Otto Follmann

Dass Alexander von Humboldt noch im hohen Alter die Eifel bereiste und bestaunte, war kein Zufall. Der geniale Naturforscher wusste, dass dieses Mittelgebirge in naturkundlicher Hinsicht eine der eindrucksvollsten Landschaften Europas ist. Im gleichen Jahr 1845, als der 75-jährige Humboldt die Vulkangruppe des Mosenberg besichtigte, unterrichtete wenige Kilometer entfernt in Landscheid Hilarius Follmann die Dorfjugend. Der aus Niederkail stammende Lehrer machte sich nicht nur um die Förderung seines bekanntesten Schülers, des Eifeldichters Peter Zirbes, verdient. Er ließ sich zusätzlich zum Wiesenbaumeister ausbilden und entwickelte sich in diesem alten Beruf, in dem es um die Verbesserung der landwirtschaftlichen Bodenbeschaffenheit ging, zum hochqualifizierten Experten. Hilarius Follmanns kluge Meliorationspläne wurden über die Eifel hinaus mit großem Erfolg in Anspruch genommen, so etwa von dem Wallerfanger Großgrundbesitzer von Galhau oder der Entwässerungsgesellschaft St. Wendel. Am 11. Dezember 1856 wurden Follmann, der einer seit Jahrhunderten im Raum Arenrath beheimateten Familie entstammte, und seine Ehefrau Barbara Weiterlesen

Max René Hesse

Als 2006 der französische Großroman „Les Bienveillantes“ („Die Wohlgesinnten“) des jüdischen Schriftstellers Jonathan Littell erschien, wurde dieses Werk zu einem literarischen Weltereignis. Die Verkaufszahlen gingen rasch in die Hunderttausende und Littell wurde mit dem renommierten Prix Goncourt ausgezeichnet. Gerade auch in Deutschland rief der sensationelle „Jahrhundertroman“ heftige Diskussionen hervor. In Littells Buch erzählt der fiktive SS-Mann Dr. Max Aue seine Lebensgeschichte; Weltkrieg und Judenvernichtung nehmen dabei eine zentrale Rolle ein. In einem kurzen, aber wichtigen Teil des Buches schildert Max Aue seine homosexuelle Beziehung zu dem Leutnant der Waffen-SS Willi Partenau.

Was hat all dies mit der Eifel zu tun? Was anscheinend selbst Literaturwissenschaftlern nicht aufgefallen ist: Die Figur Partenau stellt einen klaren Bezug zu dem 1929 erschienenen Roman „Partenau“ des in Wittlich geborenen Schriftstellers Max René Hesse (1877–1952) dar. Das ergibt sich nicht nur aus der Gleichheit der Namen, sondern auch aus der Thematik: Im Mittelpunkt des Weiterlesen

Karl Christoffel

Als sich der damals schon hochbetagte Karl Christoffel im Kreisjahrbuch 1985 in einer Abhandlung zur langen Geschichte seines Heimatdorfes selbst unter die berühmten Ürziger einreihte, war dies kein Zeichen von Überheblichkeit. Der 1895 in diesem Weinort von Weltruf als Winzerspross Geborene konnte auf ein beeindruckendes Lebenswerk zurückblicken. Christoffels schriftstellerisches Lebenswerk umfasst mehr als 3000 Druckseiten und sein politisches Wirken war von 1945 an für viele Jahrzehnte wichtiger Teil der Geschichte von Südeifel und Mittelmosel sowie von Rheinland-Pfalz überhaupt.

Kindheit und Jugend Christoffels fielen noch in die wilhelminische Kaiserzeit. Auf das Abitur 1914 am Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium folgten harte Weltkriegsjahre, aus denen der Eifelmoselaner als Unteroffizier zurückkehrte. Christoffels anschließende Studienjahre könnten fast den Eindruck erwecken, als habe er damals noch nicht genau gewusst, welche seiner Begabungen er zu einem Beruf entwickeln soll. Er studierte zunächst Deutsch, Französisch und Geschichte in Münster und machte dort 1920 sein Staatsexamen. Von 1920 bis 1923 folgte ein Weiterlesen

Franz-Josef Hahn aus Daun

Auch eine Reise von 1000 Schritten beginnt immer mit dem ersten Schritt. Diese Chinesische Weisheit, die die Geduld beschreibt, die man aufbringen muss, um seine Ziele zu erreichen, ist für Franz-Josef Hahn zum Lebensmotto geworden. Viele Erfahrungs- und Entscheidungsschritte, anfänglich oftmals ohne ein klar erkennbares Ziel, haben den gebürtigen Dauner zu dem gemacht, was er heute ist: Mitgründer und Leiter einer asiatischen Rückversicherung, Berater der Hongkonger Regierung in strategischen Fragen des Versicherungsmarktes sowie Aufsichtsratmitglied amerikanischer- und asiatischer Versicherungsgesellschaften.

