Hunderte bei Anti-Kriegs-Demo in Mainz

Mainz (dpa/lrs) – Mehrere Hundert Menschen haben in Mainz gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, der sich am Freitag zum 1. Mal jährte, demonstriert. Rund 400 Menschen zogen am Samstagnachmittag friedlich durch die Innenstadt, wie die Polizei mitteilte. Unter dem Motto «Stoppt das Töten in der Ukraine» haben zahlreiche Organisationen und Bündnisse zur Demo aufgerufen, bei der Solidarität mit der Ukraine bekundet werden sollte.

Minogue-Schwestern auf großer WorldPride-Bühne

Sydney (dpa) – Australiens Pop-Queen Kylie Minogue (54) hat in Sydney einen seltenen Auftritt mit ihrer Schwester geboten. Die drei Jahre jüngere Dannii Minogue, die vor allem in ihrer Heimat Australien ebenfalls als Sängerin und Schauspielerin bekannt ist, gesellte sich am Freitagabend beim WorldPride-Konzert zu ihr auf die Bühne. Gemeinsam sangen die Schwestern in abgestimmten Spitzen-Outfits in Blau beziehungsweise Pink. Auch die britische Sängerin Charli XCX sowie die Australierin Jessica Mauboy traten auf. Weiterlesen

Panzerwrack aus Ukraine steht jetzt vor russischer Botschaft

Berlin (dpa) – Zum Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine ist ein zerstörter russischer Panzer vor der Botschaft Russlands in Berlin aufgestellt worden. Das Panzerwrack vom Typ T-72 kam am frühen Freitagmorgen in der Hauptstadt an. Es soll für einige Tage vor der Botschaft am Boulevard Unter den Linden als Mahnmal gegen den Krieg dienen.

Der Panzer steht heute auf dem Anhänger, mit dem er aus der Ukraine nach Deutschland transportiert wurde. Ausgerichtet war das Wrack quer auf dem Mittelstreifen der großen Straße, die Kanone zeigte auf die Botschaft. Weiterlesen

Barmer-Report: Pflegeheime besonders von Corona getroffen

Mainz (dpa/lrs) – Die Corona-Pandemie hat die Pflegeheime in Rheinland-Pfalz besonders getroffen – sowohl Bewohner als auch Pflegekräfte. Das geht aus dem aktuellen Barmer-Pflegereport hervor, der von Wissenschaftlern der Universität im Auftrag der Krankenkasse erarbeitet und am Freitag in Mainz vorgestellt wurde. Bei den Coronawellen im März und Juli 2022 meldeten sich demnach so viele Beschäftigte in Pflegeheimen wegen einer Corona-Infektion krank wie in den beiden Vorjahren nicht.

Unterschieden wurde dabei zwischen Pflegefachkräften mit einer dreijährigen Ausbildung und sogenannten Pflegehilfskräften. Mit rechnerisch 150 Corona-Krankmeldungen je 10.000 bei der Barmer versicherten Fachkräften in Pflegeheimen wurden im März und Juli 2022 Höchstwerte während der Corona-Pandemie erreicht. Bei den Pflegehilfskräften lag dieser Wert im März 2022 mit 176 je 10.000 Hilfskräften sogar noch einmal höher. Weiterlesen

Von Madonna bis Calmund – Wie Promis sich neu erfinden

Von Christian Thiele, dpa

Berlin (dpa) – Mit seinem gezwirbelten Schnurrbart ist der Ex-Frontmann der Kölner Stimmungsband Höhner, Henning Krautmacher, berühmt geworden. Den hat sich der Musiker abrasiert und trägt nun einen Fünf-Tage-Bart – und ist damit auf der Straße kaum noch wiederzuerkennen. Der 65-Jährige ist nicht der einzige Prominente, der sich bewusst optisch verändert hat. Manche haben kräftig abgenommen, andere sich ein neues Outfit verpasst. Eine Auswahl:

Nach Sport und Fasten erschlankt

180 Kilo brachte der frühere Fußballmanager Reiner Calmund mal auf die Waage. Im vergangenen Jahr sagte der 74-Jährige der Deutschen Presse-Agentur, dass er nur noch die Hälfte wiege. Nach einer Magen-Bypass-OP ist das einstige Schwergewicht sichtlich schmaler geworden. Passé sind die Zeiten starken Übergewichts. Auch beim früheren Außenminister Joschka Fischer (74) purzelten seinerzeit die Pfunde. Der Grünen-Politiker setzte auf Fasten und Joggen und zeigte sich den Kameras gern sportlich in Laufschuhen.

