Streit ums Geld beim Weltklimagipfel

Scharm el Scheich (dpa) – Bei der Weltklimakonferenz in Ägypten zeichnet sich ein Streit um die Finanzierung klimabedingter Schäden in ärmeren Ländern ab. Nach Einschätzung der Umweltorganisation Greenpeace von Samstag blockieren mehrere reiche Länder Fortschritte, darunter die USA, Großbritannien und Australien. Yeb Saño, der die Greenpeace-Delegation beim Klimagipfel COP27 im ägyptischen Scharm el Scheich leitet, sprach von einer «enttäuschenden, aber nicht überraschenden» Botschaft und Verzögerungstaktik. Der US-Klimabeauftragte John Kerry sagte dem «Guardian» zufolge auf einer Pressekonferenz, die USA seien «100 Prozent gesprächsbereit».

Unter dem Begriff der «Schäden und Verluste» wird diskutiert, wie die Folgen des Klimawandels in ärmeren Ländern, die oft weniger zu den Ursachen der Schäden beigetragen haben, gemeinsam geschultert werden können. Meist werden darunter Schäden von Extremwetterereignissen sowie Folgen von langsamen Veränderungen verstanden, etwa steigende Meeresspiegel und fortschreitende Wüstenbildung. Es geht um Folgen jenseits dessen, woran Menschen sich anpassen können, oder um Situationen, in denen die Mittel für eine Anpassung fehlen. Weiterlesen

UN wollen Erleichterung für Düngemittelexporte aus Russland

Genf (dpa) – Die Vereinten Nationen haben Länder weltweit aufgerufen, Hindernisse für den Export von Düngemitteln aus Russland aus dem Weg zu räumen. «Die Welt kann es sich nicht leisten, dass die weltweiten Probleme bei der Verfügbarkeit von Düngemitteln zu einer weltweiten Nahrungsmittelknappheit führen», teilten die Vereinten Nationen nach Gesprächen mit dem russische Vizeaußenminister Sergej Werschinin und seiner Delegation in Genf mit.

Russland hatte die Fortsetzung des Getreideabkommens infrage gestellt, mit dem ukrainische Exporte durch das Schwarze Meer möglich wurden. Russland hatte die Exporte seit Beginn seines Angriffskriegs gegen das Nachbarland im Februar blockiert. Das im Juli geschlossene Abkommen läuft am 19. November aus. Vor dem Krieg lieferten Russland und die Ukraine fast ein Viertel der weltweiten Getreideexporte. Weiterlesen

Neubauer: «Shitshow» bei Protest auf Weltklimakonferenz

Scharm el Scheich (dpa) – Die Möglichkeit zum Protest bei der Weltklimakonferenz in Ägypten ist nach Worten der führenden deutschen Aktivistin von Fridays for Future eine «Shitshow». «Es ist komplett absurd. Das ägyptische Regime spricht hier davon, die Jugend zu stärken, will sich als offen und frei inszenieren und meint allen Ernstes damit durchzukommen. Das macht viele von uns hier sehr wütend», sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Scharm el Scheich.

Hinter den Vereinten Nationen, die das Konferenzgelände kontrollieren, sei der «ganze ägyptische Apparat» erkennbar. Es sei das «Wirken einer Diktatur», sagte Neubauer. Weiterlesen

Mit Milliarden in der Tasche: Biden reist zu COP27

Scharm el Scheich (dpa) – Gestärkt von seinem Gesetzespaket über neue Milliardeninvestitionen in den Klimaschutz reist US-Präsident Joe Biden zur Weltklimakonferenz in Ägypten. Die massiven Investitionen dürfte er auch in seiner für Freitag geplanten Rede in Scharm el Scheich ansprechen, wo Vertreter aus fast 200 Ländern über den weiteren Kampf gegen die Erderwärmung beraten. Zugleich fordern ärmere Länder von Industriestaaten wie den USA mehr Zusagen bei der Finanzierung, um klimabedingte Schäden und Verluste einzudämmen.

