KfW: Zuwanderung allein hilft nicht gegen Fachkräftemangel

Von Friederike Marx, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Deutschland droht nach Einschätzung der staatlichen Förderbank KfW wegen des Fachkräftemangels eine Zeitenwende. «Das Fundament für weiteres Wohlstandswachstum bröckelt», hieß es in einer am Montag veröffentlichten Studie. «Das Thema Fachkräftemangel ist schon lange bekannt, und es hat im letzten Jahr nochmal eine neue Qualität erhalten», erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Sei es, weil Handwerker erst später helfen könnten, oder das Lieblingsrestaurant seine Öffnungszeiten aus Personalmangel eingeschränkt habe.

Auch Handwerkspräsident Jörg Dittrich warnte vor den Folgen des Fachkräftemangels. Als alarmierend wertete das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) den Rückgang der Studienanfänger in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) im Jahr 2021.

KfW: An mehreren Stellschrauben drehen

Das Fehlen von Fachkräften behindert der KfW zufolge bereits die Geschäftstätigkeit von jedem zweiten Unternehmen. Hinzu komme, dass die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigem seit 2012 jährlich nur noch um 0,3 Prozent wachse. Bleibe das Produktivitätswachstum derart schwach und verstärke sich der Rückgang des inländischen Fachkräfteangebots, bedeute dies eine Zeitenwende: «Deutschland träte noch in diesem Jahrzehnt in eine Ära anhaltend stagnierenden, womöglich schleichend schrumpfenden Wohlstands ein.» Zuvor hatte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» über die Studie berichtet.

Nach Einschätzung der KfW muss an mehreren Stellschrauben gedreht werden. Das Arbeitskräfteangebot müsse durch Zuwanderung qualifizierter ausländischer Kräfte gesteigert werden. Arbeit müsse produktiver werden, etwa durch Förderung von Innovationen. Notwendig sei auch eine höhere Erwerbsbeteiligung von älteren Beschäftigten und Frauen.

Bezahlbare Angebote für Pflege und Kinderbetreuung gefordert

Für sich genommen würde keine dieser Maßnahmen ausreichen. In der Summe könnten sie aber viel bewirken. «Wenn wir beispielsweise nur auf Zuwanderung als Ausgleich für die Alterung setzen würden, dann bräuchten wir bis 2030 pro Jahr eine Zuwanderung von über einer Million», erläuterte Köhler-Geib.

Notwendig sind aus ihrer Sicht der Ausbau bezahlbarer Kinderbetreuungs- und Pflegeangebote, die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und Qualifikationen sowie die Unterstützung beim Erlernen von Deutsch. «Mit Blick auf die Produktivität ist die Förderung von Investitionen in Innovation und Digitalisierung zentral, mehr Nachwuchs in MINT-Fächern und letztlich die weitere Verankerung lebenslangen Lernens in Deutschland», sagte Köhler-Geib.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank die Zahl der Studienanfänger in den MINT-Fächern im Jahr 2021 um rund 6,7 Prozent auf etwa 307.000. Die Zahl ausländischer Studienanfänger verringerte sich zwar infolge der Corona-Pandemie. Zugleich sei aber auch der Anteil derjenigen, die sich im ersten Fachsemester für MINT-Fächer entschieden, auf 37,7 Prozent gesunken. Im Jahr 2015 waren es noch 40,5 Prozent. «Die sinkenden Studierendenzahlen in den MINT-Berufen gefährden die Innovationskraft in Deutschland und damit Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltigen Wohlstand», warnte Axel Plünnecke, Ökonom am Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

Was ist, wenn die Baby-Boomer in Rente gehen?

Auch Handwerkspräsident Jörg Dittrich warnte vor den Folgen des Fachkräftemangels. Dieser werde in den kommenden Jahren in einen kritischen Bereich gelangen, wenn die Babyboomer-Jahrgänge in Rente gehen. «Die Gefahr besteht, dass dann im Handwerk bestimmte Dienstleistungen nicht mehr angeboten werden können. Wir müssen unbedingt und durch gemeinsame Kraftanstrengung von Politik und Handwerk verhindern, dass diese Situation eintritt», sagte Dittrich.

Die aktuelle Konjunkturlage in Deutschland beurteilt die Bundesbank allerdings besser als noch vor einigen Wochen. «Die jüngsten Datenveröffentlichungen fielen insgesamt besser aus als in der Dezember-Projektion unterstellt worden war», hieß es im am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Notenbank. Die Bundesbank verwies auf eine vorläufige Einschätzung des Statistischen Bundesamtes, wonach die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal 2022 in etwa stagnierte. Viele Ökonomen hatten einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) gegenüber dem Vorquartal erwartet.

Die hohe Inflation und Unsicherheit mit Blick auf den Ukrainekrieg lasteten im vierten Quartal zwar auf der Wirtschaft, schrieben die Bundesbank-Ökonomen. Die Lage an den Energiemärkten habe sich im Vergleich zum Sommer aber merklich entspannt. Die Lieferengpässe in der Industrie und am Bau hätten an Gewicht verloren. Hinzu kämen staatliche Entlastungspakete wie die Strom- und Gaspreisbremse.

Weiterlesen

Strafanzeigen online erstatten: Ein Standard für elf Bundesländer

Wer Opfer von Diebstahl, Betrug oder Sachbeschädigung wird, kann bei der Online-Wache der Polizei nun auch digital eine Strafanzeige erstatten. Seit Jahresbeginn werden elf Bundesländer die bisher in Kooperation betriebene Online-Wache aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz als bundesweite Online-Anzeige nutzen. Dem Freistaat Sachsen oblag es, als Verantwortlicher des Themenfeldes „Recht und Ordnung“ im Rahmen des Online-Zugangsgesetzes (OZG) die Leistung Online Anzeige als „Eine-für-Alle“-Lösung umzusetzen. Weiterlesen

Nürburgring investiert 11 Millionen Euro in die Zukunft der Nordschleife

  • Nürburgring-Betreiber startet eines der größten Bau-Projekte in der Nürburgring-Geschichte
  • Digitalisierung der Nordschleife hebt die Sicherheit auf ein völlig neues Level
  • Zusammenarbeit mit Fujitsu für Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz

Startschuss für einen Meilenstein: Die 21 Kilometer lange Nordschleife bekommt flächendeckend eine digitale Infrastruktur. 11 Millionen Euro investiert die Betreibergesellschaft des Nürburgrings, um die Sicherheit auf der anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt in die Zukunft zu führen. Weiterlesen

Netzbündnis zieht positive Zwischenbilanz für Internet

Mainz (dpa/lrs) – Der Ausbau des schnellen Internets in Rheinland-Pfalz schreitet voran: Von Mitte 2021 bis Mitte 2022 verlegten die Telekommunikationsunternehmen 829 Kilometer zusätzliche Glasfasertrassen, mit eigenen Investitionen von 126 Millionen Euro. Dies teilte der TÜV Rheinland am Donnerstag zum Auftakt einer Sitzung des Netzbündnisses Rheinland-Pfalz mit. So konnten mehr als 151.000 weitere Haushalte einen Zugang zu schnellem Internet mit einer Bandbreite von mindestens einem Gigabit pro Sekunde erhalten. Der staatlich geförderte Ausbau bringt noch mehr Glasfaser in den Boden: In derzeit 53 Ausbauprojekten verlegen die Unternehmen insgesamt 14.513 Kilometer Glasfaser. Das Land beteiligt sich daran mit 315 Millionen Euro.

