Bafin-Präsident: Schattenbanken strenger überwachen

Frankfurt/Main (dpa) – Bafin-Chef Mark Branson dringt auf eine schärfere Überwachung von Graubereichen des Finanzmarktes. «Der Schattenbankensektor ist massiv gewachsen», sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). «Jetzt ist die Zeit, eine ernsthafte Regulierung anzugehen.» Es brauche möglichst eine «starke weltweite Regulierung», forderte Branson.

Als Schattenbanken gelten Akteure an den Finanzmärkten, die bankähnliche Funktionen wahrnehmen, die aber keine Banken sind und somit nicht der Regulierung für Kreditinstitute unterliegen. Dazu zählen zum Beispiel Verbriefungsgesellschaften, Hedgefonds, Geldmarktfonds, Pensionsfonds und Vermögensverwalter ohne Banklizenz. Seit der Finanzkrise 2007/2008 ist eine strengere Regulierung dieses Sektors Thema, beschlossen wurden seither vor allem strengere Regeln für die traditionellen Banken. Weiterlesen

Mehr Reisenachfrage – Tui «dankbar und zufrieden»

Von Jan Petermann, Steffen Weyer und Marco Rauch, dpa/dpa-AFX

Hannover/London (dpa) – Sehnsucht nach dem Sommerurlaub: Die wiedererwachte Reiselust der Verbraucher verschafft Tui mehr finanzielle Luft und soll den staatlich geretteten Konzern nach der Corona-Krise stabilisieren. Mehr Kunden entschieden sich in den vergangenen Monaten für eine Buchung beim Branchenprimus – trotz der Rekordinflation und eines drohenden Wirtschaftsabschwungs, der auf die Einkommen der Haushalte durchschlagen könnte. Noch profitierte Tui von höheren Preisen vieler eigener Angebote, und die Nachfrage nach längeren sowie höherwertigen Aufenthalten zog an.

2023 soll es weiter aufwärtsgehen. Die Buchungseingänge werden kurzfristiger, weil Kunden bei Bedarf oft noch vor dem Urlaubsantritt umplanen wollen. Für den laufenden Winter entwickelten sich die Buchungen gut, hieß es am Mittwoch. Tui sieht aber auch verschiedene Risiken.

Coronahilfen sollen zurückgezahlt werden

Der Vorstand um den neuen Konzernchef Sebastian Ebel will dennoch bald die Rückzahlung der Hilfen angehen, mit denen der Bund den Touristikriesen während der Pandemie vor dem Untergang bewahrt hatte. Die erwarteten Gewinne aus dem Reisegeschäft reichen dafür noch nicht aus. Deshalb sollen Aktionäre erneut frisches Geld zuschießen. Die Börse gab sich zunächst wenig überzeugt, der Tui-Kurs rutschte ab.

Unterm Strich fiel 2021/2022 (bis Ende September) zwar immer noch ein Verlust von 277 Millionen Euro an – dieser konnte jedoch auf etwa ein Zehntel des Vorjahreswerts gedrückt werden. Ohne Zinsen, Steuern und weitere Faktoren blieben 409 Millionen Euro als Gewinn, 2020/2021 hatte Tui auf dieser Basis mehr als 2 Milliarden Euro verloren.

Die Menschen wollen wieder verreisen

Durch das Comeback des Sommerurlaubs bei den Europäern arbeitete sich das Unternehmen schrittweise aus den Problemen heraus. «Der Sommer war stark», sagte Ebel in London. «Wir sind dankbar und zufrieden, dass wir ein wirklich gutes Quartal hatten. Und wir sehen, dass die Bereitschaft zu reisen so hoch ist wie vor Corona.» Die Teuerung verringere in manchen Kundengruppen die Konsumneigung, Flugausfälle verursachten Sonderkosten. Einen neuen Einbruch erwarte Tui aber nicht: «Der Kunde wird gucken, dass er in seinen Budgets bleibt.»

Im Vergleich dazu hätten die Reisebeschränkungen in vielen Ländern im Vorjahr das Geschäft noch «ziemlich lahmgelegt. Jetzt sehen wir eine Rückkehr zur Normalität.» Tui erreichte im Sommer 2022 inzwischen 93 Prozent des Gästeaufkommens aus der Vor-Corona-Zeit, die erzielten Preise waren im Schnitt knapp ein Fünftel höher als zur Hauptsaison 2019. Im zurückliegenden Gesamtjahr lag der Umsatz mit 16,5 Milliarden Euro rund dreieinhalb Mal so hoch wie im Jahr davor.

