Faktencheck: Panzer-Video auf Berliner Werbetafel ist Fake

Von Sebastian Fischer, dpa

Berlin (dpa) – Deutschland wird der Ukraine für ihren Kampf gegen den Angriffskrieg Russlands moderne Kampfpanzer senden. Gegner solcher Pläne versuchen eine Verbindung zum Zweiten Weltkrieg herzustellen. Damals waren Panzer des Deutschen Reiches in einem Vernichtungskrieg in Richtung Moskau gefahren. Jetzt soll es auf einem Werbebanner in Berlin Kritik an der deutschen Militärhilfe für Kiew gegeben haben.

Behauptung: An einer belebten Kreuzung in der Hauptstadt wurde auf einer riesigen Reklametafel ein Video  ausgestrahlt, das deutsche Panzer von 1943 und 2022 zeigt. In Anlehnung an den Satz «Nie wieder Krieg» wird die Frage aufgeworfen: «Vielleicht nicht wieder?»

Bewertung: Das Video ist manipuliert.

Fakten: Das vermeintliche Video auf dem Werbebanner verbreitet sich im Netz nach der Entscheidung der Bundesregierung von Ende Januar, Leopard 2-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern.

Die Aufnahme zeigt die Straßenkreuzung Kurfürstendamm Ecke Joachimsthaler Straße in der Nähe der Gedächtniskirche. Die LED-Werbetafel ist am Geschäftshaus Ku’damm Eck angebracht. Über das riesige interaktive Banner, auf dem in der Regel Reklame für kommerzielle Artikel und Attraktionen zu sehen ist, sollen nun angeblich Panzermodelle geflimmert sein.

Verbreiteter Clip ist manipuliert

Doch das stimmt nicht. Der in sozialen Medien verbreitete Clip ist manipuliert. Als Vorlage für den Fake dient ein ursprünglich vom Bannerbetreiber Limes ins Netz geladene Video, das haargenau dieselbe Straßenszene zeigt – mit denselben Fahrzeugen und Passanten. Was allerdings anders ist: In der Originalversion sind auf der Anzeige keine Panzer, sondern ein Comic des britisch-japanischen Künstlers Simon Fujiwara zu sehen.

Bei genauem Blick auf das manipulierte Video lässt sich zudem ausmachen, dass die Lichtreflexion auf dem Straßenasphalt nicht zum angeblichen Farbverlauf auf der Anzeigentafel passt.

Dem Recherchennetzwerk Correvtiv teilte das Unternehmen Limes mit, dass ein Clip mit den Panzermodellen auf keiner seiner Werbetafeln gezeigt worden sei. Das Video sei eine Fälschung.

Limes hatte die Originalszene am 7. April 2022 auf die Viedeoplattform Youtube hochgeladen. Die Bundesregierung entschied sich erst zehn Monate später zu Panzerlieferungen.

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Pentagon sichtet chinesischen Spionageballon über den USA

Washington (dpa) – Das US-Militär hat einen chinesischen Spionageballon über dem Norden der USA gesichtet. Der Ballon sei am Mittwoch über dem Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA entdeckt worden, teilte das Pentagon am Donnerstag mit. Die Flugbahn des Ballons werde genau verfolgt. Er befinde sich noch immer über den Vereinigten Staaten, hieß es.

Man habe erwogen, ihn abzuschießen, sich dann aber dagegen entschieden, wegen der Gefahr durch herabfallende Trümmer. Nach der Entdeckung des Ballons habe die Regierung umgehend Maßnahmen ergriffen, um die Preisgabe von sensiblen Informationen zu verhindern, sagte Pentagonsprecher Pat Ryder. Weiterlesen

Zwölf Soldaten bei Unfall mit Schützenpanzer Puma verletzt

Gardelegen (dpa) – Bei einem schweren Unfall mit zwei Schützenpanzern Puma sind am Mittwoch im Gefechtsübungszentrum des Heeres (GÜZ) in Sachsen-Anhalt zwölf Soldaten verletzt worden. Davon habe einer schwere Verletzungen erlitten, sagte ein Bundeswehrsprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Nach vorliegenden Informationen waren die beiden Fahrzeuge bei einer Übung mit höherem Tempo zusammengestoßen. Der Schwerverletzte wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Alle weiteren am Unfall beteiligten Soldaten wurden im Anschluss medizinisch versorgt.