Die Rede werde eine Gelegenheit sein, den Ton für die Verhandlungen der nächsten Konferenzwoche zu bestimmen, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter vorab. Thema sei auch die «beispiellose Arbeit der USA bei der Verringerung von Emissionen», hieß es aus Washington. Mit der Gesetzgebung seien die USA in weniger als 18 Monaten vom «globalen Nachzügler zum globalen Anführer» beim Klima geworden. Biden reist am selben Tag wieder ab, die Konferenz läuft noch bis Ende kommender Woche. Weiterlesen

Hunderte Öl-Lobbyisten auf Klimakonferenz

Scharm el Scheich (dpa) – In der vom Ukraine-Krieg angeheizten Energiekrise setzen viele Staaten eilig auf mehr klimaschädliches Flüssiggas – schieben dabei aber deutlich mehr Produktion an als benötigt. Diese Überversorgung könne schon 2030 auf das Fünffache der Gasmenge anschwellen, die die gesamte EU 2021 aus Russland importiert habe, heißt es in einer Analyse des Climate Action Tracker, die am Donnerstag auf der UN-Klimakonferenz in Scharm el Scheich vorgestellt wurde. Ein weiterer Datenreport legte offen, dass trotz der alarmierenden Erderhitzung die allermeisten Öl- und Gasunternehmen ihre Produktion ausbauen wollen.

Empört reagierten Umweltschützer auch auf einen Bericht, dass bei dem Mammuttreffen 636 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle registriert sind – 25 Prozent mehr als vergangenes Jahr in Schottland. Die Umweltorganisation Global Witness und das Corporate Europe Observatory rechneten vor, dass die fossile Industrie mit Lobbyisten stärker in Ägypten vertreten ist als die zehn am meisten von der drohenden Klimakatastrophe betroffenen Staaten. Dem Report zufolge haben insgesamt 29 der etwa 200 vertretenen Staaten Öl-, Gas- oder Kohle-Lobbyisten in ihren Delegationen. Weiterlesen

Ägyptischer Abgeordneter sieht Redefreiheit beschnitten

Scharm el Scheich (dpa) – Nach seinem Rauswurf aus einer Veranstaltung bei der Weltklimakonferenz in Ägypten sieht der Abgeordnete Amr Darwisch seine Redefreiheit beschnitten.

Was dort am Dienstag passierte, «verstößt gegen die Redefreiheit und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte», sagte Darwisch der Zeitung «Daily News Egypt» am Mittwoch. Die Vereinten Nationen, unter deren Aufsicht die Konferenz in Ägypten stattfindet, sollten neutral sein. Weiterlesen

Proteste auf Konferenz – «Kinder können keine Kohle essen»

UN-Klimakonferenz
Von Johannes Sadek und Torsten Holtz, dpa

Scharm el Scheich (dpa) – Umweltschützer haben auf der Weltklimakonferenz in Ägypten angeprangert, dass viele Staaten die Energiekrise mit neuen Öl- und Gasprojekten abfedern wollen. Die prominente ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate rügte besonders entsprechende Pläne in Afrika, an denen sich auch Deutschland beteiligen will.

«Kinder können keine Kohle essen, Kinder können kein Öl trinken, Kinder können kein Gas atmen», sagte Nakate am Mittwoch in Scharm el Scheich. Die EU-Umweltagentur warnte, die eskalierende Klimakrise treibe auch für Menschen in Europa die Gesundheitsrisiken nach oben – etwa wegen mehr Hitzewellen und Infektionskrankheiten.

Im Zuge des Ukraine-Kriegs sind Gaslieferungen aus Russland weggefallen, weshalb nun viele Staaten Kohlekraftwerke länger betreiben und auf Flüssiggas setzen – auch die Bundesrepublik. Dass Deutschland etwa die Erschließung eines Gasfelds im Senegal unterstützen will, sorgt angesichts der weiter steigenden CO2-Emissionen für Empörung bei Klimaschützern. Weiterlesen

Massiv mehr Treibhausgase bei Öl- und Gasproduktion

Scharm el Scheich (dpa) – Bei der Förderung und Produktion von Öl und Gas werden drei Mal mehr klimaschädliche Gase freigesetzt, als die Staaten bisher offiziell an die Vereinten Nationen berichten. Dies zeigen Messungen der Non-Profit-Initiative Trace, an der Datenanalytiker, Forscher und Nichtregierungsorganisationen mitarbeiten. Beteiligt ist auch der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore, der die Daten am Mittwoch auf der Weltklimakonferenz in Ägypten vorstellte.

Der Friedensnobelpreisträger sagte, besonders krass unterschätzt sei der Ausstoß des Klimagases Methan in den Anlagen für fossile Energien, etwa beim bewussten Abfackeln und durch Lecks. «Das ist wirklich schockierend.» Laut dem Datenreport sind die Hälfte der weltweit größten Quellen klimaschädlicher Treibhausgase Produktionsstätten für Öl und Gas und zugehörige Anlagen. Weiterlesen

Klimawandel bedroht verstärkt Gesundheit von Europäern

Kopenhagen (dpa) – Ohne weitere Maßnahmen gegen den Klimawandel werden voraussichtlich mehr Menschen in Europa durch klimabedingte Gesundheitsfolgen erkranken oder sterben. Beispiellose Hitzewellen, wie man sie in diesem Jahr gesehen habe, stellten die größte direkt mit dem Klima zusammenhängende Gesundheitsbedrohung für Europäerinnen und Europäer dar, teilte die EU-Umweltagentur EEA in einem Bericht mit. Schon heute verursachten solche Hitzewellen zahlreiche Todes- und Krankheitsfälle.

Diese Zahlen würden ohne weitere Maßnahmen, um sich an den Klimawandel anzupassen und ihn einzudämmen, zunehmen, warnte die EEA. Unter anderem mit Aktionsplänen, der Schaffung von grünen und schattigen Plätzen in Städten, einer besseren Gebäudegestaltung sowie angepassten Arbeitszeiten könne man die gefährdetsten Gruppen besser schützen. Es sei an der Zeit, von der Planung zum Handeln zu kommen. Weiterlesen

Schwieriger Gastgeber: Klimagipfel im Polizeistaat Ägypten

COP27
Von Johannes Sadek, dpa

Scharm el Scheich (dpa) – Am Rand der orangebraunen Wüste liegt eine Art Parkplatz, gerade noch in Sichtweite vom Hintereingang der Weltklimakonferenz COP27. Eingezäunt, überwacht von Kameras an hohen Masten – und menschenleer.

An ein paar Snack-Buden sitzen Zivilbeamte im Schatten, sie halten Handys und Funkgeräte griffbereit. Wer diese verwaiste Zone für Proteste bei der UN-Konferenz betreten will, muss sich abtasten und Taschen gründlich durchsuchen lassen. Fotos sind nur in eine bestimmte Richtung gestattet, Essen und Getränke verboten. Protestiert werden darf hier, allerdings nur zwischen 10 und 17 Uhr und mit vorheriger Anmeldung.

Es sind bizarre Eindrücke dieser Tage vom Klimatreffen im ägyptischen Scharm el Scheich. Die Stadt bietet ohnehin eine befremdliche Szenerie aus Hotelanlagen und Flaniermeilen zwischen Schnellstraßen und der Sinai-Wüste. Aber seit Sonntag laufen nun auch noch rund 45.000 Delegierte, Beobachter, Aktivisten und Journalisten über ein Gelände aus klimatisierten Messezelten und Sitzungssälen. Plakate auf dem Weg dorthin werben für Luxusleben mit glücklichen Paaren im Jachthafen. Weiterlesen

Klimaaktivistin Neubauer vermisst von Scholz ein Machtwort fürs Klima

Scharm el Scheich (dpa) – Die Aktivistin der Klimaschutzbewegung Fridays for Future, Luisa Neubauer, hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Doppelzüngigkeit in der Klima- und Energiepolitik vorgeworfen. Mündlich bestätige Scholz zwar die deutschen Klimaschutzziele, aber praktisch setze er auf klimaschädliche fossile Energieträger wie Öl, Gas und Kohle, sagte sie am Dienstag auf der Weltklimakonferenz in Ägypten. «Die Taten und die Worte von Olaf Scholz stehen sich praktisch gegenüber.» Weiterlesen

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