«Wenn man bedenkt, dass auch der letzte Winter ein Komplettausfall war, ist unser Ergebnis doch sehr erfreulich», sagte Ebel. In allen Sparten – Hotels, Airlines, Kreuzfahrten und Veranstaltungen – erholte sich das Geschäft. Für die eigene Fluggesellschaft Tuifly hatte Ex-Konzernchef Fritz Joussen ein Sparprogramm aufgelegt, das intern hoch umstritten war und die Flottengröße an der Kapazität im schwächeren Winter ausrichtet. «Das heißt, dass wir jetzt besser atmen können, wenn es Nachfragerückgänge gibt», erklärte Ebel. Außerdem besitzt Tui zahlreiche Hotels nicht mehr direkt selbst, sondern organisiert in erster Linie nur noch deren Betrieb.

Nicht nur Pauschalreisen im Angebot

Neue Chancen sehen die Hannoveraner in individuell buchbaren Direktangeboten zum Beispiel für Flüge, Unterkünfte, Rundreisen, Ausflüge oder Mietwagen. Diese sollen die klassische Pauschalreise ergänzen. «Deutschland war der erste Markt dafür, auch in anderen Ländern werden wir das ausrollen», so Ebel. Bei der Vorstellung des nächsten Sommerprogramms hatte Tui kürzlich erklärt, dass viele Kunden zudem besonders an All-Inclusive-Paketen interessiert seien.

Das Jahr 2023 könne solide und gut werden, glaubt die Tui-Führung. Ebel betonte, man sei sich der «externen Marktfaktoren sehr bewusst» – dazu gehören die konjunkturellen Folgen des Ukraine-Krieges ebenso wie die Corona-Nachwehen, der allgemeine Preisschock und starke Währungsschwankungen. Doch Erlös und Betriebsergebnis sollen zulegen. Finanzchef Mathias Kiep schränkte ein: «Die Unsicherheiten erlauben uns heute noch nicht, eine konkrete Orientierung zu geben.»

Die Job-Situation scheint sich wieder zu entspannen. Ende September lag die Zahl der Beschäftigten mit rund 61 000 um gut ein Fünftel über dem Vorjahr. Tui hatte in der Krise aber auch viele Stellen gestrichen und kommt daher von einem geringeren Ausgangsniveau.

Nach der Rettung durch den Staat 2020 musste der Konzern zusätzliche Zinskosten für Darlehen schultern. Nun kündigte er die nächsten Schritte zur Rückzahlung der Hilfen an. Bis Ende 2023 sollen mindestens 730 Millionen Euro plus Zinsen zurückfließen, das nötige Geld will Tui mit der Ausgabe neuer Aktien zusammenbekommen.

Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes hatte in der Hochphase der Corona-Pandemie unter anderem auch die Lufthansa gestützt. Die Tui will überdies ihren Kreditrahmen bei der Staatsbank KfW, der sich derzeit auf 2,1 Milliarden Euro beläuft, reduzieren.

Die Nettoverschuldung sank zuletzt deutlich um etwa 1,5 Milliarden auf 3,4 Milliarden Euro. «Wir wollen die Kapitalerhöhung auch nutzen, um unsere Verbindlichkeit bei der KfW zurückzuführen», erklärte Kiep. Zunächst müsse man auf die tatsächliche Lage im Winter schauen: «Wie viel brauchen wir, wie viel Puffer müssen wir im Unternehmen haben?»

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Nur jeder zehnte Vater nimmt längere Elternzeit in Anspruch

 Berlin (dpa) – Nur etwa jeder zehnte Vater nimmt mehr als zwei Monate Elternzeit in Anspruch. Das zeigt eine am Mittwoch vorgestellte Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) für den Zeitraum zwischen 2009 und 2019. Der Auswertung zufolge leisten Mütter immer noch den Großteil der Kinderbetreuung. «Über die ersten Lebensmonate des Kindes hinaus sind seit Einführung des Elterngeldes kaum weitere Fortschritte bei der Aufteilung der Familienarbeit zu erkennen», sagte Mathias Huebener, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim BIB. Weiterlesen

