Sechs Klimaaktivisten sorgen für Stau im Berufsverkehr

Mainz (dpa/lrs) – Sechs Klimaaktivisten haben am Montagmorgen in Mainz auf der Alicenbrücke am Hauptbahnhof demonstriert. Einige von ihnen hätten sich auf den Asphalt geklebt, berichtete eine Polizeisprecherin. Die Aktion habe gegen 8.45 Uhr begonnen und zunächst zu einem leichten Rückstau im Berufsverkehr geführt.

Weshalb Autobauer beim Angebot knausern

Von Jan Petermann, dpa

Hannover/Berlin (dpa) – Klein- und Kleinstwagen brauchen weniger Platz, könnten den städtischen Autoverkehr effizienter machen und die Belastung des Klimas verringern. Manche Hersteller halten am Segment fest – andere setzen auf gewinnträchtigere Modelle. Offiziell sieht die deutsche Branche weiter Chancen auch bei Minis und Kleinen, vor allem mit E-Motor. Fachleute sprechen aber von einem ausgedünnten Angebot, und das eigene Fahrzeug könnte zum Luxusprodukt werden. Die Ursachen und möglichen Folgen des Trends sind vielfältig.

Der Stand Ende 2022

In Deutschland waren die Neuzulassungen nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamts im Dezember außer bei Minivans und Wohnmobilen nur bei Kleinwagen rückläufig. Sie nahmen verglichen mit dem Vorjahresmonat um 4,1 Prozent ab. Der Anteil lag bei 9,6 Prozent. Beliebtestes Modell war der Opel Corsa. Den Kleinstwagen oder Minis, wo der Fiat 500 führte, gelang ein Plus von 15,7 Prozent – aber bei anteilig nur 7,1 Prozent aller neu auf die Straße gekommenen Pkw. Die boomenden SUVs erzielten 34 Prozent.

Betrachtet man die Sparten Klein- und Kleinstwagen gemeinsam, wird die langjährige Tendenz deutlich: Zwischen 2012 und 2022 sank der Gesamtanteil von fast 24 auf knapp über 18 Prozent, wie auch das «Handelsblatt» jüngst berichtete. Der Branchenverband VDA bewertet die Lage dennoch positiv. An Kleinwagen habe es im abgelaufenen Jahr bis kurz vor Ende bundesweit über 420.000 neuzugelassene Exemplare gegeben, zu fast einem Drittel mit E-Antrieb.

Eine Folgerung der Autolobby: «In Deutschland ist insbesondere bei batterieelektrischen Pkw der Anteil von Klein- und Kleinstwagen sehr hoch.» Seitdem die E-Mobilität auch dank der staatlich-industriellen Zuschüsse Fahrt aufgenommen habe, gewännen kleine, kompakte Fahrzeuge sogar eher an Bedeutung. Jedoch muss man das in Relation zu anderen Segmenten wie SUVs oder Gelände- und Sportwagen sehen – und die Zukunft der Förderung von E-Autos steht auf wackligen Füßen.

Große Modelle bringen mehr Geld

Wer ein Hochpreis-Auto teuer verkaufen kann, streicht gegenüber kleineren Autos meist mehr Gewinn ein. Denn die Produktionskosten steigen – bezogen auf die Kleinen – nicht im selben Maß wie der Endpreis. Diese betriebswirtschaftliche Regel ist simpel. Sie könnte aber dazu führen, dass das Angebot an Stadtflitzern und Kurzstreckenwagen weiter geschmälert wird, weil große Autos renditestärker sind. Die Ertragsmargen – also der Anteil des Umsatzes, der in der Kasse bleibt – sind bei vielen marktreifen SUVs, Limousinen oder Oberklassemodellen attraktiver.

Mit den Kleinen verdienen Hersteller nur dann gut, wenn diese sehr hohe Absatzzahlen erreichen. Doch die Zahl angebotener Baureihen schrumpft. Bei den Minis halbierte sie sich auf dem deutschen Markt binnen eines Jahrzehnts von 24 auf 12. Autos wie der Ford Ka, Opel Adam oder Citroën C1 liefen aus. Das trifft auch diejenigen Kleistwagen-Baureihen, die mit Verbrennern unterwegs sind – die Zeitschrift «Auto Straßenverkehr» zählte hier von 2017 bis 2022 einen Rückgang von 17 auf 8.