Die Soldaten gehören zu einem Truppenteil aus Munster in Niedersachsen, wie ein Bundeswehrsprecher bestätigte. Die Feldjäger nahmen der Bundeswehr zufolge Untersuchungen zum Unfallhergang und den möglichen Ursachen auf, die zunächst unklar waren. Weiterlesen

Überleben im Schutz des Dschungels von Myanmar

Von Athens Zaw Zaw und Carola Frentzen, dpa

Naypyidaw/Bangkok (dpa) – Khin Khin führte ein glückliches Leben nahe der Stadt Hpa-an im Südosten von Myanmar, als sich vor zwei Jahren schlagartig alles änderte. Die Region mit ihren zahlreichen Höhlen und Pagoden lockte bis dahin auch Touristen aus aller Welt. Die 44-Jährige arbeitete als Krankenschwester. Verheiratet, Mutter von drei Kindern. Ihr Ehemann war Mitglied der Nationalen Liga für Demokratie (NLD), der Partei der damaligen Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Als das Militär putschte und die Soldaten kamen, war die Familie gerade nicht zu Hause. Das war ihre Rettung.

Heute lebt Khin Khin als Binnenvertriebene im Dschungel des Bundesstaates Karen an der Grenze zu Thailand. «Ich kann erst nach Hause zurückkehren, wenn Min Aung Hlaing tot ist», sagt sie. Gemeint ist jener General, der als Drahtzieher des Umsturzes vom 1. Februar 2021 gilt – und der mit Russland einen mächtigen Verbündeten hat.

Seit jenem verhängnisvollen Tag ist das frühere Birma, das gerade auf dem Weg zu demokratischen Reformen war, unaufhaltsam zurück in die Tage früherer Militärdiktaturen geglitten. Suu Kyi wurde festgenommen und mittlerweile zu insgesamt mehr als 30 Jahren Haft verurteilt. Das Land ist zum Synonym für blutige Unterdrückung, Chaos und Verzweiflung geworden. Jeder Widerstand wird brutal unterdrückt. Die Junta schreckt dabei weder davor zurück, bei Luftangriffen wahllos Zivilisten zu töten, noch Oppositionelle zu Tode zu foltern.

Andere Krisen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich

Nach jüngsten Schätzungen des nichtstaatlichen Think Tanks «Institute for Strategy and Policy – Myanmar» (ISP) sind seit dem Umsturz bereits zwei Millionen Menschen vor den Attacken und Festnahmen der Armee geflohen – und leben als Vertriebene im eigenen Land. Sie kommen aus Großstädten wie Yangon und Mandalay ebenso wie aus kleinen Dörfern. Oft haben sie sich tagelang durch den Dschungel gekämpft.

Die Welt blickt derzeit auf andere Orte des Grauens, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine vor allem, oder den Bürgerkrieg in Syrien. Der Horror von Myanmar macht deshalb kaum noch Schlagzeilen. Aber für die meisten der 54 Millionen Einwohner des südostasiatischen Landes, das an Thailand, Laos, Indien, Bangladesch und China grenzt, sind die ständigen Übergriffe des Militärs schreckliche Realität.

Die singapurische Zeitung «Straits Times» stellte kürzlich fest: «Von der Ukraine bis nach Syrien und Myanmar, wir leben in einer Welt der Flüchtlinge.» Seit 1945 habe es nicht mehr so viele Vertriebene gegeben. «Ein Flüchtling zu sein – losgerissen von Heimat, Freunden, Besitz, Kultur – ist immer eine entsetzliche Zwangslage», so das Blatt. Das musste auch Maung Win erfahren, ein Polizist aus Yangon, der sich dem Widerstand angeschlossen hat.

Lebensbedingungen in Camps sind schlecht

Er rodet gerade Teile des Waldes, um bombensichere Unterschlüpfe zu bauen. Sie sollen die Flüchtlinge vor den Luftangriffen der Junta schützen. Genau wie Khin Khin lebt er derzeit in einem Gebiet, das von der mächtigen «Karen National Union» (KNU) kontrolliert wird. Die KNU ist die älteste bewaffnete Gruppe im Vielvölkerstaat Myanmar. Seit mehr als 70 Jahren kämpft sie für die Freiheit und bietet seit dem Putsch vielen Binnenvertriebenen Schutz.