Digitalisierungsminister Alexander Schweitzer sprach den Managern und Managerinnen der Branche ein großes Dankeschön aus, weil «wir wirklich gut vorangekommen sind in Rheinland-Pfalz». Davon profitiere der ländliche Raum sehr. Er bekräftigte die bisherige Linie der Landesregierung: «Wir wollen so viel Eigenwirtschaft wie möglich und so viel Förderung wie nötig.» Weiterlesen

Personalnot in Restaurants und Cafés wächst weiter

Von Christine Schultze, dpa

Berlin/Frankfurt (dpa) – Schon jetzt fehlen bundesweit Zehntausende Arbeitskräfte im Gastgewerbe – und die Personalnot dürfte sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen.

Nach Einschätzung des Branchenverbandes Dehoga gibt es in Deutschland derzeit um die 50.000 offene Stellen in Restaurants und Cafés, Hotels, Pensionen und anderen Betrieben. «Im Frühjahr werden die Zahlen noch einmal deutlich steigen», sagte eine Dehoga-Sprecherin. Insgesamt gehe man aber auch dank intensiver Bemühungen um die Stärkung der Ausbildung von einem «positiven Trend» bei der Beschäftigung aus.

Nachdem sich während der Corona-Pandemie zahlreiche Mitarbeiter andere Jobs, beispielsweise im Einzelhandel und in der Logistik, gesucht hatten, seien viele von ihnen mittlerweile wieder zurückgekehrt, erklärte die Sprecherin. Im Oktober 2022 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten noch um 3,7 Prozent unterhalb des Vorkrisenniveaus. Hoffnungen setze man auf die geplante Einwanderungsreform, so die Dehoga-Sprecherin. «Wir brauchen neue rechtliche Möglichkeiten für eine gezielte Erwerbsmigration aus Drittstaaten.» Insgesamt bietet das Gastgewerbe in Deutschland mehr als eine Million sozialversicherungspflichtige Jobs.

Neue Betriebe haben es teils schwer

Gesucht würden Fach- und Arbeitskräfte in allen Bereichen – von der Vollzeitkraft bis zu Minijobbern. Vor allem für die meist kleinen und mittelständischen Betriebe in ländlichen Regionen gestalte sich der Wettbewerb um Mitarbeiter schwierig. Aber auch neue Betriebe haben es teils schwer, Personal zu finden und zu binden, wie Madjid Djamegari sagt. Der Betreiber des Frankfurter Gibson Club und Vorsitzende der Initiative Gastronomie Frankfurt bekommt das auch in seinem vor einem halben Jahr eröffneten Restaurant Club Social Mexicano am Eschenheimer Tor in Frankfurt zu spüren. In dem Betrieb gebe es eine hohe Fluktuation, immer wieder sei er auf Leiharbeitskräfte angewiesen und müsse viel Aufwand betreiben, um ein passendes Team zu etablieren, sagt Djamegari. Wettbewerbern ergehe es ähnlich – teils wendeten sie ihren kompletten Marketingetat für die Personalgewinnung auf.

Der Personalmangel werde durch einen naturgemäß höheren Krankenstand in den Wintermonaten zusätzlich verschärft. Dadurch können manche Betriebe nur noch drei oder vier Tage pro Woche öffnen und müssen die Reservierungszeiten einschränken, was wiederum auf die Umsätze drückt und die Schwierigkeiten noch vergrößert. Dass der Branche Bewerber fehlen, führt Djamegari auch auf geänderte Ansprüche und Vorstellungen junger Menschen zurück. «Die Work-Life-Balance ist ein Riesenthema», sagt der Gastronom. Selbstverwirklichung stehe hoch im Kurs – deshalb wirke die arbeitsintensive Gastro-Branche, in der man auch viel Verantwortung übernehmen müsse, gerade für junge Leute wenig verlockend. Die Probleme seien nicht neu, hätten sich durch die Corona-Pandemie aber noch verschärft.

Immerhin: Beim Umsatz hat sich das Gastgewerbe im vergangenen Jahr vom Corona-Schock deutlich erholt. Preisbereinigt stieg er nach einer vorläufigen Schätzung des Statistischen Bundesamtes um 47 Prozent gegenüber dem noch von Lockdowns geprägten Vorjahr 2021. Der Wert aus dem Vorkrisenjahr 2019 wurde aber um 11 Prozent verfehlt. Einschließlich der kräftigen Preiserhöhungen der vergangenen Monate hatten Gaststätten und Hotels im Schnitt aber 1 Prozent mehr Umsatz als 2019. Gegenüber 2021 stiegen die nominalen Erlöse um 57 Prozent.

Gastronom Djamegari verweist darauf, dass sich gerade talentierten Servicekräften gute Verdienstmöglichkeiten böten. Den Bewerbern gehe es aber nicht nur um Geld – auch flexiblere Arbeitszeiten mit Freizeit an den Wochenenden seien für viele ein Thema, und nicht wenige Gastronomen gingen darauf auch mit entsprechenden Angeboten ein. Trotzdem schaffen es nicht alle, ausreichend Mitarbeiter zu finden, wie ein Lokal in Wiesbaden, das nach einem Umbau während der Pandemie gar nicht erst wieder aufmachen konnte – weil einfach nicht genügend Arbeitskräfte da waren, wie Djamegari sagt. Hinzu kämen derzeit weitere hohe Belastungen durch die Inflation und die hohen Energiekosten. Das lasse sich nur über eine Professionalisierung und Prozessoptimierung bewältigen, sodass größere Betriebe und Ketten derzeit deutlich besser dastünden.

Mit Personalengpässen und Arbeitskräftemangel haben allerdings auch die im Bundesverband der Systemgastronomie zusammengeschlossenen Unternehmen zu kämpfen. Man habe in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen vorgenommen, etwa in die Modernisierung von Restaurants, Digitalisierung sowie in innovative Produkte und nicht zuletzt in das Personal, erklärte eine Verbandssprecherin. Wenngleich die vergangenen Jahre gezeigt hätten, wie schnell sich die Rahmenbedingungen ändern können, sei man für das laufende Jahr vorsichtig optimistisch.

Entgelte vielfach nur knapp über Mindestlohn

Weniger Zuversicht für das Gastgewerbe insgesamt herrscht bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Dreh- und Angelpunkt bei der Personalgewinnung seien nun einmal die Entgelte, die vielfach nur knapp über dem Mindestlohn lägen, sagt der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler. Eine Mitgliederbefragung der Gewerkschaft, an der sich kürzlich vorwiegend langjährige Beschäftigte der Branche beteiligt hätten, habe ergeben, dass etwa ein Drittel von ihnen längerfristig keine Perspektive in ihrem Beruf sehe.

Junge Menschen ohne eigene Familie kämen vielleicht mit Arbeitszeiten von teils zehn Stunden und mehr bis in die späten Abendstunden und mit Schichtdiensten zurecht. Doch spätestens wenn die Beschäftigten Kinder haben, werde es schwierig. Langfristig dürfte die Branche deshalb auf noch größere Personalengpässe zusteuern, glaubt Zeitler – gepaart mit kürzeren Öffnungszeiten, mehr Schließtagen und eingeschränkten Buchungsmöglichkeiten. Mehr Mitarbeiter gebe es nur bei besserem Einkommen. 3000 Euro pro Monat brutto müssten für Fachkräfte künftig das Minimum sein. Die Branche brauche «einen echten Neustart», so Zeitler.

Weiterlesen

Lehrer, Pflege, Meister, 29-Euro-Ticket – Söders neue Wahlversprechen

Am 8. Oktober wird in Bayern gewählt. Ministerpräsident Söder kann laut Umfragen auf eine stabile Fortsetzung seiner Koalition hoffen. Im Wahlkampf will er aber dennoch mit einigen Ankündigungen punkten.