Weniger deutsche Klein(st)wagen-Kompetenz?

Das Fachblatt weist darauf hin, dass abgesehen von VW nun alle anderen Mini-Reihen etwa mit Fiat, Renault, Hyundai/Kia, Toyota oder Suzuki aus dem Ausland kommen. Zuletzt war auch der VW Up nicht mehr als Verbrenner zu bestellen. Im Konfigurator erschien nur noch dessen E-Variante – wie lange sie dort bleibt, gilt nach früheren Bestellstopps als unsicher. Die Situation werde wohl «ähnlich knapp wie im letzten Jahr», heißt es aus Wolfsburg. Die Wartezeiten waren wegen der Chipkrise so lang geworden, dass der kleinste Stromer zeitweise aus dem Programm fiel.

Auch andere Anbieter tun sich schwer. Bei BMW kam der kompakte E-Pionier i3 schon 2013 auf dem Markt, wurde aber wenig nachgefragt. Erst Anfang 2020 legte der Konzern mit dem elektrischen Mini und vor wenigen Monaten mit dem iX1 nach – einem Klein-SUV. Bei Renault sieht Chef Luca de Meo für den Twingo keine direkte Fortsetzung. Und Ford Deutschland stellt die Produktion des Fiestas in Köln vorzeitig ein.

«Die SUVisierung ist weltweit erkennbar», sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. «In der Oberklasse bleibt der Verkaufstrend stark – die Marktanteile dürften sich weiter von unten nach oben verschieben.» Kollege Benedikt Maier vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen erklärt: «In Zeiten von Rohstoffengpässen ist es eine logische unternehmerische Entscheidung, in erster Linie die margenstarken Produkte zu bringen.»

Steigende Preise und das Warten aufs Auto

Die enorme Verteuerung von Energie und Metallrohstoffen seit Beginn des Ukraine-Kriegs und von Elektronik-Bauteilen seit der Corona-Krise ist ein Teil dieser Geschichte. «Die üblichen Preiserhöhungen der Hersteller erfolgten zuletzt in kürzeren Intervallen und in höherem Ausmaß», sagt Maier. Das geringere Angebot habe die Kosten für Einstiegsmodelle anziehen lassen. Dabei richten sich die Kleinen gerade an Haushalte, die nicht viel auf der hohen Kante haben, Nutzer von Zweitfahrzeugen oder Liefer- und Pflegedienste. Für ihre Dickschiffe reservierte die Branche hingegen oft und gern die erhältlichen Chipkontingente.

Der VDA sieht bei der Elektronik große Herausforderungen. «Deshalb kann es bei einzelnen Modellen zu einer Verlängerung der Lieferzeiten kommen.» Maier indes glaubt, dass für zentrale Batterie-Ressourcen wie Lithium und Kobalt einstweilen keine nennenswerte Entspannung zu erwarten ist. Dabei schlage «der relative Kostenblock einer Batterie bei Kleinwagen stärker zu Buche als in der Oberklasse».

Bei einigen VW-Händlern sorgt man sich um die künftigen Verkäufe. Eine hohe Führungskraft des zweitgrößten Autokonzerns sagte im Herbst: «Porsche, Audi oder Bentley wurden so bedient, wie sie es gebraucht haben. Dafür haben wir ein paar (VW) Polos, (Skoda) Fabias und (Seat) Ibizas weniger gebaut.» Die Chip-Verfügbarkeit habe sich inzwischen aber verbessert. 2025 soll ein E-Kleinwagen in Polo-Größe (ID.2) bei 25.000 Euro starten. «Wenn es so bleibt, lösen sich Polo und ID.2 nahtlos ab», gibt man sich im Moment zuversichtlich.

