler (Görtz) oder Warenhauskonzern (Galeria Karstadt Kaufhof) – auf der Liste der Sanierungsfälle des Jahres 2022 findet sich mancher bekannte Name.

Eine Pleitewelle lässt sich anhand amtlich erfasster und von Experten hochgerechneter Zahlen zu Unternehmensinsolvenzen bisher nicht ausmachen. Doch dass es im laufenden Jahr erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 wieder mehr Firmenpleiten in Deutschland gibt, könnte der Auftakt einer Trendwende sein.

Es trifft vor allem kleine Unternehmen

Rund 14 700 Unternehmen hierzulande – überwiegend kleine Firmen mit höchstens zehn Mitarbeitern – werden nach Schätzung von Creditreform bis zum Ende des laufenden Jahres den Gang zum Insolvenzgericht angetreten haben. Das wären nach Berechnungen der Wirtschaftsauskunftei etwa vier Prozent mehr als 2021.

«Die anhaltende Inflation, die steigenden Zinsen und Energiekosten sowie eine zunehmend verschärfte Wettbewerbssituation gehen bei vielen Unternehmen an die Substanz», erläuterte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, anlässlich der Vorstellung der Zahlen am Dienstag in Frankfurt. «Die mangelnde Planungssicherheit und die schwierige Wirtschaftslage treffen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen.»

Voraussichtlich 175 000 Arbeitsplätze werden nach Berechnungen von Creditreform im laufenden Jahr infolge von Insolvenz hierzulande wegfallen. Den deutlichen Anstieg zum Vorjahr (141 000 Jobs) erklärte die Auskunftei damit, dass es 2022 mehr große Pleitefälle gab. Zugleich verringerte sich die Schadenssumme nach dem Rekordwert von 51 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf nun 36 Milliarden Euro.

Wie viele andere Marktbeobachter rechnet auch Creditreform mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr: Der Anstieg von 2021 auf 2022 sei moderat, «dürfte aber erst der Auftakt für eine weitere Beschleunigung des Insolvenzgeschehens sein».

Die Ausnahmeregelungen fallen nun weg

In dem noch stark von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2021 hatte es nach amtlichen Angaben in Deutschland mit 13 993 Fällen so wenige Firmenpleiten gegeben wie nie seit Einführung der aktuellen Insolvenzordnung im Jahr 1999. Dies erklärt sich maßgeblich durch Ausnahmeregelungen: Um eine Pleitewelle infolge der Pandemie abzuwenden, hatte der Staat die Pflicht zum Insolvenzantrag bei Eintritt von Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit zeitweise ausgesetzt. Später gab es noch Ausnahmen für Betriebe, die im Sommer 2021 Schäden durch Starkregen oder Überflutungen erlitten hatten.

«Die staatlichen Hilfsmaßnahmen verhinderten in den letzten Jahren einen Anstieg der Insolvenzzahlen. Und mehr noch: Sie führten zu einem paradoxen Rückgang der Fälle», analysierte Creditreform. «Die Energiekrise könnte dafür sorgen, dass sich die Zahlen wieder normalisieren.»

Steigende Insolvenzzahlen erwarten auch andere Experten. Der Informationsdienstleister Crif ging in einer Mitte November veröffentlichten Analyse davon aus, dass in Deutschland aktuell mehr als 300 000 Unternehmen finanzielle Probleme haben. Seit März 2022 habe sich die Zahl der Pleitekandidaten damit um 15,6 Prozent erhöht.

Der Kreditversicherer Allianz Trade schätzte in einer Studie im Oktober, bislang hätten staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Deutschland 2600 Unternehmen vor der Pleite bewahrt. «Sollte sich die Energiekrise noch weiter verschärfen und die Rezession stärker ausfallen als bisher erwartet, reichen die aktuellen Maßnahmen zum Abfedern einer Pleitewelle allerdings nicht aus und es könnten deutlich mehr Insolvenzen drohen», warnte Allianz Trade.

Immerhin: Bislang behauptet sich die deutsche Wirtschaft trotz aller Probleme besser als von Volkswirten erwartet. Im dritten Quartal legte die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu. Weil der Staat wie schon in der Corona-Pandemie Milliarden in die Hand nimmt, um Bürger sowie Unternehmen zu entlasten, und die Gasspeicher inzwischen gefüllt sind, haben sich die lange Zeit düsteren Prognosen aufgehellt. «Die Rezession verliert ihren Schrecken», stellte kürzlich Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater fest.