Es gibt viele solcher Geschichten aus der Promi-Welt. Die Komikerin Ilka Bessin (51) – bekannt als «Cindy aus Marzahn» – stellte ebenso ihren Lebensstil um. Der «Gala» sagte sie einmal: «Ich hab 16 Zentimeter Bauchumfang verloren. Ich bin da ganz stolz drauf.» Die Künstlerin Maite Kelly (43) betont nach einer Diät in engen Kleidern ihre Körperformen. Für Schlagzeilen sorgte auch die Verwandlung der englischen Sängerin Adele. Britische Medien schrieben über die 34-Jährige, dass sie 45 Kilo abgenommen habe. Kaum wiederzuerkennen sei sie – ganz ohne Diät, dafür mache sie Sport.

Graue Haare und mehr Bart

Auch der Lauf der Zeit sorgt für optische Veränderungen. Die TV-Moderatorin Birgit Schrowange (64) überraschte vor ein paar Jahren mit neuem Look. Sie trat mit grauen Haaren vor die Fernsehkamera und verzichtete aufs Färben. Auf Instagram schrieb sie 2017: «Mein neuer Look! Wie gefällt er Euch?». Es gab viele positive Kommentare. Einer lautete: «Du siehst mit grauen Haaren jünger aus als mit dunkel gefärbtem Haar.»

Ein grau melierter Bart statt rasiert – so tritt der Chef der christdemokratischen Europäischen Volkspartei im EU-Parlament, Manfred Weber (50), auf. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bemerkte dazu 2019 spitz: In Europa brauche ein Politiker «ein dickes Fell», das habe sich Weber ja nun wachsen lassen.

Mit weißem Vollbart und dann wieder ohne zeigte sich der Entertainer Harald Schmidt (65). Nicht allen Zuschauern gefiel das. «Papa Schlumpf» und «Gandalf auf Ecstasy» wurde er deshalb genannt. Zur dpa sagte er: «Ich muss Ihnen nicht erklären, wie verzweifelt die Mediensituation ist. Da ist man dankbar, wenn jemand plötzlich mit Bart kommt, der bisher keinen hatte.» Zu Jahresbeginn zeigte sich Hollywoodstar Mickey Rourke (70) in neuem Look – mit blonden Haaren.

Aufgespritzte Lippen und größere Oberweite

Die Oberweite, Nase oder der Po – auch per Schönheits-OP lässt sich einiges verändern. Erst diese Woche ging Popstar Madonna (64) darauf ein – nach Spekulationen nach ihrem Grammy-Auftritt. «Schaut, wie süß ich jetzt bin, wo die Schwellung durch den Eingriff zurückgegangen ist», schrieb die Sängerin bei Twitter. Vorher hatte sie bei Instagram Altersdiskriminierung beklagt.

Stark verändert hat sich Modeschöpfer Harald Glööckler. Der 57-Jährige fällt gern mit schriller Kleidung und Make-up auf. Im Dschungelcamp gab er im vergangenen Jahr auch Einblicke in seine Beauty-Behandlungen: «Ich lasse mir seit 26 Jahren das Gesicht unterspritzen.»

Als das Gesicht von Oscar-Preisträgerin Renée Zellweger (53, «Bridget Jones») vor Jahren auf Fotos schmaler und faltenfreier wirkte und über eine Operation und Botox-Behandlung spekuliert wurde, schwieg sie über mögliche Eingriffe. «Ich lebe ein anderes, glückliches, ausfüllenderes Leben und bin begeistert darüber, dass man es möglicherweise sieht», sagte sie stattdessen. «Ich bin froh, dass die Leute denken, dass ich anders aussehe.»