Entwicklungsbudgets und nötiges Volumen

Bis ein neu konzipiertes Massenmodell profitabel wird, vergehen oft Jahre. Zudem sind neue Technologien anfangs im oberen Segment wettbewerbsfähiger, solange sie noch relativ teuer sind. Für den späteren Durchbruch sind sogenannte Skaleneffekte wichtig – die Fähigkeit, über schiere Menge die Kosten so weit zu drücken, dass auch niedrigere Verkaufspreise Gewinn abwerfen. Der VDA erklärt: «Durch Skaleneffekte werden die Modelle in Zukunft günstiger werden.» Maier ist nicht so überzeugt: «Ich gehe nicht davon aus, dass die etablierten deutschen Hersteller mittelfristig aktiv das Klein(st)wagen-Segment erschließen wollen oder gar mit “Budget Car”-Konzepten aufschlagen werden.»

Die Kleinen und das Klima

Sparsamere Verbrenner stoßen weniger CO2 aus. Bei kleinen E-Modellen soll der geringere Ressourcenverbrauch die Klimalast drücken. Voraussetzung ist, dass die Batterie mit Ökostrom geladen wird – und beim Ausbau der erneuerbaren Energien drängen Klimaschützer die Bundesregierung zu deutlich mehr Tempo. Viele kritisierten in der Chipkrise, kleine E-Autos hätten Nachteile gegenüber großen. Volkswagens Pläne, die 2020 gestartete ID-Reihe nach unten auszuweiten, lobte selbst die sonst skeptisch eingestellte Umweltschutzorganisation Greenpeace. Warum ausgerechnet der VW E-Up und auch kleine Stromer anderer Hersteller vorher nicht mit Priorität bedacht werden, irritierte Verkehrsexperte Benjamin Stephan aber.

Die Euro-7-Pläne der EU

Andererseits betonen die Unternehmen, dass die verschärfte Verbrenner-Abgasnorm Euro-7 die Kosten gerade kleiner Modelle erhöhen und diese unattraktiver machen dürfte. «Der Preisanstieg, der aus den angeforderten Weiterentwicklungen entsteht, wird insbesondere Kleinwagen betreffen», warnt der VDA. Allzu ehrgeizig gemeinte Reinigungstechnik falle bei den Kleinen relativ gesehen stärker ins Gewicht. Der Vertreter eines großen Herstellers bemängelt «fehlende Planbarkeit» für die kommenden Jahre.

Einstiegsmodelle contra Autos für Besserverdiener

Viele Hersteller beteuern, man brauche weiter Modelle zur Hinführung an bestimmte Marken. Auch weil das «geteilte» Auto über Abo-Ansätze beliebter werde, ließen sich hohe Neuwagenpreise teils ausbalancieren. Bratzel sieht jedoch die Gefahr, dass die allgemeine Inflation billige Wagen per se verdängen könnte: «Die soziale Dimension von Auto-Mobilität muss mehr diskutiert werden. Ich nehme schon wahr, dass das Thema in Schichten mit weniger Geld emotional wahrgenommen wird. Wir müssen aufpassen, dass das nicht auch klimapolitisch nach hinten losgeht.»

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Lützerath-Räumung: Polizei blickt «sorgenvoll» auf die Tage

Aachen/Erkelenz (dpa) – Die Aachener Polizei schaut «sorgenvoll» auf die kommenden Tage und Wochen, in denen die Räumung des von Klimaaktivisten besetzten Dorfes Lützerath beginnen könnte. «Das wird ein herausfordernder Einsatz mit vielen Risiken», sagte Polizeipräsident Dirk Weinspach am Montagmorgen im WDR.

In der vergangenen Woche sei es bei den Lützerath-Protesten überwiegend friedlich geblieben – am Sonntag aber sei es «das erste Mal wieder eskaliert». Unter anderem seien Steine geflogen. «Das ist erstmal kein gutes Zeichen», sagte Weinspach. «Ich hoffe, dass das sich nicht wiederholen wird in der nächsten Woche.» Weiterlesen

Milliarden gegen Klimawandel-Folgen: Pakistan braucht Hilfe

Von Christiane Oelrich, Qamar Zaman und Arne Bänsch, dpa

Genf/Islamabad (dpa) – Knapp ein halbes Jahr nach den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan lebt Hajra Mirjat mit ihrer Familie noch unter freiem Himmel. «Wir haben bei den Überschwemmungen alles verloren und wir sehen nicht, wie wir unser Leben wieder aufbauen können», sagt die Mutter von drei Kindern. Sie lebt in Tando Allahyar, rund 200 Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Karachi, in der am schwersten getroffenen Provinz Sindh. Sie ist eine von rund 33 Millionen Einwohnern, die teils alles verloren haben.