«Ich werde es nie bereuen, diesen Weg gewählt zu haben, ich bin stolz darauf», sagte Maung Win (27) der Deutschen Presse-Agentur. «Mir wurde befohlen, mich dem Militär anzuschließen, aber ich lehnte ab und bin dem Widerstand beigetreten.» Als er erzählt, wie er Familie und Freunde hinter sich lassen musste, seufzt er tief.

Die meisten im Camp leben in kleinen Hütten oder Zelten. Sauberes Trinkwasser gibt es nicht. Viele leiden unter Krankheiten wie Durchfall. Medikamente sind knapp, Nachschub zu besorgen gefährlich. Um neue Siedlungen zu bauen, werden Waldstücke abgebrannt. In die Flammen werden Abfälle geworfen, weil die Menschen nicht wissen, wo sie sie sonst entsorgen sollen. Der Geruch ist beißend. Aber das Schlimmste ist die Ungewissheit. Werden sie je heimkehren können?

Viele Vertriebene sind Kinder

Auch im angrenzenden Karenni-Staat (auch Kayah-Staat genannt) haben sich viele in die Wälder geflüchtet. Nang Phaw war schwanger, als die Streitkräfte der Junta Anfang 2022 mit schweren Waffen ihr Dorf angriffen. «Ich hatte Todesangst, ich dachte, eine der Raketen würde mir direkt auf den Kopf fallen», erzählt die 28-Jährige. Sie sei einfach in die Dunkelheit hinausgerannt, ziellos, planlos, panisch. Seither ist sie ein Flüchtling – zum ersten Mal in ihrem Leben.

Nach Erhebungen der Organisation «Karenni Human Rights Group» sind 20 Prozent der Vertriebenen Kinder unter acht Jahren. Die meisten leiden an Mangelernährung. Hilfslieferungen unter anderem der Vereinten Nationen werden Menschenrechtlern zufolge immer wieder von der Junta blockiert. Eine Zahl, die zu denken gibt: Im Karenni-Staat leben 200.000 der knapp 300.000 Einwohner mittlerweile als Binnenvertriebene.

Immer wieder gibt es Berichte über Massaker an der Zivilbevölkerung. Eines der schlimmsten wurde Ende 2021 bekannt. Im Karenni-Staat wurden in verbrannten Fahrzeugen die verkohlten Leichen von mehr als 30 Menschen gefunden, darunter Kinder sowie zwei Mitarbeiter von Save the Children. «Das Militär hat Berichten zufolge Menschen aus ihren Autos gezwungen, einige festgenommen, andere getötet und ihre Körper verbrannt», teilte die Kinderhilfsorganisation damals mit und verurteilte den Angriff als Bruch des humanitären Völkerrechts.

Terror des Militärs: Dörfer werden angezündet

Zur Strategie des Militärs gehört auch, möglichst viele Häuser zu zerstören. Schätzungen zufolge sollen es bereits Zehntausende sein. «Das Militär will den Menschen Angst machen», ist Ko Tun überzeugt, der Vertriebenen hilft. Wenn es auch nur einen Verdacht gebe, dass sich irgendwo ein Mitglied des Widerstands verstecke, würde oft die ganze Ansiedlung niedergebrannt. «Dörfer anzuzünden halten die Soldaten für nützlich, darum machen sie es regelmäßig.»

Am meisten sorgen sich die Flüchtlinge um die Zukunft ihrer Kinder. Denn auf der weltweiten Bühne steht Myanmar nur selten oben auf der Agenda. «Ich muss meine derzeitige Situation akzeptieren, weil ich will, dass sie irgendwann in Freiheit leben können», sagt Min Min aus Yangon. Der 40-jährige Vater eines Sohnes und einer Tochter ist ebenfalls in den Dschungel an der Grenze zu Thailand geflohen. «Was aus mir wird, ist mir relativ egal, aber ich habe noch Hoffnung für meine Kinder und dass sich all die Opfer, die wir bringen, auszahlen. So dass wir eines Tages nach Hause zurückkehren können.»

