Nicolaus Cusanus

„Ich würde ihn (den Moselaner Cusanus) für einen ausgesprochenen Eifeler Typ halten. Besehen Sie nur einmal sein Bild und lesen Sie einmal seine Briefe.“ Der Mann, der dem Philosophen Maurice de Gandillac diese Auskunft gab, musste es eigentlich wissen: Theologieprofessor Josef Koch kannte als Sohn Münstereifels nicht nur die Eifler, sondern als einer der renommiertesten Cusanus-Experten auch den deutschen Meisterdenker des 15. Jahrhunderts sehr gut. Koch wusste, welche Eigenschaften die Zeitgenossen des 1401 in Kues geborenen Kardinals diesem nachsagten: Der hochgewachsene Cusanus galt als energisch und bisweilen grob, prinzipienstreng und diszipliniert, zugleich aber auch als persönlich bedürfnislos und bescheiden. Mit diesen Charakterzügen machte er sich nicht nur Freunde. In einer Zeit, in der gerade auch die Kirchenfürsten Pomp und Luxus schätzten, wurden seine Klagen gegen Korruption und Verschwendung und sein Eintreten für Reformen oft nicht gern gehört. Andere störten sich an seinem Ernst und an der Sorgfalt, mit der sich Weiterlesen

Christian Urhan

Als im Februar 1790 der Tuchmacherfamilie von Paul Urhan und dessen Ehefrau Katharina (geb. Weber) der Sohn Christian geboren wurde, befand sich die Welt Europas im welthistorischen Umbruch. Im Jahr zuvor hatte in Frankreich die Revolution begonnen, ein Jahr später wurde der französische König Ludwig XVI. geköpft. Nicht lange danach erreichten französische Revolutionstruppen auch Monschau; die blühende Tuchmacherstadt wurde wie die übrige Eifel 1794 Teil Frankreichs. Während etliche Eifler Bauern sich noch jahrelang gegen die oft als antichristlich empfundene französische Herrschaft auflehnten, verhalf das neue Regime dem Handwerkersohn aus Monschau zu unerwartetem Glück. Bereits als Kind war seine außerordentliche Musikalität aufgefallen und er hatte mit Unterstützung der Fabrikantenfamilie Scheibler seine erste Ausbildung im Geigenspielen erhalten. Bald schon konnte der junge Violinist an Konzerten mitwirken – und bei einem dieser Auftritte in Aachen hörte ihn im Jahr 1804 Joséphine, die Gattin Napoleons, die dort zur Kur weilte. Sie ermöglichte dem jungen Weiterlesen

Josef Meyer

„Hoch droben im bergigen Eifellande liegt, in ein stilles Wiesental gebettet, mein Heimatdörflein Duppach. Seine achtzig Wohnhäuser sind anscheinend ganz regellos errichtet worden, wie es der Zufall mit sich gebracht hat; just als wären sie dem Sämann zu früh aus dem Sack gefallen.“ Der Eifler, der in so liebenswürdigem Ton seine Erinnerungen aus früher Jugendzeit begann, war der 1857 geborene Josef (auch: Joseph) Meyer, der sich hier wie bei anderen Veröffentlichungen des Künstlernamens „Jodokus“ bediente. Mit diesem Pseudonym, das sich auf den einst in der Eifel stark verehrten Heiligen Jodokus bezog, vollzog Meyer seinen zweiten Namenswechsel. Bereits 1887 hatte der Dreißigjährige bei seinem Eintritt in den Steyler Missionsorden den Ordensnamen Wendelin angenommen, unter dem er fortan für die Steyler Missionare erfolgreich tätig war. Vorangegangen waren Kindheit und Jugend in Duppach, wo Josef als eines von zwölf Kindern einer Bauernfamilie aufwuchs. Auf Vorschlag seines Heimatpfarrers J. P. Schmitz und mit Unterstützung Weiterlesen

Johannes Müller

Der 1801 in Koblenz geborene Johannes Müller gilt als einer der größten Biologen des 19. Jahrhunderts. Ehrfurchtgebietend sind nicht nur Vielfalt und das Riesenausmaß seiner biologischen Forschungen, sondern auch die Namen seiner berühmten Schüler. Der Sohn des eifelmoselanischen Schuhmachermeisters Matthias Müller und dessen mainfränkischer Ehefrau Anna Wittmann veröffentlichte rund 15000 Druckseiten, darunter 20 Bücher und 250 wissenschaftliche Abhandlungen sowie Tausende eigenhändig gezeichneter Abbildungen. Zu den Schülern Müllers gehören legendäre Naturforscher wie Haeckel, Virchow oder Helmholtz. Sowohl mit seinen eigenen Arbeiten als auch durch seine Schüler hat der Mann „von unfaßbarer Schaffenskraft“ (so sein Biograph G. Koller) die Biologie maßgeblich beeinflusst. 

