Bewährungsstrafe für frühere KZ-Sekretärin gefordert

Itzehoe (dpa) – Jugendstrafe im Prozess gegen frühere KZ-Sekretärin gefordert: Die Staatsanwaltschaft hat im Verfahren gegen eine 97 Jahre alte ehemalige Schreibkraft im Konzentrationslager Stutthof eine Strafe von zwei Jahren auf Bewährung gefordert. Staatsanwältin Maxi Wantzen sagte am Dienstag vor dem Landgericht Itzehoe, sie sei überzeugt, dass die Angeklagte sich der Beihilfe zum heimtückischen und grausamen Mord in mehr als 10.000 Fällen schuldig gemacht habe. «Dieses Verfahren ist von herausragender historischer Bedeutung», sagte die Staatsanwältin. Es sei möglicherweise das letzte Verfahren dieser Art.

Die Angeklagte Irmgard F. arbeitete von Juni 1943 bis April 1945 im Alter von 18 bis 19 Jahren als Zivilangestellte in der Kommandantur des Konzentrationslagers bei Danzig. Weil sie damals noch so jung war, forderte die Staatsanwältin eine Verurteilung der Frau nach Jugendstrafrecht. «Es kann keinen gerechten Schuldausgleich und keine Wiedergutmachung des NS-Unrechts geben», sagte Wantzen. Weiterlesen

Tod der letzten Telefonzellen

Abschied
Von Gregor Tholl, dpa

Bonn (dpa) – Für die Generation Smartphone ist es kaum vorstellbar: Wer auf Reisen ist oder einfach nur in der Stadt oder auf dem Land unterwegs, muss erstmal eine Telefonzelle suchen, um mit den Liebsten zu sprechen oder andere wichtige Dinge zu klären. Bald nun ist es in Deutschland völlig aus mit den Telefonen im öffentlichen Raum, die vom technischen Fortschritt vollends überholt worden sind.

Öffentliche Fernsprecher, das waren enge Häuschen, in denen es unangenehm roch, oft geradezu stank – nach modrigem Telefonbuchpapier, nach Schweiß, Zigarettenqualm, gar Urin. Manchmal fiel auch das Münzgeld durch den Apparat oder es neigte sich viel zu rasch dem Ende – und vor der Tür warteten ungeduldig Mitbürger.

Das alles sind Erinnerungen aus einer längst vergangenen Zeit. Den meisten Leuten unter 30 sind sie fremd. Weiterlesen

Ukrainer in sowjetischen Kriegsgräbern: Volksbund erforscht Herkunft

In Hamburg befinden sich die Gräber von rund 1400 sowjetischen Kriegstoten. Doch wer von den Toten war Russe und wer Ukrainer?

Hamburg (dpa/lno) – Bei der Pflege sowjetischer Kriegsgräber in Hamburg will der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge künftig – um die Biografien der Kriegstoten zu recherchieren – auch die Herkunftsländer erfassen. «Wir fangen an zu differenzieren», sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes, Christian Lübcke. Das sei allerdings schwierig, weil die Nationalität sowohl in deutschen Unterlagen als auch in denen der Westalliierten meist nur als «Russe» oder «Sowjet» angegeben worden sei. Es könne sich dann etwa auch um Kasachen, Balten oder Weißrussen handeln. Eine Angabe wie der Geburtsort Kiew könne ein Hinweis auf die ukrainische Herkunft sein.

Lübcke schätzt die Zahl der in Hamburg bestatteten sowjetischen Kriegstoten auf 1400. Das gemeinsame Gedenken von Ukrainern und Russen sei schon vor dem russischen Angriff vom 24. Februar schwierig gewesen, sagte Lübcke. Dabei hätten die Toten das gleiche Schicksal erlitten und lägen nebeneinander. Es sei nicht vorstellbar gewesen, dass die beiden Länder gegeneinander Krieg führen könnten. Auf dem Friedhof Ohlsdorf habe in den vergangenen Jahren mehrfach das «Unsterbliche Regiment», eine vom russischen Staat unterstützte Volksbewegung, die Toten geehrt. Dieses Gedenken habe nationalistische und teilweise geschichtsrevisionistische Untertöne, sagte Lübcke. Der Volksbund beteilige sich darum nicht daran. Weiterlesen

Kohl-Sohn: «Empfinde das heute hier als Zumutung»

Köln (dpa) – Im juristischen Dauerstreit um Buch-Zitate des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl hat sich dessen Sohn Walter vor Gericht empört darüber geäußert, als Zeuge aussagen zu müssen. «Ich bin heute de facto unter Zwang hier. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass mir dieser Tag erspart geblieben wäre», sagte der 59-Jährige am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht (OLG) Köln. In dem Zivilprozess will die Witwe des CDU-Altkanzlers, Maike Kohl-Richter, erreichen, dass eine Reihe von Zitaten aus einem Buch des Kohl-Ghostwriters Heribert Schwan nicht mehr verbreitet werden dürfen.

«Ich empfinde das heute hier als Zumutung», sagte Walter Kohl vor Gericht. «Ich sitze hier in einem Raum mit Menschen, die mir und meiner Familie schwersten Schmerz zugefügt haben und die nicht unbeteiligt am Suizid meiner Mutter waren.» Hannelore Kohl hatte sich 2001 im Alter von 68 Jahren das Leben genommen. Weiterlesen

Streit um Buch-Zitate: Walter Kohl muss als Zeuge aussagen

Köln (dpa) – Im juristischen Dauerstreit um Zitate des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl in einem Buch muss dessen Sohn Walter am Mittwoch (9.30 Uhr) vor Gericht als Zeuge aussagen. Das Oberlandesgericht (OLG) Köln will in dem Verfahren klären, ob es zwischen dem 2017 gestorbenen Kohl und dem Autor Heribert Schwan seinerzeit eine Verschwiegenheitserklärung gab. Die Witwe des Altkanzlers, Maike Kohl-Richter, will erreichen, dass eine Reihe von Zitaten aus Schwans 2014 erschienenem Buch «Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle» nicht mehr verbreitet werden dürfen. Weiterlesen

Nächste Landesausstellung widmet sich Sachsens Identität

Dresden/Meißen (dpa/sn) – Mit seiner 5. Landesausstellung 2029 will der Freistaat an die Anfänge der sächsischen Geschichte erinnern. Schauplatz der Ausstellung «Meißen 929 – 1100 Jahre Sachsen» ist die Meißner Albrechtsburg, die als «Wiege Sachsens» gilt. Das Kabinett hat diesem Vorschlag des Kulturministeriums laut Mitteilung der Staatskanzlei am Dienstag zugestimmt. Das Jubiläum «600 Jahre Kurwürde» 2023 bilde den Auftakt zur intensiven Auseinandersetzung mit der Geschichte des Landes und ihren Folgerungen für Gegenwart und Zukunft. Schon 2027 und 2028 solle es regionale Projekte geben.

Die Landesausstellung 2029 soll die Frage der sächsischen Identität in den Mittelpunkt stellen und vor diesem Hintergrund in Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Freistaates schauen, sagte Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU). Diese Herrschaftsgeschichte sei mehr als konventionell und reiche von regionalen Identitäten über die Selbsterzählung Sachsens als Land der Bergleute, Erfinder, Ingenieure und Revolutionäre von 1989 bis zur Brückenfunktion nach Mittel- und Osteuropa und der Vielfalt als Kulturland. Weiterlesen

Das Aus der letzten Telefonzellen steht bevor

Öffentliche Fernsprecher
Von Gregor Tholl, dpa

Bonn (dpa) – Für die Generation Smartphone ist es kaum vorstellbar: Wer auf Reisen ist oder einfach nur in der Stadt oder auf dem Land unterwegs, muss erstmal eine Telefonzelle suchen, um mit den Liebsten zu sprechen oder andere wichtige Dinge zu klären. Bald nun ist es in Deutschland völlig aus mit den Telefonen im öffentlichen Raum, die vom technischen Fortschritt vollends überholt worden sind.