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Habeck spricht sich gegen Kampfjets für die Ukraine aus

Berlin (dpa) – Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat sich gegen die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine ausgesprochen. In der ZDF-Sendung «Markus Lanz» sprach Habeck von einem «Balanceakt» zwischen der «maximalen Unterstützung» der Ukraine, ohne dass Deutschland dabei selbst Kriegspartei werde. «Und das ist natürlich nicht ganz klar, wo dort die Linie verläuft.»

Nach dem, was er wisse, brauche die Ukraine für die modernen, westlichen Kampfjets die Wartung des Westens, der damit «wahrscheinlich» dann einen Schritt zu weit gehen könnte, meinte Habeck. Es sei richtig, der Ukraine Kampfpanzer zu liefern. «Aber zwischen den Kriegspanzern und Kampfjets ist ein Unterschied.» Weiterlesen

Moskau: Mehrerer Tausend fälschlicherweise mobilisiert

Moskau (dpa) – Russland hat eingeräumt, seit dem vergangenen Herbst mehrere Tausend Männer zu Unrecht für den Krieg gegen die Ukraine in die Armee eingezogen zu haben. «Mehr als 9000 Bürger, die unrechtmäßig mobilisiert wurden, wurden zurück nach Hause gebracht – darunter auch diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen auf keinen Fall hätten einberufen werden dürfen», sagte Generalstaatsanwalt Igor Krasnow bei einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin. Weiterlesen

Griechenland: Kampfflugzeug abgestürzt – Piloten vermisst

Athen (dpa) – Nach dem Absturz eines griechischen Kampfflugzeugs über dem Ionischen Meer im Westen des Landes werden die zwei Piloten des Jets vermisst.

Wie der staatliche griechische Rundfunk (ERT) berichtete, sahen die Piloten eines anderen griechischen Flugzeugs den Absturz der Maschine vom Typ F-4 Phantom 2. Zum Zeitpunkt des Unglücks übten die Piloten des abgestützten Jets demnach einen Tiefflug westlich der Küste der Halbinsel Peloponnes. Weiterlesen

Wie Kampfjets der Ukraine helfen würden

Von Carsten Hoffmann, Andreas Stein und Ulf Mauder, dpa

Moskau/Berlin (dpa) – Für die Befreiung ihrer von Russland besetzten Gebiete setzt die Ukraine nicht nur auf Kampfpanzer aus Deutschland, den USA und anderen Staaten. Zur Unterstützung einer geplanten Offensive fordert sie auch Kampfjets vom Westen. Für Russland würde das, wie es in Moskau heißt, «nichts Gutes» bedeuten. Zu den möglichen Lieferungen einige Fragen und Antworten:

Welche Typen von Kampfflugzeugen will die Ukraine?

Die Ukraine hat im Gegensatz zu der klaren Forderung bei Kampfpanzern keine einheitliche Linie, wenn es um die Kampfjets geht. Vizeaußenminister Andrij Melnyk erwähnte faktisch alle bekannten Flugzeugtypen wie die US-amerikanischen F-16, F-35, die europäischen Entwicklungen des Eurofighters und der Tornados, die französischen Rafale und schwedische Gripen. Vor allem aber dürfte es um die F-16 gehen.

Die USA haben umfangreiche und überzählige Bestände an älteren Kampfflugzeugen – inklusive eines großen Flugzeug-Schrottplatzes auf der Luftwaffenbasis Davis-Monthan in Arizona, wo Militärmaschinen ausgeschlachtet werden. Bei den älteren Flugzeugtypen wie F-15 oder F-16 sowie F-10 («Warzenschwein») könnte es wohl möglich sein, die Instandsetzung auf dem freien Markt einzukaufen. Ersatzteile sind in großer Zahl vorhanden. Grundvoraussetzung ist die Ausbildung.

Wie begründet die Ukraine ihre Forderung nach Kampfjets?