Mit einer Fülle von Wahlversprechen will CSU-Chef Markus Söder seiner Partei Vorteile im anstehenden Wahlkampf verschaffen. 2023 werde ein wichtiges Jahr, sagte Söder am Mittwoch nach Angaben von Teilnehmern in seiner Grundsatzrede bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion in Kloster Banz. Auch wenn die Ausgangslage für die CSU für die Wahl am 8. Oktober gut sei, gelte es nun, zu zeigen, wohin die Reise gehe. Strategisch gehe es für die CSU um die «3 P»: «Profil in Berlin», «Plan für Bayern» sowie «Präsenz vor Ort». Weiterlesen

Elektro-Industrie auf Rekordkurs – Starkes Stromnetz nötig

Frankfurt/Main (dpa) – Deutschlands Elektro- und Digitalindustrie dringt auf einen schnelleren Ausbau des deutschen Stromnetzes. Die Infrastruktur sei auf die Anforderungen der Energiewende nicht ausgelegt, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung beim Fachverband ZVEI, Wolfgang Weber, am Mittwoch in Frankfurt.

Die Industrie-Experten rechnen bis 2045 mindestens mit einer Verdoppelung des jährlichen Strombedarfs von heute 550 auf bis zu 1200 Terawattstunden. Unter anderem geht der Verband von 15 Millionen Ladepunkten für Elektroautos und sechs Millionen Wärmepumpen aus. Bei den erneuerbaren Energien müsse dafür die Erzeugungskapazität um das 4,5-Fache gesteigert werden. «Ohne starkes Stromnetz wird es keine Klimaneutralität geben. Das künftige Stromnetz muss zu einem Klimaneutralitätsnetz umgebaut werden», sagte Weber. Weiterlesen

Schulbarometer: Lehrermangel mit Abstand größtes Problem

Stuttgart (dpa) – Das größte Problem an Deutschlands Schulen ist aus Sicht der Schulleiter der Mangel an pädagogischem Personal. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag der Robert Bosch Stiftung, die am Mittwoch in Stuttgart veröffentlicht wurde. Laut dem Deutschen Schulbarometer, für das erstmals seit 2019 ausschließlich Schulleitungen statt Lehrkräfte befragt wurden, halten zwei Drittel (67 Prozent) den Personalmangel für die größte Herausforderung an ihrer Schule. Mit 80 Prozent wird er demnach besonders häufig an Schulen in sozial schwieriger Lage genannt.

«Für den Lehrkräftemangel gibt es keine schnelle und vor allem keine einfache Lösung», sagte Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung. Weniger bürokratischer Aufwand könne die aktuelle Personalnot an den Schulen aber zumindest lindern, erklärte sie. So könne beispielsweise die Anstellung von Unterstützungsfachkräften in der Verwaltung, von pädagogischen Assistenzkräften oder ausländischen Lehrkräften für Erleichterung sorgen. Weiterlesen

BD Rowa™ zählt zu den 50 German Leaders

Kelberg. Innovationsgeist, Wachstumsmeister und Tüftler – genau diese Unternehmen finden sich bei den 50 German Leaders wieder. BD Rowa™ zählt neben ThyssenKrupp, R+V Versicherung, Cornelsen und 46 anderen Unternehmen mit dazu. Mit mittlerweile über 12.000 installierten Kommissionierautomaten in Apotheken, beim pharmazeutischen Großhandel, aber auch im Luxusgüter- und Logistikbereich hilft das Unternehmen aus der Eifel vor allem dabei Prozesse zu automatisieren, um Personal effizienter einzusetzen. Weiterlesen

Rheinmetall macht Fortschritte bei ungarischem Munitionswerk

Várpalota (dpa) – Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall kommt mit dem Vorhaben voran, seine Munitionsproduktion mit einem neuen Werk in Ungarn zu erweitern. Auf dem Gelände in Várpalota sei der Grundstein gelegt worden, teilte das Unternehmen am Dienstag in Düsseldorf mit.

In dem Werk sollen 200 Arbeitsplätze entstehen, ab 2024 soll dort Munition im 30-Millimeter-Kaliber für den Rheinmetall-Schützenpanzer Lynx hergestellt werden. Für diesen neu entwickelten Panzer hatte die Düsseldorfer Waffenschmiede im Jahr 2020 einen zwei Milliarden Euro schweren Auftrag von Ungarn bekommen, kürzlich begann die Vorserienproduktion. Weiterlesen

«Do it yourself, Kunde!»

Von Jan Petermann, dpa

Hannover/Krefeld/München (dpa) – Man kann es als ultimativen Weg in die Servicewüste sehen – oder als Stärkung des aktiven Konsumenten. Bei manchen Handelsketten scheint der Kunde fast schon das Gefühl zu bekommen, die selbst gescannte Ware am besten gleich noch fürs Lager nachbestellen zu sollen. Und wie lange, so könnte man augenzwinkernd fragen, dauert es, bis der Burger im Fast-Food-Lokal nicht nur per Touchscreen gewählt, sondern auch eigenhändig gebraten werden muss?

«Bitte selber machen!» auf allen Kanälen: Was sich in der modernen Konsumwelt teils kurios, teils befremdlich ausnehmen mag, hat einen ernsten Hintergrund. Denn neben gezielter Ansprache von Verbrauchern, die für Niedrigpreise durchaus alle Handgriffe ohne menschliche Hilfe zu erledigen bereit sind, verschärfen der Kostendruck und Mangel an Fachkräften die Do-it-yourself-Haltung vieler Dienstleister.

«Das Thema an sich kennt man ja», sagt der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein etwa zum Siegeszug der Discounter. «Aber es hat in etlichen Bereichen einen Push erhalten.»

Längst geht es nicht mehr nur um klassische Selbstbedienung am Regal, nicht mehr nur um Funktionen wie den Eigen-Check-in am Flughafen oder im Zug via Automat oder App. Besonders im Einzelhandel ist zu spüren, dass Kunden möglichst viel Arbeit übernehmen sollen. Ob Lebensmittel, Sportartikel oder Möbel: Self-Check-out-Kassen zum Selbstabrechnen und Selbsteinpacken sind in immer mehr Geschäften zu finden.

Schnell und unpersönlich oder langsam und individuell

Wer eine der meist wenigen normalen Kassen vorzieht oder spezielle Fragen hat, muss oft längere Wartezeiten hinnehmen. Es laufen bereits Tests mit komplett «autonomen» Geschäften, in denen der Kunde alles ausschließlich mit der EC- oder Kreditkarte steuern kann – inklusive Zugang rund um die Uhr. Edeka beispielsweise betont, in diesen «Smart Boxes» solle ebenso «das Einkaufserlebnis im Fokus stehen». Ob Käufer mit Beratungsbedarf oder geringer Technikneigung das auch so sehen?

Heinemann ist da skeptisch. Die Entwicklung sei aber kaum aufzuhalten und aus Branchensicht im Kern nachvollziehbar. «Durch Self Check-outs oder Smart Boxes erreichen Auslagerung und Automatisierung ihren Höhepunkt», erklärt er. Die Handelslehre beschreibe dies als «Integration des externen Faktors» – sprich: des Kunden – in die Eigenleistungen des Unternehmens. «Der gesamte Onlinehandel beruht letztlich auf diesem Prinzip», sagt der Fachmann. «Doch auch im stationären Handel sehen wir jetzt seine permanente Erweiterung.»

