Andrea Heck aus Schalkenmehren

Andrea Heck aus Schalkenmehren hat in der Medizintechnik (Healthcare)- Division von Siemens die Softwareentwicklung agil, das heißt so etwas wie schnell, gemacht.  Agile Softwareentwicklung ähnelt der schlanken Produktion („Lean
Production“) in der Industrie. Teams aus unterschiedlichen Funktionen wie Forschung, Einkauf, Produktion und Verkauf arbeiten zusammen, kommunizieren direkt miteinander und stimmen sich ständig ab. Damit die wird Produktentwicklung schneller, die Produktqualität wird besser und die Kundenorientierung nimmt zu.

Andrea Heck besucht Entwicklungsteams in verschiedenen Ländern, gibt Trainings, diskutiert mit dem Management, vereinbart Maßnahmen und hilft, diese umzusetzen.  Auf internationalen Kongressen tauscht sie sich mit Experten aus anderen Firmen über das Thema aus.

Als Kind der Eifel wurde sie 1965 in Schalkenmehren geboren. Ihr Vater, Josef Heck, stammt aus einer Bauernfamilie in Hasborn, die Mutter Gertrud Maas aus Schalkenmehren. Ihr älterer Bruder Stefan Heck ist heute als Satelliteningenieur in Norwegen erfolgreich und wurde bereits als Kind der Eifel portraitiert. Beide lasen in der Kindheit alle Bücher, die ihnen in die Hände fielen, und erprobten sich früh als Naturforscher.

Andrea Heck beschäftigte sich schon während ihrer Gymnasialzeit mit Computern. Der erste Rechner, den sie und ihre Mitschüler am GSG Daun programmierten, hatte noch eine Pappschachtel statt eines Gehäuses. Daneben schrieb sie in der Schülerzeitung und nahm an „Jugend forscht“ teil. In der Oberstufe programmierte sie am Apple 64. Während ihres Informatikstudiums an der Universität Erlangen-Nürnberg war sie in der Studentenvertretung aktiv, unter anderem als Mitglied des Fachbereichsrates der technischen Fakultät. Sie arbeitete als Tutorin an der Uni, und gab Programmierkurse für jüngere Studenten.

Neben dem Studium waren ihr auch Themen wie Menschenrechte wichtig. Andrea Heck lernte Spanisch, um einen Partnerort in Mittelamerika zu unterstützen, und führte dort kleine Projekte durch. Durch die Menschenrechtsarbeit lernte sie in Nürnberg ihren Mann, einen peruanischen Journalisten, kennen, der dieses Thema zu seinem Beruf gemacht hatte. Die familiäre Bindung führt sie immer wieder nach Südamerika, dabei wird sie häufig von ihrem Mann und ihren beiden Töchtern begleitet.

In einer kleinen Softwarefirma in Erlangen sammelte sie zunächst einige Jahre Praxiserfahrung als Informatikerin. Sie führte Entwicklungsprojekte für große Firmen durch, von der Telekommunikation bis zur Medizintechnik. Sie baute ein Team für objektorientierte Programmierung auf, und es gelang ihr, Aufträge auch aus den USA zu bekommen. Um Frauen bessere Chancen in der Informatik zu geben, hielt sie Vorträge bei der „Informatica Feminale“ an der Uni Bremen und bei Veranstaltungen der Gesellschaft für Informatik für Schülerinnen.

Später verließ sie die kleine Firma, um bei Siemens in der Medizintechnik-Division zu arbeiten – ein Gebiet, das sie faszinierte. Ihr erster Job als Integrationsmanagerin bestand darin, die Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und Testern in einem 500-Leute-Projekt an einem Dutzend Standorten auf drei Kontinenten zu koordinieren. Diese Gruppe entwickelte ein Software-Rahmenwerk für medizinische Bildverarbeitung für alle Siemens-Geräte. In diesem Projekt waren Kolleginnen und Kollegen aus mehr als 100 verschiedenen Nationen beteiligt, die Koordinationsaufgabe verdiente also in jeder Hinsicht das Prädikat „global“.

Zur agilen Softwareentwicklung kam Andrea Heck durch die Beobachtung, dass die starren Entwicklungsprozesse in den großen Firmen zu viel Energie und Zeit absorbierten sowie dem gesunden Menschenverstand oft zuwider liefen. Sie las verstärkt Bücher und Artikel zu diesem Thema, nahm Kontakt mit Experten innerhalb und außerhalb von Siemens auf, lernte von ihnen, und schlug schließlich ihrem Management vor, einen agilen Veränderungsprozess einzuführen. Die ganze Geschichte erforderte viel Risikobereitschaft, Überzeugungsarbeit und Beharrungsvermögen. Das Projekt ist inzwischen in guten Bahnen und weit fortgeschritten. 25 Teams in drei Ländern arbeiten derzeit „agil“ an einem neuen Softwareprojekt.

In ihrer knappen Freizeit reist sie gerne mit ihrem Mann per Fahrrad durch verschiedene Länder, und kommt auch immer gerne in die Eifel – nicht zuletzt wegen der schönen Radwege, deren einer, der Maare-Mosel-Radweg, durch ihr Heimatdorf Schalkenmehren läuft.

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