Kriegsziel der Ukraine ist die komplette Befreiung des von Russland besetzten Staatsgebiets – einschließlich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim. Für einen effektiven Vormarsch der demnächst von westlichen Kampfpanzern gestärkten Bodentruppen müssen diese idealerweise von der Luftwaffe unterstützt werden. Aufgrund der weiter funktionierenden ukrainischen Flugabwehr setzt Russland eigene Jets nur begrenzt in Frontnähe für Bombardements ein.

Im Krieg gelingt es beiden Seiten immer wieder, gegnerische Flugzeuge abzuschießen. Berichte über direkte Luftkämpfe zwischen ukrainischen und russischen Kampfjets gab es nur in den ersten Kriegstagen. Westliche Jets könnten hier vor allem Lücken schließen helfen. Doch die Rückerlangung der Lufthoheit wäre auch nach der Lieferung Dutzender Kampfjets aus dem Westen nicht zu erwarten. Das wäre nur möglich, wenn die russischen Flugabwehrsysteme komplett ausgeschaltet werden.

Womit kämpfte die ukrainische Luftwaffe bisher?

Vor dem Krieg hatte die Ukraine den Londoner Analysten des International Institute for Strategic Studies zufolge etwa 110 einsatzfähige Kampfflugzeuge. 70 davon Jagdflugzeuge des sowjetischen Typs Mig-29 und Suchoi 27. Dazu noch 45 Suchoi 25 und 24 zur Bekämpfung von Bodenzielen. Während des Krieges soll Kiew den Waffenanalysten der Investigativgruppe Oryx zufolge weitere 18 Suchoi 25 aus verschiedenen Quellen erhalten haben. Polen lieferte zudem Medienberichten nach bereits Mig-29 in Einzelteilen, und auch die Bundesregierung steuerte Mig-29-Ersatzteile bei. Das russische Militär will dabei bereits mehr als das Dreifache aller real vorhandenen ukrainischen Flugzeuge abgeschossen haben.

Die westlichen Unterstützer der Ukraine haben inzwischen umfangreiche und schwere Waffen für den Kampf am Boden und zur Flugverteidigung geschickt. Abwehrsysteme wie Patriot und Iris-T wirken überaus effektiv gegen feindliche Flugzeuge, Raketen und Drohnen und dies 24 Stunden am Tag – und schützen doch nur auf einen gewissen Umkreis des eigenen Standortes. Anders Kampfflugzeuge, die zum Schutz großer Regionen geeignet sind, wenn auch nur für beispielsweise eineinhalb Stunden pro Flug.

Was bedeutet eine mögliche Lieferung für den Kriegsverlauf?

Mehr noch als zur Überwachung und dem Schutz gegen Angriffe können Kampfflugzeuge als sogenannte Luftnahunterstützung in Kämpfe am Boden eingreifen. Und mehr noch: Sie ermöglichen es, die Kraftquellen («center of gravity») des Gegners anzugreifen. Die Ukraine wäre befähigt, Nachschubwege, Aufmarschgebiete, Treibstofflager und strategische Ziele Russlands zu zerstören. Spätestens da – so befürchten einige – wird politisch gefährlich, was im Sinne der Selbstverteidigung nicht verboten scheint.

Russland würde die Lieferung von Kampfjets als weiteren großen Schritt sehen für die von Moskau ohnehin seit langem behauptete direkte Beteiligung des Westens an dem Konflikt in der Ukraine. Der für Rüstungsfragen zuständige russische Diplomat Konstantin Gawrilow sagte im russischen Staatsfernsehen, dass die Jets das Kampfgebiet geografisch vergrößern würden. Das bedeute «nichts Gutes» für Russland, sei aber auch keine Katastrophe.

Wie spiegelt sich die Forderung in der Debatte in Deutschland?

Mehrere Länder, darunter die USA und Polen, schließen die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine nicht aus. In der Bundesregierung will man dieses Signal nicht setzen. Weder als Vorhaben noch als Option akzeptieren derzeit Politiker der Ampel-Koalition diesen Schritt, ganz vorn Kanzler Olaf Scholz (SPD). Aber auch die Vorkämpfer der Leopard-Lieferung, die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und der Grüne Anton Hofreiter, machten deutlich, dass sie gegen eine Lieferung von Kampfjets sind.

Wie würde Russland auf die Lieferung von Kampfjets reagieren?

