Kostenlose E-Zigaretten für eine Million Raucher

London (dpa) – Die Regierung in Großbritannien will eine Million Raucher in England mit kostenlosen E-Zigaretten ausstatten, um sie zum Verzicht auf Tabak zu ermutigen. Ziel sei es, das Land bis 2030 rauchfrei zu machen, teilte das Gesundheitsministerium in London mit. «Rauchfrei» definiert die Regierung mit einer Raucherquote von weniger als fünf Prozent.

Das «Swap-to-Stop»-Programm soll von weiteren Maßnahmen flankiert werden – etwa finanzielle Anreize für Schwangere, auf den Glimmstängel zu verzichten. Derzeit greift in England den Angaben zufolge noch fast jede zehnte Frau während der Schwangerschaft zur Zigarette. Die Regierung geht über zwei Jahre von Kosten in Höhe von 45 Millionen Pfund (51,3 Millionen Euro) aus. Weiterlesen

Deutschland, ein Kaffee- und Kuchen-Land

Von Gregor Tholl, dpa

Hamburg/Köln (dpa) – Deutschland, das ist für viele Bier und Bundesliga, es kann aber auch Bienenstich und Buttercremetorte bedeuten. Für Millionen Menschen sind Kaffee und Kuchen – also der Verzehr von Apfelkuchen, Schwarzwälder Kirsch oder Frankfurter Kranz, Donauwelle, Eierschecke, Marmorkuchen und Mohnkuchen – etwas typisch Deutsches.

Oder sagen wir besser: ein Kulturgut im deutschsprachigen Raum, denn auch Engadiner Nusstorte aus der Schweiz oder Mehlspeisen aus Österreich wie Sachertorte und Linzer Torte sind Klassiker. Manche denken sogar, «k. u. k.» bei der früheren Österreichisch-Ungarischen Monarchie habe für Kaffee und Kuchen gestanden (und nicht für kaiserlich und königlich).

Doch Süßes kann auch eine bittere Seite haben, etwa beim Blick auf die Figur: In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur geben immerhin 18 Prozent an, seit der oft extrem bewegungsarmen Corona-Krise mehr Süßes zu essen. Gleich viel essen demnach 47 Prozent, weniger 26 Prozent. Der Rest macht keine Angabe oder gibt an, gar nichts Süßes zu essen.

Kaffeekonsum auf Rekordniveau

Die Lust auf Kaffee nahm in der Pandemie dagegen keineswegs ab. Bei Heißgetränken dominiert laut Umfrage der Kaffee weit vor Tee und Kakao. Wie der Deutsche Kaffeeverband berichtet, ist der ohnehin hohe Kaffeekonsum auf einem Rekordniveau. Pro Kopf und Tag konsumieren Kaffeetrinker in Deutschland demnach im Schnitt knapp vier Tassen. Vor fünf Jahren waren es erst 3,4 Tassen.

Für 2023 erwartet der Kaffeeverband, dass für die Zubereitung zu Hause erstmals mehr «ganze Bohnen» verkauft werden als gemahlener Röstkaffee. Vollautomaten liegen im Trend, wie Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer beim Kaffeeverband in Hamburg, sagt. «Inzwischen steht in jedem dritten Haushalt ein entsprechendes System.»

2022 sei trotz Inflation und preissensiblen Verhaltens ein starkes Kaffeejahr gewesen, sagt Preibisch. Beim Kaffeetrinken habe es «einen klaren Trend zum Außer-Haus-Markt» gegeben, nachdem die Corona-Beschränkungen in der Gastronomie wegfielen. «Die Leute wollen endlich wieder raus aus den eigenen vier Wänden, sie wollen endlich wieder draußen Kaffee trinken» – das Comeback der Kaffeepause.

Käsekuchen oder Sahnetorte?

Während die Kaffeeliebe also sehr deutlich ist, scheiden sich in Deutschland beim Thema Kuchen die Geister schon eher. Sahne- oder Buttercremetorte? Obst- oder Schokokuchen? Die neue repräsentative Umfrage serviert den Geschmack der Republik auf dem Silbertablett.

Die meisten Erwachsenen in Deutschland mögen demnach Käsekuchen am liebsten, wenn sie sich entscheiden sollen. 19 Prozent nennen ihn auf die Frage «Wenn Sie in ein Café gehen, was sagt Ihnen persönlich am meisten zu?». Dahinter folgen Obstkuchen (16 Prozent), Sahnetorte (13 Prozent) oder auch Kuchen mit Schokolade (9 Prozent), Waffeln (6 Prozent), Crêpes (5) oder schwere Buttercremetorte (5).

