Saarland hat relativ zur Bevölkerung die meisten Vereine

Berlin/Saarbrücken (dpa/lrs) – Im Saarland gibt es im bundesweiten Vergleich relativ zur Bevölkerung die meisten Vereine. 2022 verzeichnete das Land elf Vereine pro 1000 Einwohner, gefolgt von Rheinland-Pfalz (zehn) und Thüringen (neun), wie aus dem am Dienstag in Berlin vorgelegten Trendbericht der Zivilgesellschaft in Zahlenweise (Ziviz) im Stifterverband hervorgeht. Weiterlesen

Vereinsanzahl: RLP relativ zur Bevölkerung auf Platz zwei Gesellschaft

Berlin/Mainz (dpa/lrs) – Rheinland-Pfalz zählt bundesweit relativ zur Bevölkerung die zweitmeisten Vereine. 2022 verzeichnete das Land zehn Vereine pro 1000 Einwohner, wie aus dem am Dienstag in Berlin vorgelegten Trendbericht der Zivilgesellschaft in Zahlenweise (Ziviz) im Stifterverband hervorgeht. Davor liege nur das benachbarte Saarland mit elf Vereinen auf 1000 Einwohner, den dritten Platz belege Thüringen mit neun Vereinen. Weiterlesen

Hälfte der Deutschen hält Frauen-Benachteiligung für Problem

Berlin (dpa) – Die Hälfte der Deutschen hält die Benachteiligung von Frauen in der Gesellschaft laut einer Umfrage für ein großes Problem. Fast genauso viele sehen das nicht so. Wie eine repräsentative Befragung für die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung ergab, zeigen sich je nach Alter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutliche Unterschiede.

Die Studie soll anlässlich des Internationalen Frauentags morgen veröffentlicht werden und lag der Deutschen Presse-Agentur vorab vor. Thematisiert wird darin unter anderem die mögliche Benachteiligung im Beruf in den Bereichen Beförderung oder Gehalt. Weiterlesen

Junge Menschen blicken optimistisch in digitale Zukunft

Von Jörg Ratzsch, dpa

Berlin (dpa) – Schul-Digitalisierung im Schneckentempo auf der einen Seite, drohende Jobverluste durch neue Technologien auf der anderen und mutmaßlich schlechteres Miteinander, weil alle nur noch am Smartphone sind – kritische Debatten über das Thema Digitalisierung gibt es genug.

Die junge Generation blickt einer Umfrage zufolge deutlich positiver darauf: Die 14- bis 24-Jährigen sehen für die Zukunft eher Vorteile und zeigen sich auch aktuell zufrieden etwa mit dem Digitalisierungsstand an Bildungseinrichtungen. Die Studie der Vodafone Stiftung soll an diesem Mittwoch veröffentlicht werden. Sie lag der Deutschen Presse-Agentur vorab vor.

79 Prozent sehen Vorteile für sich durch Digitalisierung

Fast einhellig einer Meinung sind Jugendliche und junge Erwachsene (mehr als 90 Prozent) demnach, dass sich Wirtschaft, Berufsleben, Gesellschaft und soziales Miteinander in den kommenden Jahren durch den Einsatz digitaler Technologien «stark» oder «sehr stark» verändern werden.

Fast 70 Prozent sind dabei der Ansicht, dass die Digitalisierung für die gesellschaftliche Entwicklung eher von Vorteil ist. Für sich selbst und die eigene Zukunft sehen sogar 79 Prozent eher Vorteile dadurch. Junge Menschen mit hohem Bildungsabschluss und diejenigen, die sich finanziell besser gestellt sehen, blicken der Umfrage zufolge hierbei tendenziell positiver in die Zukunft.