Bei einer UN-Konferenz in Genf sollen heute Milliarden für den Wiederaufbau gesammelt werden. «Dies war eine klimabedingte Katastrophe, es ist also ein globales Problem», sagte der Vertreter des UN-Nothilfebüros in Pakistan, Knut Ostby, in Genf.

Kinder gehen hungrig schlafen

«Mein Mann und ich sprechen jeden Tag darüber, wegzuziehen, aber ohne Geld können wir nirgendwo hin», sagt die 32-Jährige unter Tränen. Noch immer seien die Äcker überflutet. Ihr Mann sei Tagelöhner und kehre abends oft mit leeren Händen heim. Nur ein paar Zeltplanen schützen die Familie vor der Witterung. Sie hätten nur Geld für eine Mahlzeit am Tag, die Kinder gingen oft hungrig schlafen.

Nach heftigen Monsunregen stand in Pakistan im Sommer 2022 zeitweise ein Drittel des Landes unter Wasser. Zum Vergleich: das Land ist nach Fläche mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Die südlichen Provinzen Sindh und Baluchistan erlebten im August sieben bis acht mal so viel Regen wie sonst üblich. Der Fluss Indus überschwemmte tausende Quadratkilometer Land.

Nach Behördenangaben kamen mehr als 1700 Menschen ums Leben, acht Millionen mussten vor den Fluten ihre Städte und Dörfer verlassen. Mehr als zwei Millionen Häuser, 13.000 Kilometer Straßen, fast 450 Brücken und mehr als 1,6 Millionen Hektar Agrarland sowie Kliniken und Trinkwasserreservoirs wurden beschädigt oder zerstört.

Kaum Vertrauen in die politische Führung

Die Vereinten Nationen fürchten, dass wegen der Katastrophe zusätzlich neun der 225 Millionen Einwohner in die Armut abrutschen. Das Land steht auf Platz 161 von 191 Ländern auf dem Index der menschlichen Entwicklung des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP).

Das Vertrauen der Gesellschaft in die politische Führung ist nicht groß. Millionen Menschen leben ohne Aussicht auf Besserung als Tagelöhner in bitterer Armut. Ein beträchtlicher Teil des Staatshaushalts wird für das mächtige Militär ausgegeben, das über Atomwaffen verfügt. Kurz vor den Überschwemmungen kam ein Bündnis aus Politikern an die Macht, die sich in der Vergangenheit immer wieder gegen Korruptionsvorwürfe wehren mussten.

Bei aller Kritik an der Regierungsführung und den Finanzprioritäten ist aber klar: Pakistan hat immer schon Unwetterkatastrophen erlebt, sie werden durch den Klimawandel deutlich verschärft. Und dazu hat Pakistan selbst praktisch nichts beigetragen. Ein Team um die deutsche Klimaforscherin Friederike Otto hat berechnet, dass der Klimawandel die maximale Regenmenge über einen Fünf-Tage-Zeitraum in den südlichen Provinzen um bis zu 50 Prozent erhöht hat.

Industrieländer sind verantwortlich

«Kein Land hat so ein Schicksal verdient, aber besonders kein Land wie Pakistan, dass praktisch nichts zum Klimawandel und dem Temperaturanstieg beigetragen hat», sagte UN-Generalsekretär António Guterres bei einem Besuch im Krisengebiet. Für den Anstieg der Temperaturen sind vor allem die Industrieländer verantwortlich. Sie haben die Industrialisierung mit fossiler Energie vorangetrieben und dadurch den großen Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase verursacht. Inzwischen tragen auch China, Indien und andere Länder zum Anstieg der Treibhausgase bei.

