Truss’ Steuersenkungen spalten Großbritannien

London (dpa) – Die Steuerreform der britischen Premierministerin Liz Truss vertieft die Gräben zwischen den politischen Lagern in Großbritannien. Die konservative Regierung sowie Experten und Medien am rechten Rand feierten die Ankündigungen von Finanzminister Kwasi Kwarteng überschwänglich, die Opposition und liberale Kommentatoren hingegen warnten vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes. Die Reform werde lediglich den Wohlhabenderen zugutekommen, während selbst Menschen aus der Mittelschicht mittelfristig höhere Ausgaben hätten, kritisierten Thinktanks wie Resolution Foundation. Weiterlesen

Scharfe Kritik an Steuersenkungen der britischen Regierung

London (dpa) – Experten und Opposition haben die umfassenden Steuersenkungen der britischen Regierung scharf kritisiert. Der konservative Finanzminister Kwasi Kwarteng «verwettet das Haus», indem er die Staatsverschuldung auf einen «nicht nachhaltigen, steigenden Pfad» bringe, betonte die Denkfabrik Institute of Fiscal Studies (IFS) am Samstag.

Unterm Strich würden nur Wohlhabende mit einem Jahreseinkommen von mehr als 150.000 Pfund (168.000 Euro) von der Reform profitieren. So sinkt der Basissatz der Steuer für Einkommen von rund 12.500 bis etwa 50.000 Pfund im Jahr von 20 Prozent auf 19 Prozent, der Spitzensteuersatz aber von 45 auf 40 Prozent. Die breite Mehrheit werde daher mittelfristig mehr Steuern bezahlen, betonte das IFS. Die Regierung nimmt dafür Dutzende Milliarden Pfund neue Schulden auf. Der Thinktank Resolution Foundation betonte, das Vorhaben werde über die nächsten fünf Jahre zusätzliche Kredite von 411 Milliarden Pfund erfordern. Oppositionschef Keir Starmer twitterte: «Die Casinowirtschaft der Tories setzt die Hypotheken und Finanzen jeder Familie im Land aufs Spiel.» Weiterlesen

Volkswirte: «Werden alle ärmer aus der Krise kommen»

Energiepreise
Von Michael Donhauser, dpa

Nürnberg (dpa) – Der immense Verlust an Kaufkraft und die Kostenexplosion wegen hoher Energiepreise für Unternehmen führen die deutsche Wirtschaft nach Auffassung von Volkswirten geradewegs in die Rezession. Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research sieht für das nächste Jahr sogar einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Höhe von 3,5 Prozent voraus.

Andere Volkswirte sehen einer dpa-Umfrage zufolge die Auswirkungen etwas milder, die Konjunktur aber immer noch deutlich auf Talfahrt. «Der Konjunkturabschwung wird auch am Arbeitsmarkt Spuren hinterlassen», sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW.

Vor allem die privaten Haushalte und ihre Kaufkraft müssen schwer Federn lassen. «Durch die hohe Inflation hat sich die Finanzlage der privaten Haushalte seit Jahresbeginn erheblich verschlechtert», kommentierte Köhler-Geib. «Im zweiten Quartal waren die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte nach Abzug der Inflationsrate 1,9 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Im zweiten Halbjahr werden die Realeinkommen voraussichtlich weiter sinken», sagte sie. Weiterlesen

Wirtschaft wächst im Land dank Biontech-Effekt kräftig

Bad Ems (dpa/lrs) – Trotz des Ukraine-Kriegs und der explodierenden Energiepreise ist die rheinland-pfälzische Wirtschaft nach ihrem Rekordwachstum 2021 weiter auf Expansionskurs. Das Bruttoinlandsprodukt stieg nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Bad Ems vom Freitag im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum preisbereinigt um 6,4 Prozent. Diese Steigerung belegte im Ländervergleich den Spitzenplatz. Im Bundesdurchschnitt wuchs die Wirtschaftsleistung um 2,8 Prozent. Weiterlesen

Fed erhöht Leitzins – weltweite Schuldenkrise befürchtet

Konjunktur
Von Julia Naue, dpa

Washington (dpa) – Mit ihrem dritten ungewöhnlich kräftigen Zinsschritt nacheinander setzt die US-Notenbank ihren aggressiven Kampf gegen die Inflation fort. Die strenge Geldpolitik soll die Teuerungsrate in den USA endlich spürbar senken.