Der Udo-Jürgens-Schlager «Aber bitte mit Sahne» aus den 70ern ist hierzulande ein Evergreen: «Sie treffen sich täglich um viertel nach drei (…) am Stammtisch im Eck in der Konditorei», heißt es in dem sarkastischen Hit, in dem besungen wird, wie der Tod nach und nach die alten Freundinnen Mathilde, Ottilie, Marie und Liliane absahnt.

Was wird aus der Kaffeehauskultur?

Tortentempel voller Damen mit Hut sind ein Klischee – aber auch eine hübsche Erinnerung. Die Kaffeehäuser alter Art, in denen Kellnerinnen mit Spitzenschürze Kaffee servieren («Draußen nur Kännchen!»), sind in den letzten Jahren vielerorts geschlossen worden. Doch nicht nur in Städten wie Baden-Baden, Köln oder Wiesbaden gibt es noch traditionsreiche Cafés wie das «König», «Wahlen» oder «Maldaner».

Vom Konditorenbund heißt es jedoch: «Durch die extrem gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise ist die Ertragssituation aufs Äußerste gespannt.» Es bleibe schwierig, den Personalbedarf insbesondere im Cafébereich mit Fachkräften abzudecken. Fast 1,9 Milliarden Euro setzte das Konditorenhandwerk 2022 um – ähnlich viel wie vor Corona.

Eine Tortur, die Tortenliebhabern heute immer mal wieder angetan wird, ist das liegende Tortenstück. Bald heiße es «Scheibe Torte» statt «Stück Torte», wird das dünnere Stück bei selbem Preis in Zeiten der Preissteigerungen beklagt. Untergang des Kuchenlandes – gekippte Stücke sind wahren Fans als Tortentodsünde ein Graus.

Doch Kaffee und Kuchen wird nicht nur außer Haus verzehrt, sondern auch daheim. Millionen backen gern selbst. Ebenfalls Millionen greifen zu Tiefkühlkuchen. Das wohl bekannteste Herstellerunternehmen aus dem westfälischen Mettingen hat es dank jahrelanger Werbung geschafft, dass viele Leute den Markennamen zu einer Melodie aus der Oper «La Gioconda» von Amilcare Ponchielli mitsummen.

«Die Torte, an die fast alle denken, wenn sie den Namen Coppenrath & Wiese hören, ist die Schwarzwälder-Kirsch-Torte», sagt Dorothee Reiering-Böggemann, Bereichsleitung Marketing. Seit 1976 sei sie das Aushängeschild. «Bei den Verkaufszahlen liegt allerdings eine andere Torte an der Spitze: die «Meistertorte Mandel-Bienenstich».» Da niemand an der Kaffeetafel ausgeschlossen werden solle, gebe es unter anderem diese Torte auch vegan, da viele immer mehr darauf achteten, den Anteil tierischer Produkte in ihrer Ernährung zu reduzieren.

Tiefkühlgebäck-Marktführer Coppenrath & Wiese, der seit acht Jahren zur Oetker-Gruppe gehört, produziert nach eigenen Angaben unter anderem täglich bis zu 1,1 Millionen Blechkuchenstücke, 350 000 Cheesecakes, 300 000 Sahnetorten und mehr als 100 000 Backkuchen.

Weiterlesen

Verband: Deutschlands Kaffeekonsum auf Rekordniveau

Hamburg (dpa) – Der ohnehin hohe Kaffeekonsum in Deutschland ist auf Rekordniveau gestiegen. Insgesamt werden derzeit pro Kopf und Tag durchschnittlich knapp vier Tassen pro Kaffeetrinker konsumiert, wie der Deutsche Kaffeeverband berichtet – unter Berufung auf in Auftrag gegebene Marktforschung. Das liegt unter anderem am Wegfall der Corona-Beschränkungen in der Gastronomie im vergangenen Jahr. Im Jahr 2021 waren es noch 3,6 Tassen und im Vorpandemiejahr 2019 etwa 3,5 Tassen. Kaffee ist in Deutschland mit Abstand das beliebteste Getränk, noch vor Mineralwasser und Bier.