Johannes Müller war väterlicherseits ein echtes Eifelkind. Der Urgroßvater Lorenz Müller aus Hatzenport heiratete mit Marie Sevenich eine Winzerstochter aus Müden. Aus diesem uralten, auf die Kelten zurückgehenden Weinort stammten auch beide Eltern von Matthias Müller, dem Vater des Naturforschers. Geboren und aufgewachsen in Müden, zog Matthias Müller als Schuster nach Weiterlesen

Pitt Kreuzberg

„Das Schlimmste ist, dass man nur allzu gern den lebenden Künstler übersieht, weil der ‚tote‘ unter Umständen billiger ist. Was nützt mir ein Anerkanntwerden nach hundert Jahren!“ Als der 1888 in Ahrweiler geborene Maler Pitt Kreuzberg diesen Wunsch nach Anerkennung aussprach, lebte er mit seiner Frau Helene „Trudel“ (geb. Boosen) und den beiden Kindern in kargen Verhältnissen in Schalkenmehren. Es wäre jedoch grundfalsch, diesen Künstler, der unter den teils spöttischen, teils ehrfürchtig neugierigen Blicken der Landbevölkerung die Dauner Maarlandschaft durchstreifte, als besonders ruhmbegierig anzusehen. Ganz im Gegenteil: So recht es ihm sicher gewesen wäre, den Unterhalt für seine Familie auf festeren Boden stellen zu können, so bewusst hatte er sich gegen äußeren Glanz entschieden.

Als Pitt Kreuzberg 1913 nach Schalkenmehren zog, war ihm vollkommen klar, wie weit er sich damit von den Zentren der Kunst entfernte und wie schwierig es durch ein Leben in der Abgelegenheit der bäuerlichen Weiterlesen

Christian Klippel aus Wittlich

Christian Klippel wird 1955 in Wittlich geboren. Seine Mutter ist eine Tochter des Wittlicher Verlegers Georg Fischer, dessen Adresse in der Marienstraße 17  in Buchhandels- und Verlagskreisen bis in die Schweiz und nach Österreich bekannt ist. Dem großzügigen Wohn- und Verlagshaus angegliedert ist eine Buchbinderei. Hier verbringt Christian Klippel das erste Lebensjahr. Auch Klippels Vater, Hermann Klippel, ist gelernter Verlagsbuchhändler. Wie die Mutter ist er in Wittlich aufgewachsen. Der studierte Anglist und Theaterwissenschaftler schreibt Kinderbücher und Sketche für ein Kabarett in Mainz, in dem unter anderem Hanns-Dieter Hüsch erste Bühnenerfahrungen sammelt. Ende der 1950er Jahre zieht die Familie nach Stuttgart. Hier besucht Christian Klippel eine Waldorfschule. 1975 macht er in Heidelberg Abitur und studiert dort anschließend Geschichte, Politik und Philosophie für das Lehramt. Auf Nachfragen gibt er allerdings Schriftsteller als Berufsziel an. Als man ihn drei Semester später vor ein Gremium zitiert, das seine Motive als Wehrdienstverweigerer prüfen soll, wittert Weiterlesen

Nikolaus Elscheidt

Kein Bild ist bekannt, dass uns zeigt, wie der Bildhauer Nikolaus Elscheidt  ausgesehen hat. Wie bei vielen Meistern des Mittelalters, die für ihn das große Vorbild waren, tritt seine eigene Person hinter die von ihm geschaffenen Werke zurück. Es gibt allerdings eine Beschreibung seines Förderers, des Domvikars und berühmten Kunstsammlers Alexander Schnütgen, die uns einen Eindruck von diesem geheimnisumwitterten Künstler vermittelt: „Der Eifeler Jüngling mit seinen dunklen Augen und noch schwärzerem struppigen Vollbart machte, trotz seiner Gutmütigkeit, einen etwas unheimlichen Eindruck.“ Ähnlich dunkel wie sein Aussehen bleibt bis heute in mancherlei Hinsicht die Biographie des Künstlers, obwohl sich bedeutende Kunsthistoriker wie Peter Bloch und Anton von Euw intensiv mit Elscheidt befassten. Erst vor zwei Jahrzehnten konnte geklärt werden, dass Nikolaus Elscheidt – der Name wurde zu seinen Lebzeiten fast immer „Ellscheid“ geschrieben – 1835 in Niederscheidweiler geboren worden war. Vorher hatte man vermutet, er sei Manderscheider gewesen, und es war Weiterlesen

Andrea Heck aus Schalkenmehren

Andrea Heck aus Schalkenmehren hat in der Medizintechnik (Healthcare)- Division von Siemens die Softwareentwicklung agil, das heißt so etwas wie schnell, gemacht.  Agile Softwareentwicklung ähnelt der schlanken Produktion („Lean
Production“) in der Industrie. Teams aus unterschiedlichen Funktionen wie Forschung, Einkauf, Produktion und Verkauf arbeiten zusammen, kommunizieren direkt miteinander und stimmen sich ständig ab. Damit die wird Produktentwicklung schneller, die Produktqualität wird besser und die Kundenorientierung nimmt zu.