Die Fed erhöhte am Mittwoch ihren Leitzins erneut um 0,75 Prozentpunkte – und Fed-Chef Jerome Powell machte deutlich, dass mit den großen Zinsschritten noch lange nicht Schluss ist. «Ohne Preisstabilität funktioniert die Wirtschaft für niemanden», sagte er. Doch die Entscheidung der Zentralbanker hat nicht nur Auswirkungen auf die größte Volkswirtschaft der Welt, sondern auch auf wirtschaftsschwächere Staaten. Und auch Deutschland bekommt die Folgen der US-Zinspolitik zu spüren. Weiterlesen

London will Obergrenze für Banker-Boni aufheben

London (dpa) – Die britische Regierung will eine Obergrenze für Bonuszahlungen für Banker aufheben und stößt damit auf scharfe Kritik. Die Gewerkschaft GMB forderte den Chef der Bank of England, Andrew Bailey, auf, den Schritt abzulehnen.

Das Vorhaben von Premierministerin Liz Truss sei eine Beleidigung von Arbeitern, «die von Leuten wie Mister Bailey aufgefordert werden, den Gürtel enger zu schnallen», sagte GMB-Generalsekretär Gary Smith. Bailey hatte mit Verweis auf steigende Kosten für Lebensmittel und Energie den Verbrauchern Verzicht empfohlen. Weiterlesen

Transport-IAA in Hannover gestartet

Hannover (dpa) – Die größte Nutzfahrzeug- und Logistikmesse IAA Transportation hat am Dienstag in Hannover für das Publikum geöffnet. Mehr als 1400 Aussteller aus 42 Ländern zeigen in der niedersächsischen Landeshauptstadt bis zum Sonntag ihre Neuheiten. An vielen Ständen diskutieren Unternehmen und Besucher aber auch über die enorme Verteuerung von Energie und weitere Folgen des Krieges in der Ukraine. Die Transport-IAA wechselt jährlich mit der Pkw-IAA, der letzte Termin im Herbst 2020 war jedoch coronabedingt ausgefallen.

Zentrale Themen sind diesmal Klimaschutz, alternative Antriebe, digitale Vernetzung und Konzepte für den wachsenden Lieferverkehr in Städten. Die Chefin des Autobranchenverbands VDA, Hildegard Müller, sagte: «Die IAA Transportation zeigt, wie wir Klimaneutralität in Transport und Logistik erreichen können». Aktuell seien die Herausforderungen allerdings groß. Der Ukraine-Konflikt habe «tiefgreifende Konsequenzen» für die Industrie, die Sicherheit der Energieversorgung sei gestresst. «Wir leben in ernsten Zeiten», so die Verbandschefin. «Und wir müssen runter mit den Energiekosten.» Weiterlesen

Kampf gegen Inflation: Fed vor erneuter Zinsanhebung

Washington (dpa) – Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate steht die US-Notenbank wieder vor einer kräftigen Erhöhung des Leitzinses.Erwartet wird eine erneute Leitzinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von dann 3 bis 3,25 Prozent. Damit würde der Leitzins den höchsten Stand seit 14 Jahren erreichen und die Fed ihren aggressiven Kampf gegen die grassierende Inflation fortsetzen. Die Entscheidung zum weiteren Kurs der Geldpolitik der Federal Reserve (Fed) wird heute bekanntgegeben. Bereits im Juni und Juli hatte die Fed den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben.

Es sind ungewöhnlich große Zinsschritte, welche die Zentralbank zuletzt regelmäßig verkündet hat. Gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Allerdings ist der Druck auf die Notenbank groß: Die US-Inflation ist weiterhin hoch. Zuletzt war die Enttäuschung darüber groß, dass die Dynamik des Preisanstiegs im August weniger als erwartet nachließ. Zwar hatte sich die Jahresinflationsrate von 8,5 Prozent im Vormonat auf 8,3 Prozent abgeschwächt. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Weiterlesen

Bundesbank erwartet Rezession und zweistellige Inflation

Frankfurt/Main (dpa) – Die deutsche Wirtschaft steuert nach Einschätzung der Bundesbank auf einen längeren Konjunktureinbruch zu – bis ins kommende Jahr hinein.