Die Nothilfe nach den Überschwemmungen kam nur schleppend voran. Von den 470 Millionen Dollar der Soforthilfen, die die UN veranschlagten, kam weniger als die Hälfte zusammen. Nun geht es um langfristige Hilfe. Pakistan will das Land für die Zukunft gegen ähnliche Katastrophen besser wappnen. Dafür sind nach ihren Schätzungen gut 16 Milliarden Dollar nötig. Die Hälfte will Pakistan selbst aufbringen, der Rest soll von ausländischen Partnern kommen.

Als erstes soll das teils unter Schlammschichten liegende Agrarland wieder hergestellt werden, damit die Menschen ihren Lebensunterhalt wieder verdienen können. Ebenso sollen neue Schulen, Kliniken, Häuser und Straßen so gebaut werden, dass sie neuen Überschwemmungen standhalten können.

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Rehlinger: Aktionen der Letzten Generation schaden eher

Saarbrücken (dpa/lrs) – Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sieht die Klima-Aktionen der Gruppe Letzte Generation kritisch. «Ich erlebe, wo immer ich mit Menschen darüber rede, dass diese Form des Protests, dass diese Aktionen dem Anliegen Klimaschutz eher schaden», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Grundsätzlich aber habe sie Verständnis für Protest. «Protest muss immer möglich sein in einer freiheitlichen Demokratie.» Weiterlesen

Viele Gletscher auch bei geringer Klimaerwärmung verloren

Pittsburgh (dpa) – Wasserknappheit, steigende Meeresspiegel, veränderte Flora und Fauna: Das fortschreitende Schmelzen der Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung hat zum Teil gravierende Auswirkungen.

Nun zeigt eine im Fachjournal «Science» veröffentlichte Studie, dass selbst im günstigsten Fall ein großer Teil der Gletscher verschwinden wird. Demnach dürften fast 50 Prozent der rund 215.000 berücksichtigen Gletscher bis 2100 schmelzen – wenn der Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzt wird. Die Autoren haben auch eine positive Botschaft: Sofortige Maßnahmen zum Klimaschutz und jedes zehntel Grad eingesparte Erwärmung können den Prozess verlangsamen.

Mit seinen Berechnungen bestätigt das internationale Team um David Rounce von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh bisherige Erkenntnisse zum Ausmaß der Gletscherschmelze. «Die Studie hat diverse Prozesse, die bisher nicht betrachtet werden konnten, sehr detailliert angeschaut. Aber es ist nicht so, dass etwas völlig Neues aus der Studie herauskommt, was vorher nicht bekannt war», sagt Glaziologe Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, der nicht an der Untersuchung beteiligt war. Weiterlesen

Was Wintersport derzeit gefährlich macht

Von Christiane Oelrich und Sophia Weimer, dpa

München/Genf (dpa) – In vielen Wintersportgebieten ist es derzeit eher grün statt weiß – doch die Ski- und Snowboardfahrer lechzen nach zwei Corona-Jahren nach neuen Abenteuern und Pisten-Vergnügen.

Zuletzt häuften sich die Meldungen von Unfällen. Kann das mit der Schneelage zu tun haben? Wie sollten sich Wintersportler verhalten?

In Österreich sind in der laufenden Skisaison bis zum 3. Januar schon 13 Menschen auf Pisten tödlich verunglückt, wie das Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) berichtet. Elf starben allein in Tirol, darunter zwei Jugendliche aus Deutschland. Vielerorts gebe es auf den Talabfahrten nur schmale Kunstschneebänder, sagt der Präsident des Deutschen Skilehrerverbands, Wolfgang Pohl, der Deutschen Presse-Agentur. Stürze abseits der Piste seien sehr gefährlich.