Der Kaffeemarkt zeigt bei der Zubereitung zu Hause eine Verschiebung in Richtung ganze Bohnen. Ganze Bohnen (plus 8 Prozent) glichen sich mit rund 44 Prozent Marktanteil erstmals dem Segment des gemahlenen Kaffees an. Pads haben 6 Prozent Marktanteil, Kapseln etwa 5 Prozent. Weiterlesen

Knapp 300 Atomwaffengegner am Fliegerhorst Büchel

Büchel (dpa/lrs) – Rund 290 Menschen haben nach Angaben der Polizei am Ostermontag am Luftwaffenstützpunkt Büchel (Landkreis Cochem-Zell) demonstriert. Der alljährliche Ostermarsch unter dem Motto «Es ist kurz vor Zwölf» wandte sich gegen Aufrüstung und Krieg. Die Veranstalter forderten einen Beitritt der Bundesrepublik zum Atomwaffenverbotsvertrag, den Abzug von Atomwaffen aus Büchel sowie ein Ende nuklearer Teilhabe Deutschlands. Der Luftwaffenstützpunkt gilt als einziger Standort in Deutschland, an dem US-Atomwaffen lagern. Der Ostermarsch verlief laut Polizei friedlich. Die Demonstrierenden zogen um den Militärstützpunkt und versammelten sich dann zu einer Kundgebung.

Binz weitet Beratung gegen Rechtsextremismus aus

Mainz (dpa/lrs) – Das rheinland-pfälzische Familien- und Integrationsministerium hat die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus neu aufgestellt und deutlich ausgeweitet. «Beratungssuchende sollen in ihrem Engagement gegen rechtsautoritäre und menschenfeindliche Ideologien und Bewegungen in ihrem persönlichen, sozialen und beruflichen Umfeld gestärkt werden», sagte Ministerin Katharina Binz der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. «Wir sehen in den vergangenen Jahren im Rechtsextremismus komplexere Strukturen.» Neben den klassischen Milieus wie Parteien und Kameradschaften nannte die Grünen-Politikerin Reichsbürger und Verschwörungstheoretiker als Beispiele. Soziale Medien und eine gewachsene Gewaltbereitschaft spielten auch eine Rolle. Weiterlesen

Welche Jobs durch Künstliche Intelligenz bedroht werden

Von Christoph Dernbach, dpa

Berlin (dpa) – Werkzeuge der Künstlichen Intelligenz wie der Textroboter ChatGPT wirbeln derzeit die High-Tech-Branche kräftig durcheinander. Die Vorherrschaft von Google bei der Internetsuche wird durch die neue KI-Software erstmals ernsthaft in Frage gestellt. Doch nicht nur im fernen Silicon Valley sind die Auswirkungen des Technologie-Erdbebens zu spüren. Künstliche Intelligenz wird auch außerhalb der kalifornischen Tech-Zentren den Arbeitsalltag vieler Menschen umfassend verändern. Das geht aus zwei Studien hervor, die sich mit den Folgen der KI-Revolution auf die Arbeitswelt beschäftigen.

Die erste Studie stammt von den Machern von ChatGPT selbst: Forscher des Start-up-Unternehmens OpenAI haben sich mit Wissenschaftlern der University of Pennsylvania zusammengetan, um herauszufinden, auf welche Jobs sich ChatGPT am stärksten auswirkt. Danach gehören Buchhalter zu den Berufsgruppen, die am stärksten von den Möglichkeiten der generativen künstlichen Intelligenz betroffen sind. Mindestens die Hälfte der Aufgaben in der Buchhaltung könnten mit dieser Technologie viel schneller erledigt werden.

Auch Mathematiker, Programmierer, Dolmetscher, Schriftsteller und Journalisten sollten sich der Studie zufolge darauf einstellen, dass die künstliche Intelligenz zumindest einen Teil ihrer bisherigen Aufgaben übernehmen kann. Denn obwohl die KI-Systeme derzeit bei ihren Antworten oft noch fehlerhafte Fakten «halluzinieren», liefern sie bei Aufgaben wie Übersetzung, Klassifizierung, kreativem Schreiben und Generierung von Computercodes auch jetzt schon beachtliche Ergebnisse.