Eine Pleitewelle ist bislang ausgeblieben

Das mindert auch den Druck bei möglichen Pleitekandidaten. «Die Insolvenzzahlen entwickeln sich bisher verhaltener als von vielen erwartet», bilanzierte IWH-Forscher Steffen Müller im jüngsten Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle. Die Insolvenzwelle sei bisher ausgeblieben.

Ähnlich wertet es der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID): «Die moderate Steigerung der beantragten Unternehmensinsolvenzen in den letzten Monaten ist noch kein Indikator für einen langfristigen starken Insolvenzanstieg», erläuterte der VID-Vorsitzende Christoph Niering Anfang dieser Woche. «Im langjährigen Durchschnitt ist sie ein nicht ungewöhnlicher Anstieg zum Jahresende.»

Auch Creditreform hebt hervor: Im historischen Vergleich sei die aktuelle Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland trotz des Anstiegs noch «auf einem sehr niedrigen Niveau». Zum Vergleich: Im Jahr 2009 gab es fast 33 000 Firmenpleiten.

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Fed vor erneuter Zinsanhebung – langsameres Tempo erwartet

Washington (dpa) – Die US-Notenbank Fed steht im Kampf gegen die hohe Inflation vor der siebten deutlichen Erhöhung des Leitzinses in diesem Jahr. Die Entscheidung zum weiteren Kurs der Geldpolitik der Federal Reserve (Fed) wird heute bekanntgegeben. Erwartet wird eine Leitzinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von dann 4,25 bis 4,5 Prozent. Damit würde die Fed einen etwas moderateren Kurs einschlagen als in den vergangenen Monaten. Die neuen Inflationsdaten des Arbeitsministeriums dürften Fed-Chef Jerome Powell darin bestärken.

Denn im November hat sich die Teuerungsrate in den USA stärker als erwartet abgeschwächt. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 7,1 Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit einer Teuerungsrate von 7,3 Prozent gerechnet, nach 7,7 Prozent im Vormonat. Es ist der fünfte Rückgang der Inflationsrate in Folge. Die von der Fed mittelfristig gewünschte Inflationsrate liegt bei zwei Prozent – davon sind auch die neuen Zahlen noch weit entfernt. Doch sie versprechen zumindest etwas Entspannung. Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Weiterlesen

Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt wieder an

Von Jörn Bender, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Explodierende Energiepreise, Rekordinflation, Verbraucher auf der Konsumbremse: Viele Unternehmen bangen um ihre Existenz. Ob Klopapierproduzent (Hakle), Schuhhändler (Görtz) oder Warenhauskonzern (Galeria Karstadt Kaufhof) – auf der Liste der Sanierungsfälle des Jahres 2022 findet sich mancher bekannte Name.

Eine Pleitewelle lässt sich anhand amtlich erfasster und von Experten hochgerechneter Zahlen zu Unternehmensinsolvenzen bisher nicht ausmachen. Doch dass es im laufenden Jahr erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 wieder mehr Firmenpleiten in Deutschland gibt, könnte der Auftakt einer Trendwende sein.

Es trifft vor allem kleine Unternehmen

Rund 14 700 Unternehmen hierzulande – überwiegend kleine Firmen mit höchstens zehn Mitarbeitern – werden nach Schätzung von Creditreform bis zum Ende des laufenden Jahres den Gang zum Insolvenzgericht angetreten haben. Das wären nach Berechnungen der Wirtschaftsauskunftei etwa vier Prozent mehr als 2021.

«Die anhaltende Inflation, die steigenden Zinsen und Energiekosten sowie eine zunehmend verschärfte Wettbewerbssituation gehen bei vielen Unternehmen an die Substanz», erläuterte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, anlässlich der Vorstellung der Zahlen am Dienstag in Frankfurt. «Die mangelnde Planungssicherheit und die schwierige Wirtschaftslage treffen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen.»

Voraussichtlich 175 000 Arbeitsplätze werden nach Berechnungen von Creditreform im laufenden Jahr infolge von Insolvenz hierzulande wegfallen. Den deutlichen Anstieg zum Vorjahr (141 000 Jobs) erklärte die Auskunftei damit, dass es 2022 mehr große Pleitefälle gab. Zugleich verringerte sich die Schadenssumme nach dem Rekordwert von 51 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf nun 36 Milliarden Euro.

Wie viele andere Marktbeobachter rechnet auch Creditreform mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr: Der Anstieg von 2021 auf 2022 sei moderat, «dürfte aber erst der Auftakt für eine weitere Beschleunigung des Insolvenzgeschehens sein».

Die Ausnahmeregelungen fallen nun weg

In dem noch stark von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2021 hatte es nach amtlichen Angaben in Deutschland mit 13 993 Fällen so wenige Firmenpleiten gegeben wie nie seit Einführung der aktuellen Insolvenzordnung im Jahr 1999. Dies erklärt sich maßgeblich durch Ausnahmeregelungen: Um eine Pleitewelle infolge der Pandemie abzuwenden, hatte der Staat die Pflicht zum Insolvenzantrag bei Eintritt von Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit zeitweise ausgesetzt. Später gab es noch Ausnahmen für Betriebe, die im Sommer 2021 Schäden durch Starkregen oder Überflutungen erlitten hatten.

«Die staatlichen Hilfsmaßnahmen verhinderten in den letzten Jahren einen Anstieg der Insolvenzzahlen. Und mehr noch: Sie führten zu einem paradoxen Rückgang der Fälle», analysierte Creditreform. «Die Energiekrise könnte dafür sorgen, dass sich die Zahlen wieder normalisieren.»

Steigende Insolvenzzahlen erwarten auch andere Experten. Der Informationsdienstleister Crif ging in einer Mitte November veröffentlichten Analyse davon aus, dass in Deutschland aktuell mehr als 300 000 Unternehmen finanzielle Probleme haben. Seit März 2022 habe sich die Zahl der Pleitekandidaten damit um 15,6 Prozent erhöht.

Der Kreditversicherer Allianz Trade schätzte in einer Studie im Oktober, bislang hätten staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Deutschland 2600 Unternehmen vor der Pleite bewahrt. «Sollte sich die Energiekrise noch weiter verschärfen und die Rezession stärker ausfallen als bisher erwartet, reichen die aktuellen Maßnahmen zum Abfedern einer Pleitewelle allerdings nicht aus und es könnten deutlich mehr Insolvenzen drohen», warnte Allianz Trade.

Immerhin: Bislang behauptet sich die deutsche Wirtschaft trotz aller Probleme besser als von Volkswirten erwartet. Im dritten Quartal legte die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu. Weil der Staat wie schon in der Corona-Pandemie Milliarden in die Hand nimmt, um Bürger sowie Unternehmen zu entlasten, und die Gasspeicher inzwischen gefüllt sind, haben sich die lange Zeit düsteren Prognosen aufgehellt. «Die Rezession verliert ihren Schrecken», stellte kürzlich Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater fest.

Eine Pleitewelle ist bislang ausgeblieben

Das mindert auch den Druck bei möglichen Pleitekandidaten. «Die Insolvenzzahlen entwickeln sich bisher verhaltener als von vielen erwartet», bilanzierte IWH-Forscher Steffen Müller im jüngsten Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle. Die Insolvenzwelle sei bisher ausgeblieben.

Ähnlich wertet es der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID): «Die moderate Steigerung der beantragten Unternehmensinsolvenzen in den letzten Monaten ist noch kein Indikator für einen langfristigen starken Insolvenzanstieg», erläuterte der VID-Vorsitzende Christoph Niering Anfang dieser Woche. «Im langjährigen Durchschnitt ist sie ein nicht ungewöhnlicher Anstieg zum Jahresende.»

Auch Creditreform hebt hervor: Im historischen Vergleich sei die aktuelle Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland trotz des Anstiegs noch «auf einem sehr niedrigen Niveau». Zum Vergleich: Im Jahr 2009 gab es fast 33 000 Firmenpleiten.

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Gegen Trend: Quote der Firmenpleiten im Saarland verbessert

Frankfurt/Main (dpa/lrs) – Gegen den bundesweiten Trend ist die Zahl der Firmenpleiten im Saarland im laufenden Jahr gesunken. Die Insolvenzquote, also die Zahl der Insolvenzen je 10.000 Unternehmen, ging binnen Jahresfrist von 57 auf 50 zurück, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform errechnet hat.