Das Ergebnis der Schönheits-OPs bei Promis überzeugt die Fans zwar nicht immer. Den Stars ist aber meist eines sicher: Aufmerksamkeit.

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Ange Engelke und Riccardo Simonetti machen Podcast

Berlin/Köln (dpa) – Sie lernten sich vor gut einem Jahr kennen – und waren sofort «in love». Nun sprechen Schauspielerin Anke Engelke (57) und Entertainer Riccardo Simonetti (30) in einem Podcast einmal wöchentlich miteinander über ihre Leben.

Der Podcast habe Tagebuch-Charakter und sei «emotional sehr aufgeladen», sagte Engelke der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Wir öffnen einander unser Herz», ergänzte Simonetti. «Wir öffnen aber auch die Türen zu unserer Branche und sprechen über ganz viele Dinge, die uns da passieren und die uns berühren.» Tabus soll es bei den Gesprächen keine geben, kündigten sie an, jedoch wolle man sich stets mit Empathie begegnen.

16 Folgen geplant

Die erste Folge des Podcasts «Quality Time mit Anke und Riccardo» ist seit heute bei der Streaming-Plattform Spotify zu hören, geplant sind 16 Folgen. Die Idee sei entstanden, nachdem sich beide vor rund einem Jahr bei der Prosieben-Show «Wer stiehlt mir die Show?» kennengelernt hatten. «Wir waren gleich aneinander interessiert», sagte die Kölnerin Engelke über den Berliner Simonetti. Dabei falle es ihr gar nicht so leicht, neue Menschen in ihr Leben zu lassen. Weiterlesen

Buchprojekt mit Vorlesegeschichten aus Ukraine ist gefragt

Frankfurt/Main (dpa) – Der Krieg in der Ukraine hat Tausende Familien auseinandergerissen: Vor allem Frauen mit Kindern flohen seit dem 24. Februar 2022 in die Nachbarländer. Sie mussten sich nicht nur ein neues Leben in einem anderen Land aufbauen, sondern um die zurückgebliebenen Männer, Väter, Brüder bangen, die häufig in der ukrainischen Armee kämpfen.

Ein Projekt, das getrennten Familien vor allem mit kleinen Kindern eine Verbindung erhalten soll, wurde im vergangenen Oktober auf der Frankfurter Buchmesse gestartet. Die Schirmherrschaft dafür haben die First Ladies Deutschlands und der Ukraine inne, Elke Büdenbender und Olena Selenska. Weiterlesen

«Tankstellenlady» begeistert auf Tiktok 1,8 Millionen

Oldenburg (dpa) – Als «Tankstellenlady» hat Esra Cayir (29) aus dem niedersächsischen Oldenburg inzwischen 1,8 Millionen Follower auf Tiktok. In nachgestellten Szenen erzählt die gebürtige Lübeckerin von skurrilen Situationen, die sie in ihrem Arbeitsalltag in einer Tankstelle erlebt. Mit dem Job finanzierte sie ihr Studium, nun ist sie fertig – doch wie lange sie noch in der Tankstelle arbeiten werde, wisse sie nicht, sagt die Wirtschaftsjuristin. Weiterlesen

Paus will Zugang zu Abtreibungsberatung gesetzlich sichern

Berlin (dpa) – Angesichts angekündigter Proteste von Abtreibungsgegnern fordert Bundesfamilienministerin Lisa Paus freien Zugang von Frauen zu Beratungsangeboten zu Schwangerschaftsabbrüchen.

«Frauen müssen ungehinderten Zugang zu Beratungseinrichtungen und Einrichtungen haben, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen», sagte die Grünen-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sie kündigte gesetzliche Maßnahmen an, um den Zugang zu gewährleisten. Weiterlesen

Mallorca will Wohnungsnot radikal bekämpfen

Von Emilio Rappold, dpa

Palma (dpa) – Der Traum einer eigenen Ferienwohnung auf Mallorca könnte für viele Deutsche bald platzen, wenn die Regierung der Balearen mit ihren radikalen Plänen zur Bekämpfung der schlimmen Wohnungsnot durchkommt. Die linken Parteien, die auf den Mittelmeer-Inseln das Sagen haben, wollen nämlich den Immobilienkauf durch Nichtansässige einschränken. Das soll in Abstimmung mit der spanischen Zentralregierung und der Europäischen Union geschehen, wie es in einer Initiative heißt, die am Dienstag im Regionalparlament in Palma mit großer Mehrheit angenommen wurde.