Andrea Heck besucht Entwicklungsteams in verschiedenen Ländern, gibt Trainings, diskutiert mit dem Management, vereinbart Maßnahmen und hilft, diese umzusetzen.  Auf internationalen Kongressen tauscht sie sich mit Experten aus anderen Firmen über das Thema aus.

Als Kind der Eifel wurde sie 1965 in Schalkenmehren geboren. Ihr Vater, Josef Heck, stammt aus einer Bauernfamilie in Hasborn, die Mutter Gertrud Maas aus Schalkenmehren. Ihr älterer Bruder Stefan Heck ist heute als Satelliteningenieur in Norwegen erfolgreich und wurde bereits als Kind der Eifel Weiterlesen

Emil Fischer

Der erste deutsche Nobelpreisträger für Chemie war ein Eifler: Emil Fischer. 1852 in dem heute zu Euskirchen gehörenden Flamersheim geboren, zählt er zu den bedeutendsten Chemikern aller Zeiten. Als Fischer 1902 den Nobelpreis erhielt, würdigte die Jury einen Ausnahmeforscher, der zu einem Giganten der organischen Chemie wurde und die Grundlagen zur Biochemie des 20. Jahrhunderts legte – ein Lebenswerk von kaum zu überschätzender wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Tragweite.

Emil Fischer war mit der Eifel auf vielfältige Weise verbunden. Oft begleitete er seinen Vater Laurenz bei dessen Einkäufen von Rohmaterialien – vor allem Wolle – in die Eifeldörfer, und als Kind liebte er Spiel und Jagd in den Eifelwäldern. Fischers Verwurzelung in der Eifel reichte tief: Die väterlichen Vorfahren waren seit Jahrhunderten in Flamersheim ansässig. In dieser Euskirchener Heimatregion erwirtschaftete Emils lebensfroher Vater als kluger Kaufmann und Industrieller ein beträchtliches Einkommen. Emils Mutter Julie Poensgen – im Gegensatz zu ihrem Weiterlesen

Johann Winter

Im 16. Jahrhundert schenkte die Nordwesteifel der europäischen Kultur mit den Schleidenern Johann Sturm und Johann Sleidanus zwei herausragende Intellektuelle. Zur gleichen goldenen Generation Eifler Gelehrter gehörten damals auch zwei Osteifler: die Humanisten Johann Winter und Jakob Omphalius aus Andernach. Während sich Omphalius als Jurist Ruhm erwarb, wurde sein Freund und Weggefährte Winter einer der größten Mediziner seiner Zeit.

Johann Winter wuchs als Sohn eines Schneidermeisters in einfachen Verhältnissen auf. Diese Herkunft erklärt auch, dass über seine Jugend wenig bekannt ist. Sogar sein Geburtsjahr steht nicht genau fest. Während früher oft 1487 genannt wurde, geht man inzwischen von 1505 aus. Die erste höhere Bildung erhielt Winter auf der Lateinschule seines damals nur rund 2500 Einwohner zählenden Heimatortes. Der weitere Bildungsweg des Andernacher Handwerkersohnes gleicht verblüffend stark dem von Sturm und Sleidanus. Auch deren Etappen der Ausbildung führten – unter anderem – über Köln und Utrecht zum berühmten Dreisprachenkolleg nach Löwen. Weiterlesen

Antonius Mönch

Es gehört zu den Launen der Geschichte, dass ausgerechnet 1933, als die schlimmsten Judenfeinde die Macht im Reich errangen, der Sohn einer Jüdin das Amt eines Weihbischofs von Trier bekleidete. Dr. Dr. Antonius Mönch, dessen Mutter fast 100 Jahre zuvor als 15-Jährige vom jüdischen zum katholischen Glauben übergetreten war, war schon seit fast zwei Jahrzehnten im Bischofsamt. Er blieb dies noch zwei weitere Jahre, ehe er 1935 einem Schlaganfall erlag. Kein Wunder, dass sich dieser Weihbischof antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt sah. Sein Beichtstuhl im Dom wurde mit faulen Eiern beworfen und beschmiert, andere machten sich über Besonderheiten des Mannes aus dem Ahrgebiet lustig  – zum Beispiel sein Lispeln. Für diese „unfeinen Menschen“, wie sich der damalige Bischof Bornewasser allzu vornehm ausdrückte, war Antonius Mönch in erster Linie „Halbjude“. Die meisten Trierer ließen sich allerdings davon kaum beindrucken. Trotz NS-Diktatur defilierten Zehntausende im Februar 1935 an dem Aufgebahrten vorbei und erwiesen ihrem Weiterlesen

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