Für kaum einen Arbeitsplatz bleibt KI ohne Folgen

Die Forscher von OpenAI und der University of Pennsylvania gehen davon aus, dass die meisten Arbeitsplätze in irgendeiner Form durch die KI-Sprachmodelle verändert werden. Rund 80 Prozent der Arbeitnehmer in den USA seien in Berufen tätig, in denen mindestens eine Aufgabe durch generative KI schneller erledigt werden könne. Es gibt aber auch Berufe, in den die KI nur eine untergeordnete Rolle spielen wird: Dazu gehören Köche, Kfz-Mechaniker und Jobs in der Öl- und Gasförderung aber auch in der Forst- und Landwirtschaft.

Eine Forschungsabteilung der Investmentbank Goldman Sachs hat in einer Studie ausgerechnet, was diese Entwicklung für den Arbeitsmarkt konkret bedeuten kann. Wenn die sogenannte generative KI die versprochenen Fähigkeiten einhalte, könne dies «zu erheblichen Störungen auf dem Arbeitsmarkt» führen. Unter «generativer KI» werden Computerprogramme verstanden, die neue Ideen, Inhalte oder Lösungen erstellen können, anstatt nur vordefinierte Regeln oder Anweisungen abzuarbeiten.

Goldman Sachs geht davon aus, dass etwa zwei Drittel der derzeitigen Arbeitsplätze einem gewissen Grad an KI-Automatisierung ausgesetzt sind. Die generative KI könne bis zu einem Viertel der derzeitigen Arbeit ersetzen. «Rechnet man unsere Schätzungen auf die ganze Welt hoch, so könnte generative KI das Äquivalent von 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen der Automatisierung aussetzen.»

Hinrich Schütze, Direktor des Centrums für Informations- und Sprachverarbeitung an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), sieht in der Entwicklung der generativen KI eine Revolution, die technologisch mit dem Internet oder dem Smartphone vergleichbar ist. Dabei seinen die KI-Systeme von einem echten inhaltlichen Verständnis der Themen noch weit entfernt: «Die Grundtechnologie für die Sprachmuster ist einfach immer das nächste Wort vorherzusagen, ganz stupide, immer das nächste Wort.»

Das Ende vieler Berufe ist in Sicht

Dennoch seien die Folgen schon jetzt enorm: «Es werden sich große Veränderungen darin ergeben, wie wir schreiben, wann immer wir Texte verfassen, wie wir programmieren.» Das habe auch große Folgen auf den Arbeitsalltag. «Ganz viele Berufe werden wegfallen, wenn es einfach nur darum geht, Zusammenfassungen zu schreiben, Wissen zu sammeln und zu verdichten.»

Der Münchner KI-Experte warnt jedoch davor, der künstlichen Intelligenz zu viel Aktionsradius bei den Entscheidungen einzuräumen, etwa in der Justiz, der Medizin, der Steuerberatung, oder Vermögensverwaltung. Die KI treffe viele Aussagen mit großer Überzeugungskraft, obwohl die Fakten oft fehlerhaft seien. «Der Mensch denkt, das muss ja stimmen, wenn sich das Modell so sicher ist. Aber in Wirklichkeit kann das Modell seine eigene Sicherheit nicht einschätzen. Das ist eines der großen Probleme, die wir haben.»

Der Potsdamer Informatik-Professor Christoph Meinel sieht ein weiteres Hindernis für den flächendeckenden Durchbruch der KI in der Arbeitswelt, denn die Systeme benötigen gewaltige Rechnerkapazitäten und erfordern damit auch riesige Mengen an Energie. «Viele Erwartungen an die KI erscheinen mir überzogen und im Hinblick auf deren Energieverbrauch auch unrealistisch», sagt der scheidende Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Die erfolgreichen KI-Anwendungen basierten auf dem so genannten Deep Learning, also dem Training mit riesigen Datenmengen. «Und die verschlingen Unmengen an Energie.» Eine breite Einführung wäre deshalb für das Klima und die Erreichung der Klimaziele fatal. «Wir müssen erst deutlich energieeffizientere KI-Systeme entwickeln.»

Meinel sieht aber nicht nur im hohem Strombedarf eine Herausforderung, sondern auch beim Thema Datenschutz. «Wer im Internet neueste Anwendungen der Künstlichen Intelligenz ausprobiert, sollte mit der Preisgabe sensibler eigener Daten vorsichtig sein», rät Meinel. Trotz des Hypes sollten sich alle Verantwortlichen bewusst sein, dass man mit den eigenen Anfragen und Daten gratis die KI-Modelle der Anbieter trainiere und schlau mache. Wer etwa interne Finanzdaten auf bestimmte Plattformen hochlade, damit diese automatisch eine Präsentation daraus herstellen, müsse wissen, dass dadurch möglicherweise auch Geschäftsgeheimnisse preisgegeben werden.