Ziel sei ein Gesetz, «das die notwendigen Maßnahmen zur Beschränkung des Erwerbs von Eigenheimen durch nicht ansässige natürliche oder juristische Personen vorsieht, um die aktuelle Immobilienspekulation zu verhindern», heißt es im Text. Wie die angestrebte Beschränkung aussehen soll, steht zwar noch nicht fest. Einige linke Politiker fordern aber schlicht und einfach ein Verbot für nicht Ortsansässige. Man werde die Rechte der Inselbewohner schützen, tönte auf Twitter der Koalitions-Juniorpartner Podemos Illes Baleares.

Über die Hälfte der Immobilienkäufer sind Ausländer

Mehr als die Hälfte aller Immobilienkäufer auf den Balearen waren 2021 Ausländer – ganz vorne rangieren die Deutschen, mit 59 Prozent aller von Ausländern getätigten Geschäfte. Ursprünglich wollte Podemos Illes Baleares diese mit einem Verbot in die Schranken weisen und ohne Einschaltung von Madrid und der EU ein entsprechendes Gesetz erlassen. Doch das war den Sozialisten von Ministerpräsidentin Francina Armengol zu gewagt. Als erstes soll daher der EU-Segen her.

Die Opposition kritisiert die Pläne, hält diese für kontraproduktiv und zudem für unvereinar mit EU-Recht. Diese Ansicht teilen viele Juristen und Makler. «Das ist verfassungswidrig und auch europarechtswidrig, keine Frage», wurde Rechtsanwalt Manuel Stiff jüngst im «Mallorca Magazin» zitiert. Der Regionalregierung traue er aber dennoch zu, «dass sie das durchzieht».

Der deutsche Präsident des Balearischen Verbandes Nationaler und Internationaler Makler (ABINI) glaubt derweil nicht, dass ein Verbot für Nichtansässige durchzusetzen ist. Da das Vorhaben auch Festlandspanier betreffen würde, würde das eine Änderung der spanischen Verfassung nötig machen, sagte Hans Lenz im Gespräch mit dem «Mallorca Magazin». Hinzu komme, dass sich weder die öffentliche Hand noch die lokale Wirtschaft das leisten könnten. Von der Immobilienwirtschaft hängen nach seinen Worten 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Balearen und gut 100.000 Arbeitsplätze ab.

Immobilienpreise stark angestiegen

Dass es aber Probleme gibt, die immer schlimmer werden, bestreitet niemand. Wohnungsnot herrscht zwar nicht nur auf Mallorca und Ibiza, sondern auch in vielen anderen Regionen Spaniens und der EU. Doch die Immobilienpreise sind in den vergangenen Jahren auf den sehr beliebten Urlaubsinseln besonders stark angestiegen. Im Zuge dieser Entwicklung kletterten auch die Mietpreise auf neue Höchststände. Es gibt auf Mallorca kaum noch Wohnungen für weniger als 1000 Euro Monatsmiete. Selbst ein WG-Zimmer kostet auf Mallorca in der Regel mindestens 400 Euro. Dabei liegt der monatliche Durchschnittsverdienst auf der Insel nach Zahlen der spanischen Statistikbehörde INE lediglich bei gut 1900 Euro.

Das bleibt nicht ohne Folgen: Keine geringere Institution als der Oberste Gerichtshof in Madrid stellte fest: Der Mangel an Wohnraum und die hohen Kosten «führen dazu, dass es auf den Inseln bald keine Ärzte, keine Lehrer, keine Justizbeamten» mehr geben werde, hieß es Anfang des Monats, als das Gericht ein Verbot der Ferienvermietung von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in Palma bestätigte.