Franz-Josef Hahn, Jahrgang 1957, wuchs in Daun zusammen mit seinen drei Geschwistern im Haushalt eines niedergelassenen Hausarztes und der aus Heidelberg stammenden Mutter auf. Kindergarten, Volksschule und die ersten Jahre im frisch gegründeten Neusprachlichen Gymnasium bestimmten seine Kindheit und Jugend in der Eifel. Kindheitserinnerungen blieben vor allem verhaftet mit dem Leben in und mit der Natur.

Die Vulkanlandschaft mit ihren Maaren, wo man im Sommer mit Freunden ausgelassen Weiterlesen

Georg Fischer

Georg Fischer

„Was kommen soll, steht in Gottes Hand. Ich selber bin vorerst noch ganz ruhig. Die materiellen Dinge sind mehr oder weniger gleichgültig geworden. Man tut seine Pflicht und damit basta.“ Als der 62-jährige Wittlicher Verleger Georg Fischer im Februar 1943 diese Zeilen an seinen Sohn Ernst schreibt, hatte wenige Tage vorher die Schlacht um Stalingrad nach dem Sterben von weit über einer Million Soldaten ihr grausiges Ende gefunden. Weiterlesen

Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser

Nur wenige Namen von Eifeldörfern dürften Kaiser Wilhelm II. so angenehm in den Ohren geklungen haben wie derjenige von Lieser. Während der wilhelminischen Herrschaft bestand kein Zweifel daran, dass der Deutsche Kaiser den nach dem Eifelmoselort benannten Freiherrn Clemens von Schorlemer-Lieser außerordentlich schätzte. Mehrfach hielt sich der Kaiser auf Schloss Lieser bei seinem Jagdfreund auf und nach dem Tod des Freiherrn würdigte ihn der Ex-Kaiser als einen Mann von staatsmännischer Klugheit und Tüchtigkeit und bezeichnete dessen Tod als schweren Verlust für das Vaterland.

Die enge Verbundenheit des Freiherrn Clemens von Schorlemer mit Eifel und Mosel war diesem nicht in die Wiege gelegt. 1856 im münsterländischen Haus Alst als Freiherr von Schorlemer-Alst geboren, entstammte er einem der ältesten Adelsgeschlechter Westfalens. Sein Vater Burghard war als Mitgründer der Zentrums-Partei nicht nur führender Vertreter des politischen Katholizismus, sondern galt als Vorsitzender des Westfälischen Bauernvereins auch als „Bauernkönig“ von Westfalen. Die Verbindung mit Lieser Weiterlesen

Margaretha von der Marck-Arenberg

Nicht völlig ohne Berechtigung könnte man die Mitglieder der europäischen Herrscherhäuser als Kinder der Eifel bezeichnen. Wie einst die deutschen Hohenzollern-Kaiser oder die Zaren, so stammen auch der heutige britische Prinz William, der spanische Kronprinz Felipe oder Fürst Albert von Adelsgeschlechtern aus der Eifel ab. Auch in den Adern von Hitlers härtestem Gegner Churchill flossen mehr als nur ein paar Tropfen Eifler Blutes. Und schließlich sind viele bürgerliche Eifler selbst – meist ohne es zu wissen – durch ihre Abstammung vom alten Adel der Eifel mit den berühmtesten Herrschern des Mittelalters und der Neuzeit verwandt.

Zu diesen ruhmvollen Eifler Adelsgeschlechtern zählen etwa die Manderscheider Grafen und das Geschlecht derer von der Marck-Arenberg. Hier soll nun eine der großen Herrscherpersönlichkeiten jener Familie vorgestellt werden, deren Stammsitz die Arenburg in der Eifel ist. Diese Burg liegt nur wenige Kilometer vom Eifelort Adenau entfernt, von dem bekanntlich die Familie des ersten deutschen Weiterlesen

Paul Dresser

Unter allen historischen Eifelkindern ist er wohl das größte Schwergewicht: Paul Dresser, einer der erfolgreichsten Liedkomponisten des 19. Jahrhunderts, wog zu seinen Spitzenzeiten über 150 kg. Gewichtig ist aber auch seine kreative Lebensleistung: An der Wende zum 20. Jahrhundert gab es keinen erfolgreicheren Komponisten amerikanischer Unterhaltungsmusik. Dressers größter Hit „On the Banks of the Wabash, Far Away“ aus dem Jahr 1897 gilt als zweiterfolgreichster Song des 19. Jahrhunderts. Dieses Lied allein brachte ihm die für damalige Künstler ungeheure Summe von über 100 000 Dollar ein; nach heutigen Begriffen verdiente Dresser mit seiner Musik vermutlich ein beinahe zweistelliges Millionenvermögen. In diesem Song erinnert sich Dresser an seine Kindheit im US-Bundesstaat Indiana. Dort war er 1858 als viertes Kind des aus Mayen ausgewanderten Johann Paul Dreiser und dessen gleichfalls deutschstämmiger Frau geboren worden. Da seine älteren Geschwister früh im Kindesalter starben, wuchs Paul als Ältester der zahlreichen Geschwisterschar auf. Sein jüngster Bruder Weiterlesen

Anton Schütz

In einigen der wichtigsten Büchereien der Welt, etwa der amerikanischen Kongressbibliothek oder der französischen Nationalbibliothek, hängen ebenso wie in den nicht weniger ruhmvollen Uffizien zu Florenz oder im Britischen Museum Bilder eines brillanten Zeichners aus der Eifel: des gebürtigen Berndorfers Anton Schütz. Viele berühmte Gebäude und Plätze des 20. Jahrhunderts sind von diesem Mann eindrucksvoll gezeichnet worden, der 1894 als Sohn des Dorflehrers Anton Valentin Schütz und dessen Ehefrau Elisabeth Struth das Licht der Welt erblickte. Wie später der in die USA emigrierende Sohn Anton, so änderte auch schon dessen Vater eines Tages markant den Kurs seines Lebens. Der 1855 in Meisburg – gleichfalls als Sohn eines Lehrers – geborene Anton Valentin gab nach Tätigkeiten in Eckfeld und Berndorf den Lehrerberuf auf und ließ sich in Trier als Journalist nieder. 1944 starb dieser vielseitig tätige Meisburger, Mitgründer des Eifelvereins, als Triers ältester Journalist. Von der in der Schütz-Familie herrschenden Begabung Weiterlesen

Peter Engel

Wie viele Auswanderer aus der Eifel, so zog es auch den Bausendorfer Philipp Engel Mitte des 19. Jahrhunderts in die karg besiedelten nördlichen Staaten der USA. Zunächst ließ er sich mit seiner aus Kinheim stammenden Frau in Wisconsin nieder. Hier wurde dem Paar als Erstgeborener 1856 der Sohn Peter geboren. Einige Jahre später erwarb die junge Familie eine Farm in Minnesota. In diesem seenreichen Pioniergebiet, in dem es noch heftige Kämpfe mit Sioux-Indianern gab, mussten sie sich unter widrigen Bedingungen behaupten. Von dem Auswanderer Philipp Engel ist kaum etwas bekannt, aber er dürfte ein ähnlich tüchtiger Mann gewesen sein wie sein Ende des 19. Jahrhunderts in Bausendorf lebender Verwandter, der Schmied Philipp Engel („Aewertz Schmied“). Kaspar Hebler, der Bausendorfer Heimatautor, erinnerte sich an diesen Eifler Vetter des Abtes als an einen der fleißigsten Bürger. An jedem Werktag sei er mit Holzschuhen, ledernem Schurzfell, aufgestülpten Hemdärmeln und rußigem Gesicht zu sehen Weiterlesen

Adolf Müller

Reichskanzler Brüning hielt ihn für den „Klügsten unserer Diplomaten“ und für den besten Kenner der französischen Politik. Der Wittlicher Kaufmannssohn Adolf Müller (1863–1943) wurde von den Reichskanzlern und Reichspräsidenten der Weimarer Republik aufs Höchste geschätzt, egal zu welcher politischen Richtung sie zählten. Müller war mit dem Sozialdemokraten Ebert ebenso freundschaftlich verbunden wie mit dem konservativen Generalfeldmarschall von Hindenburg. Ein erstaunlicher Umstand, denn der Eifler war keineswegs parteipolitisch neutral, sondern vielmehr ein bekannter und bekennender Sozialdemokrat, der sich vielfältig für seine Partei eingesetzt hatte. Als Dreißigjähriger war Müller 1893 Journalist bei der „Münchener Post“ geworden, dem Organ der Münchener Sozialdemokraten. 1896 übernahm er die Leitung dieses weithin beachteten Blattes und behielt sie bis 1919. In dieser Zeit verdreifachte sich die Auflage auf ca. 30 000 und gerade Müllers Artikel erregten durch ihre sprachlich brillante Kritik an sozialer Ungerechtigkeit, Militarismus und Imperialismus besondere Aufmerksamkeit. Der Wittlicher war ein begeisterter Journalist, der auch Weiterlesen

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