Ein Hauptgrund sei der Wegfall von Kassenkräften. «Der Kostendruck gerade im Lebensmittelhandel führt dazu. Hinzu kommt ein massiver Personalmangel in allen möglichen Bereichen.» Philipp Kolo von der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) betont, digital unterstützte Techniken zur Selbstbedienung hätten aus Kundensicht oft auch Vorteile: «Wenn ich nur möglichst schnell ein Standardprodukt haben möchte, kann eine automatische Kasse durchaus ausreichen. Oder wenn ich per Online-Banking eine rasche Überweisung machen will.»

Es komme aber stets auf den Zusammenhang an. «Anders ist es, wenn ich gezielte Beratung suche, zum Beispiel im Fachgeschäft», erklärt Kolo. «Dann muss diese Beratung wirklich gut und umfangreich sein.»

Zwischen Kostendruck und Personalmangel

Auch anderswo greift der Trend um sich. Wer in größeren Filialen der Fast-Food-Konzerne noch an der Theke ordert (beziehungsweise ordern darf), gehört mittlerweile zur Minderheit. Persönliche Bestellungen nehme man nur an, wenn der Laden gerade nicht zu voll ist, bekommt man mitunter zu hören – und teils gar nicht, dann bleiben nur die Displays mit Wartenummer über der Küchenzeile. Wer bar bezahlen will, wird in eine weitere Schleife geschickt, bis er das Essen holen kann.

Martin Fassnacht, Marketing-Professor an der Wirtschaftshochschule WHU, hält das digitale Outsourcing an den Kunden für lange nicht beendet. «Die Pandemie hat diese Entwicklung zusätzlich getriggert», sagt er. «Viele Anbieter von Dienstleistungen übertragen Aktivitäten auf ihre Kunden, um selbst Geld zu sparen. Das sieht man auch in der Medizin, etwa wenn es um Terminbuchungen bei Ärzten geht.» Die Ursachen? «Ganz klar Ziele der Kostensenkung», so der Forscher, «nun auch mit bedingt durch die Energiekrise, und oft Personalmangel».

Ein regelrechter Zwang zum Self-Service mache sich breit. Nicht jeder Kunde toleriere das. «Diejenigen, die ihr Happy Meal weiter am Tresen bestellen wollen, werden benachteiligt», stellt Fassnacht nüchtern fest. «Aber der Trend kann sich bis in den Luxusbereich erstrecken.»

Beispiele in günstigeren Häusern findet Kollege Heinemann auch in der Hotellerie. Selbst einchecken mit Codes und Zimmerkarten? «Das wird zunehmen. Und wer bietet eigentlich noch Gedecke als Frühstück an? Überall nur Buffets.» Bereits bei der Planung einer Reise kann oder muss sich der Kunde derweil in steigender Tendenz durch einzelne Angebote klicken. So will etwa Tui verstärkt auf Kombi-Buchungen, nicht mehr nur auf fertige Pauschalpakete setzen. Sicher, das bringt mehr Auswahl – Ökonomen sprechen von Konsumentensouveränität, die für wettbewerbsfähige Preise und Konkurrenz unter den Anbietern sorgt.

«Dann findet man das gut»

Durch diese Brille betrachtet, ist die Logik der nahezu vollständigen Selbstbedienung nur scheinbar paradox. «Mancher Kunde assoziiert Service heute ja gar nicht mehr in erster Linie mit Menschen und Mitarbeitern», räumt Heinemann ein. Die höchste Zufriedenheit im Handel erhielten nicht selten Firmen, die Services in weiten Teilen ausgelagert hätten. Entscheidend für den Eindruck beim Endverbraucher sei, «dass der Preis genau deswegen geringer ist. Es muss klargemacht werden: Du hast dann alles günstiger. Dann findet man das gut.»

Mögliche Schattenseite: Auch zur Zusammenstellung komplexer Produkte wie Autos gilt es, sich durch umfangreiche Konfiguratoren zu hangeln. Mancher zieht das dem Gang ins Autohaus vor und will bewusst seine Ruhe haben. Doch tauchen Sonderwünsche auf, gibt es weniger Feedback.

Viele Banken und Versicherungen beschäftigen weniger niedergelassene Berater, häufig muss man im Problemfall mit Telefon-Menüs oder gleich mit Chat-Bots vorliebnehmen. «Oder nehmen Sie medizinische Dienstleistungen», ergänzt Heinemann. Selbst gemachte Standard-Seh- oder -Hörtests, zentralisierte Krankenkassen-Portale breiteten sich aus. «Das ist sonst einfach in dieser Form nicht mehr bezahlbar.»

Personalexperte Kolo appelliert an Unternehmen, das Thema digitale Selbstbedienung differenziert zu sehen. Damit meint er: «Wenn ich bestimmte Dienste verschlanke, werden dadurch Kapazitäten frei, um an anderen Stellen persönlichen Service auszubauen. Dort kann ich meine Beschäftigten sinnvoller einsetzen, um wirklich beratungsintensive Probleme zu lösen.» Plumpe Digitalisierung ohne Nutzung der neuen Ressourcen riskiere hingegen, einen Teil der Kunden zu verlieren.

Die Älteren und Stammkunden nicht zurücklassen

Wohin entwickelt sich also die Do-it-yourself-Welt? Heinemann schätzt: «Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.» Man sehe, dass auch schon Beratungsdienste – wo sie noch existieren – an Verbraucher delegiert werden. «In sozialen Netzwerken beantworten Kunden Anfragen anderer Kunden, so dass aufwendige Servicecenter gar nicht mehr nötig sind.» Dienst am einfachen Kunden, wie die Massenkonsumgesellschaft ihn bislang kannte, könnte in der Tat aussterben. «Echtes Hirn und persönlicher Service werden fast unbezahlbar und zum Luxusgut.»

Bei alledem dürfe die Wirtschaft indes nicht überreizen. Konsumenten wendeten sich ab, wenn Service- und Preisniveau nicht zueinander passten. Das habe das Schicksal vieler Warenhäuser gezeigt, sagt Heinemann. Er weist jedoch auch auf die Schwierigkeiten älterer Menschen hin, sich im Universum der PINs, TANs und QR-Codes zurecht zu finden. «Der eine oder andere wird völlig überfordert, das sieht man ja nicht nur am Fahrtkarten-Automaten. Auch der Gesetzgeber muss aufpassen, dass nicht Teile der Gesellschaft ausgegrenzt werden.»

Letztlich müsse Service einen Wert behalten, warnt Fassnacht. Sonst gebe es «nur noch so wenige Momente der Wahrheit, der Begegnung, dass die Loyalität abnimmt. Das kann am Ende zu Kundenschwund führen.»

Weiterlesen

Scholz spricht mit Chemieindustrie über Standortfragen

Mainz (dpa/lrs) – Am zweiten Tag seines Besuchs in Rheinland-Pfalz wird sich Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag (8.00 Uhr) in der Mainzer Staatskanzlei mit Spitzenvertretern der Chemieindustrie treffen. Auf Einladung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) soll es unter anderem um Innovationen und den Umbau der Industrie angesichts von Digitalisierung, Klimawandel und demografischen Veränderungen in der Gesellschaft gehen. An dem Gespräch nehmen unter anderem BASF-Vorständin Melanie Maas-Brunner und die Deutschlandchefin des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim, Sabine Nikolaus, sowie Vertreter von Industrieverbänden und Gewerkschaften teil. Am Abend zuvor wollte Scholz bei der Jahresauftaktveranstaltung der rheinland-pfälzischen SPD in Mainz das zehnjährige Dienstjubiläum von Ministerpräsidentin Dreyer feiern.

