Hennes Weisweiler

Aus der Reihe großer Eifler Fußballtrainer wie Klaus Toppmöller oder Winfried Schäfer ragt Hennes Weisweiler durch die Vielzahl seiner Erfolge heraus. Dreimal gewann er mit Borussia Mönchengladbach die Deutsche Meisterschaft; als Trainer des 1. FC Köln und des  Grasshopper Club Zürich schaffte er sogar das Double von Pokal und Meisterschaft. Mit Cosmos New York wurde er 1980 US-Meister. Zu diesen Triumphen kommen weitere nationale und internationale Erfolge. 1999 wählten ihn die deutschen Sportjournalisten hinter Sepp Herberger zum Trainer des Jahrhunderts.

Hans – so sein eigentlicher Vorname – Weisweiler erblickte 1919 in dem heute zu Erftstadt gehörenden Lechenich das Licht der Welt und wuchs als Sohn eines Prokuristen in einem bürgerlichen Umfeld auf. Der Besuch der Höheren Handelsschule in Köln und ein Volontariat im Lebensmittelgroßhandel nach dem Abitur 1938 deuteten auf eine Zukunft als Kaufmann hin, doch bald darauf wurde Weisweiler als Soldat eingezogen. Als der Rheinländer nach Kriegsende in seinen Heimatort Lechenich zurückkehren konnte, konzentrierte sich sein Interesse zunehmend auf den Fußball. Bereits als Schüler war Weisweiler für den Kölner BC in der höchsten Spielklasse zum Einsatz gekommen. In den Nachkriegsjahren war er erneut als Spieler aktiv, ließ sich aber zugleich zum Fußballtrainer ausbilden. Bei einem Trainerlehrgang 1947 beeindruckte er den späteren Bundestrainer Sepp Herberger nachdrücklich. Nach dem Sieg bei der Fußball-WM 1954 wurde er für ein Jahr Herbergers Assistent; trotz unterschiedlicher Auffassungen blieb Herberger Freund und Förderer Weisweilers. In den fünfziger Jahren trainierte Weisweiler mehrere rheinische Vereine.  Daneben war er Dozent an der Deutschen Sporthochschule in Köln, ab 1957 leitete er dort an der seit 2005 nach ihm benannten „Hennes-Weisweiler-Akademie“ die Ausbildung zum Fußball-Lehrer.  Einer seiner Schüler war der spätere Meistertrainer Zlatko Čajkovski, der viel von ihm lernte („Habe fast immer besiegt meine Professor“).

Obwohl Weisweiler sich Anfang der sechziger Jahre schon einen beachtlichen Ruf als Trainer und Theoretiker erworben hatte, gelang ihm erst mit Borussia Mönchengladbach der Aufstieg zum Ruhm. Er formte die junge „Fohlen“-Mannschaft zu einem Ensemble, das mit seinem begeisternden Offensivspiel außerordentlich erfolgreich und populär wurde. Weisweiler-Schützlinge trugen über viele Jahre zu den Erfolgen der Nationalmannschaft bei. Namen wie Vogts, Heynckes, Wimmer oder Bonhof sind nur eine kleine Auswahl der Spieler, die maßgeblich von Weisweiler geprägt wurden und oft später selbst als Fußballtrainer viel vom Wissen Weisweilers weitertrugen.

Diejenige Fußballer-Persönlichkeit jedoch, die bis heute am stärksten mit dem charismatischen Trainer verbunden wird, ist Günter Netzer, was nicht zuletzt am dramatischen Ende ihrer Fußballzusammenarbeit lag. Als 1973 die Gladbacher Weisweiler-Elf in einem grandiosen Pokalendspiel auf den 1. FC Köln traf, wechselte sich Netzer in seinem letzten Spiel für die Borussia zu Beginn der Verlängerung selbst ein und erzielte mit einem der berühmtesten Tore der deutschen Fußballgeschichte den Siegtreffer. Trotz der zum damaligen Zeitpunkt bestehenden Feindschaft zwischen dem Meistertrainer und seinem Mittelfeldstar bezeichnete Netzer seinen langjährigen Coach später als „besten Trainer der Welt“. Hennes Weisweiler geriet öfters in Konflikt mit einigen seiner Stars – wie etwa dem niederländischen Weltstar Johan Cruyff während seiner kurzen Trainerzeit beim FC Barcelona. Manche bitteren Auseinandersetzungen dürften ihren Hauptgrund darin gehabt haben, dass Weisweiler das von ihm als fußballerisch richtig Erkannte konsequent durchsetzen wollte. Der Nordeifler war ein lebensfroher, herzlicher Mensch, aber auch ein Mann der klaren Worte, dem bisweilen herbe Kritik entgegenschlug.
 
Weisweilers letzte Trainerstation war der Grashopper Club Zürich, mit dem er 1983 Meister und Pokalsieger wurde. Nur wenige Wochen später verstarb der 63-Jährige unerwartet an einem Herzinfarkt. Bei der Beerdigung wurde sein Leichnam vor dem Kölner Dom aufgebahrt  –  eine Ehrung, die vor ihm nur Kanzler Adenauer und Kardinal Höffner erwiesen worden war. Aus seiner 1980 geschlossenen Ehe mit der viele Jahre jüngeren Gisela Heizmann hinterließ er den 1981 geborenen hochbegabten Sohn John, der heute als fließend Latein und Griechisch sprechender Altertumswissenschaftler in Cambridge dabei ist, die Brillanz seines Vaters auf anderem Gebiet fortzusetzen.

Verfasser: Gregor Brand

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