Russland hat zwar schon jetzt keine Luftüberlegenheit über der Ukraine – allerdings auch seine Kampfjet-Verbände noch nicht im vollen Umfang im Einsatz. Das russische Staatsfernsehen zeigt fast täglich voller Stolz die zerstörerische Kraft russischer Raketen, die von Flugzeugen abgeschossen werden. Der General und Militärpilot Wladimir Popow sagte in einem Interview der Moskauer Zeitung «MK», dass Russland die Kampfjets mit Luft-Luft-Raketen abschießen würde. Wenn das nicht gelinge, müssten sie auf den Luftwaffenstützpunkten durch Hochpräzisionswaffen zerstört werden.

Dabei wies auch das Verteidigungsministerium in Moskau zuletzt Angaben des Westens zurück, Russland könnten die Raketen und die Munition ausgehen. Von ihren Zielen der Besetzung der vier ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson will Russlands Machtführung nicht ablassen. Kremlchef Wladimir Putin hat immer wieder betont, dass die Atommacht Russland ihre Interessen mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln durchsetzen werde.

US-Militär tötet wichtigen IS-Anführer in Somalia

Washington (dpa) – US-Streitkräfte haben in Somalia einen der wichtigsten Anführer der Terrormiliz IS in der Region getötet. Der Einsatz im Norden des Landes habe zum Tod von Bilal al-Sudani sowie rund zehn weiteren Anhängern der Extremisten geführt, teilte das Weiße Haus mit.

Bei al-Sudani habe es sich um einen «Schlüsselakteur und Vermittler für das globale Netzwerk» des IS gehandelt. Bevor er sich dem IS angeschlossen habe, sei er für die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab tätig gewesen. Die US-Regierung gab keine konkreten Details zur Art des Militäreinsatzes bekannt. Weiterlesen

Faktencheck: Clips im Netz zeigen keine Lieferung an

Berlin/Senftenberg/Guben (dpa) – Kaum hat die Bundesregierung die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine angekündigt, tauchen in den sozialen Netzwerken Videos auf, die den Transport von Panzern zeigen. Tenor: Hier, schaut – die Lieferung für Kiew ist quasi schon unterwegs. Was es mit den Clips tatsächlich auf sich hat.

Behauptung: Es stehen in Deutschland bereits Züge mit Panzern zum Abtransport in die Ukraine bereit.

Bewertung: Falsch.

Fakten: Ein mit Panzern beladener Zug hält an einem schneebedeckten Gleis. Das Video soll an einem Bahnhof der brandenburgischen Stadt Senftenberg entstanden sein. Im Vergleich der Aufnahmen mit Bildern von Online-Kartendiensten zeigt sich, dass es sich in der Aufnahme tatsächlich um den Bahnhof im Ortsteil Hosena handelt. Auch die Wetterbedingungen passen zur aktuellen Situation dort: Zwischen dem 18. und 23. Januar hat es dort mehrfach geschneit. Das spricht dafür, dass die Aufnahme des Panzer-Transports wirklich aktuell ist. Weiterlesen

Militärexperte sieht Russland gestärkt

Zürich (dpa) – Im Krieg gegen die Ukraine hat Russland nach Einschätzung eines Militärexperten aus der Schweiz eine Schwächephase überwunden. «Wir steuern auf eine Gemengelage zu, in der Kampfpanzer mit Blick auf die Verteidigung und Gegenoffensiven eine wichtige Rolle spielen», sagt Niklas Masuhr, Forscher am Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur. Seit dem Herbst habe Russland seine Position verbessert, etwa durch die Errichtung von Verteidigungslinien.

Die Nachrüstung der ukrainischen Panzer sei erschwert, weil Russland viele Fabriken und Fertigungsstraßen etwa für Panzermunition zerstört habe. Die Nato-Staaten hätten ihre alten Reserven bereits zur Verfügung gestellt. Entsprechend rückten jetzt westliche Kampfpanzer wie der Leopard aus deutscher Produktion oder der Abrams aus den USA in den Fokus. Nach wochenlangem Hin und Her hat die Bundesregierung nach Angaben aus Koalitionskreisen von Dienstagabend die Lieferung von Leopard-Panzern bewilligt. Weiterlesen

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