Streichert-Clivot: Vizepräsidentin

Saarbrücken/Berlin (dpa/lrs) – Die saarländische Bildungs- und Kulturministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) ist am Montag in Berlin offiziell zur Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) für 2023 ernannt worden. Dies sei der Auftakt für die Übernahme der KMK-Präsidentschaft im nächsten Jahr, teilte das Ministerium mit.

«In den kommenden Jahren werden wir gemeinsam wichtige bildungspolitische Themen voranbringen müssen», sagte Streichert-Clivot. An vorderster Stelle gehören für sie dazu die Digitalisierung im Bildungsbereich, der Fachkräftebedarf an Schulen und Kitas und der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung sowohl im Kita- als auch Grundschulbereich. Alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland hätten unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Hintergrund ein Recht auf Bildung. Dieses Recht für alle «bestmöglich einzulösen» stehe für sie im Mittelpunkt, so die Ministerin.

Präsidentin der KMK ist die Berliner Senatorin Astrid-Sabine Busse (SPD), zweite Vizepräsidentin Ministerin Karin Prien (CDU) aus Schleswig-Holstein.

Hunderttausende Wohnungen fehlen: Bündnis fordert Milliarden für Bau

Von Matthias Arnold, dpa

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Deutschland ist groß. Rund 700 000 Wohnungen fehlten im Land, um den Bedarf zu decken, hat das Bündnis «Soziales Wohnen» errechnet – Tendenz steigend. Mehr Geld allein werde das Problem aber nicht lösen.

Ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden warnt vor einer sich immer stärker zuspitzenden Wohnungsnot in Deutschland. «Die Situation am Wohnungsmarkt ist dramatisch», sagte der Präsident des Deutschen Mieterbunds, Lukas Siebenkotten, am Donnerstag in Berlin. Hauptgrund: Die zunehmende Zuwanderung bei gleichzeitig niedrigem Bautempo. Das Bündnis forderte ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau sowie Steuersenkungen.

Zwischen Januar und September des vergangenen Jahres kamen laut einer Studie des Pestel-Instituts in Hannover und des Bauforschungsinstituts ARGE aus Kiel rund 1,25 Millionen Menschen mehr nach Deutschland, als im selben Zeitraum gingen. Das ist das größte Wanderungssaldo mindestens seit der Wiedervereinigung. Grund sind vor allem die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

Doch die vielen Neuankommenden stoßen dem Bündnis zufolge auf zu wenig Wohnraum. Zudem stockt der Wohnungsbau, weil sich viele Menschen das Bauen angesichts gestiegener Zinsen und teurer Materialien nicht mehr leisten können.

«Es fehlen mindestens 700 000 Wohnungen in Deutschland», betonte Siebenkotten. «Und wir müssen davon ausgehen, dass diese Zahl weiter steigt.» Zum Vergleich: 2021 wurden laut Statistischem Bundesamt gut 293 390 Wohnungen fertiggestellt, offizielle Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor.

Mangel herrscht demnach vor allem an bezahlbarem Wohnraum. Das ursprüngliche Ziel der Bundesregierung sieht den jährlichen Bau von rund 400 000 Wohnungen vor, 100 000 davon sollen Sozialwohnungen sein. Würden diese Einheiten tatsächlich gebaut werden, könnte das Problem aus Sicht des Bündnisses bereits in vier bis fünf Jahren behoben sein. Doch auf Basis der Auftragsstudie von ARGE und Pestel-Institut gehen die Verbände und Gewerkschaften davon aus, dass etwa im vergangenen Jahr lediglich rund 20 000 Sozialwohnungen genehmigt worden sind.

«Die Bundesregierung ist nicht allein Schuld an dieser Misere», betonte Siebenkotten. Der Ukraine-Krieg habe die Energie- und damit auch die Produktions- und Baukosten in ungeahnte Höhen getrieben. Was es deshalb brauche, seien vor allem mehr Fördergelder und finanzielle Anreize.

Das Bündnis, an dem neben dem Mieterbund auch die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU), die Caritas, der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel sowie die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau beteiligt sind, fordert angesichts der Krise ein Sondervermögen in Höhe von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau.

Rund drei Viertel der Summe solle der Bund aufbringen, den Rest die Länder. «Und das möglichst rasch», hieß es. Neben dem Sondervermögen müsse die Regierung die Mehrwertsteuer für den sozialen Wohnungsbau von 19 auf sieben Prozent senken. Es brauche außerdem mehr Tempo bei der Bearbeitung von Förderanträgen – was auch mit der mangelnden Digitalisierung der kommunalen Behörden zusammenhänge – sowie schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Zuspruch bekam das Bündnis am Donnerstag unter anderem aus der Baubranche. «Die Studie muss eine letzte Warnung an die Politik sein, endlich zu handeln und der Wohnungswirtschaft Vertrauen für neue Investitionen zu geben», teilte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, mit.

Dass mehr gebaut werden muss, stellt kaum jemand infrage. Diskussionen gibt es jedoch um das Wie und Wo. Der Bausektor gehört zu den größten CO2-Emittenten in Deutschland. Neubauten gehen aus Sicht von Umweltverbänden zu häufig mit Flächenversiegelung einher. Sie fordern deshalb, stärker den Wohnungsausbau im Bestand sowie die Umwidmung von Büro- in Wohngebäude in den Blick zu nehmen. Eine ältere Studie des Pestel-Instituts und der TU Darmstadt aus dem Jahr 2019 sieht darin ein Potenzial für bis zu 1,5 Millionen zusätzlicher Wohnungen.

Umweltschutz und der Kampf gegen Wohnraummangel seien insofern «in Teilen» in Einklang zu bringen, sagte der Chef des Pestel-Instituts, Matthias Günther, am Donnerstag. Was es darüber hinaus brauche, sei der schnellere Ausbau an regenerativen Energien, um insbesondere den Energieverbrauch von Bestandsbauten klimaneutral zu decken.

Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte am Donnerstag zudem die häufige Praxis, Gebäude abzureißen und neuzubauen, anstatt die Bauten ressourcenschonend zu sanieren. «Es ist angesichts der enormen Belastung von Klima und Ressourcen und dem hohen Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum geradezu abstrus, dass die Bauministerien der Länder Gebäudeabrisse nicht an ökologische Kriterien koppeln und freien Lauf lassen», teilte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz mit.

Weiterlesen

Desaster am Wohnungsmarkt: Milliarden für Bau gefordert

Von Matthias Arnold, dpa

Berlin (dpa) – Ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden warnt vor einer sich immer stärker zuspitzenden Wohnungsnot in Deutschland. «Die Situation am Wohnungsmarkt ist dramatisch», sagte der Präsident des Deutschen Mieterbunds, Lukas Siebenkotten, am Donnerstag in Berlin. Hauptgrund: Die zunehmende Zuwanderung bei gleichzeitig niedrigem Bautempo. Das Bündnis forderte ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau sowie Steuersenkungen.

Zwischen Januar und September des vergangenen Jahres kamen laut einer Studie des Pestel-Instituts in Hannover und des Bauforschungsinstituts ARGE aus Kiel rund 1,25 Millionen Menschen mehr nach Deutschland, als im selben Zeitraum gingen. Das ist das größte Wanderungssaldo mindestens seit der Wiedervereinigung. Grund sind vor allem die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

Doch die vielen Neuankommenden stoßen dem Bündnis zufolge auf zu wenig Wohnraum. Zudem stockt der Wohnungsbau, weil sich viele Menschen das Bauen angesichts gestiegener Zinsen und teurer Materialien nicht mehr leisten können.