Gutes Zeugnis für Bildungseinrichtungen

Große Einigkeit bei der jungen Generation (79 Prozent) besteht darin, dass es «äußerst» oder «sehr wichtig» ist, gut mit neuen Technologien und Medien umgehen zu können. Die entsprechenden Kompetenzen dafür zu vermitteln, ist nach Ansicht der meisten (76 Prozent) Sache der Bildungseinrichtungen. Anders als in vielen kritischen Diskussionen bekommt das Bildungssystem hier aber ein ziemlich gutes Zeugnis ausgestellt:

Zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen finden, ihre Lehrer, Ausbilder oder Dozenten können mindestens «gut» oder auch «sehr gut» mit digitalen Medien umgehen. Ebenso viele bewerten die digitale Ausstattung ihrer Bildungseinrichtung als «gut» oder «sehr gut» – wobei Ausbildungsstätten und Hochschulen hier besser abschneiden als Schulen – und zwei Drittel sind außerdem der Meinung, Unterricht, Lehre oder Studium bereite sie «gut» oder «sehr gut» auf eine Zukunft vor, in der digitale Technologien eine wichtige Rolle spielen.

Menschen erster Klasse statt Roboter zweiter Klasse

Sicherer Umgang mit digitaler Technologie gehört nach Ansicht des Bildungsdirektors der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, zu den entscheidenden «Grundfähigkeiten im 21. Jahrhundert».

Es gehe dabei weniger um den Umgang mit Technik als um die kognitiven Fähigkeiten, mit Unsicherheit und Vieldeutigkeit umzugehen, sagte er im Interview mit der Vodafone Stiftung. Schüler müssten lernen, selbstständig zu denken und sich anderen mit Empathie zuzuwenden, unterschiedliche Perspektiven und Interessen miteinander in Einklang zu bringen. «Die Aufgabe von Bildung ist, Menschen erster Klasse zu entwickeln, keine Roboter zweiter Klasse.»

Die eigenen Digitalkompetenzen schätzen die 14- bis 24-Jährigen hoch ein. Die allermeisten (89 Prozent) fühlen sich nicht nur grundsätzlich «sehr sicher» oder «eher sicher» im Umgang mit digitalen Technologien und Social Media, fast ebenso viele (87) sagen das von sich auch mit Blick auf die Nutzung verlässlicher Quellen im Netz. Beim Erkennen von Falschnachrichten gibt es aber auch Zweifel an der eigenen Digitalkompetenz: 70 Prozent fühlen sich im Umgang damit sicher, 30 Prozent nicht. Und was den Schutz der eigenen Daten im Internet angeht, gibt es sogar 48 Prozent, die sich unsicher fühlen.

Abschalten wichtig

Auch wenn manche das Smartphone inzwischen kaum noch aus der Hand legen, sind sich viele darüber bewusst, dass ab und zu eine Pause wohl gut täte. 73 Prozent finden es wichtig, «auch mal loslassen und abschalten» zu können. Diese Kompetenz zu vermitteln, ist nach Ansicht der meisten Befragten (77 Prozent) Sache von Elternhaus und Familie.

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Fachleute: Ehegattensplitting und Elterngeld reformieren

Stuttgart/Berlin (dpa) – Noch immer kümmern sich Frauen einer Studie zufolge deutlich mehr um Haushalt und Kinder als Männer – um das zu ändern, schlagen Fachleute Reformen beim Ehegattensplitting und beim Elterngeld vor. «Das Ehegattensplitting steht der Erwerbsbeteiligung von Zweitverdienern entgegen», sagte die Makroökonomin Nicola Fuchs-Schündeln von der Goethe-Universität Frankfurt der Deutschen Presse-Agentur vor dem Weltfrauentag am 8. März. Vor Wahlen werde das Thema immer wieder diskutiert. Letztlich fehle der politische Wille, an dem Konzept zu rütteln.

