Von Henning Otte, dpa
Es ist ein Anschlag auf die junge Weimarer Republik: Rechtsradikale ermorden den charismatischen Außenminister Rathenau. Die bange Frage damals und zuweilen noch heute: Wie widerstandsfähig ist die deutsche Demokratie?
Berlin/Stuttgart (dpa) – Auch ohne soziale Medien verbreitet sich die Schreckensnachricht am 24. Juni 1922 in Berlin rasend schnell: Walther Rathenau, Reichsaußenminister, ist ermordet worden. Der Hoffnungsträger der jungen Republik. Genau diese Hoffnung wollen die Verschwörer der rechtsradikalen Organisation Consul mit dem Anschlag zerstören. Ihr Ziel: Die ihnen verhasste Weimarer Republik zu Fall bringen und eine Militärdiktatur errichten.
Doch im Frühsommer 1922 – dreieinhalb Jahre nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg – bleibt es bei einer Erschütterung der ersten gesamtdeutschen Demokratie, SPD und Co. rücken als Reaktion zunächst enger zusammen. Der Historiker Heinrich August Winkler nennt das Attentat auf den Juden Rathenau ein «Menetekel», also ein Anzeichen eines drohenden Unheils. Knapp elf Jahre später kommt Hitler an die Macht. Weiterlesen