«Es mehren sich die Anzeichen für eine Rezession der deutschen Wirtschaft im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung», hieß es im am Montag veröffentlichten aktuellen Monatsbericht der Notenbank. Grund sei in erster Linie die gestörte Energieversorgung als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.

Beginn des Abschwungs im dritten Quartal

«Die hohe Inflation und die Unsicherheit in Bezug auf die Energieversorgung und ihre Kosten beeinträchtigen dabei nicht nur die gas- und stromintensive Industrie sowie deren Exportgeschäfte und Investitionen, sondern auch den privaten Konsum und die davon abhängigen Dienstleister», erläuterten die Ökonomen der Bundesbank. Sie rechnen mit dem Beginn des Abschwungs im laufenden, dritten Quartal. In den letzten drei Monaten des laufenden Jahres dürfte die Wirtschaftsleistung dann merklich zurückgehen. «Dies dürfte wohl auch für das erste Quartal des kommenden Jahres gelten.»

Im Frühjahr war Europas größte Volkswirtschaft nach Daten des Statistischen Bundesamtes noch leicht um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Seitdem haben sich die Aussichten durch die Gaskrise deutlich eingetrübt. «Nachdem die russischen Gaslieferungen nach Deutschland weitgehend eingestellt wurden, ist die Lage bei der Gasversorgung in den kommenden Monaten äußerst angespannt», heißt es im Monatsbericht. Wirtschaftsforschungsinstitute wie das Ifo-Institut oder das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechneten zuletzt ebenfalls mit einer Rezession in Deutschland.

Zweistellige Inflationsraten

Die Menschen müssen sich nach Einschätzung der Notenbank in den nächsten Monaten auf zweistellige Inflationsraten einstellen. Die angekündigten Maßnahmen des jüngsten Entlastungspakets, etwa zur Gasumlage oder Strompreisbremse, würden sich wohl erst Anfang des nächsten Jahres in den Verbraucherpreisen niederschlagen.

Preissprünge bei Energie infolge des Ukraine-Krieges und steigende Lebensmittelpreise heizen die Teuerung seit Monaten an. Tankrabatt und 9-Euro-Ticket, die bis Ende August befristet waren, sorgten zeitweise für eine leichte Abschwächung des Preisauftriebs. Zuletzt näherte sich die Inflation aber wieder der 8-Prozent-Marke. Im August stiegen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,9 Prozent.

 

 

Ifo: Stornowelle im Wohnungsbau hält an – Pessimismus wächst

München (dpa) – Die Wohnungsbau-Unternehmen in Deutschland haben mit einer anhaltenden Stornierungswelle zu kämpfen. Im August meldete nach einer am Montag veröffentlichte Umfrage des Münchner Ifo-Instituts mehr als jedes zehnte Unternehmen (11,6 Prozent), dass Bauherren Aufträge zurückgezogen hätten. Schon im Juli hatte es ein ganz ähnliches Bild gegeben. Grund ist laut Ifo der starke Anstieg der Baukosten mit hohen Material- und Energiepreisen, höheren Zinsen und gekürzten staatlichen Zuschüssen. Weiterlesen

EZB-Vize: Inflation verschwindet nicht von selbst

Frankfurt/Main (dpa) – EZB-Vize Luis de Guindos hält weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die Rekordteuerung im Euroraum für unabdingbar. «Die Verlangsamung der Wirtschaft wird die Inflation nicht von alleine “erledigen”», sagte der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem Interview der portugiesischen Wochenzeitung «Expresso». «Wir müssen die Normalisierung der Geldpolitik fortsetzen. Das ist etwas, das jeder verstehen muss.»

Wende zu höheren Zinsen

Die EZB hatte nach langem Zögern im Juli die Wende hin zu höheren Zinsen eingeleitet. Nach einer weiteren Zinsanhebung im September liegt der Leitzins im Euroraum nun bei 1,25 Prozent. Die Notenbank hat weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, will sich aber nicht auf die genauen Schritte festlegen. «Wir wollen flexibel sein und Spielraum für unsere Entscheidungen haben», bekräftigte de Guindos. Weiterlesen

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