Felsen und Steine neben den Pisten «lebensgefährlich»

Auf den schmalen Kunstschneepisten sei oft nicht genug Platz für alle Skifahrer, sagt Pohl. Gerade in den Weihnachtsferien sei es in den bayerischen und den Tiroler Skigebieten richtig voll gewesen. «Dann wird es eng, dann kommt es zu Beinahe-Zusammenstößen», sagt er. Wer ausweicht und dann mit hoher Geschwindigkeit stürzt und in die nicht-eingeschneiten Flächen neben den Pisten fällt, riskiere schwere Verletzungen. Früher waren die Skigebiete auch jenseits der Pisten eingeschneit. Jetzt sind dort Felsen und Baumstümpfe zu sehen. Wer in Naturschnee stürze, falle relativ weich – «jetzt fällt man extrem hart, kollidiert unter Umständen mit Felsen und Bäumen, und das ist natürlich lebensgefährlich».

Und: Künstlich hergestellter Schnee ist anders als Flocken, die natürlich vom Himmel fallen, wie das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos erläutert. Statt um Schneekristalle handelt es sich um kleine Eiskugeln. «Dadurch ist technischer Schnee dichter und härter als natürlicher Neuschnee.» Bei Mangel an Neuschnee wird die Oberfläche auch härter, wie ÖKAS-Geschäftsführer Matthias Knaus sagt. Wenn viele Skifahrer unterwegs seien, rutsche der wenige Schnee an steilen Stellen schneller ab. «Dadurch entstehen Eisplatten. Jeder, der viel Erfahrung hat, kann bestätigen: Auf Naturschnee fährt es sich besser, Kunstschnee ist etwas schnittiger.»

Für erfahrene Sportler sei der Kunstschnee aber nicht per se ein Problem, erklärt Pohl: «Der ist griffig, der lässt sich auch gut kontrollieren – sofern man entsprechend präparierte Ski hat.»

Weniger Vorbereitung und fehlende Fitness sind problematisch

Das Wetter ist das eine, hinzu kommt nun die fehlende Praxis. Viele Freizeitsportler legten in den Corona-Jahren eine Skipause ein, sagt Knaus der dpa. «Es ist aber schon länger ein Grundtenor, dass man sich weniger gut auf die Skisaison vorbereitet. Früher hat man im September, Oktober mit dem Skitraining angefangen und hat gutes eigenes Können entwickelt, heute finden Reisen viel spontaner statt. Das Urlaubsverhalten hat sich verändert.» Die Herausforderung sei, den körperlichen Zustand an das Vorhaben anzupassen.

Beim Skisport auf 2000 oder 3000 Metern sei gute Kondition wichtig. «Dort ist die Sauerstoffsättigung ganz anders», sagt Knaus. 5 der 13 Toten in Österreich erlitten einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Freizeitsportler sollten sich vor dem Urlaub durchchecken lassen. «Am besten wäre vorher ein Leistungs-EKG, das zeigt, ob man für die geplante sportliche Betätigung geeignet ist.»

Zu viel Tempo, zu wenig Abstand, schlechtere «Piloten»

Doch Fitness allein reicht nicht für Sicherheit auf der Piste: Manche Wintersportler sind viel zu schnell unterwegs und halten nicht genug Abstand zu Pistenrändern und anderen Leuten. «Man sollte eigentlich immer in der Lage sein, dass man anhalten kann, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert», rät Pohl. Außerdem empfiehlt er, einen Helm und Rückenschutz zu tragen. Früher seien die Menschen besser Ski gefahren, findet der ÖKAS-Präsident Peter Paal, im Hauptberuf Anästhesist. «Es nützt der beste Formel-1-Bolide nichts, wenn der Pilot schlecht ist. Und bezogen auf das Skifahren muss man sagen: Die Piloten sind schlechter geworden,» sagt Paal der Agentur APA.

Viele tödliche Unfälle seien auf Eigenverschulden zurückzuführen, sagt der Präsident des Österreichischen Alpenvereins, Andreas Ermacora, dem Sender ORF Tirol. «Wenn man über den Pistenrand hinausfährt und gegen einen Baum prallt, ist das sehr tragisch, man kann es aber dem Pistenbetreiber nicht anlasten.» Bei seinem Risikoverhalten müsse man berücksichtigen, dass bei einem Unfall am Berg die Rettung oft nicht so schnell und effizient sei wie etwa bei einem Straßenunfall, gab Knaus zu bedenken. «Das eigene Sturzrisiko kann man am besten mit guter Vorbereitung, gutem Material und genügend Abstand zu anderen verringern.» Das rät auch Wolfgang Pohl: «Sicherheitsabstand einhalten und Tempo reduzieren – das ist das wichtigste.»