Bloomberg: Musk nicht mehr reichster Mensch der Welt

New York (dpa) – Der Twitter-Chef und Tech-Milliardär Elon Musk ist in den Ranglisten der Superreichen auf Platz zwei zurückgefallen. In den Rankings «Bloomberg Billionaires» und «Forbes» belegte der bisherige Spitzenreiter am Mittwoch Platz zwei hinter dem französischen Unternehmer Bernard Arnault vom Luxusgüterkonzern LVMH. Damit verliere Musk zum ersten Mal seit 2021 den Titel als reichster Mensch der Welt, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Nach Schätzung von Bloomberg ist Musks Privatvermögen seit Januar um mehr als 100 Milliarden US-Dollar auf 163,6 Milliarden Dollar (etwa 153,9 Milliarden Euro) gesunken. Das Vermögen von Arnault bezifferte Bloomberg auf 170,8 Milliarden Dollar (etwa 160,6 Milliarden Euro). Der 73-Jährige ist Vorsitzender des französischen Luxusimperiums LVMH, zu dem Modeikonen wie Dior und Louis Vuitton und Champagnermarken wie Moët & Chandon gehören. Weiterlesen

Energiekrise: Viele Kommunen wollen bei Bädern sparen

Stuttgart (dpa) – Angesichts der Energiekrise wollen etliche Kommunen in Deutschland einer Umfrage zufolge sparen und etwa Schwimmbäder schließen oder die Straßenbeleuchtung reduzieren. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) befragten Städte und Gemeinden will Leistungen kürzen. Im Vorjahr hatte der Anteil bei 26 Prozent gelegen.

Befragt wurden dafür im Oktober und November 301 Kommunen mit mindestens 20.000 Einwohnern. Da es in einigen Bundesländern vergleichsweise viele kleinere Kommunen gebe, seien die Ergebnisse «bedingt repräsentativ». Weiterlesen

Gesetzliche Krankenkassen mit Plus bis Ende September

Berlin (dpa) – Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) haben in den ersten drei Quartalen dieses Jahres ein Plus verbucht. Bis Ende September stand bei den 97 Kassen ein Überschuss von 195,3 Millionen Euro, wie das Bundesgesundheitsministerium in Berlin mitteilte.

Einnahmen von 215,6 Milliarden standen demnach Ausgaben von 215,4 Milliarden Euro gegenüber. Die Finanzreserven lagen bei 10,2 Milliarden Euro. Dies habe 0,4 Monatsausgaben und damit dem Zweifachen der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve entsprochen. Weiterlesen

Berlin für das Einfrieren von Milliardenzahlungen an Ungarn

Brüssel (dpa) – Deutschland ist nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock für das Einfrieren von EU-Milliardenzahlungen an Ungarn. Als Bundesrepublik unterstützte man «die sehr guten Vorschläge der EU-Kommission», sagte die Grünen-Politikerin am Montag am Rande eines Treffens mit Kolleginnen und Kollegen der anderen EU-Mitgliedstaaten in Brüssel. «Hier geht es um unsere Werte, um unsere Rechtsstaatlichkeit als Europäische Union im Ganzen.»

Die EU-Kommission hatte kurz zuvor eine Empfehlung erneuert, nach der für Ungarn vorgesehene EU-Fördermittel in Höhe von rund 7,5 Milliarden Euro eingefroren werden sollten, bis die rechtsnationale Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban Versprechen zur Wahrung der Rechtsstaatlichkeit komplett umgesetzt hat. Über den Vorschlag sollen nun die anderen EU-Mitgliedstaaten abstimmen. Notwendig zur Annahme wäre eine qualifizierte Mehrheit – das heißt, mindestens 15 der 27 EU-Staaten müssten zustimmen und zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU ausmachen. Weiterlesen

FDP: Freibeträge bei Erbschaftssteuer um 25 Prozent erhöhen

Berlin (dpa) – Im Streit um die Erbschaftssteuer verlangt die FDP eine Erhöhung der Freibeträge um einmalig 25 Prozent. Anschließend sollen sie automatisch an die Preissteigerungsrate angepasst werden. Das hat das FDP-Präsidium beschlossen und die Länder aufgefordert, entsprechend tätig zu werden.

«Ansonsten werden wir erleben, dass gerade Erben von Mietshäusern immer häufiger gezwungen sein werden, diese zu veräußern», sagte Präsidiumsmitglied Martin Hagen im Anschluss. Es sei aber «gesamtgesellschaftlich nicht wünschenswert», dass Mietshäuser aus Familienbesitz an Investoren übergehen, weil die Steuer die Erben überfordere.