Die Wohnungsnot treibt weitere erschreckende Blüten: Hausbesetzungen nehmen zu. Es wird über Sozialwohnungen in Schiffscontainern diskutiert. Aus der Not entstehen bereits Siedlungen aus Wohnwagen, die von Tag zu Tag größer werden. Auf dem Parkplatz des Schwimmbads Son Hugo in Palma haben sich in den vergangenen Monaten an die 30 unfreiwillige Camper zusammengefunden, die praktisch alle einer geregelten Arbeit nachgehen, aber trotzdem kein Geld für eine richtige Wohnung haben, wie die «Mallorca Zeitung» berichtete.

Kritiker geben Regierung die Schuld

Die Kritiker meinen, nicht die ausländischen Käufer, sondern die Regierung sei in erster Linie schuld. Luis Martín, der Vorsitzende des Verbandes der mallorquinischen Bauträger, klagte im «Mallorca Magazin», Palma habe bereits gut 53.000 Hektar Bauland auf den Balearen gestrichen, auf denen 20.000 Wohneinheiten entstehen könnten. Seit der Amtsübernahme von Armengol vor knapp acht Jahren hätten zudem 14 Änderungen im Baugesetz zu «Chaos» geführt.

Die linke Regierung hat aber durchaus an anderen Stellen etwas getan. Zuletzt wurde etwa beschlossen, Bürger beim Kauf einer Immobilie zu unterstützen, indem die öffentliche Hand beim Abschluss einer Hypothek als Bürge auftritt. Es gibt Zuschüsse für junge Leute und Geringverdiener, und Wohnungen von Immobilienbesitzern, denen mehr als zehn Objekte gehören, können «zwangsvermietet» werden, wenn sie mehr als zwei Jahre leerstehen.

Die Fronten sind verhärtet. Aber neue Lösungen müssen her. Andernfalls werden die sozialen Spannungen in des Deutscher liebster Ferieninsel wohl oder übel zunehmen. Das wissen auch die Kritiker der Regionalregierung. «Ich persönlich glaube, dass es nicht gut ist für unsere Gesellschaft, wenn Arm und Reich immer weiter auseinanderdriften», sagte Anwalt Stiff. «Wenn das nämlich extreme Ausmaße annimmt, gehen die Armen irgendwann auf die Barrikaden.»

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Hund, Katze, Hamster: Haustiere präparieren für die Ewigkeit

Von Yuriko Wahl-Immel, dpa

Bochum (dpa) – Sie heißen Mopsi, Tyson, Lora oder Peppino und sind Perserkatze, Wellensittich, Hamster, Chihuahua oder Kaninchen. Besser gesagt: Sie waren es und sollen zur Erinnerung, zum Kuscheln und Streicheln erhalten bleiben. In Bochum werden sie bei MemoryPets in aufwendiger Handarbeit für einen wachsenden Kundenkreis präpariert.

Soeben sind mehrere Hunde und Katzen fertig geworden und warten auf ihre Abholung. Dass die Kerlchen nicht einfach im Körbchen dösen, sondern Kunstprodukte sind, merkt man erst, wenn man ihnen vorsichtig am Fell zieht. Gerade kommen noch ein paar Springmäuse rein.

Wie läuft das Ganze ab? Der Anfang hört sich nüchtern an: Die Tierkörper kommen tiefgefroren in extrem gut isolierten Versandboxen mit Kühlaggregaten per Post nach Bochum. Oder sie werden den Präparatorinnen Jennifer Dörk und Laura Eberhard persönlich gebracht: «Die meisten übergeben uns ihre Haustiere lieber selbst», schildert Dörk. Es stehe auch ein Fahrer bereit, der in München kürzlich zwei Katzen abgeholt habe.

Dörk: «Wir machen ein bisschen Trauerbegleitung mit»

«Wir verstehen uns auch ein wenig als Bestatter und machen ein bisschen Trauerbegleitung mit», sagt Dörk (44), die schon seit 20 Jahren Tiere präpariert – früher auch oft Wildtiere. Es mache einen Unterschied, ob man Haustiere mit großer Sorgfalt und Pietät für trauernde Besitzer präpariere oder ob ein geschossener Rehbock zur Trophäe aufgearbeitet werden solle. Beide Frauen haben eine dreijährige Ausbildung zur staatlich geprüften Präparationstechnischen Assistentin absolviert. MemoryPets sei der deutschlandweit einzige Anbieter, der ausschließlich Haustiere präpariere.