Der Mangel ist enorm

«Es fehlen mindestens 700.000 Wohnungen in Deutschland», betonte Siebenkotten. «Und wir müssen davon ausgehen, dass diese Zahl weiter steigt.» Zum Vergleich: 2021 wurden rund 306.000 Wohnungen fertiggestellt, offizielle Zahlen des Statistischen Bundesamts für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor.

Mangel herrscht demnach vor allem an bezahlbarem Wohnraum. Das ursprüngliche Ziel der Bundesregierung sieht den jährlichen Bau von rund 400.000 Wohnungen vor, 100.000 davon sollen Sozialwohnungen sein. Würden diese Einheiten tatsächlich gebaut werden, könnte das Problem aus Sicht des Bündnisses bereits in vier bis fünf Jahren behoben sein. Doch auf Basis der Auftragsstudie von ARGE und Pestel-Institut gehen die Verbände und Gewerkschaften davon aus, dass etwa im vergangenen Jahr lediglich rund 20.000 Sozialwohnungen genehmigt worden sind.

«Die Bundesregierung ist nicht allein Schuld an dieser Misere», betonte Siebenkotten. Der Ukraine-Krieg habe die Energie- und damit auch die Produktions- und Baukosten in ungeahnte Höhen getrieben. Was es deshalb brauche, seien vor allem mehr Fördergelder und finanzielle Anreize.

50 Milliarden Euro Sondervermögen gefordert

Das Bündnis, an dem neben dem Mieterbund auch die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU), die Caritas, der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel sowie die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau beteiligt sind, fordert angesichts der Krise ein Sondervermögen in Höhe von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau.

Rund drei Viertel der Summe solle der Bund aufbringen, den Rest die Länder. «Und das möglichst rasch», hieß es. Neben dem Sondervermögen müsse die Regierung die Mehrwertsteuer für den sozialen Wohnungsbau von 19 auf sieben Prozent senken. Es brauche außerdem mehr Tempo bei der Bearbeitung von Förderanträgen – was auch mit der mangelnden Digitalisierung der kommunalen Behörden zusammenhänge – sowie schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Zuspruch bekam das Bündnis am Donnerstag unter anderem aus der Baubranche. «Die Studie muss eine letzte Warnung an die Politik sein, endlich zu handeln und der Wohnungswirtschaft Vertrauen für neue Investitionen zu geben», teilte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, mit.

Bestandsnutzung vs. Neubau

Dass mehr gebaut werden muss, stellt kaum jemand infrage. Diskussionen gibt es jedoch um das Wie und Wo. Der Bausektor gehört zu den größten CO2-Emittenten in Deutschland. Neubauten gehen aus Sicht von Umweltverbänden zu häufig mit Flächenversiegelung einher. Sie fordern deshalb, stärker den Wohnungsausbau im Bestand sowie die Umwidmung von Büro- in Wohngebäude in den Blick zu nehmen. Eine ältere Studie des Pestel-Instituts und der TU Darmstadt aus dem Jahr 2019 sieht darin ein Potenzial für bis zu 1,5 Millionen zusätzlicher Wohnungen.

Umweltschutz und der Kampf gegen Wohnraummangel seien insofern «in Teilen» in Einklang zu bringen, sagte der Chef des Pestel-Instituts, Matthias Günther, am Donnerstag. Was es darüber hinaus brauche, sei der schnellere Ausbau an regenerativen Energien, um insbesondere den Energieverbrauch von Bestandsbauten klimaneutral zu decken.

Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte am Donnerstag zudem die häufige Praxis, Gebäude abzureißen und neuzubauen, anstatt die Bauten ressourcenschonend zu sanieren. «Es ist angesichts der enormen Belastung von Klima und Ressourcen und dem hohen Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum geradezu abstrus, dass die Bauministerien der Länder Gebäudeabrisse nicht an ökologische Kriterien koppeln und freien Lauf lassen», teilte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz mit.

Weiterlesen

DIHK zu Fachkräftemangel: «Betroffen sind eigentlich alle»

Von Martina Herzog, dpa

Berlin (dpa) – Der Fachkräftemangel verschärft sich weiter. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Fachkräftereport der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). «Betroffen sind eigentlich alle», sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstag in Berlin.

Mehr als die Hälfte der befragten fast 22.000 Unternehmen können demnach nicht alle offenen Stellen besetzen, weil sie keine geeigneten Fachkräfte finden. Insgesamt 53 Prozent nannten dies als Problem, nach 51 Prozent im Vorjahr.

Gesellschaftliche Kosten

Das gehe auf Kosten der gesamten Gesellschaft, betonte Dercks. Denn damit gingen auch geringere Einnahmen bei Steuern und Sozialversicherung einher. Er sprach von knapp 30 Milliarden Euro, die den öffentlichen Haushalten nicht zur Verfügung stehen.

Die Probleme bei der Stellenbesetzung hätten sich im Vorjahresvergleich noch einmal vergrößert, obwohl die Betriebe vielfach ein wirtschaftlich schwieriges Jahr erwartet und ihre Personalplanung heruntergeschraubt hätten, so die DIHK. «Wir gehen davon aus, dass in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitsplätze vakant bleiben», betonte Dercks. «Das entspricht einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Milliarden Euro.»

Probleme für den Standort Deutschland

Verbunden mit hohen Energiepreisen und den Herausforderungen des klimafreundlichen Umbaus der Wirtschaft könnten die zunehmenden Personalengpässe bis zur Verlagerung von Produktion und Dienstleistungen ins Ausland führen, warnte Dercks. «Das Fehlen von Fachkräften belastet nicht nur die Betriebe, sondern gefährdet auch den Erfolg bei wichtigen Zukunftsaufgaben: Energiewende, Digitalisierung und Infrastrukturausbau – für diese Aufgaben brauchen wir vor allem Menschen mit praktischer Expertise.»

Deutschland sei noch nie ein Niedriglohnland gewesen, habe aber mit Energiesicherheit, stabilen Preisen oder beruflicher Bildung punkten können, so Dercks. Diese Vorteile gerieten nur ins Rutschen.

Besonders betroffene Branchen

Der Personalmangel fällt in der Industrie und der Bauwirtschaft mit jeweils 58 Prozent der Unternehmen mit Stellenbesetzungsproblemen besonders hoch aus. Stark betroffen seien etwa Produzenten von Investitionsgütern, also zum Beispiel Maschinen und Anlagen zur Herstellung anderer Güter sowie Hersteller von Spitzen- und Hochtechnologie. Das beeinträchtige wichtige Vorhaben wie den Ausbau der Elektromobilität oder erneuerbarer Energien.

Im Dienstleistungsbereich insgesamt berichten 52 Prozent der Firmen von Problemen. Dabei melden unter den Gesundheits- und Sozialdienstleistern laut DIHK 71 Prozent Stellenbesetzungsprobleme. In Verkehr und Logistik suchten 65 Prozent vergeblich nach Personal, was laut Dercks die pünktliche Belieferung von Handel und Industrie erschwere. Im Gastgewerbe klagten 60 Prozent über Engpässe, weniger als im Vorjahr – allerdings wurden laut DIHK vielerorts auch Angebote und Öffnungszeiten reduziert.

Besonders schwierig war die Personalsuche der Umfrage zufolge, wenn es um Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung ging – hier meldeten 48 Prozent der Befragten Probleme. Insgesamt 39 Prozent waren es bei Azubis. Überhaupt müsse berufliche Bildung besser anerkannt und auch gefördert werden, verlangte Dercks.

Aber auch Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung werden gesucht: 31 Prozent der Betriebe mit Stellenbesetzungsproblemen können entsprechende Leerstellen laut DIHK nicht füllen. «Es gibt also hier große Chancen für Arbeitslose», sagte Dercks, der unter anderem die Reinigungs- und Sicherheitsbranche nannte.