Der Bundestag hatte am vergangenen Freitag das Jahressteuergesetz mit umfassenden steuerlichen Änderungen beschlossen. Eine Übertragung von Immobilienvermögen durch Erbschaften und Schenkungen könnte demnach unter bestimmten Umständen teurer werden. Der Bundesrat muss dem Gesetz noch final zustimmen. Im Erbschaftsfall hat jedes Kind heute einen Freibetrag von 400.000 Euro, wenn die Erben ihr Elternhaus nicht selbst bewohnen. Weiterlesen

Verfassungsbeschwerde wegen Euro-Rettungsfonds ESM erfolglos

Karlsruhe (dpa) – Anderthalb Jahre nach den Abstimmungen im Bundestag und Bundesrat kann Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein Gesetz zur Änderung des Euro-Rettungsfonds ESM prüfen und gegebenenfalls unterzeichnen. Das Bundesverfassungsgericht verwarf nach Angaben vom Freitag eine Beschwerde von sieben FDP-Bundestagsabgeordneten als unzulässig. Auf Bitten des höchsten deutschen Gerichts hatte Steinmeier die Prüfung im Sommer 2021 ausgesetzt. Seine Unterschrift ist nötig, damit ein Bundesgesetz in Kraft treten kann.

Die Kläger hätten nicht ausreichend dargelegt, warum ihre Rechte verletzt sein sollten, erläuterte das Gericht in Karlsruhe. Auch hätten sie nicht erklärt, warum mit den Änderungen Hoheitsrechte auf den ESM oder die Europäische Union übertragen würden. Eine rein faktische Änderung stelle jedenfalls in aller Regel keine solche Übertragung von Hoheitsrechten dar. Weiterlesen

Dax kämpft mit weiterer Stabilisierung

Frankfurt/Main (dpa) – Der Dax kämpft zum Ende einer schwachen Woche trotz guter Vorgaben mit einer weiteren Stabilisierung. Nach einem freundlichen Start in den Freitag behauptete der deutsche Leitindex zuletzt ein Plus von 0,20 Prozent auf 14.293,29 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte stieg um 0,26 Prozent auf 25.529,92 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zeigte sich hingegen fast unbewegt.

Am Vortag hatte der Dax minimal im Plus geschlossen und damit eine dreitägige Verlustserie beendet. Auf Wochensicht steuert er indes auf einen Verlust von rund anderthalb Prozent zu, nachdem er vergangene Woche noch knapp am neunten Wochengewinn in Folge vorbeigeschrammt war.

Analyst Jochen Stanzl vom Finanzdienstleister CMC Markets sieht «Schnäppchenjäger» am Werk, «die auf dem aktuellen Niveau einsteigen und auf neue Hinweise auf eine nachlassende Inflation in den USA hoffen». Weiterlesen

Volkswagen: Gebrauchtwagenpreise könnten nachgeben

Braunschweig (dpa) – Die stark gestiegenen Preise für Gebrauchtwagen sind nach Einschätzung der VW-Finanzsparte auf einem Höchstniveau angekommen und dürften bald wieder sinken. «Wir haben den Peak erreicht», sagte Vertriebschef Anthony Bandmann im Rückblick auf das zu Ende gehende Geschäftsjahr. Zuletzt seien Fahrzeuge aus zweiter Hand häufig um 20 bis 25 Prozent teurer als im langjährigen Durchschnitt gewesen.

Auch der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen Financial Services (VWFS), Christian Dahlheim, vermutet, «dass sich die Gebrauchtwagenpreise wieder normalisieren». Sie gingen schon ein wenig nach unten, hieß es aus dem Unternehmen. Die Menschen seien in der Rezessionserwartung vorsichtiger.

Lieferprobleme bei Mikrochips, lange Wartezeiten und Preiserhöhungen für neue Fahrzeuge führen dazu, dass viele Privatkunden und Firmen auf Gebrauchtwagen ausweichen – was dort ebenfalls die Preise treibt. VWFS kann von dem Trend profitieren, weil viele der konzerneigenen Rückläufer-Autos aus Leasing- oder Finanzierungsverträgen meist noch recht jung sind und sich daher mit hohen Restwerten weitervermarkten lassen. Parallel dazu wird der Handel mit Gebrauchtfahrzeugen auch externer Marken über offene Internetportale immer wichtiger. Weiterlesen

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