Durchsuchungsaktion im Erzbistum: «Kurswechsel der Justiz»?

München (dpa) – Nach einer Durchsuchungsaktion der Staatsanwaltschaft beim Erzbistum München und Freising hoffen Betroffene und Kirchen-Reformer auf einen «Kurswechsel».

«Das ist tatsächlich eine bemerkenswerte Aktion. Hoffentlich ist es ein Zeichen für einen Kurswechsel der Justiz im Umgang mit der Kirche», sagte der Sprecher der Betroffeneninitiative «Eckiger Tisch», Matthias Katsch, der Deutschen Presse-Agentur. «Leider kommt er für viele Betroffene zu spät.»

«Kirchen haben […] weitere Verbrechen ermöglicht»

«Die Kirchen haben viel zu lange versucht, alles kirchenintern selber zu regeln. Damit haben sie immer wieder Täter geschützt und vor allem weitere Verbrechen ermöglicht», sagte Edgar Büttner, Sprecher von «Wir sind Kirche» München. «Vor diesem Hintergrund ist es nur folgerichtig, dass jetzt die staatlichen Justizbehörden einen Durchsuchungsbeschluss gegen das Ordinariat und den Amtssitz des Münchner Erzbischofs vollzogen haben, auch wenn es in diesem Fall wohl eher eine symbolische Aktion war», betonte Büttner. Weiterlesen

Initiative fordert Herausgabe von Vatikan-Akten

München/Rom (dpa) – Nach Bekanntwerden eines Briefwechsels zwischen dem Münchner Erzbistum und Joseph Ratzinger über einen Missbrauchstäter fordert die Betroffeneninitiative «Eckiger Tisch» die Herausgabe von Akten aus dem Vatikan.

«Der Brieffund belegt auch, wie wichtig die Auswertung von Akten wäre, die im Vatikan über tausende von Missbrauchsfällen aus aller Welt gelagert werden», sagte der Sprecher der Initiative, Matthias Katsch, der Deutschen Presse-Agentur. Er zeige auch, weshalb die Kirche in Deutschland wie im Vatikan Widerstand gegen externen Zugang und unabhängige Untersuchungen leiste: «sie ahnen, nein sie wissen, dass sich dort die Belege für Schuld und Verantwortung ihrer Bischöfe und Provinziale und Päpste findet.»

Täter missbrauchte erneut Kinder

Am Dienstag hatten Correctiv und der Bayerische Rundfunk über den Schriftwechsel berichtet, bei dem es um den verurteilten Wiederholungstäter Priester H. ging. Wie das Erzbistum München und Freising am Dienstag bestätigte, erteilte Ratzinger 1986 als Chef der Glaubenskongregation dem Skandalpriester in einem von ihm selbst unterschriebenen Brief die Erlaubnis, die Heilige Messe mit Traubensaft statt mit Wein zu feiern. Weiterlesen

Staatsanwaltschaft ermittelt nach Droh-Mails an Bischof

Trier (dpa/lrs) – Die Staatsanwaltschaft Trier hat nach anonymen Droh-Mails an den Trierer Bischof Stephan Ackermann Ermittlungen eingeleitet. Die Inhalte der Mails begründeten den Anfangsverdacht einer versuchten Nötigung, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen am Donnerstag mit. Die Ermittlungen mit dem Ziel, den Verfasser der Mails zu identifizieren, dauerten an. Das Verfahren sei nach einer Anzeige des Generalvikars des Bistums Trier angelaufen. Details zum Inhalt der Mails könnten nicht gemacht werden, um Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen, sagte er. Zuvor hatten Medien darüber berichtet. Weiterlesen

Mainzer Bischof könnte sich gut eine Bischöfin vorstellen

Mainz (dpa/lrs) – Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat sich aufgeschlossen für die Berufung einer Bischöfin gezeigt – dies aber mit einem großen Wenn verbunden. In einem Doppelinterview von «Christ & Welt», einer Beilage der Wochenzeitschrift «Zeit», mit der katholischen Theologin Dorothea Sattler sagte Kohlgraf: «Ich könnte mir eine Bischöfin Sattler ganz hervorragend vorstellen, wenn das weltkirchlich gut geregelt wäre» – also vom Vatikan für die gesamte katholische Kirche. Bisher ist die Priester- und Bischofsweihe ausschließlich Männern vorbehalten. Weiterlesen

Kirche in Gerolstein beklaut

Gerolstein. Am 12.02.2023 ließ sich nach Schließung der Kirche in Lissingen ein bisher unbekannter Täter in dieser einschließen. Weiterlesen

Mehr als 420 Missbrauchsfälle im Ruhrbistum gemeldet

Essen (dpa) – Im Ruhrbistum sind bislang 423 Fälle von sexuellem Missbrauch vor allem durch Priester und Ordensleute gemeldet worden. Die Zahl liegt damit deutlich höher als bisher bekannt. Das teilte das Bistum bei der Vorstellung einer unabhängigen Studie des Münchner Instituts IPP zum Missbrauch im Ruhrbistum mit.

Das Bistum spricht von 201 Beschuldigten bis zum Februar 2023 – überwiegend handelt es sich um Priester aus dem Ruhrbistum und anderen Bistümern sowie um Diakone und Ordensleute verschiedener Geschlechter.

Täterkarrieren hätten sich teils über mehrere Jahrzehnte gezogen, sagte die Leiterin des IPP-Forschungsteams, Helga Dill, in Essen. 53 Anzeigen seien erstattet worden, 33 Verurteilungen nach Kirchen- oder Strafrecht wurden registriert. 163 Betroffene hätten bereits Anträge auf Anerkennungszahlungen für ihr Leid gestellt, knapp 2,6 Millionen Euro seien ausgezahlt worden. Weiterlesen

England: Segnung für gleichgeschlechtliche Paare

London (dpa) – Gleichgeschlechtliche Paare sollen sich in der anglikanischen Kirche nach einer bürgerlichen Eheschließung künftig segnen lassen dürfen. Dafür stimmte die zuständige Generalsynode, eine Art kirchliches Parlament, am Donnerstag nach stundenlanger Debatte in London.

Kirchliche Eheschließungen bleiben den Paaren allerdings weiterhin verwehrt. Einige begrüßten die Entscheidung als langersehnten Fortschritt, anderen ging sie nicht weit genug. Weiterlesen

Saarbrücker Dekan wechselt zur alt-katholischen Kirche

Trier (dpa/lrs) – Erneut kehrt ein höherrangiger Priester der römisch-katholischen Kirche den Rücken, um zur alt-katholischen Kirche zu wechseln. Der Dekan im Leitungsteam des Pastoralen Raums Saarbrücken, Clemens Grünebach, habe dem Trierer Bischof Stephan Ackermann mitgeteilt, dass er ab März Priester in der alt-katholischen Kirche sein wolle, teilte das Bistum Trier am Montag mit. Ackermann bedauerte den Schritt des scheidenden Dekans und suspendierte ihn mit Wirkung vom Montag vom priesterlichen Dienst.

Als Beweggründe für den Wechsel habe Grünebach den «erloschenen Reformeifer im Bistum Trier» und eine «spürbare Lähmung und Perspektivlosigkeit vieler Haupt- und Ehrenamtlicher» angegeben, teilte das Bistum mit. Der 53-Jährige habe sich zunehmend als «heimatlos» empfunden. Konkret hätten der «Eingriff der römischen Kleruskongregation in die geplante Pfarreienreform im Bistum Trier» und die «starken Beharrungskräfte auf allen kirchlichen Ebenen» zu seiner Entscheidung geführt. Weiterlesen

Bistum zahlt gut 650.000 Euro an Opfer in früherem Internat

Trier (dpa/lrs) – Betroffene von Gewalt am ehemaligen bischöflichen Internat Albertinum Gerolstein in der Eifel haben in Anerkennung ihres Leids insgesamt mehr als 650.000 Euro erhalten. Das Geld sei aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls an insgesamt 38 ehemalige Schüler geflossen, teilte das Bistum Trier am Montag mit. Damit ende das Verfahren für die Anerkennung des Leids in der bisherigen Form. Wer darüber hinaus eine materielle Anerkennung wünsche, sollte sich bis spätestens zum 31. Dezember 2023 melden. Weiterlesen

Papst im Südsudan: Hoffen auf Wendepunkt für den Frieden

Von David Renke und Manuel Schwarz, dpa

Juba (dpa) – Beim ersten Stopp auf seiner Afrikareise in der Demokratischen Republik Kongo wurde Papst Franziskus euphorisch gefeiert. Heute reist er weiter in den Südsudan – ein Land, in dem trotz eines mehrjährigen fragilen Regierungsfriedens weiterhin Gewalt an der Tagesordnung ist. Auf dem Human-Development-Index der Vereinten Nationen (UN) belegt das jüngste Land der Welt den letzten Platz.

Ähnlich wie im Kongo setzen auch die Menschen im Südsudan große Hoffnung in den Besuch des Kirchenoberhaupts. «Ich wünsche mir, dass dieser Besuch ein Wendepunkt für Frieden und Harmonie wird», sagte James Oyet Latansio, der Sekretär des Kirchenrates im Südsudan. Tausende Menschen sind bereits aus allen Teilen des Landes in der Hauptstadt Juba angekommen, um die Ankunft des Papstes um 15 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MEZ) mitzuerleben.

Die Hoffnung der Südsudanesen ist nicht unberechtigt, hatten sich doch die ehemaligen Kontrahenten, Südsudans Präsident Salva Kiir und dessen ehemaliger Vizepräsident Riek Machar, kurz nach einem Besuch im Vatikan zu einem Friedensabkommen durchgerungen. Nach der Unabhängigkeit vom muslimisch dominierten Sudan 2011 war das Land fünf Jahre in einem Bürgerkrieg versunken.

Permanenter Krisenmodus

Papst Franziskus betete damals mit Kiir und Machar und flehte sie um ein Ende des Konflikts an. Dann kniete er sich plötzlich vor den beiden und anderen Gästen aus dem Südsudan nieder und küsste ihnen die Füße. Seit 2020 ist Machar – sieben Jahre zuvor noch wegen eines Putschversuchs in Ungnade gefallenen – wieder Vizepräsident des Südsudans.

Die Gewalt ist jedoch geblieben und der Südsudan noch immer ein Land im permanenten Krisenmodus. Zuletzt eskalierten Auseinandersetzungen in den Bundesstaaten Jonglei und Pibor im Osten des Landes. Auch in den Regionen Warrap oder Zentral-Äquatoria kommt es zu Gewalt. Ethnische Spannungen und der Kampf um knappe Ressourcen entladen sich fast täglich in tödlichen Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen. Die Zahl der Patienten, die mit Schussverletzungen behandelt werden mussten, ist nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) zuletzt erneut in die Höhe geschossen.

Gewalt wird immer brutaler

«Die Auswirkungen der bewaffneten Konflikte und der Gewalt auf die Menschen im Südsudan ist verheerend», sagte Pierre Dorbes, der Leiter der IKRK-Delegation in Juba. Nach den neuen Auseinandersetzungen hat das Rote Kreuz seine Notfallhilfe aufgestockt, denn die Gewalt wird immer brutaler. «Immer häufiger müssen wir Verletzte aus den ländlichen Gebieten ausfliegen, weil es die einzige Möglichkeit ist, ihr Leben zu retten», so Dorbes.

Auch im Norden des Landes an der Grenze zum Sudan, von dem der Süden erst vor zwölf Jahren unabhängig wurde, kommt es immer wieder zu Spannungen. Dabei geht es nicht nur um Konflikte zwischen dem islamisch geprägten Norden und dem christlichen Süden, sondern auch um Ölvorkommen im Grenzgebiet.

Klimawandel wütet im Südsudan

Neben den alten Konflikten kämpft das Land längst auch mit einer neuen Bedrohung: der Klimawandel. «Der Südsudan ist eines der ersten Musterbeispiele für die Auswirkungen des Klimawandels», sagt Ania Okinczyc, die Büroleiterin der Welthungerhilfe im Südsudan. Das Land erlebte 2022 das dritte Jahr in Folge mit schweren Überschwemmungen. «Allein im letzten Jahr war rund die Hälfte der Landesfläche vollkommen unter Wasser», sagte Okinczyc. Zwar habe die Trockenzeit begonnen und es gebe keinen neuen Regen mehr, doch das Wasser stehe weiterhin auf den Feldern und in den Dörfern. Laut Angaben der UN sind mindestens 900.000 Menschen von den Fluten betroffen.

Ein Ende des Leids der Menschen im Südsudan ist nicht in Sicht. Nach Schätzungen der Hilfsorganisation International Refugee Council (IRC) dürfte die Zahl der Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, in diesem Jahr auf 9,4 Millionen Menschen steigen. Schon jetzt sind drei Viertel der gut elf Millionen Südsudanesen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

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