Trauerbeflaggung zum Jahrestag der Flutkatastrophe

Mainz (dpa/lrs) – Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat zum Jahrestag der Flutkatastrophe am 14. Juli in Rheinland-Pfalz Trauerbeflaggung für alle öffentlichen Gebäude angeordnet. Betroffen von der Flut waren 65.000 Menschen in den Landkreisen Ahrweiler, Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell, Bitburg-Prüm, Mayen-Koblenz, Trier-Saarburg und Vulkaneifel sowie in der Stadt Trier, wie es in einer Mitteilung der Staatskanzlei vom Dienstag heißt.

135 Menschen starben bei der Sturzflut, zwei werden noch immer vermisst und 766 wurden verletzt. Das Ahrtal wurde von der Flut besonders schlimm getroffen, fast alle Toten waren dort zu beklagen. Auf einer Länge von 40 Kilometern wurden Straßen, Brücken, Bahngleise, Gas-, Strom- und Wasserleitungen und rund 9000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Viele der betroffenen Menschen leben immer noch in Ausweich- oder Notquartieren.

Zur zentralen Gedenkveranstaltung am Donnerstag (14. Juli) im Kurpark von Bad Neuenahr-Ahrweiler wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet. Der SWR überträgt das Gedenken im Fernsehen und als Livestream im Internet.

Geplant sind Ansprachen von Dreyer, der neuen Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) und dem Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen (CDU). Den musikalischen Rahmen gestalten Künstlerinnen und Künstler aus der Region.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird zum Jahrestag der Katastrophe in das Ahrtal kommen. Gemeinsam mit Dreyer tauscht er sich in den Gemeinden Altenahr und Dernau mit Betroffenen, Helferinnen und Helfern sowie kommunalpolitisch Verantwortlichen aus.

 

 

 

Über 100 Azubis haben nach der Flut Ahrufer neu befestigt

Bad Neuenahr-Ahrweiler (dpa/lrs) – Nach der tödlichen Flut im Ahrtal mit immensen Zerstörungen haben mehr als 100 angehende Wasserbauer in Bad Neuenahr-Ahrweiler die Ufer des Flusses neu befestigt. An diesem Dienstag (10.00 Uhr) soll das freiwillige Projekt von Auszubildenden der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes an die Kurstadt übergeben werden. Erwartet werden Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD), die parteilose Landrätin des Kreises Ahrweiler, Cornelia Weigand, und Stadtbürgermeister Guido Orthen (CDU).

Die rheinland-pfälzische Staatskanzlei teilte zu den angehenden Wasserbauern mit: «Sie sind aus allen Teilen Deutschlands gekommen, um Uferböschungen zu bepflanzen, Natursteinmauern zu setzen und damit das Ahrufer naturnah und hochwassersicher zu gestalten.»

Kritiker etwa vom Naturschutzbund (Nabu) bemängeln, dass in anderen Kommunen das Flussbett nach der Flut teils begradigt, einige neu entstandene Nebenarme zugeschüttet und der Hochwasserschutz dort daher mit weniger Raum für die Ahr wieder verschlechtert worden sei. Bei der Sturzflut nach extremem Starkregen waren in dem engen Flusstal mindestens 134 Menschen getötet, Tausende Häuser verwüstet sowie Ufergestaltungen zerstört worden. An diesem Donnerstag und Freitag (14. und 15. Juli) jährt sich die Katastrophe erstmals.

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Landrat warnte einige Nachbarn persönlich vor Ahrflut

Mainz (dpa) – Der ehemalige Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler, hat am späten Abend der Flutkatastrophe einige Nachbarn persönlich gewarnt. Das sagten Betroffene am Freitag im Landtags-Untersuchungsausschuss Flutkatastrophe in Mainz aus. Ihr sei erst am nächsten Tag klar geworden, als sie einen jungen Mann vor ihrem Haus getroffen habe, dass es keine allgemeine Evakuierung gegeben hatte, sagte eine 49 Jahre alte Nachbarin, die als Mieterin direkt neben Pföhler in Bad Neuenahr-Ahrweiler wohnte. Der Mann habte die Flutnacht mit seiner Familien in einem Treppenhaus verbracht und nichts von einer Evakuierung gewusst.

Sie sei dabei gewesen, als der Landrat ihre Vermieter am 14. Juli 2021 gegen 22.20 Uhr aufgefordert hatte, das Haus zu verlassen, berichtete die 49-Jährige. Sie habe sich daraufhin sofort von ihren Eltern abholen lassen. Der Ausschuss-Vorsitzende Martin Haller (SPD) wies darauf hin, dass es gegen 23.15 Uhr eine offizielle Aufforderung zur Evakuierung gegeben habe.

Pföhler habe auf sie «einen ruhigen Eindruck» gemacht und «wie immer» gewirkt, als er sie aufgefordert habe, das Haus zu evakuieren, berichtete die 56 Jahre alte Vermieterin. Er habe gesagt, dass bis zu 50 Meter rechts und links der Ahr alles evakuiert werden müsse.

Eine Freundin von Frau Pföhler berichtete, der Landrat habe gegen 22.15 Uhr bei ihr geklingelt und berichtet, dass seine Frau wegen des Hochwassers weg wollte und er erfahren habe, dass in der flussaufwärts gelegenen Ortschaft Schuld fünf Häuser eingestürzt seien. Da seien bei ihr alle Alarmglocken angegangen, denn sie kenne das enge Ahrtal gut, sagte die 61-Jährige. Sie habe alle Bewohner ihres Hauses «geschnappt» und sich in Sicherheit gebracht.

Frau Pföhler habe sie per Whatsapp am Abend des 15. Juli gefragt, wie es ihren direkten Nachbarn gehe, berichtete eine andere Zeugin, die etwa 100 Meter von der Ahr entfernt wohnte. Am 16. Juli morgens habe sie das Ehepaar vor deren Haus getroffen und mit ihnen gesprochen. Sie habe den Eindruck gehabt, dass die Pföhlers dann zum ersten Mal wieder in ihrem Haus waren. Der Landrat habe sich in dem Gespräch vor allem um die Bewerbungsunterlagen seines Sohnes gesorgt, die noch im Haus waren. «Hat der keine anderen Probleme», habe sie noch gedacht. «Aber wir waren ja alle traumatisiert.» Frau Pföhler sei weinend zusammengebrochen.

 

 

 

Bundeskanzler Scholz kommt zum Flut-Jahrestag ins Ahrtal

Mainz (dpa) – Zum ersten Jahrestag der Flutkatastrophe kommt am Donnerstag nächster Woche auch Bundeskanzler Olaf Scholz ins Ahrtal. Der sozialdemokratische Regierungschef habe seine Teilnahme an der zentralen Gedenkveranstaltung im Kurpark von Bad Neuenahr-Ahrweiler zugesagt, teilte die rheinland-pfälzische Staatskanzlei am Freitag mit. Die Erinnerung an die Opfer soll nach Angaben der Landesregierung verbunden werden mit einem «sichtbaren Signal für den Zusammenhalt und den gemeinsamen Aufbruch». Weiterlesen

Spurensuche im Untersuchungsausschuss Flut

Von Ira Schaible und Michael Bauer, dpa

Mainz (dpa/lrs) – Ex-Landrat Jürgen Pföhler war während der Flutkatastrophe am 14. Juli im Ahrtal zumeist nicht in der Einsatzleitung der Kreisverwaltung. Lediglich zu einem kurzen Treffen mit Innenminister Roger Lewentz (SPD) tauchte er dort auf, wie mehrere Zeugen im Untersuchungsausschuss des Mainzer Landtags ausgesagt hatten. Aber wo war der CDU-Politiker? Seine «rechte Hand» in der Kreisverwaltung, Erich Seul, konnte diese Frage im Ladtags-Untersuchungsausschuss nicht beantworten, obwohl er mehrfach mit Pföhler telefonierte. Am Freitag versuchten die Abgeordneten das Rätsel zu lösen – mit Hilfe der Telefonliste und SMS von Pföhlers Handy, besuchten Internet-Seiten sowie Privatleuten als Zeugen. Weiterlesen

Landtag streitet erneut über Wiederaufbau im Ahrtal

Mainz (dpa/lrs) – Der rheinland-pfälzische Landtag hat am zweiten Tag in Folge kontrovers und emotional über den Wiederaufbau im Ahrtal debattiert. Die Anstrengungen der Landesregierung reichten nicht, und die Antragshürden für Geld aus dem insgesamt mit 15 Milliarden Euro für Rheinland-Pfalz ausgestatteten Wiederaufbaufonds seien viel zu hoch, kritisierte die CDU-Abgeordnete Petra Schneider am Donnerstag. Finanzministerin Doris Ahnen (SPD) wies die Kritik zurück. «Es ist das klare Ziel der Landesregierung, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen», sagte sie.

Wenn dabei etwas nicht gut funktioniere, reagiere die Landesregierung. So habe Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Mittwoch in ihrer Regierungserklärung angekündigt, dass die Abschlagszahlungen von 20 Prozent in Härtefällen auf 40 Prozent erhöht würden. «Es gibt keine Beschwerde, der nicht nachgegangenen wird und keinen Einzelfall, den wir uns nicht anschauen», versprach die Ministerin. Weiterlesen

Bauern-Proteste in den Niederlanden: Wo kommt die Wut her?

Den Haag (dpa) – Aus Protest gegen strenge Umweltauflagen sind die Bauern in den Niederlanden seit mehr als zwei Wochen im Aufstand. Mit Treckern versperren sie Autobahnen, sie verbrennen Heuballen an den Straßen, blockieren Großlager von Supermarktketten.

Worum geht es eigentlich?

Seit Jahrzehnten überschreiten die Niederlande die europäischen Normen für Stickstoff-Ausstoß. Dadurch werden auch Naturgebiete beschädigt. Nachdem alle Pläne zur Reduzierung nichts brachten, zog 2019 das höchste Gericht die Notbremse: Das Land muss sich an die Normen halten. Im Frühjahr legte die Regierung einen Plan vor. Danach soll bis 2030 der Stickstoff-Ausstoß landesweit im Schnitt um 50 Prozent reduziert werden, bei Naturgebieten sogar um mehr als 70 Prozent. Weiterlesen

Mehr Kohleverstromung: Kraftwerksbetreiber stellen Weichen

Von Erich Reimann, dpa

Essen/Cottbus (dpa) – Kohlekraftwerke sollen in Deutschland viele Gaskraftwerke ersetzen. Dafür hat der Bundestag am Donnerstagabend grünes Licht geben. Doch ganz einfach ist die vorübergehende Rückbesinnung auf die Kohle nicht, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter großen Kraftwerksbetreibern ergab.

Sowohl beim Wiederanfahren der bislang in die Netzreserve oder die Sicherheitsbereitschaft verbannten Kohlekraftwerke als auch beim Weiterbetrieb eigentlich zur Stilllegung vorgesehener Anlagen sind demnach einige Hürden zu überwinden. Die Probleme reichen von fehlendem Personal und zu geringen Kohlevorräten bis zu rechtlichen Hürden. Mit dem verstärkten Einsatz der Kohlekraftwerke soll angesichts der Drosselung russischer Lieferungen Gas gespart werden. Weiterlesen

Ex-Landrat Pföhler im U-Ausschuss zur Flutkatastrophe

Mainz (dpa/lrs) – Der frühere Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler, wird am Freitag (ab ca. 18.00 Uhr) erstmals im Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags zur Flutkatastrophe erwartet. Sechs Tage später jährt sich zum ersten Mal die tödliche Sturzflut, bei der allein im Ahrtal mindestens 134 Menschen starben und 766 verletzt wurden.

Auch die Ehefrau des CDU-Politikers ist als Zeugin zu der Sitzung des Gremiums in den Mainzer Landtag geladen. Beide haben aber bereits angekündigt, von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch zu machen, denn gegen Pföhler ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen womöglich zu später Warnungen und Evakuierungen. Juristisch gilt das als Anfangsverdacht wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung im Amt, wie ein Sprecher der Ermittlungsbehörde in Koblenz sagte. Weiterlesen

Ein Jahr nach der Flut: Fehleranalyse und Dank an Helfer

Berlin (dpa/lrs) – Ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands sind nach Auffassung aller im Bundestag vertretenen Parteien viele Aufgaben noch nicht erledigt. «Das Geld kommt nicht an, weil die Antragsverfahren zu aufwendig, zu kompliziert sind», sagte die CDU-Abgeordnete Mechthild Heil mit Blick auf die staatlichen Hilfen für Menschen im besonders betroffenen Ahrtal am Donnerstag bei einer Debatte im Bundestag. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: «Für mich ist klar, wir brauchen einen Neustart im Bevölkerungsschutz.» Sie dankte Ehrenamtlichen und Spontanhelfern, die in den Wochen nach dem Unwetter und teils heute noch vor Ort mit anpacken. Weiterlesen

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