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Teilrückzieher bei Gasprojekt in der Nordsee

Borkum/Hannover (dpa/lni) – Das niederländisch-britische Konsortium, das die umstrittene Förderung von Erdgas vor der Nordseeinsel Borkum prüft, verabschiedet sich von einem Teil der beantragten Flächen. Nach Angaben des für die Genehmigung und Aufsicht zuständigen Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Niedersachsen gaben die Firmen One-Dyas und Hansa Hydrocarbons ein über 880 Quadratkilometer großes sogenanntes Erlaubnisfeld zurück. Sie hatten geprüft, ob sich eine Gasförderung in dem Hochsee-Areal gut 70 Kilometer nordwestlich der ostfriesischen Inseln lohnen würde.

Dies ist laut ihrer Einschätzung nach der «Aufsuchung» von Gas oder Öl offenbar nicht der Fall. «Als Begründung nannten die Unternehmen fehlendes Kohlenwasserstoff-Potenzial innerhalb dieses Gebietes», erklärte das LBEG am Donnerstag in Hannover. Bereits im Oktober sei der Antrag auf Rückgabe gestellt worden, inzwischen sei er wirksam. Weiterlesen

Ministerin fährt Bus: «Die Fahrgäste sind wieder zurück!»

Mainz (dpa/lrs) – Die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder sieht im Ausbau des offentlichen Nahverkehrs ein zentrales Instrument für saubere Luft und die Eindämmung der globalen Erwärmung. Ein entscheidender Schritt, um noch mehr Menschen von der ÖPNV-Nutzung zu überzeugen, werde das 49-Euro-Ticket sein, sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch in der Landtagsdebatte über den Etat für ihr Ressort.

«Das Deutschland-Ticket ist ein Systemwechsel in der Tarifstruktur, es ist eine Revolution», sagte Eder. «Ich bin mit dem Bus gekommen und habe mich in der Linie 60 umgeguckt und gesehen: Die Fahrgäste sind wieder zurück!» Nach dem Einbruch während der Corona-Pandemie würden Bus und Straßenbahn wieder angenommen. «Wir gehen auch voran mit dem Thema Eisenbahnausbau», sagte die Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität und nannte als Beispiel die Reaktivierung der 1966 für den Personenverkehr eingestellten Wieslauterbahn in der Pfalz. Weiterlesen

Brandenburger Tor: Aktivisten sägen Weihnachtsbaum-Spitze ab

Berlin (dpa) – Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation haben in Berlin die Spitze des Weihnachtsbaums vor dem Brandenburger Tor abgesägt. Auf einer Hebebühne rollten zwei Personen am Pariser Platz in Berlin-Mitte ein Transparent mit der Aufschrift «Das ist nur die Spitze des Weihnachtsbaums» aus, wie eine Polizeisprecherin sagte. Dann seien sie bei der Protestaktion am Mittwochmorgen mit der Hebebühne zum Wipfel der 15 Meter hohen Nordmanntanne gefahren. Weiterlesen

Energieverbrauch fällt auf niedrigsten Stand seit 1990

Berlin (dpa) – Der Energieverbrauch in Deutschland fällt laut einer Hochrechnung von Experten in diesem Jahr auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung 1990. Im Vergleich zum Vorjahr werde der Verbrauch um 4,7 Prozent auf 11.829 Petajoule zurückgehen, wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen am Dienstag in Berlin berichtete.

Als Ursache nimmt die AG Energiebilanzen die stark gestiegenen Energiepreise an. Sie hätten sowohl zu verhaltensbedingten Einsparungen wie auch zu Investitionen in die Energieeffizienz mit mittel- bis langfristiger Wirkung geführt. «Zu einer Minderung des Energieverbrauchs dürften auch preisbedingte Produktionskürzungen in einzelnen Wirtschaftsbranchen geführt haben», hieß es weiter. Weiterlesen

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