«Es gibt Studien, die zeigen, dass in Deutschland das Einkommen von Müttern zehn Jahre nach Geburt des ersten Kindes noch 60 Prozent unter dem Einkommen im Jahr vor der Geburt lag», sagte sie. Das liege vor allem daran, dass Frauen nach der Geburt weniger erwerbsmäßig arbeiteten. In Ländern wie Dänemark oder Schweden liege der Wert hingegen nur bei 20 Prozent, in den USA oder in Großbritannien bei 40 Prozent. «Deutschland sticht im Ländervergleich vor allem mit dem Steuersystem heraus.» Viele Länder hätten zwar ein System der gemeinsamen Besteuerung, aber nicht so extrem wie in Deutschland. Weiterlesen

Deutsche Wirtschaft nach wie vor fest in männlicher Hand

Wiesbaden (dpa) – Für Frauen in Deutschland ist es nach Einschätzung der Auskunftei Schufa immer noch einfacher ihre eigene Chefin zu werden, als eine Topposition in einem Unternehmen zu erreichen. Nach Schufa-Daten sind rund 30,8 Prozent aller Gewerbetreibenden und freiberuflich tätigen Personen weiblich.

Dagegen sitzt nur in rund 20 Prozent der untersuchten Personen- und Kapitalgesellschaften mindestens eine Managerin in der Führungsetage (Stand: Februar 2023). «Bei dem jetzigen Tempo müssten wir bis 2070 warten, bis in der Hälfte aller deutschen Unternehmen eine Frau in der ersten Führungsebene sitzt», sagte Schufa-Chefin Tanja Birkholz. Weiterlesen

Irans Frauen trotzen der Kopftuchpflicht

Von Arne Bänsch, dpa

Teheran/Ghom (dpa) – Lange schwarze Locken im Wind, kurzes weißes Haar. Jung und alt trotzen nach den Frauenprotesten im Iran der Kopftuchpflicht. Was vor einem Jahr in der Islamischen Republik noch undenkbar war, ist heute Alltag. Ob in Parks, Einkaufspassagen oder auf den Straßen der Metropolen – trotz drohender Strafen widersetzen sich Frauen und junge Mädchen mit nie dagewesenem Selbstbewusstsein den strengen Gesetzen.

Es ist ein milder Frühjahrstag in Teheran, eine leichte Brise weht über den Tschitgar-See im Westen der Hauptstadt. Familien sind eingetroffen, gehen spazieren oder picknicken in der Sonne. Ein paar Jugendliche hocken auf Betonklötzen an einem Skatepark, der Duft von Zuckerwatte liegt in der Luft. Mit einem Bluetooth-Lautsprecher zischt ein Junge auf Inline-Skates durch die Gegend. In der Ferne dröhnt iranische Popmusik. Ein junges Mädchen steht da mit bauchfreiem Oberteil und ohne Kopftuch.

Schülerin: «Heute haben wir mehr Mut»

Angst vor Strafen? Die junge Raha zieht eine Augenbraue hoch. «Nach all dem, was wir durchgemacht haben?», fragt die Schülerin. «Heute haben wir mehr Mut. Wenn man auf die Straße geht und demonstriert, warum sollte man sich fürchten?», fragt die 16-Jährige. Ein Freund rollt mit seinen Inline-Skates an, Mehdi, er ist zwei Jahre älter. «Wir haben schon lange keine Lust mehr auf diese Situation.» Niemand höre auf die junge Generation, klagt der Schüler. «Und diejenigen, die lautstark protestiert haben, wurden getötet.»

Die feministischen Kämpfe im Iran sind viel älter als die Islamische Republik selbst. Doch seit der Revolution von 1979 fordern Frauen immer wieder auch die islamischen Gesetze heraus, die sie etwa bei der Erbschaft, dem Sorgerecht oder der Reisefreiheit schlechter stellen als Männer. Dazu kommt die Debatte um die Kleidungsvorschriften. Noch nie war der Widerstand dagegen so stark. Ausgelöst vom Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini, die wegen jener Verstöße vor fast einem halben Jahr festgenommen worden war, entfachten die Proteste einen Aufstand.

An einer anderen Stelle im Park sitzt die Doktorandin Nuschin. Mit ihren 30 Jahren stammt sie aus einer anderen Generation. Die Mehrheit der Demonstrantinnen im Herbst war deutlich jünger. Sie sagt, die psychische Verfassung der Menschen habe sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. «Vielleicht lache ich jetzt, wenn ich draußen bin. Und die Leute denken, ich bin glücklich, weil wir Fahrradfahren und kein Kopftuch tragen. Andere denken vielleicht, dass wir jetzt frei und glücklich sind. Aber nein, so ist es wirklich nicht.»