Die Arbeitsschritte: Als erstes wird das Fell abgezogen. «Das ist, als würde man eine Jacke ausziehen», beschreibt Dörk. Das Fell wird beim Gerber haltbar gemacht. Der Tierkörper wird je nach Auftrag sitzend, liegend oder stehend positioniert, zur Fixierung eingefroren. Die Präparatorinnen erstellen später einen Abguss von der äußeren Körperform, das Innere wird mit Hartschaum verfüllt. Auf Wunsch kann vom kremierten Tierkörper Asche in die künstliche Hülle integriert werden. Das Fell wird drübergezogen. Modellieren, Glasaugen einsetzen. Dann Make-up, also Farbe ins Gesicht. Eine Airbrush-Spritzpistole, Skalpell, Pinsel und Pinzette liegen bereit.

«Die Tiere haben alle ihre eigene Persönlichkeit, die sich im Gesicht und in der Haltung widerspiegelt», erläutert Eberhard (32). Wichtig sind Fotos vom Haustier zu Lebzeiten, als Vorlage. «Wo genau sind die Falten im Gesicht, wie groß sind die Augen, wie fallen die Augenwinkel aus – das alles sind subtile Details, die wir beachten. Wie bei einem Porträt.» Aktuell wartet eine Perserkatze auf Farbe fürs graue Näschen. Am Nachbartisch sorgen feine Nadeln dafür, dass ein Kaninchen seine akkurat erstellten Gesichtszüge nicht während des Trockenvorgangs verliert.

Wie viele Menschen in dem Metier bundesweit tätig sind, wird nicht erhoben. Der Beruf Präparator ist auch keine geschützte Bezeichnung. Im Verband Deutscher Tierpräparatoren sind rund 450 Personen organisiert, von denen aber etwa 250 aus der Fachrichtung Biologie kommen, sagt Verbandschef Frank-Michael Weigner.

Kunden sind Querschnitt durch die Gesellschaft

Und wer sind die Kunden? Bei MemoryPets ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Manche wollen auch Pfotenabdrücke, ein Tütchen mit Knochen, Eckzähne oder Krallen als Andenken, berichtet Eberhard. Ein herzförmiges Kissen aus dem Tierfell wurde jüngst geordert.

Renata Cwielong-Bieniek brachte ihre Yorkshire-Hündin im vergangenen Sommer nach Bochum. «Ich konnte mich nicht trennen, sie nicht einfach in die Erde werfen oder verbrennen lassen», erzählt die 41-Jährige. «Ich wollte sie weiter bei mir haben.» Zwei Monate dauerte es, bis das präparierte Tier abholbereit war. Eine 1200-Euro-Investition, Express-Service. Ihre Luca stehe jetzt im Wohnzimmer-Regal. «Manchmal fließen noch die Tränen. Dann streichle ich über ihr Fell, das tut mir gut.» Einige Bekannte hätten verständnislos reagiert, sie bereue den Schritt nicht, betont die Dortmunderin.

Katze für etwa 900 Euro, Hund ab 1000 Euro

Inzwischen dauert es wegen des hohen Zulaufs in der Regel fast ein Jahr, bis eine Kopie des Haustiers bei MemoryPets fertig ist. Und die Arbeit hat ihren Preis: Im Durchschnitt kostet eine Katze etwa 900 Euro. Beim Hund geht es ab 1000 Euro los, es kann auch vier- oder fünfmal so teuer werden.

«Alle Kunden eint eine unfassbare Liebe zu ihrem Tier. Wer keine besonders enge Beziehung zu seinem Haustier hatte, lässt es auch nicht präparieren», weiß Eberhard. Es gebe mitunter Kritik, das sei doch alles ekelig. Sie findet: «Der Tod eines geliebten Haustiers lässt sich nicht verhindern. Was man aber danach mit ihm macht, sollte jedem selbst überlassen sein.»

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