Den am Dienstag veröffentlichten Zahlen zufolge liegt das Saarland im Vergleich der 16 Bundesländer damit im unteren Mittelfeld. Sechs Länder haben eine höhere Insolvenzquote: Berlin (86 Fälle je 10.000 Unternehmen), Bremen (82), Hamburg (62), Nordrhein-Westfalen (61), Sachsen-Anhalt (55) und Hessen (54). Am niedrigsten ist die Quote in Bayern (35). Rheinland-Pfalz gehört trotz eines Anstiegs von 36 auf 43 zu den Bundesländern mit den niedrigsten Insolvenzquoten. Weiterlesen

Weniger Arbeitslose im Saarland als im Vorjahr

Saarbrücken (dpa/lrs) – Im Saarland hat es in diesem Jahr weniger Arbeitslose gegeben als im Vorjahr. Im Jahresdurchschnitt seien rund 33.000 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet gewesen, teilte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mit. Dies waren 8,7 Prozent weniger als im Jahr davor. Die Arbeitslosenquote betrage voraussichtlich 6,3 Prozent und liege damit 0,5 Punkte niedriger als 2021.

Die Arbeitslosigkeit habe in diesem Jahr unter dem Niveau vor der Pandemie gelegen, teilte die Agentur mit. Durch die Krise waren die Zahlen von 2020 auf 2021 um rund 4300 gestiegen. 2022 hätten Unternehmen wieder deutlich mehr Stellen gemeldet, allerdings ein Großteil davon für Experten.

Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen sei gesunken, lag aber über dem Niveau vor der Pandemie. Im Saarland zählten 39 Prozent der Arbeitslosen dazu, waren also länger als ein Jahr ohne Arbeit. Ende November habe die Agentur im Saarland insgesamt rund 183 Millionen Euro Arbeitslosengeld ausgezahlt, fast 17 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Weiterlesen

Weniger Arbeitslose als im Vorjahr: Optimismus für 2023

Mainz (dpa/lrs) – Die Regionaldirektion der Arbeitsagentur rechnet 2023 für Rheinland-Pfalz mit einem geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Zugleich erwarten die Fachleute eine weitere leichte Steigerung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. «Wir können mit einem sehr optimistischen Blick ins neue Jahr gehen», sagte die Chefin der Behörde, Heidrun Schulz, am Montag in Mainz. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung habe für 2023 einen bundesweit unterdurchschnittlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit um ein Prozent und eine Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung um 0,7 Prozent prognostiziert.

Als Gründe für die vorhergesagte Entwicklung nannte Schulz, dass viele Flüchtlinge aus der Ukraine nicht direkt in den Arbeitsmarkt integriert werden könnten. Gleichzeitig steige die Nachfrage nach der Qualität von Beschäftigung weiter und könne nicht immer befriedigt werden. Rund 60 Prozent aller Arbeitslosen hätten keine Ausbildung. Der Fachkräftebedarf mache sich auch auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar. «Für junge Menschen stehen alle Chancen offen. Aber aufseiten der Arbeitgeber herrscht hohe Nachfrage.» Eine weitere Zuwanderung in den Arbeitsmarkt sei notwendig. Weiterlesen

Bauboom vorerst vorbei – Rückgang im Wohnungsbau erwartet

Von Matthias Arnold und Alexander Sturm, dpa

Berlin (dpa) – Nachdem die Baubranche in den vergangenen Jahren im Höchsttempo unterwegs war und sich auch nicht von der Corona-Krise ausbremsen ließ, stottert der Motor inzwischen kräftig. Steigende Zinsen und hohe Baukosten machen dem Gewerbe zu schaffen. Insbesondere im Wohnungsbau springen Auftraggeber und Investoren ab.

Der ohnehin schleppende Neu- und Ausbau gerät weiter ins Stocken, für Wohnungssuchende bleibt die Lage vielerorts angespannt. «Wenn das Bauhandwerk leidet, leiden auch die Menschen», sagte am Dienstag der Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Reinhard Quast.

Der Verband geht für dieses Jahr von einem Branchenumsatz in Höhe von rund 158 Milliarden Euro aus. Die Preissteigerungen mit einberechnet wäre das ein Umsatzrückgang von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für das kommende Jahr prognostiziert der ZDB einen preisbereinigten Rückgang von 7,2 Prozent. «Das ist gewaltig», sagte Quast. Gleichwohl sprach er mit Blick auf die Branchenkonjunktur lediglich von einer Delle. Weiterlesen

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