Gespräche auf der Straße im Iran sind Momentaufnahmen. Zahlen darüber, wie viele Leute hinter dem System stehen oder es verachten, gibt es nicht. Und doch treffen Nuschins Worte einen Nerv, denn viele Leute beklagen schon lange fehlende Zukunftsperspektiven. Dazu kommen die hohe Inflation, eine Währung im freien Fall und die miserable Wirtschaftslage, die Irans politische Führung in die nächste große Krise stürzen könnte. «Die Situation ist so schwierig geworden, dass wir kaum die Miete bezahlen können», sagt die Doktorandin.

Regierung beharrt auf der Verschleierungspflicht

Irans Regierung wurde mit der schlechtesten Wahlbeteiligung seit Staatsgründung ins Amt gewählt. Präsident Ebrahim Raisi zählt zu den Hardlinern und hatte nach dem Machtwechsel im Sommer 2021 einen strengeren Kurs im Umgang mit der Kopftuchpflicht in die Wege geleitet. Dass viele Frauen ihre Haare inzwischen offen tragen, ist der Regierung keineswegs gleichgültig. Raisis Vize Mohammad Dehghan erklärte erst vor wenigen Tagen, die Missachtung der Verschleierungspflicht sei kriminell.

Rund 150 Kilometer südlich von Teheran liegt Ghom, die Hochburg der schiitischen Geistlichkeit. Im Machtzentrum der Mullahs wird die Atmosphäre nach den Straßenprotesten seit Wochen debattiert. Rasieddin Mortasawi Langrudi sitzt nach dem Mittagsgebet auf dem Teppich einer kleinen Moschee. Mit seinen 44 Jahren zählt der Ajatollah zur jungen Generation der einflussreichen Rechtsgelehrten. «Derzeit ist es ratsam, nicht entschieden gegen Frauen ohne Kopftuch vorzugehen. Alle Teile der Gesellschaft sollen zufrieden sein. Wenn eine Warnung ausgesprochen wird, ist es ein Rat und kein Zwang», sagt der Prediger.

Nach dem brachialen Vorgehen des Sicherheitsapparats schlug der Hass auch auf Irans Prediger um, davon zeugt eine Narbe am Unterarm Langrudis. Der Ajatollah wurde jüngst im Zug angegriffen. «Protest ist das Recht der Leute, aber es sollte nicht in der Form ohne Kopftuch oder aus Trotz gegenüber Geistlichen erfolgen.» Langrudi meint, dass sich die Gesellschaft weg vom Kopftuchzwang entwickelt. Doch nicht alle Geistliche in Ghom teilen seine Meinung. Der Zwang sei gut, sollten Frauen nicht selbst vom Wert des Kopftuchs überzeugt sein, erklärt ein anderer Gelehrter in der Pilgerstadt.

Pläne für den Einsatz von Überwachungstechnologie

In den großen Metropolen sind Irans berüchtigte Sittenwächter vom Stadtbild verschwunden. Nur in erzkonservativen Gegenden werden Verstöße systematisch verfolgt. Die Protestikone Jina Mahsa Amini war Mitte September von jener Moralpolizei verhaftet worden, fiel ins Koma und starb wenige Tage später in einem Krankenhaus in Teheran. Jahrelang angestaute Wut der jungen Generation entfachte einen Flächenbrand der Proteste. «Was dies anbelangt, hätte die Regierung sich bezüglich Mahsa Amini offiziell entschuldigen müssen, um diese Ereignisse zu verhindern», sagt Ajatollah Langrudi.

Ob sich die junge Generation von den Worten der Prediger noch einmal überzeugen lässt, bezweifeln viele Menschen im Iran. Schon längst gibt es Pläne, dass die Kopftuchpflicht künftig etwa mit Überwachungstechnologie verfolgt werden soll. Das gewaltsame Vorgehen gegen die Proteste wollen junge Leute den Verantwortlichen nicht verzeihen. «Die Generation, die für die Islamische Republik gestimmt hat, ist inzwischen mindestens 70 Jahre alt», sagt Mehdi im Tschitgar-Park. «Sie sagen, dass alles mit Reformen gut wird. Aber meine Generation hält den Zwang nicht mehr aus.»

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Kinderschutzbund fordert für Schulen Konzepte gegen Gewalt

Mainz (dpa/lrs) – Der Kinderschutzbund Rheinland-Pfalz fordert Schutzkonzepte gegen Gewalt und sexualisierte Gewalt an allen Schulen in dem Bundesland. Wie die Organisation am Montag mitteilte, stellte sich die Mitgliederversammlung am vergangenen Wochenende einstimmig hinter diese Forderung. Zudem wurde eine Initiative der CDU-Landtagsfraktion unterstützt, das Landesschulgesetz entsprechend zu ändern. Die CDU hatte einen Gesetzesänderungsantrag in der vergangenen Woche zur ersten Beratung dem Landtag vorgelegt. Weiterlesen

Lohnlücke – Ferda Ataman für Gesetzesverschärfung

Berlin (dpa) – Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, hat anlässlich des Equal Pay Days an diesem Dienstag die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern in Deutschland beklagt. Sie fordert eine Reform des Entgelttransparenzgesetzes. «Obwohl wir ein Entgelttransparenzgesetz haben, ist es für viele Frauen nach wir vor schwierig, Entgeltungleichheit konkret nachzuweisen», sagte Ataman dem «Redaktionsnetzwerk Deutschland».

«Das Auskunftsrecht im Entgelttransparenzgesetz gilt nur in größeren Unternehmen ab 200 Beschäftigten – und es hat zu viele Schlupflöcher.» So leuchte es nicht ein, warum Frauen in einem kleinen Betrieb kein Recht darauf hätten, Auskunft über eventuelle Lohnungleichheiten zu bekommen, in größeren aber schon. Bei der im Koalitionsvertrag angekündigten «Weiterentwicklung» des Gesetzes müsse daher darauf geachtet werden, dass das Gesetz künftig in allen Unternehmen gelte. «Das muss verbessert werden», sagte Ataman. Weiterlesen

Familienministerin: «Wir leben nach wie vor im Patriarchat»

Berlin (dpa) – Bundesfamilienministerin Lisa Paus dringt auf die Überwindung der Ungleichbehandlung von Frauen und Männern. «Wir leben nach wie vor im Patriarchat, von dem wir uns verabschieden müssen», sagte die Grünen-Politikerin dem «Tagesspiegel». «Für mich ist das Patriarchat vorbei, wenn Frauen ökonomisch und politisch gleichgestellt sind, die Hälfte der Macht den Frauen gehört, und geschlechtsspezifische Gewalt nicht als individuelle Tat verharmlost wird, sondern als patriarchales Denk- und Verhaltensmuster anerkannt und geahndet wird.» Paus äußerte sich vor dem «Equal Pay Day» am 7. März. An dem Tag wird auf Ungleichheiten bei der Bezahlung von Männern und Frauen hingewiesen und die Dringlichkeit betont, solche Zustände zu überwinden. Am Mittwoch ist Internationaler Frauentag.

Toxische Männlichkeit: Reale Strafen und Hass im Netz

Von Benedikt von Imhoff, dpa

Chelmsford (dpa) – Der Hilferuf einer Lehrerin zeigt, wie sehr das Problem verbreitet ist. Schulen sollten sich den Namen Andrew Tate merken, mahnte Kirsty Pole. Der Influencer, dessen Tiktok-Videos milliardenfach angeschaut wurden, sei «gefährlich, frauenverachtend und homophob», sagte Pole bereits vor einigen Monaten.

Für Tate – der bekannt ist für großspuriges Auftreten mit dicker Zigarre, in Luxusvillen und mit teuren Autos, umgeben von knapp bekleideten Frauen – kippt die Lage derzeit. Seit Wochen sitzt er mit Bruder Tristan sowie zwei mutmaßlichen Komplizen in Rumänien in Untersuchungshaft. Vorwurf: Sie hätten Frauen sexuell ausgebeutet. Seine Anwältin weist die Vorwürfe zurück. Zu den sexistischen Aussagen und Clips des 36-Jährigen, die weiter im Netz zu finden sind, sagte Tina Glandian dem britischen Sender Times Radio, Tate spiele nur eine Rolle, das sei alles nicht ernst.