Öffentliche Fernsprecher, das waren enge Häuschen, in denen es unangenehm roch, oft geradezu stank – nach modrigem Telefonbuchpapier, nach Schweiß, Zigarettenqualm, gar Urin. Manchmal fiel auch das Münzgeld durch den Apparat oder es neigte sich viel zu rasch dem Ende – und vor der Tür warteten ungeduldig Mitbürger. Weiterlesen

Gedenken zum Volkstrauertag im Zeichen des Kriegs

Berlin (dpa) – Mit einer zentralen Gedenkveranstaltung im Bundestag ist zum Volkstrauertag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach am Sonntag das traditionelle Totengedenken. Ein zentrales Thema bei der Veranstaltung war der russische Angriff auf die Ukraine.

Lettlands Staatspräsident Egils Levits rief als Gastredner zur inneren und äußeren Stärkung der Demokratie auf. Die Geschichte zeige, dass eine Schwäche der Demokratie zu Krieg und Gewalt führen könne, sagte Levits in seiner auf Deutsch gehaltenen Gedenkrede. Er forderte die Länder der Europäischen Union auf, «gebührend» in ihre Verteidigung zu investieren und solidarisch zu sein mit denjenigen, die für Demokratie und gemeinsame Werte kämpften. Weiterlesen

Gauck erinnert zum Volkstrauertag an Kriegsleid in Ukraine

Sinzig (dpa) – Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat zum Volkstrauertag an das Kriegsleid in der Ukraine nach dem Einmarsch Russlands erinnert. «Wir sind heute in ganz besonderer Weise mit den Frauen, Männern und Kindern verbunden, die unter diesem barbarischen Angriff auf ihre Heimat leiden», sagte er laut Redemanuskript bei einer Veranstaltung auf dem Soldatenfriedhof in Sinzig am Sonntag. Menschen seien auf der Flucht oder verschleppt worden und erlebten die sinnlose Zerstörung ihrer Dörfer. Weiterlesen

Experten sichern historisches Bucherbe von Klöstern

Koblenz (dpa/lrs) – Experten sichern ein historisches Bucherbe von zahlreichen Klöstern an Mittelrhein und Mosel. Das Landesbibliothekszentrum (LBZ) Rheinland-Pfalz in Koblenz übernimmt nach eigener Mitteilung vom Donnerstag die Bibliothek der Stiftung Staatliches Görres-Gymnasium in der Rhein-Mosel-Stadt. Die wertvollen historischen Bände seien bislang konservatorisch unzureichend in einem Gebäude der 1960er Jahre untergebracht gewesen. Weiterlesen

Gedenken an Pogromnacht: Schweigemarsch in Mainz

Mainz (dpa/lrs) – Die Jüdische Gemeinde Mainz-Rheinhessen hat zum Jahrestag der Pogromnacht von 1938 vor der Ausgrenzung von Menschen durch rechtsextreme Parteien gewarnt. «Unsere Toten mahnen uns zur Wachsamkeit», sagte die Gemeindevorsitzende Anna Kischner am Mittwoch in der Neuen Synagoge in Mainz. An einem Schweigemarsch im Anschluss an eine Gedenkstunde zum Ort der Deportationen von Juden im Jahr 1942 nahmen rund 250 Menschen teil.

«Wir wollen uns in diesen veränderlichen Zeiten mit der Vergangenheit in Beziehung setzen», sagte Kischner. Vor einem Jahr hätte niemand gedacht, dass es wieder Krieg in Europa gebe, beim Heizen gespart werden müsse und Inflation herrsche. «Wenn Diktatoren keinen Ausweg finden, suchen sie einen Schuldigen», sagte Kischner. In der Vergangenheit seien dies immer wieder Menschen jüdischen Glaubens gewesen. Es sei bedrückend, dass in etlichen europäischen Ländern rechtsextreme Parteien großen Zulauf finden könnten: «Das Gedächtnis der Völker ist kurz.» Weiterlesen

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