Christian Klippel aus Wittlich

Christian Klippel wird 1955 in Wittlich geboren. Seine Mutter ist eine Tochter des Wittlicher Verlegers Georg Fischer, dessen Adresse in der Marienstraße 17  in Buchhandels- und Verlagskreisen bis in die Schweiz und nach Österreich bekannt ist. Dem großzügigen Wohn- und Verlagshaus angegliedert ist eine Buchbinderei. Hier verbringt Christian Klippel das erste Lebensjahr. Auch Klippels Vater, Hermann Klippel, ist gelernter Verlagsbuchhändler. Wie die Mutter ist er in Wittlich aufgewachsen. Der studierte Anglist und Theaterwissenschaftler schreibt Kinderbücher und Sketche für ein Kabarett in Mainz, in dem unter anderem Hanns-Dieter Hüsch erste Bühnenerfahrungen sammelt. Ende der 1950er Jahre zieht die Familie nach Stuttgart. Hier besucht Christian Klippel eine Waldorfschule. 1975 macht er in Heidelberg Abitur und studiert dort anschließend Geschichte, Politik und Philosophie für das Lehramt. Auf Nachfragen gibt er allerdings Schriftsteller als Berufsziel an. Als man ihn drei Semester später vor ein Gremium zitiert, das seine Motive als Wehrdienstverweigerer prüfen soll, wittert er ein Thema. Er geht zur Bundeswehr, führt während seiner 456 Diensttage Tagebuch und sammelt Innenansichten einer Welt, die bis dahin undokumentiert ist.

Klippels Debütroman »456 und der Rest von heute«, aus der Hüfte geschrieben in einem Hotelzimmer in Paris, erscheint 1979 im Weismann Verlag – Frauenbuchverlag, der heute Kunstmannverlag heißt. Das Buch wird in acht Auflagen gedruckt und inklusive zweier Lizenzausgaben des Bertelsmann Buchclubs etwa 80.000 mal verkauft. Gelesen als leidenschaftliches Plädoyer für eine Kriegsdienstverweigerung hat es, wie die Welt online 2001 schreibt: »… gewiss 10.000 Wehrpflichtige zur Verweigerung getrieben.« Das Erscheinen des Buchs wird kurzzeitig von einem Skandal begleitet, den der STERN aufgreift – was dem Buch zusätzlich Popularität verschafft. Den Ausgang dieses Streits erlebt Klippel auf Korsika. Hierhin hat er sich zurückgezogen, um ein Jahr an seinem »Opus Magnum« zu arbeiten, das – bis auf Auszüge in einer Anthologie des MÄRZ-Verlags – unveröffentlicht bleibt.

Zwischen den kanariengelben Buchdeckeln des legendären MÄRZ-Verlags soll auch Klippels nächstes Buch erscheinen, »Barfuß nach Palermo«, geschrieben zwischen 1984 und 1985 in Amsterdam. Darin begleitet der Autor die Italienreise zweier Punks, die sich als Handleser durchschlagen. Das Buch basiert auf einer Reise, die Christian Klippel gegen Ende seines Theologie-Studiums in Rom und Palermo unternommen hat. Der Roman zweier No-Future-Protagonisten, die Zukunft verkaufen, soll als moderner Schelmenroman Spitzentitel des MÄRZ-Verlags werden – doch es kommt anders: Der Dokumentarfilm „Die März Akte“, 1986 mit einem Adolf Grimme-Preis ausgezeichnet, zeigt eine im Haus des Verlegers gedrehte Szene mit Klippel – und Einblicke in die Wirtschaftsnöte von MÄRZ, die den Verleger kurz vor Erscheinen von Klippels Buch zum Aufgeben zwingen. Der Roman erscheint dann schließlich doch noch – mit fast 15jähriger Verspätung in einer Heidelberger Edition.

Nach Ansicht von Michael Kleeberg, der das Buch im Januar 2011 im SPIEGEL zitiert, war der 1999 veröffentlichte Roman „der erste deutsche Poproman“ überhaupt. Christian Klippel hat, wie viele Autoren, als Werbetexter gearbeitet. Zehn Jahre nach seinem Debüt folgen weitere Veröffentlichungen. Mit Sven Böttcher zusammen verfasst Klippel die Hamburg-Krimis »Störmer im Dreck« (1989) und »Mord zwischen den Zeilen« (1991). Vier Jahre später folgt der Erzählband »Welch ein Tag« (1995), ein Crossover zwischen Werbung und Literatur im Auftrag von Diebels und dem ECON-Verlag. Der STERN attestiert diesem Buch 1995 augenzwinkernd »… mehr Lebendigkeit als einer Jahresproduktion Suhrkamp-Bändchen.« Es folgen Kinderbücher, Hörspiele und Drehbücher. Klippel lebt als Schriftsteller, Drehbuchautor und Inhaber einer Werbeagentur in Hamburg. Seine Geburtsstadt Wittlich besucht er regelmäßig.

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