Weiterlesen

«Balsam für die Seele»: Wenn Eulen im Hospiz zu Besuch sind

Von Birgit Reichert, dpa

Koblenz (dpa) – Horst Demsky ist schwach und kann nicht mehr aufstehen. Deshalb kommen die Eulen im Hospiz St. Martin in Koblenz zum Besuch an sein Bett. Ruhig sitzen sie auf Falkner-Handschuhen auf der Bettdecke, Demksy streichelt ihnen über das Gefieder. «Schatzi, fein», sagt er mit leiser Stimme zu ihnen. Und nach einer Weile: «Ich habe auch zwei Papageien gehabt.» Immer wieder lächelt er, während Falknerin Katharina Häfner ihm die Vögel vorstellt: Schleiereule Emma und Weißgesichtseule Merlin – mit den leuchtend orangenen Augen.

Es sind erkennbar Minuten der Freude, die die tierische Visite bei Demsky auslöst. Genau das ist es, warum Häfner tiergestützte Therapie mit Eulen anbietet. Mit ihrem Team «Falkner der Herzen», das in Bisterscheid in der Nordpfalz zu Hause ist, besucht sie bundesweit unter anderem Hospize und palliative Kinderhospize ehrenamtlich. In Hospizen werden unheilbar Kranke in ihrer letzten Lebensphase begleitet und versorgt. «Wir bringen den Menschen dort noch einmal eine Freude und vielleicht ein bisschen Glück mit», sagt Häfner (29).

«Ein ganz besonderes Ereignis»

Bei Demsky ist es geglückt. «Das war eine schöne Überraschung», findet er. Der Eulen-Besuch, der inzwischen dritte im Hospiz, sei «ein ganz besonderes Ereignis», sagt die stellvertretende Hospizleiterin Ingrid Ferdinand. Man erlebe bei den schwerstkranken Menschen, welche Begeisterung die Tiere hervorriefen. «Man sagt immer: Im Hospiz ist alles so traurig. Einer unserer Grundsätze ist, dass wir den Tag, den wir haben, so gut leben wie es möglich ist. Und das ist so ein Highlight.»

Auch für Angehörige. In einem anderen der zehn Zimmer liegt Swen Pinkatschek. Hirntumor. An seinem Bett sitzt seine Frau. Sie freut sich, als ihr Sohn Claas mit der kleinen Eule Merlin und Falknerin Häfner mit der Schleiereule ins Zimmer kommen. «Das ist das erste Mal, dass Eulen uns so nahe sind», sagt Tamara Pinkatschek. Claas, der an dem Tag seinen siebten Geburtstag hat, setzt die Eule aufs Bett und zeigt: «Papa, du musst immer hier so streicheln, das mag sie.» Der besondere Moment wird mit vielen Fotos festgehalten.

«Die Menschen fangen mehr an zu reden»

«Eulen bringen ganz viel Ruhe. Eulen machen leise», sagt Falknerin Häfner, die gebürtig aus Eutin in Schleswig-Holstein stammt. Das sei vielleicht etwas, das ein bisschen anders sei als bei ähnlichen Einsätzen mit anderen Therapie-Tieren wie Hunden oder Alpakas. Aus ihren Erfahrungen mit den Eulen erzählt sie: «Die Menschen fangen mehr an zu reden.» Und so ein Besuch bringe viele Erinnerungen zurück. «Man öffnet im Kopf eine Tür.»

Beispielsweise beim Besuch von Menschen mit Demenz oder Alzheimer. Häfner erzählt: «Man fragt: Wie heißt du? Und dann sagt die Person “Dirk Müller”. Und daneben steht das Pflegepersonal und sagt: “Er weiß seinen Namen eigentlich seit fünf Jahren nicht mehr”.»

Begeistert von den Eulen ist auch Hospiz-Bewohner Jose Lay. Er sei seit seiner Kindheit «Eulen-Fan», erzählt er auf der Terrasse im Koblenzer Hospiz. «Abends bei meinem Zuhause habe ich auch Eulen gehört.» In seinem Zimmer hat er eine Sammlung von Eulen-Figuren unter anderem aus Keramik. «Eulen sind sehr intelligente und sehr schöne Tiere». Bei dem Besuch hat er nur Augen für die Eulen, streichelt auch einen großen Uhu. «Ich war noch nie so nah dran. Es ist ein schönes Erlebnis.»

«Sie bekommen ganz viel Liebe und Zuneigung»

«Kuscheln, streicheln und küssen – das geht alles», sagt Falknerin Häfner zum Umgang mit den Therapie-Vögeln. «Sie sind das gewohnt.» Die Tiere seien von klein auf mit der Hand aufgezogen. «Wir bekommen sie, wenn sie zehn bis 14 Tage alt sind. Sie leben bei uns in der Küche und liegen abends mit uns auf dem Sofa im Wohnzimmer und sie bekommen ganz viel Liebe und Zuneigung.» Und sie wüssten: «Wenn ich auf einem Handschuh sitze, dann ist das Arbeitszeit.»

In der Falknerei in Bisterscheid gebe es insgesamt 45 Vögel, die meisten davon seien Eulen. Häfner ist seit sechs Jahren im Team, ihr Mann Achim Häfner mache das schon seit mehr als 20 Jahren. Sie besuchten auch Altenheime, Schulen, Kindergärten und Behinderteneinrichtungen, die für Besuche bezahlten. In Berlin gebe es besonders viele Einrichtungen, die sie buchten, erzählt Katharina Häfner. «Da sind wir zweimal im Jahr jeweils zwei bis drei Wochen.»

«Das ist Balsam für die Seele»

Für sie sei ein Besuch wie in Koblenz «eine Erfüllung und eine totale Herzenssache»: «Wenn ich da einen Menschen habe, den ich tief im Herzen erreicht habe, dann habe ich es für genau diesen gemacht. Dann war es für genau den richtig», sagt sie.

Das stationäre Hospiz in Koblenz will den Eulen-Besuch in Zukunft wiederholen. Die «Gäste» im Hospiz hätten Erkrankungen, die austherapiert seien. «Wir gehen über ins Palliative», sagt Ferdinand. Aus einem Erlebnis wie dem Eulen-Besuch schöpften auch Betreuer und Pflegekräfte Kraft. «Das ist Balsam für die Seele. Für beide Seiten.»

Weiterlesen

WHO: Behandlung bei Unfruchtbarkeit erschwinglicher machen

Genf/Berlin (dpa) – Jeder sechste Mensch auf der Welt ist nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Unfruchtbarkeit betroffen. Dabei gebe es praktisch keine Unterschiede zwischen reichen und armen Ländern, berichtete die WHO am Montag.

«Die schiere Zahl der Betroffenen zeigt, dass der Zugang zu Fertilitätsbehandlungen ausgeweitet werden muss und dass dieses Thema in der Gesundheitsforschung und -politik nicht länger verdrängt werden darf, damit sichere, wirksame und erschwingliche Wege zur Elternschaft für alle, die dies wünschen, zur Verfügung stehen», sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Weiterlesen

Missbrauch: Pakistaner im Visier der Sunak-Regierung

Von Benedikt von Imhoff, dpa

Rochdale (dpa) – Im Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von Mädchen und Frauen konzentriert sich die konservative britische Regierung künftig stärker auf den ethnischen Hintergrund der Verdächtigen. «Zu lange hat uns die politische Korrektheit davon abgehalten, abscheuliche Kriminelle auszusortieren, die Kinder und junge Frauen ausbeuten», sagte Premierminister Rishi Sunak.

Innenministerin Suella Braverman nahm ausdrücklich aus Pakistan stammende Männer als Täter ins Visier. Das stieß auf Kritik: «Der Fokus der Regierung auf britisch-pakistanische Männer ist nichts anderes als staatlicher Rassismus», sagte der Soziologe Ali Meghji von der Universität Cambridge.

Die Frage nach dem ethnischen Hintergrund ist in Großbritannien an sich nicht außergewöhnlich – und wird in Umfragen, aber auch auf Internetseiten von Behörden routinemäßig gestellt. Nun sollen von der Polizei erhobene Daten auch von einer neuen Taskforce genutzt werden, die den Kampf gegen die «grooming gangs», wie organisierte Missbrauchstäter genannt werden, aufnehmen soll. «Wir werden vor nichts zurückschrecken, um diese gefährlichen Banden auszurotten», sagte der Premier, der indische Wurzeln hat.

Innenministerin wirft Labour Versäumnisse vor

Demonstrativ besuchten Sunak und Braverman am Montag die Stadt Rochdale. Der Ort bei Manchester ist in Großbritannien – wie das nordenglische Rotherham – ein Synonym für organisierten Missbrauch. Zwischen 2008 und 2010 hatten mehrere aus Pakistan stammende Männer dort Dutzende meist weiße Mädchen missbraucht und zur Prostitution gezwungen. Dass die Täter lange unbehelligt blieben, liegt nach Ansicht von Konservativen an der Angst vor Diskriminierungsvorwürfen. Der Grund, dass Hinweise von Sozialarbeitern, Kommunalpolitikern oder sogar der Polizei ignoriert wurden, «war kulturelle Empfindlichkeit und politische Korrektheit», sagte nun auch Sunak.

Vor allem Braverman, deren Vorfahren aus Indien und Mauritius stammen, nahm kein Blatt vor den Mund. Es gebe ein «Übergewicht bestimmter ethnischer Gruppen – und ich sage: britisch-pakistanische Männer -, deren kulturelle Werte völlig im Widerspruch zu britischen Werten stehen», hatte die konservative Hardlinerin am Sonntag gesagt. Diese Männer würden Frauen «auf eine erniedrigende und illegitime Weise» sehen. Vor allem in Regionen, in denen die sozialdemokratische Oppositionspartei Labour regiert, werde die Bedeutung des ethnischen Hintergrunds ignoriert, behauptete die Ministerin. 2024 wird in Großbritannien gewählt, in den Umfragen liegen ihre Tories hinten.

Sunaks Regierung fährt schrillen Anti-Migrations-Kurs

Kritiker warfen Braverman vor, ihre Wortwahl stachele zu Hass gegen Minderheiten an. Es ist nicht das erste Mal, dass die Innenministerin für ihre Sprache angegangen wird. Erst vor wenigen Wochen twitterte Ex-Fußballstar Gary Lineker, die Rhetorik der Regierung sei der im Deutschland der 1930er Jahre «nicht unähnlich». Das richtete sich kaum verhüllt gegen Braverman, die die steigende Zahl irregulärer Migranten als «Invasion» bezeichnet hatte.

Auch jetzt ist die Kritik erheblich. Soziologe Meghji verwies auf die Pläne der Regierung, unerwünscht eingereiste Menschen ohne Berücksichtigung ihrer Umstände so schnell wie möglich abzuschieben. «Sie werden den Mythos von braunen Sexualstraftätern nutzen, um Unterstützung für ihre Anti-Migrations- und Anti-Flüchtlingspolitik zu gewinnen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Die Kinderschutzorganisation National Society for the Prevention of Cruelty to Children (NSPCC) warnte zudem, aufgrund der Fokussierung auf einen bestimmten Tätertypus gebe es ein erhöhtes Risiko «blinder Flecken». Es sei wichtig zu bedenken, dass Sexualstraftäter «nicht nur einen Hintergrund» haben, sagte NSPCC-Chef Peter Wanless.

Geht der neue Fokus an der Realität vorbei?

Oppositionsführer und Labour-Chef Keir Starmer sagte zwar, der ethnische Hintergrund von Verdächtigen dürfe kein Hindernis für Ermittlungen sein. Allerdings betonte er, dies spiele bei der «überwältigenden Mehrheit» der Fälle von sexuellem Missbrauch keine Rolle. Auch Meghji sagte: «Regierungsdaten zeigen, dass sogenannte grooming gangs hauptsächlich von weißen Männern angeführt werden.»

In den vom Innenministerium in Auftrag gegebenen Studien steht zudem, dass es sich bei den meisten Sexualstraftätern, die wegen organisierten Kindesmissbrauchs verurteilt werden, um weiße Männer handelt. Es gebe keine Beweise, dass «grooming gangs» eher aus Asiaten oder Schwarzen bestehen. Ein Regierungssprecher sagte am Montag dazu, bisher habe es einfach nicht ausreichend Daten gegeben, um klare Schlüsse zu ziehen.

Weiterlesen

Jogginghosen-Verbot in Schule sorgt für Diskussionen

Von Jann Philip Gronenberg, dpa

Berlin (dpa) – Nach einem neuerlichen Jogginghosen-Verbot an einer Schule in Wermelskirchen bei Remscheid ist die Debatte um angemessene Kleidung in der Schule neu entfacht. Ein Verbot befürwortet die Deutsche-Knigge-Gesellschaft. Modedesigner Thomas Rath setzt sich für die Jogginghose in Klassenräumen ein. Ein Überblick.

Die Leitung einer Sekundarschule in Wermelskirchen hatte zuletzt begonnen, die schon länger geltende Kleiderordnung der Schule umzusetzen und Schüler in Jogginghosen nach Hause geschickt. «Trotz Kritik in den Medien» wolle man die Kleiderordnung aufrechterhalten, hieß es von der Schule am Mittwoch. «Wir möchten unsere Schüler:innen dazu animieren, Kleidung zu tragen, die nicht zum «Chillen» verleitet.» Für die Vorbereitung auf das Berufsleben sei einer Abkehr von der Jogginghose wichtig, teilte die Schule weiter mit. Zustimmung für das Jogginghosen-Verbot erhält die Schule nun von der Deutschen-Knigge-Gesellschaft.

Was hätte Knigge zur Jogginghose gesagt?

Die Deutsche-Knigge-Gesellschaft möchte die in Aufklärung und Humanismus verwurzelten Ideen des 1796 verstorbenen Adolph Freiherrn Knigge verbreiten. Sie setzt sich für vollendeten Stil, sichere Kenntnis der aktuellen Umgangsformen, moralische Selbstverantwortung, sittlich einwandfreies Verhalten sowie einen situativ angemessenen toleranten und lockeren Umgang miteinander ein.

Jogginghosen seien Funktionskleidungsstücke, die zum Sport oder zum Entspannen getragen werden, sagte eine Sprecherin am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur. «Sportler tragen auf dem Sportplatz ihr Trikot als Arbeitsuniform und nach getaner Arbeit die Jogginghose in ihrer Freizeit. Schulzeit ist Arbeitszeit, daher hat die Jogginghose dort keinen Platz.»

Arbeitskleidung, Uniformen und Dresscodes seien sozial gewachsen. «Mit der Kleidung wird eine bestimmte Aufgabe, Autorität oder Zugehörigkeit ausgedrückt. Aus diesem Erfahrungsschatz heraus lässt sich die Jogginghose im Alltag nicht beziehungsweise nicht zu einer wertvollen Aufgabe zuordnen und stößt auf Widerstände.» Dass die Jogginghose nicht gesellschaftlich akzeptiert sei, zeige sich bereits durch die Diskussionen um das Kleidungsstück.

«Die Jahre des Modediktats sind, Gott sei Dank, vorbei»

Ganz anders sieht es Modeschöpfer Thomas Rath. Der 56-Jährige, der «selber ein großer Fan der Jogginghose» ist, sieht das Kleidungsstück deutlich gesellschaftsfähiger: «Die Akzeptanz der Jogginghose hat stark zugenommen, aber nicht nur unter dem Aspekt des Homeoffice sondern auch durch den großem Einfluss der Streetwear in unserem Alltag, welcher wichtig ist und uns jung hält.»

Ein Jogginghosen-Verbot lehnt Rath, der unter anderem als Juror bei «Germany’s Next Topmodel» zu sehen war, ab. «Die Jahre des Modediktats sind, Gott sei Dank, vorbei und wir können uns individuell kleiden», sagte Rath der Deutschen Presse-Agentur. Auch eine Jogginghose könne gepflegt aussehen. «Viele Promi-Damen haben sogar eine Jogginghose stilsicher auf dem roten Teppich präsentiert.» Dazu zählten jedoch nicht «die fiesen bequemen Flodderhosen». Schlussendlich plädiert Rath für Umbrüche in der Mode: «Wir alle möchten nicht aussehen wie unsere Großeltern.»

Weiterlesen

Designer Rath: Jogginghosen halten jung

Berlin (dpa) – Modeschöpfer Thomas Rath ist gegen ein Jogginghosen-Verbot an Schulen. «Mode und die Art, wie wir uns kleiden, untermalt unsere Persönlichkeit und ist ein Spiegelbild unserer Emotionen», sagte Rath der Deutschen Presse-Agentur gestern. Eine Kleiderordnung für ein gepflegtes Aussehen befürworte er, allerdings könne auch eine Jogginghose gepflegt aussehen. Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen