Berlin (dpa) – Privatleute haben laut einer Auswertung im Auftrag des Deutschen Spendenrates vergangenes Jahr rund 5,67 Milliarden Euro für wohltätige Zwecke gespendet. Es sei damit das zweitbeste Spendenjahr seit Beginn der Erhebung 2005. Das teilte der Dachverband von 70 gemeinnützigen Organisationen am Mittwoch in Berlin zur «Bilanz des Helfens» 2022 mit, die mit Marktforschern von GfK entstand. Weiterlesen
Zwei Städte bei Förderung von Schulsozialarbeit vorn
Mainz (dpa/lrs) – Rheinland-Pfalz hat rund 8,5 Millionen Euro für die Schulsozialarbeit in den Kommunen des Landes bewilligt. Nach einer am Montag vom Bildungsministerium veröffentlichten Mitteilung erhalten Mainz und Ludwigshafen die höchste Förderung bei den allgemeinbildenden Schulen, bei Berufsschulen liegt Koblenz vorn. Insgesamt ist für dieses Jahr eine Förderung von nahezu elf Millionen Euro vorgesehen. Weiterlesen
Babyboomer heizen Fachkräftemangel an
Von Jan Christoph Freybott, dpa
Berlin (dpa) – Der Fachkräftemangel in Deutschland wird sich in den kommenden Jahren in vielen Bereichen weiter verschärfen – vor allem im Verkauf, in Kitas, der Sozialarbeit und Krankenhäusern. Das geht aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Um die drohende Personallücke zu schließen, müssen demnach vor allem mehr Menschen in Arbeit gebracht werden – und später in den Ruhestand gehen. «Wenn wir es schaffen, die Babyboomer nur etwas länger arbeiten zu lassen, wäre uns bereits enorm geholfen», sagte Studienautor Alexander Burstedde.
Das IW schlüsselt in der Studie anhand bekannter Daten auf, wie sich der Mangel an Arbeitskräften in einzelnen Berufsgattungen bis 2026 entwickelt. Die größte Lücke dürfte demnach in der Kinderbetreuung, der Kranken- und Altenpflege sowie der Sozialarbeit klaffen. Noch vor ihnen liegt der Verkauf, dem es etwa an Kassierinnen und Kassierern fehlt. Der Bereich unterliegt allerdings großen Schwankungen.
Ein wesentlicher Grund für den Fachkräftemangel sei, dass die Babyboomer, also die besonders geburtenstarken Jahrgänge, Schritt für Schritt in Rente gingen. Zugewanderte Arbeitskräfte allein könnten diese Lücke nicht schließen, zumindest nicht beim aktuellen Tempo der Zuwanderung.
Deshalb sei es wichtig, die Menschen länger in Arbeit zu halten, sagte Burstedde. «Heute gehen Beschäftigte im Schnitt mit gut 64 Jahren in den Ruhestand», sagte er. «Wenn wir da nur etwas mehr rausholen, haben wir schon viel geschafft.» Denn Ältere in Arbeit zu lassen, sei der mit Abstand wichtigste Hebel gegen den Fachkräftemangel, sagte Burstedde. «Grob gesagt etwa dreimal so wichtig wie die Zuwanderung.» Dabei sei es nötig, Älteren die passenden Angebote zu machen – etwa das Arbeiten in Teilzeit.
Burnout in Pflege und medizinischen Berufen verhindern
Dem stimmt auch Sebastian Dullien zu, Ökonom am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Ältere könnten im Kampf gegen den Fachkräftemangel eine wichtige Rolle spielen, sagte er. «Allerdings muss man ihnen die Flexibilität am Arbeitsplatz geben, die sie brauchen.»
Um die großen Personallücken etwa in Krankenhäusern zu füllen, brauche es eine neue Organisation der Arbeit. «In der Pflege und den medizinischen Berufen gehen uns die Leute aus, weil sie nicht mehr können», sagte der Ökonom. Dass Beschäftigte hier ausbrennen, dürfe nicht passieren. Um die Berufe wieder attraktiv zu machen, brauche es zudem eine bessere Bezahlung.
Auch beim Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe sieht man die Mehrarbeit kritisch. «Wir sehen schon jetzt in den Pflegeberufen, dass Ausfälle durch Krankheit und ein früheres Ausscheiden aus dem Beruf deutlich höher sind als in anderen Berufen», sagte deren Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper. Bei diesen Bedingungen die Arbeitszeit noch zu erhöhen, verschärfe das Problem. Stattdessen brauche es Strukturen in der Pflege, die das Arbeiten bis zur Rente überhaupt ermöglichen.