Lösungsideen

Es sei wie mit dem Klimawandel, sagte Dercks: Man müsse lernen, mit dem Fachkräftemangel zu leben, sich aber gleichzeitig um seine Linderung bemühen. Neben einer stärkeren Digitalisierung könnten zur Entlastung der Unternehmen etwa bürokratische Auflagen abgebaut werden.

Und die Beschäftigungsquote von Frauen sei zwar gestiegen, allerdings arbeiteten viele in Teilzeit. Laut DIHK liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Männern bei 38 Stunden, von Frauen bei 30 Stunden und von Frauen in Teilzeit bei 20 Stunden. Wenn alle weiblichen Beschäftigten in Teilzeit nur zwei Stunden mehr pro Woche arbeiten würden, entspräche das 500.000 Vollzeitstellen. «Also, da kommt richtig was bei rum», sagte Dercks – dazu brauche es aber bessere Betreuungsangebote für Kinder. «Die Betreuungslücke für unter Dreijährige liegt immer noch bei fast 270.000.» Die Beschäftigung der 60- bis 64-Jährige habe zwar enorm zugelegt, aber auch hier gebe es noch Luft nach oben.

Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der befragten Unternehmen hofft auf Fachkräfte aus dem Ausland, etwas weniger (31 Prozent) auf eine bessere Qualifizierung und Vermittlung Arbeitsloser. Zentral wären dabei aus DIHK-Sicht unkompliziertere Verfahren statt Wartezeiten für Visatermine bei deutschen Auslandsvertretungen von teils einem Jahr. Wenn man ausländische Arbeitnehmer halten wolle, brauche es aber auch die nötige Infrastruktur wie Wohnungen oder Schulen für die Kinder. Es brauche auch mehr Anstrengungen, ausländische Studierende nach dem Studium hier zu halten.

Weiterlesen

Freitag, der 13., verliert kulturell an Bedeutung

Von Ulrike von Leszczynski, dpa

Berlin (dpa) – Pech, Kummer, Unglück – mit Freitag, dem 13., sind meist unschöne Assoziationen verknüpft. Sind – oder doch eher waren? Für Kulturwissenschaftler gerät dieser Aberglaube, der heute korrekt Volksglaube heißt, im Bewusstsein der Deutschen zunehmend in Vergessenheit. Grund dafür könnte eine Melange aus Säkularisierung, Digitalisierung und einer Gegenwart sein, die von Pandemie bis Krieg in Europa sehr reale Schrecken bereithält. Eine Phobie, also eine krankhafte Angst nur vor Freitag, dem 13., hat es als eigenständiges Krankheitsbild ohnehin nie gegeben.

Gunther Hirschfelder, Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg, forscht schon seit Jahrzehnten über Phänomene wie Freitag, dem 13. Im Jahr 2000 führten seine Studentinnen und Studenten dazu Tiefeninterviews im Rheinland. Immerhin rund ein Drittel der zufällig ausgewählten Befragten gab damals unumwunden zu, dass dieser Tag eine Bedeutung für sie habe.

Bedeutung von Glück und Unglück hat sich verändert

Ein ähnliches Ergebnis hält Hirschfelder heute für unwahrscheinlich. «Wir verhandeln Glück und Unglück nicht mehr so», sagt er. Es glaubten auch nicht mehr so viele Menschen wie früher an übergeordnete Mächte. «Glück und Unglück bedeutet für viele Leute heute irgendwie, gesund zu sein oder bei Dating-Apps wie Parship und Tinder nicht weggewischt zu werden», ergänzt der Wissenschaftler.

«Freitag, der 13., lebte davon, dass wir in der betulichen Zeit der alten Bundesrepublik oder auch in der DDR ins Büro gingen und erzählten, dass wir mit vereister Autoscheibe jemandem auf die Stoßstange gefahren sind», so Hirschfelder. Damit habe Kommunikation angestoßen werden sollen. «Ähnlich wie bei einer Witzkultur.»

In der digitalen Welt aber, in der sich weniger Menschen persönlich in Büros träfen, habe sich solch eine niedrigschwellige Kommunikation fast überlebt. Sie lasse sich auch nicht posten. «Und für einen Facebook-Skandal reicht keine runtergefallene Sprudelflasche», sagt Hirschfelder.

Bis zu fünfmal mehr Krankschreibungen

Gibt es das Phänomen, dass Menschen aus lauter Furcht vor Freitag, dem 13., im Bett bleiben und sich krankmelden? Nachfrage bei der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH). Ergebnis von früher: In den Jahren 2006 bis 2008 gab es drei- bis fünfmal mehr Krankschreibungen als an anderen Freitagen.

Und heute? Die KKH mit rund 1,6 Millionen Versicherten hat mit einer anderen Methode ihre Daten aus den Jahren 2019 bis 2022 gescannt. Das statistische Bild am vermeintlichen Unglückstag ist dabei ambivalent. Im ersten Coronajahr 2020 belegten die beiden Freitage, die auf einen 13. fielen, unter allen Freitagen jenes Jahres einen auffälligen Spitzenplatz bei der Zahl der Krankmeldungen. In den Jahren 2021 und 2022, in denen jeweils ein Freitag auf den 13. eines Monats fiel, lagen sie mit den Plätzen 29 und 27 recht weit hinten. Im Jahr 2019 – mit zwei 13er-Freitagen – ergab sich Platz 9. Phobien als Grund für die Krankschreibung waren allerdings in allen Jahren selten.

Die Angst hat einen Namen: Paraskavedekatriaphobie

Es gibt einen Zungenbrecher, der die Angst vor Freitag, dem 13., ans Griechische angelehnt beschreibt: Paraskavedekatriaphobie. Im internationalen Klassifikationssystem sei das jedoch keine anerkannte psychische Erkrankung, erläutert Christina Jochim, stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung in Berlin. «Das gibt es so nicht.»

Phobien sind für die Wissenschaft Symptombilder, die auf geprüften Daten beruhen. «Phobien können zum Beispiel Panikzustände auslösen, wenn man in die Nähe einer solchen Situation kommt. Also bestimmte Tiere sieht wie Spinnen oder Hunde. Wenn es ums Fliegen geht oder den Zahnarztbesuch», ergänzt Jochim.

Freitag, der 13., falle eher in die Kategorie magisches Denken. «Denn diese Angst bezieht sich ja nicht auf eine spezifische Situation, sondern sie ist vorauseilend», sagt die Psychotherapeutin. «Eine Art Angst vor der Angst.» Das allein sei sehr selten. «Wenn, dann entsteht es meist in einem Kontext mit einer generalisierten Angststörung.» Aus ihrer Sicht ist es allerdings keine gute Idee, am vermeintlichen Pechtag im Bett zu bleiben. «Alle Angststörungen haben gemeinsam, dass Vermeidung zu mehr Angst führt», sagt sie.

Das sind die Hintergründe des Aberglaubens

Heute spielt der Tag nach Ansicht Jochims im allgemeinen Bewusstsein eine kleinere Rolle als früher. «Wenn die Angst vor Freitag, dem 13., seltener thematisiert wird, gibt es auch weniger Grund, Angst zu haben.»