Junge Männer radikalisieren sich zunehmend

Doch Kritiker betonen, gerade soziale Medien wie Tiktok, in denen Kinder und Jugendliche in der Regel ungefiltert sexistische Aussagen wahrnehmen, seien gefährlich. Es gebe eine «potenzielle Radikalisierung junger männlicher Nutzer», sagte Andrea Simon von der britischen Initiative «End Violence Against Women» (zu Deutsch etwa: Beendet Gewalt gegen Frauen) bereits im vorigen Jahr der Zeitung «Guardian». Hannah Ruschen von der Kinderschutzorganisation NSPCC betonte: «Das Betrachten solcher Materialien in jungen Jahren kann die Erfahrungen und Einstellungen eines Kindes prägen, was zu weiterem Schaden für Frauen und Mädchen in und außerhalb der Schule und online führt.»

Bei Tate kommen enge Beziehungen zu Neonazis, Islamhassern und Verschwörungstheoretikern hinzu, wie Beobachter warnen. Auch Reality-TV-Formate böten eine gefährliche Bühne für Frauenhasser, warnte Teresa Parker von der Organisation Women’s Aid. «Wenn Männer auf dem Bildschirm frauenfeindlich sind und dies als akzeptabel oder lustig angesehen wird, bestätigt und fördert dies ein ähnliches Verhalten außerhalb des Bildschirms», sagte Parker jüngst der Zeitung «Metro». Zudem seien radikale Mitwirkende wie Tate oder auch der Brite Stephen Bear nötig, weil die Sender mit immer kontroverserem Verhalten nach Aufmerksamkeit suchten.

Schon früh mit sexistischen Sprüchen aufgefallen

Bear wurde ebenfalls mit Reality-TV bekannt, er gewann 2016 die TV-Show «Celebrity Big Brother» und nahm anschließend an einer Reihe anderer Formate teil. Schon damals fiel der heute 33-Jährige mit sexistischen Sprüchen auf. Auf seinem Twitter-Profil hat er ein Video festgepinnt, das ihn beim Oralsex mit seiner aktuellen Partnerin zeigt. Wie egal ihm die Gefühle anderer zu sein scheinen, zeigte er, als er 2020 den einvernehmlichen Sex mit seiner Ex-Freundin filmte – ohne deren Wissen. Obwohl ihn die Frau bat, die Aufnahme zu löschen, lud er das Video auf der Online-Plattform OnlyFans hoch, wo er damit 40.000 Pfund (gut 45.200 Euro) einfuhr.

Doch die Betrogene schwieg nicht. Stattdessen machte Georgia Harrison den Fall öffentlich und ließ dafür die ihr zustehende Anonymität fallen. Sie wolle anderen Opfern von sogenannten Rachepornos Mut machen, Gerechtigkeit zu suchen und zeigen, dass sie sich «für absolut nichts zu schämen haben», begründete die 28-Jährige ihren Vorstoß. Bear wurde schuldig gesprochen und am Freitag zu 21 Monaten Haft verurteilt. Noch vor Gericht präsentierte er sich exzentrisch mit Pelzmantel und vergoldetem Knauf am Gehstock, ließ sich in einer Limousine vorfahren. Bear zeige keine Reue, kritisierte der Richter am Gericht in Chelmsford. Wie zur Bestätigung grüßte der Influencer nach seiner Verurteilung in den Saal: «Genießt das Wochenende!»

In Deutschland hätte Bear vermutlich eine Bewährungsstrafe bekommen. Paragraf 201a des Strafgesetzbuchs – Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen – sieht eine Höchststrafe von zwei Jahren vor, erklärte die Anwältin Gül Pinar. Es gebe aber Bestrebungen, die Strafen zu verschärfen.

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