Fachkräftemangel ging im vierten Quartal 2022 leicht zurück
An qualifiziertem Personal mangelt es offenbar nicht: Wie aus einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Sommer hervorging, könnten rechnerisch mindestens 300.000 Vollzeitstellen in der Pflege durch Rückkehrer und Aufstocker besetzt werden, vorausgesetzt, die Arbeitsbedingungen entwickelten sich zum Besseren.
Bereits jetzt ist die Personaldecke im Bereich «Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung» ein Brennpunkt. Im Dezember blieben hier mehr als die Hälfte der ausgeschrieben Stellen ohne passende Besetzung, wie das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) des IW in einer anderen Studie berichtete. Immerhin ergab sie auch, dass der Fachkräftemangel im vierten Quartal 2022 leicht zurückging. Allerdings betonten die Experten, dass er weiter auf hohem Niveau verharre.
Auch Bauwesen und Handwerk betroffen
Auf eine große Personalnot steuern auch Betriebe aus dem Bauwesen und dem Handwerk hin – allen voran aus der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Sie müssen in den kommenden Jahren etwa den energetischen Umbau vieler Eigenheime stemmen. Die Ausbildungszahlen seien hier zwar etwas besser als im allgemeinen Trend, sagte Carsten Müller-Oehring vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. «Das reicht jedoch in keiner Weise, um den großen Bedarf an Fachkräften zu decken, der erforderlich ist, um die politisch ausgerufenen Aufgaben zu erfüllen», sagte Müller-Oehring.
Wie in der Studie beschrieben sei es wichtig, die Beschäftigten lange im Arbeitsleben zu halten. Allerdings dürfe nicht vergessen werden, dass Handwerk zum Teil schwere körperliche Arbeit bedeute.
Für die Studie nahm das IW ausschließlich sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ins Auge. Aussagen über die zukünftige Entwicklung stützen sich auf die Daten der Jahre 2015 bis 2021 – die Zuwanderung infolge des Ukraine-Kriegs ist somit nicht berücksichtigt.
Im Jahr 2021 litten unter den 1300 untersuchten Berufsgruppen gut 400 an Personalnot. Bis 2026 werde das auf knapp 560 steigen. «Der Fachkräftemangel breitet sich also auf weitere Berufe aus», heißt es in der Studie.
Einen vergleichsweise schwachen Hebel gegen den Fachkräftemangel sieht Studienautor Burstedde hingegen in Maßnahmen, die Arbeitslosigkeit verringern sollen. «Sie liegt sehr niedrig und scheint selbst in Krisen nicht mehr anzusteigen», sagte er. «Die Unternehmen halten ihre Leute – auch wenn es hart auf hart kommt.»
Studie: Jedes fünfte Kind armutsgefährdet
Gütersloh (dpa) – Mehr als jedes fünfte Kind und jeder vierte junge Erwachsene in Deutschland sind einer Studie zufolge armutsgefährdet. Betroffen sind unter den Kindern vor allem Jungen und Mädchen in alleinerziehenden Familien oder in Mehrkindfamilien mit drei und mehr Heranwachsenden, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Kinder- und Jugendarmut bleibe ein ungelöstes Problem.
Es gebe erhebliche regionale Unterschiede: Am höchsten falle die Armutsgefährdungsquote in Bremen aus, am niedrigsten in Bayern, das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen liege etwa im Mittelfeld. Weiterlesen
Studie: Mehr als jedes fünfte Kind von Armut bedroht
Saarbrücken (dpa/lrs) – Im Saarland ist einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge mehr als jedes fünfte Kind von Armut bedroht. Insgesamt waren 32.635 und damit rund 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren im Jahr 2021 armutsgefährdet, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Besonders stark betroffen waren den Angaben zufolge Familien mit drei oder mehr Kindern (29,2) und Kinder von Alleinerziehenden (47,4 Prozent). Bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren waren rund 18 Prozent von Armut bedroht. Weiterlesen
Schweitzer: Bürgergeld ist mehr als neuer Name für Hartz IV
Mainz (dpa/lrs) – Der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer hat die Umstellung der bisherigen Grundsicherung auf das neue Bürgergeld als einen grundlegenden Systemwechsel bezeichnet. Das Bürgergeld sei weit mehr als ein anderer Name für Hartz IV, sagte der sozialdemokratische Minister am Mittwoch in einer Aktuellen Debatte des Landtags. Zwischen der Einführung der Hartz-Reformen und dem Bürgergeld «liegen gute zwei Jahrzehnte arbeitsmarktpolitischer Entwicklung» – damals habe es eine strukturelle Massenarbeitslosigkeit gegeben, jetzt habe sich die Situation fast ins Gegenteil verkehrt. Weiterlesen
Wüst: Integrationsprobleme nicht nur bei Migranten
Düsseldorf (dpa) – Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sieht Integrationsprobleme in Deutschland nicht auf Menschen mit Migrationshintergrund beschränkt. Das Phänomen der Respektlosigkeit von Kindern gegenüber Lehrkräften sei zum Beispiel nicht nur auf einen Personenkreis begrenzt, sagte Wüst am Dienstag in Düsseldorf. Weiterlesen
DGB sieht «mittelfristig» Standortvorteile in Deutschland
Berlin (dpa) – Staatlicher Einsatz für eine klimaschonende Umgestaltung der Wirtschaft und mehr soziale Sicherheit – mit diesen Kernforderungen blickt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf das neue Jahr.
So müssten Unternehmen verpflichtet werden, neue Wertschöpfung und klimagerechte Produkte zu entwickeln und auszubauen, sagte DGB-Chefin Yasmin Fahimi auf der DGB-Jahrespressekonferenz in Berlin. Im Gegenzug solle die Wirtschaft staatlich unterstützt werden. Dabei müsse gelten: «Ohne Standorttreue keine Standortvorteile.» Die Unternehmen sollten keine Produktion ins Ausland verlagern, mahnte Fahimi.
Stattdessen betonte sie, «welche Chancen mittelfristig in diesem Standort liegen.» Beim Blick auf die USA und den dort eingeführten Inflation Reduction Act solle man auch sehen, dass es auch in Deutschland Unterstützung und Förderprogramme gäbe. US-Präsident Joe Biden hatte im August den sogenannten Inflation Reduction Act unterzeichnet. Das Gesetz sieht milliardenschwere Investitionen in den Klimaschutz und Soziales vor. Weiterlesen
London: Mehr Sozialleistungsempfänger als Steuerzahler
London (dpa) – So viele Menschen in Großbritannien wie noch nie erhalten einer Studie zufolge mehr Sozialleistungen, als sie Steuern zahlen.
Die «Netto-Abhängigkeitsquote» (net dependency ratio) habe im Finanzjahr 2020/21 (5. April) bei 54,2 Prozent gelegen, ergab eine veröffentlichte Analyse der Denkfabrik Civitas. Das entspreche etwa 36 Millionen Menschen. Auch die Einkommensungleichheit sei gestiegen. Eingerechnet sind auch Sachleistungen wie der Gesundheitsdienst NHS und Bildung. Weiterlesen
Eckpunkte für Kindergrundsicherung stehen
Berlin (dpa) – Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat Eckpunkte für die von der Ampel geplante Kindergrundsicherung vorgelegt. Wie ein Ministeriumssprecher bestätigte, wurde ein entsprechendes Papier an die anderen Ministerien zur weiteren Abstimmung verschickt. Die «Wirtschaftswoche» hatte zuerst darüber berichtet.
Die Kindergrundsicherung gehört zu den zentralen sozialpolitischen Vorhaben der Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Diverse Leistungen vom Kindergeld über den Kinderzuschlag bis hin zur finanziellen Unterstützung für Klassenfahrten und Freizeit sollen darin gebündelt werden. Viele Familien beantragen Leistungen bislang wegen Unkenntnis oder bürokratischer Hürden nicht. Weiterlesen
Studierendenvertreter sauer wegen Hängepartie bei 200 Euro
Berlin (dpa) – Studierendenvertreter haben die schleppende Umsetzung bei der angekündigten 200-Euro-Energiepreispauschale für Studierende und Fachschüler kritisiert. Der aktuelle Stand sei ein «reines Ärgernis», sagte Pablo Fuest, Vorstandsmitglied im Dachverband der Studierendenvertretungen (fzs) der Deutschen Presse-Agentur.
«Wir erwarten endlich Klarheit und eine studierendenfreundliche Umsetzung», fügte er hinzu. «Obwohl die Ampel groß angekündigte, Anfang 2023 würde die kleine Unterstützung ausgezahlt werden, ist noch nichts da.» Weiterlesen