Für Kulturwissenschaftler Hirschfelder ist der Volksglaube rund um Freitag, dem 13., in Deutschland überraschend jung. Zwar haben weder Freitage noch die Zahl 13 im christlichen Kulturkreis einen guten Ruf: Am Karfreitag wurde Jesus gekreuzigt und die 13 ging über das vertraute System aus zwölf Aposteln, zwölf Stunden oder zwölf Monaten hinaus. Doch die Kombination aus beidem als Unglückstag ist für Hirschfelder erst seit den 1950er Jahren belegt – und vermutlich ein Kulturimport aus den USA. Denn dort wollten manche Buchautoren schon früher einen Zusammenhang mit Börsencrashs entdeckt haben.

«Das Risiko ist groß, dass dieser Tag weiter an Bedeutung verliert», mutmaßt Hirschfelder. «Gerade in gefühlten Katastrophenzeiten hat er wenig Wirkmächtigkeit.» Der Bereich Aber- oder Volksglaube sei jedoch vermutlich nicht generell rückläufig. «Er manifestiert sich heute nur nicht mehr in einer bürgerlichen Mitte.» In einzelnen gesellschaftlichen Kontexten spiele er weiter eine Rolle. «Im migrantischen Milieu ist das noch überhaupt nicht untersucht.»

Weiterlesen

Roboter sollen auf Baustellen mitarbeiten

Von Marco Krefting, dpa

Waldachtal (dpa) – Eine Baustelle wirkt eher wie das natürliche Terrain von Menschen mit Schutzhelm und Warnweste, weniger wie ein Feld für frei fahrende Roboter, die bohren, dübeln und verputzen. Gerade auf großen Baustellen könnten Handwerker aber in Zukunft häufiger technische Unterstützung bekommen: Mehrere Unternehmen entwickeln Bauroboter mit speziellen Fertigkeiten. Das soll die Kollegen aus Fleisch und Blut entlasten – und die Jobs attraktiver machen.

«Mit diesem Roboter können unsere Kunden körperlich anstrengende Arbeiten minimieren», verkündete Matthias Schneider, Geschäftsführer Digitalisierung bei der Fischer Group aus dem Schwarzwald-Örtchen Waldachtal, bei der Vorstellung des «Baubots». Der kann bohren, die Bohrlöcher reinigen und Dübel setzen – auch in fünf Meter hohen Decken. Und das präziser als ein Mensch es könnte.

Auch die Firma Hilti aus dem oberbayerischen Kaufering hat einen semi-autonomen Bohrroboter. Der Augsburger Roboterbauer Kuka wiederum hat Exemplare entwickelt, die im Victoria-und-Albert-Museum in London ein Faserverbundelement aus Carbon- und Glasfasern gefertigt haben, 3D-Fassaden für einen Baukonzern aus Belgien drucken oder Holzplatten fräsen und kleben.

Technik noch in den Kinderschuhen

«Allgemein ist zu sagen, dass die Automatisierung mittels Roboter im Bausektor noch in den Kinderschuhen steckt», sagt Alois Buchstab, Baurobotik-Experte bei Kuka. So schickt auch Fischer erstmal nur drei «Baubots» zu Projekten in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, bevor das Ganze ausgeweitet werden soll.

«Erst durch Fachkräftemangel, Kostendruck oder steigende Anforderungen in Sachen Nachhaltigkeit ist die Baubranche im Umdenken», erklärt Buchstab. «Zudem macht Digitalisierung Anwendungen zunehmend möglich.» Aus der industriellen Fertigung sind Roboter nicht mehr wegzudenken. «Der Einsatz auf der Baustelle stellt aber nochmal eine ganz andere Herausforderung dar, wenn es um Automatisierung geht», erklärt der Fachmann. «Dazu zählen Outdoor-Bedingungen mit wechselhaftem Wetter, fehlendem Strom und ähnlichem, Sicherheitsvorkehrungen, Bedienbarkeit, um nur einige zu nennen.»

Ähnlich äußert sich der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH): «Manuelle Tätigkeiten im Handwerk lassen sich nicht einfach – wie vielfach in der Industrie – durch Automatisierungslösungen oder den Einsatz von Robotern ersetzen.» Sind Leistungen und Produkte individuell auf Kunden zugeschnitten, seien manuelle Fertigung und Ausführung nach wie vor unabdingbar, «weil Menschen deutlich anpassungsfähiger sind und sich auf Gegebenheiten vor Ort deutlich besser einstellen können, als dies Maschinen vermögen».

Nur für größere Projekte interessant

Einen Unterschied macht der Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Thomas Möller, bei der Betriebsgröße. Eine kleine Firma mit fünf Mitarbeitern brauche Roboter nicht. «Die ist dann auch nicht rückständig», betonte Müller. Beim Bau eines Einfamilienhauses brauche man schlicht keinen Roboter. Hingegen sei der technologische Fortschritt für größere Betriebe und Baustellen dringend notwendig: «Wir müssen da aus dem Dornröschenschlaf kommen.» So nannte auch Fischer-Experte Schneider einen langen Tunnel als Beispiel für einen «Baubot»-Einsatz: Da müssten Tausende Dübel gesetzt werden.

Möller verweist unter anderem auch auf Seilroboter, die wie ein Spinnennetz über der Baustelle gespannt werden und beim Transport und Setzen von Mauersteinen helfen sollen. «Das sind alles Experimente», sagt der Hauptgeschäftsführer. Das müsse dringend voranschreiten.

Er kann auch der Argumentation folgen, dass Bauroboter die Arbeit sicherer machen. Das habe sich etwa nach der Flut im Ahrtal gezeigt: «Es ist sicherer, wenn man 20 Meter neben der Abbruchkante stehen kann, wo die Maschine arbeitet.» Die Entwicklung helfe hoffentlich zudem bei der Nachwuchssuche: «Wir werden nur noch Leute gewinnen können, wenn wir ihnen sagen, der Job ist nicht mehr so körperlich anstrengend, du kannst das mit deinem Handy machen», sagte Möller.

Erspartes nicht wieder auffüllen

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt meint grundsätzlich: «Mechanisierung und Digitalisierung können zu Entlastungen oder zu mehr Gesundheitsschutz beitragen. Allerdings dürfen die ersparten Arbeiten nicht wieder von einer anderen Leistungssteigerung oder Arbeitsverdichtung aufgefressen werden.» Sogenannte Exo-Skelette etwa seien gute Hilfen bei schweren Lasten. Allerdings sollten diese Art «Überzieh-Roboter», die die Muskelkraft mechanisch verstärken, nicht dazu führen, dass dann noch schwerere Gewichte getragen werden.

Der ZDH nennt als andere Beispiele Sensoren für Regenrinnen, damit der Handwerksbetrieb immer über den aktuellen Zustand der montierten Abwasseranlage informiert ist. Dachdecker und Dachdeckerinnen wiederum könnten ihre Gesundheit schonen, wenn eine Drohne das Dach prüft und dafür niemand mehr hinaufsteigen muss. «Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der Verlängerung der Lebensarbeitszeit und des zunehmend schwerer zu deckenden Fachkräftebedarfs ist es auch im Interesse der Handwerksbetriebe, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst lange gesund und fit bleiben.»

Weiterlesen

Finanzierungen für deutsche Start-ups brechen ein

Frankfurt/Main (dpa) – Die Investments in deutsche Start-ups sind nach einem Rekordjahr eingebrochen. Im vergangenen Jahr warben Wachstumsfirmen rund 9,9 Milliarden Euro Risikokapital von Geldgebern ein – 43 Prozent weniger als 2021. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Analyse der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft EY.

Start-ups sind auf Investoren angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Große Fonds und Konzerne stecken Geld in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Ideen durchsetzen. Angesichts steigender Zinsen sowie der Unsicherheit um den Ukraine-Krieg und die Konjunktur saß das Geld bei Investoren aber nicht mehr so locker. Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen