Polen will mit Gutachten Weltkriegs-Reparationen untermauern

Warschau (dpa) – Polen stellt heute (13.00 Uhr) einen Bericht zur geschätzten Höhe der Schäden vor, die von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg im Land angerichtet wurden.

Das Gutachten soll die Reparationsforderungen von Polens nationalkonservativer PiS-Regierung an Deutschland untermauern. Es wurde von einer 2017 einberufenen Parlamentskommission erarbeitet.

Tag und Ort der Berichtsveröffentlichung

Der Tag der Vorstellung hat hohen Symbolwert: Am 1. September 1939 begann der deutsche Überfall auf Polen. Es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit mindestens 55 Millionen Toten – andere Schätzungen kommen sogar auf bis zu 80 Millionen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Allein in Polen kamen nach Schätzungen bis zu 6 Millionen Menschen ums Leben. Nach früheren polnischen Schätzungen, die auf einer Bestandsaufnahme von 1946 plus Zinsen beruhen, belaufen sich die Schäden auf 800 Milliarden Euro. Weiterlesen

Polnisches Reparationsgutachten wird Summe für Kriegsschäden nennen

Warschau (dpa) – Polen will bei der für Donnerstag geplanten Präsentation eines Reparationsgutachtens eine Geldsumme für die geschätzten Schäden nennen, die von Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg im Land angerichtet wurden. Die mit dem Gutachten beauftragte Parlamentskommission werde einen dreibändigen Bericht präsentieren sowie «den Betrag, auf den wir die Verluste für die Republik Polen durch den Zweiten Weltkrieg schätzen», sagte der frühere Leiter der Kommission, Arkadiusz Mularczyk, am Mittwoch dem Sender Polskie Radio. Weiterlesen

Merkel: Gorbatschow hat Weltgeschichte geschrieben

Berlin (dpa) – Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den russischen Friedensnobelpreisträger und ehemaligen sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow als «einen einzigartigen Weltpolitiker» gewürdigt. «Möge die Erinnerung an seine historische Leistung gerade in diesen schrecklichen Wochen und Monaten des Krieges Russlands gegen die Ukraine ein Innehalten möglich machen», heißt es in einer Erklärung Merkels, die auf ihrer Internetseite veröffentlicht wurde. Weiterlesen

Neue Synagoge Mainz feiert zehnjähriges Bestehen

Mainz (dpa/lrs) – Mit einem großen Fest feiert die Jüdische Kultusgemeinde Mainz-Rheinhessen am Sonntag (4. September) ab 11 Uhr das zehnjährige Bestehen der Neuen Synagoge in Mainz. Wie die Stadt am Mittwoch mitteilte, wird auch Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) an den Feierlichkeiten teilnehmen. Neben einem Vortrag und Konzerten kündigt die jüdische Kultusgemeinde auf ihrer Webseite auch eine Synagogenführung an. Im vergangenen Jahr hatte die Unesco das jüdische Kulturgut in Mainz, Speyer und Worms als neues Welterbe ausgezeichnet. Die eigentlichen Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum der Neuen Synagoge vor zwei Jahren mussten aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen.

 

 

Olympia-Attentat: 28 Millionen Euro Entschädigung angeboten

Berlin/Tel Aviv (dpa) – Im Streit über Entschädigungen für das Olympia-Attentat 1972 steuern die Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und Angehörigen der israelischen Opfer offenbar auf eine Einigung zu. Im Raum steht ein deutsches Angebot, den Hinterbliebenen ungefähr 28 Millionen Euro zu zahlen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Verhandlungskreisen erfuhr. Zuvor hatten die «Süddeutsche Zeitung» und der «Stern» darüber berichtet. Laut «Stern» sollen mehr als 20 Millionen Euro der Summe aus Bundesmitteln kommen und der Rest von Bayern und der Stadt München.

Zuvor hatte die Witwe des bei dem Attentat getöteten israelischen Fechttrainers André Spitzer, Ankie Spitzer, die Hoffnung auf einen positiven Ausgang geäußert. Die Verhandlungen seien noch im Gange, sagte Spitzer der dpa. Im Fall einer Einigung sei eine Teilnahme der Hinterbliebenen an der Gedenkfeier in München am 5. September noch möglich. Weiterlesen

Antijüdisches Relief in Wittenberg bald «Geschichte»?

Antisemitismus
Von Petra Buch, dpa

Wittenberg (dpa) – Der Streit um das antijüdische Schmährelief «Judensau» an Luthers Predigtkirche in Wittenberg geht in eine neue Phase. Die evangelische Stadtkirchengemeinde will nach einer Empfehlung eines Expertengremiums, die Steinplastik an dem Gotteshaus zeitnah zu entfernen, intensiv darüber beraten, welchen Weg sie gehen will und kann. Eine schnelle Entscheidung wird nicht erwartet, wohl aber ein deutliches Signal. Ein erster Schritt wäre, die Erklärtafel vor der Kirche textlich neu zu fassen, heißt es aus dem Kreis der Gemeindemitglieder.

Das laut Historikern im Mittelalter entstandene Relief aus Sandstein zeigt eine Sau, an deren Zitzen zwei Menschen saugen, die durch Spitzhüte als Juden identifiziert werden sollen. Eine als Rabbiner geltende Figur hebt den Schwanz des Tieres und blickt in den After. Schweine gelten im jüdischen Glauben als unrein. Weiterlesen

Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke ist 125 Jahre alt

Solingen (dpa) – Die Jubiläumsfeier für Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke hat begonnen. Die «Müngstener Brücke» zwischen Remscheid und Solingen in Nordrhein-Westfalen ist vor 125 Jahren in Betrieb genommen worden. Sie ist 107 Meter hoch und 465 Meter lang.

Die Brücke gilt als Meisterwerk der Stahlbaukunst zum Ende des 19.Jahrhunderts, Denkmal von nationaler Bedeutung und Deutschlands Antwort auf den Pariser Eiffelturm.

Derzeit läuft ein neuer Versuch, das Bauwerk – diesmal gemeinsam mit fünf weiteren Großbogenbrücken in Portugal, Italien und Frankreich – auf die Unesco-Welterbeliste zu setzen. Weiterlesen

Niedrigwasser im Rhein macht «Hungersteine» wieder sichtbar

Worms/Remagen (dpa/lrs) – Mit dem Niedrigwasser im Rhein sind in Worms-Rheindürkheim sogenannte Hungersteine wieder sichtbar geworden. So habe ein größerer Steinbrocken, auf dem Jahreszahlen von Dürrejahren und Zeiten der Not eingemeißelt wurden, bis vor kurzem frei geschwemmt vor dem Ufer gelegen, sagte der Ortsvorsteher von Rheindürkheim, Björn Krämer, der Deutschen Presse-Agentur. Auf dem Stein sind die Inschriften «Ano 1857» und darunter «Hunger Jahr 1947» zu lesen. Auch 1959 und 1963 sind erkennbar. Auf anderen Steinen wird an das Jahr 2003 erinnert, in denen die Steine freilagen.

Vor allem die ersten beiden eingemeißelten Jahre seien schlimme Hungerjahre gewesen, sagte Krämer, der auch Vorsitzender der Ortsgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft Rheindürkheim ist. «Man sieht an den Steinen relativ klar, wie abhängig man früher vom Rhein war.» Ohne den Transportweg konnten Lebensmittel die Menschen nicht erreichen. Früher habe es ja kaum Lastwagen gegeben, sagte Oskar Ristau, Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft. Weiterlesen

30 Jahre Lichtenhagen: Steinmeier besucht Rostock

Rostock (dpa) – 30 Jahre nach den rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an diesem Donnerstag an die Opfer erinnern. Begleitet wird er von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).

Ein Hochhaus war 1992 Schauplatz tagelanger Ausschreitungen. In der Stadt selbst werden Workshops, Filme, Ausstellungen und Foren veranstaltet. Die Erinnerung müsse wach und präsent gehalten werden, damit sich ein «solch fürchterliches Pogrom» nicht wiederhole, sagte der amtierende Oberbürgermeister Steffen Bockhahn (Linke).

Vom 22. bis zum 26. August 1992 hatten Anwohner und Neonazis unter dem Applaus Tausender Schaulustiger die Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende und ein Wohnheim für vietnamesische Arbeiter angegriffen und teils in Brand gesetzt. Die Polizei bekam die Lage nicht unter Kontrolle. Die Ausschreitungen gelten als die bis dahin schlimmsten rassistischen Übergriffe der deutschen Nachkriegsgeschichte. Weiterlesen

Scholz zu Rostock-Lichtenhagen: Täglich gegen Hetze kämpfen

Berlin (dpa) – Zum 30. Jahrestag der rassistischen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Bürger aufgefordert, jeden Tag gegen Hetze und Rassismus zu kämpfen. Die damaligen Angriffe nannte der SPD-Politiker eine «schreckliche Tat». Aus Sicht von Bundesinnenministerin Nancy Faeser ist Rechtsextremismus heute die größte Gefahr für die Demokratie. Auch Grüne und Linke mahnten, die Erinnerung wach zu halten.

Im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen hatten vom 22. bis 26. August 1992 rechte Gewalttäter das sogenannte Sonnenblumenhaus attackiert, in dem die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber sowie vietnamesische Vertragsarbeiter untergebracht waren. Steine und Brandsätze wurden geworfen, rassistische Parolen gebrüllt, die Feuerwehr behindert. Vor einem Brand konnten sich Bewohner nur mit Mühe in Sicherheit bringen. Der Polizei gelang es nicht, die Ausschreitungen zu stoppen. Weiterlesen

Rostock-Lichtenhagen, 30 Jahre danach

Rassistische Ausschreitungen
Von Verena Schmitt-Roschmann und Helmut Reuter, dpa

Rostock (dpa) – Wieder ein heißer Sommertag in Rostock. Erst am Abend, als der Ortsbeirat des Stadtteils Lichtenhagen zusammenkommt, regnet es leicht. Vielleicht acht, zehn Leute treffen sich im kleinen Saal des Kolping-Begegnungszentrums zur Sondersitzung: «30 Jahre Lichtenhagen». Gemeint sind die dramatischen Ereignisse, die das Viertel 1992 weltweit bekannt machten. Der Vorsitzende Ralf Mucha ist Zeitzeuge. «Ein Lichtenhagen wie 1992 wird es nicht mehr geben», sagt der SPD-Politiker. Weiterlesen

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