Ange Engelke und Riccardo Simonetti machen Podcast

Berlin/Köln (dpa) – Sie lernten sich vor gut einem Jahr kennen – und waren sofort «in love». Nun sprechen Schauspielerin Anke Engelke (57) und Entertainer Riccardo Simonetti (30) in einem Podcast einmal wöchentlich miteinander über ihre Leben.

Der Podcast habe Tagebuch-Charakter und sei «emotional sehr aufgeladen», sagte Engelke der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Wir öffnen einander unser Herz», ergänzte Simonetti. «Wir öffnen aber auch die Türen zu unserer Branche und sprechen über ganz viele Dinge, die uns da passieren und die uns berühren.» Tabus soll es bei den Gesprächen keine geben, kündigten sie an, jedoch wolle man sich stets mit Empathie begegnen.

16 Folgen geplant

Die erste Folge des Podcasts «Quality Time mit Anke und Riccardo» ist seit heute bei der Streaming-Plattform Spotify zu hören, geplant sind 16 Folgen. Die Idee sei entstanden, nachdem sich beide vor rund einem Jahr bei der Prosieben-Show «Wer stiehlt mir die Show?» kennengelernt hatten. «Wir waren gleich aneinander interessiert», sagte die Kölnerin Engelke über den Berliner Simonetti. Dabei falle es ihr gar nicht so leicht, neue Menschen in ihr Leben zu lassen. Weiterlesen

Hund, Katze, Hamster: Haustiere präparieren für die Ewigkeit

Von Yuriko Wahl-Immel, dpa

Bochum (dpa) – Sie heißen Mopsi, Tyson, Lora oder Peppino und sind Perserkatze, Wellensittich, Hamster, Chihuahua oder Kaninchen. Besser gesagt: Sie waren es und sollen zur Erinnerung, zum Kuscheln und Streicheln erhalten bleiben. In Bochum werden sie bei MemoryPets in aufwendiger Handarbeit für einen wachsenden Kundenkreis präpariert.

Soeben sind mehrere Hunde und Katzen fertig geworden und warten auf ihre Abholung. Dass die Kerlchen nicht einfach im Körbchen dösen, sondern Kunstprodukte sind, merkt man erst, wenn man ihnen vorsichtig am Fell zieht. Gerade kommen noch ein paar Springmäuse rein.

Wie läuft das Ganze ab? Der Anfang hört sich nüchtern an: Die Tierkörper kommen tiefgefroren in extrem gut isolierten Versandboxen mit Kühlaggregaten per Post nach Bochum. Oder sie werden den Präparatorinnen Jennifer Dörk und Laura Eberhard persönlich gebracht: «Die meisten übergeben uns ihre Haustiere lieber selbst», schildert Dörk. Es stehe auch ein Fahrer bereit, der in München kürzlich zwei Katzen abgeholt habe.

Dörk: «Wir machen ein bisschen Trauerbegleitung mit»

«Wir verstehen uns auch ein wenig als Bestatter und machen ein bisschen Trauerbegleitung mit», sagt Dörk (44), die schon seit 20 Jahren Tiere präpariert – früher auch oft Wildtiere. Es mache einen Unterschied, ob man Haustiere mit großer Sorgfalt und Pietät für trauernde Besitzer präpariere oder ob ein geschossener Rehbock zur Trophäe aufgearbeitet werden solle. Beide Frauen haben eine dreijährige Ausbildung zur staatlich geprüften Präparationstechnischen Assistentin absolviert. MemoryPets sei der deutschlandweit einzige Anbieter, der ausschließlich Haustiere präpariere.

Die Arbeitsschritte: Als erstes wird das Fell abgezogen. «Das ist, als würde man eine Jacke ausziehen», beschreibt Dörk. Das Fell wird beim Gerber haltbar gemacht. Der Tierkörper wird je nach Auftrag sitzend, liegend oder stehend positioniert, zur Fixierung eingefroren. Die Präparatorinnen erstellen später einen Abguss von der äußeren Körperform, das Innere wird mit Hartschaum verfüllt. Auf Wunsch kann vom kremierten Tierkörper Asche in die künstliche Hülle integriert werden. Das Fell wird drübergezogen. Modellieren, Glasaugen einsetzen. Dann Make-up, also Farbe ins Gesicht. Eine Airbrush-Spritzpistole, Skalpell, Pinsel und Pinzette liegen bereit.

«Die Tiere haben alle ihre eigene Persönlichkeit, die sich im Gesicht und in der Haltung widerspiegelt», erläutert Eberhard (32). Wichtig sind Fotos vom Haustier zu Lebzeiten, als Vorlage. «Wo genau sind die Falten im Gesicht, wie groß sind die Augen, wie fallen die Augenwinkel aus – das alles sind subtile Details, die wir beachten. Wie bei einem Porträt.» Aktuell wartet eine Perserkatze auf Farbe fürs graue Näschen. Am Nachbartisch sorgen feine Nadeln dafür, dass ein Kaninchen seine akkurat erstellten Gesichtszüge nicht während des Trockenvorgangs verliert.

Wie viele Menschen in dem Metier bundesweit tätig sind, wird nicht erhoben. Der Beruf Präparator ist auch keine geschützte Bezeichnung. Im Verband Deutscher Tierpräparatoren sind rund 450 Personen organisiert, von denen aber etwa 250 aus der Fachrichtung Biologie kommen, sagt Verbandschef Frank-Michael Weigner.

Kunden sind Querschnitt durch die Gesellschaft

Und wer sind die Kunden? Bei MemoryPets ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Manche wollen auch Pfotenabdrücke, ein Tütchen mit Knochen, Eckzähne oder Krallen als Andenken, berichtet Eberhard. Ein herzförmiges Kissen aus dem Tierfell wurde jüngst geordert.

Renata Cwielong-Bieniek brachte ihre Yorkshire-Hündin im vergangenen Sommer nach Bochum. «Ich konnte mich nicht trennen, sie nicht einfach in die Erde werfen oder verbrennen lassen», erzählt die 41-Jährige. «Ich wollte sie weiter bei mir haben.» Zwei Monate dauerte es, bis das präparierte Tier abholbereit war. Eine 1200-Euro-Investition, Express-Service. Ihre Luca stehe jetzt im Wohnzimmer-Regal. «Manchmal fließen noch die Tränen. Dann streichle ich über ihr Fell, das tut mir gut.» Einige Bekannte hätten verständnislos reagiert, sie bereue den Schritt nicht, betont die Dortmunderin.

Katze für etwa 900 Euro, Hund ab 1000 Euro

Inzwischen dauert es wegen des hohen Zulaufs in der Regel fast ein Jahr, bis eine Kopie des Haustiers bei MemoryPets fertig ist. Und die Arbeit hat ihren Preis: Im Durchschnitt kostet eine Katze etwa 900 Euro. Beim Hund geht es ab 1000 Euro los, es kann auch vier- oder fünfmal so teuer werden.

«Alle Kunden eint eine unfassbare Liebe zu ihrem Tier. Wer keine besonders enge Beziehung zu seinem Haustier hatte, lässt es auch nicht präparieren», weiß Eberhard. Es gebe mitunter Kritik, das sei doch alles ekelig. Sie findet: «Der Tod eines geliebten Haustiers lässt sich nicht verhindern. Was man aber danach mit ihm macht, sollte jedem selbst überlassen sein.»

Weiterlesen

Ralf Moeller hat seinen Eltern veganes Essen untergejubelt

Recklinghausen/Los Angeles – Schauspieler Ralf Moeller (64, «Gladiator») hat seinen Eltern heimlich veganes Essen untergejubelt. «Ja, das stimmt. Ich habe ihnen zum Beispiel Schnitzel mitgebracht – aber auf pflanzlicher Basis», sagte der 64-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Dazu habe es damals eine leichte Tomatensoße gegeben. «Und so habe ich das immer mal wieder gemacht, ohne es groß zu sagen», berichtete er. «Irgendwann sagte ich aber: Hier, ihr wisst aber schon, dass ihr die letzten zwei Wochen immer mal wieder vegan gegessen habt?» Der Kommentar seiner Eltern sei gewesen: «Ach so, nun gut. Aber es hat geschmeckt.»

Moeller stammt aus Recklinghausen und war einst Bodybuilder. Berühmt wurde er mit seiner Film-Rolle als muskelbepackter Schwertkämpfer im Blockbuster «Gladiator» (2000). Mittlerweile beschäftigt sich der gelernte Schwimmmeister aber auch mit veganer Ernährung. Zusammen mit Koch Timo Franke hat er dazu jüngst ein eigenes Kochbuch herausgebracht. Moeller sagt, dass er seine Essensgewohnheiten weitgehend auf vegane Ernährung umgestellt habe. Weiterlesen

Mainz-Trainer lässt Torwart-Frage offen: «Luxussituation»

Leverkusen (dpa) – Trainer Bo Svensson hat die Torwartfrage beim FSV Mainz 05 nach der starken Leistung von Keeper Finn Dahmen vorerst offen gelassen. «Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nicht viele Gedanken gemacht», sagte Svensson nach dem 3:2 bei Bayer Leverkusen auf die Frage, wer am Freitag gegen Borussia Mönchengladbach im Tor der Mainzer stehen werde: «Fragen Sie mich in ein paar Tagen nochmal. Das ist eine schwierige Entscheidung, aber wir beschweren uns nicht, dass wir zwei so gute Torhüter haben. Ich muss einen enttäuschen, aber besser so, als wenn uns Qualität fehlt.» Weiterlesen

Nach Tod des Vaters: Lobinger bedankt sich für Zuspruch

Kaiserslautern (dpa/lrs) – Der sportliche Misserfolg beim 0:1 in Paderborn war Fans und Profis des 1. FC Kaiserslautern ausnahmsweise egal. Nach dem Abpfiff der Partie am Freitagabend gab es in den Reihen der Pfälzer viel Wichtigeres: Trost und Zuspruch für Lex-Tyger Lobinger, dessen Vater Tim am Vortag im Alter von nur 50 Jahren an Leukämie gestorben war.

«Das ist sehr schlimm. Heute wollten wir für Tyger den Sieg holen. Da hat jemand seinen Vater verloren, der sechs Jahre lang gekämpft hat. Man möchte jemanden trösten, aber alles, was man da sagt, macht eigentlich gar keinen Sinn», beschrieb FCK-Stürmer Terrence Boyd die Gefühlswelt beim Fußball-Zweitligisten und ergänzte: «Da wird Dir ganz kurz bewusst, dass das hier alles nur ein Spiel ist.» Weiterlesen

Borussia Dortmund macht mehr Gewinn

Dortmund (dpa) – Der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund (BVB) macht nach einer schwierigen Zeit in der Corona-Pandemie wieder bessere Geschäfte. Im zweiten Halbjahr 2022 sei ein Konzerngewinn von 40,2 Millionen Euro verbucht worden und damit 7,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, teilte das börsennotierte Unternehmen mit. Weiterlesen

Höchststrafe für «Axtmörder von Kalletal» gefordert

Detmold (dpa) – Im Prozess um den sogenannten Axtmörder von Kalletal fordert die Staatsanwaltschaft neben einer lebenslangen Haftstrafe auch die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Oberstaatsanwalt Christopher Imig sprach sich am Freitag in seinem Plädoyer außerdem für den Vorbehalt der Sicherungsverwahrung aus.

Würde das Landgericht Detmold dieser Sicht folgen, wäre eine vorzeitige Freilassung nach 15 Jahren so gut wie ausgeschlossen. Das Urteil wollten die Richter im Anschluss an die Plädoyers verkünden. Weiterlesen

«Mama nach Deutschland holen»: Frust nach Erdbeben

Von Yuriko Wahl-Immel und Mirjam Schmitt, dpa

Leverkusen/Istanbul (dpa) – Die Angst um ihre Angehörigen im türkischen Katastrophengebiet bringt Suna Cataldegirmen im weit entfernten Deutschland zur Verzweiflung. Ihr Mann ist schon vor einer Woche in die Türkei geflogen: in die schwer getroffene Provinz Kahramanmaras. Dort hat er für seine Eltern in einem Dorf nahe der Stadt Pazarcik eine Notbehausung in einem Keller eingerichtet.

«In dem Dorf ist alles weg», berichtet die 43-jährige Cataldegirmen. «Unsere Verwandten leben fast alle in Zelten. Die hygienischen Zustände sind schlimm, sie können nicht duschen, manchmal reicht das Essen nicht. Es ist sehr kalt. Es gibt kaum ärztliche Versorgung.»

«Lieber Gott, bitte lass die Babys leben»

So oft wie möglich telefoniert die in Leverkusen wohnende Frau mit ihren Verwandten, die Handyfotos voller Schuttberge und von elenden Lebensumständen senden. Große Sorgen macht sich die 43-Jährige auch um vier Babys. «Eines hatte schon Durchfall und Fieber. Lieber Gott, bitte lass die Babys leben.» Bei den verheerenden Erdbeben sind in der Türkei und in Syrien nach offiziellen Angaben mehr als 42.000 Menschen ums Leben gekommen, Millionen haben ihr Zuhause verloren.

Cataldegirmens Freundin kann aus Sorge um ihren Neffen, dessen Frau und die Zwillingsbabys kaum noch schlafen. In Gölbasi in der Provinz Adiyaman übernachten ihre vier Angehörigen derzeit mit vielen weiteren obdachlos gewordenen Erdbebenopfern in einer übervollen Sporthalle, wie Sevil Kurtal der Deutschen Presse-Agentur schildert.

Babynahrung für die acht Monate alten Säuglinge bereiten sie mit geschmolzenem Schnee zu. Sevil Kurtal will sie zu sich holen in ihre Wohnung nahe Köln – aber das ist schwierig.

«Sie weint nur noch»

Serkan Sayin aus dem westfälischen Ahlen bangt um seine 81 Jahre alte Mutter, deren Haus in Iskenderun in der Provinz Hatay einsturzgefährdet sei. «Sie weint nur noch. Ich will meine Mama nach Deutschland holen.» Sie ist alleinstehend, lebt in einer Notunterkunft.

Jetzt Visa, Pässe, biometrische Fotos oder andere Dokumente für eine Einreise nach Deutschland von den Erdbebenopfern anzufordern, sei unmöglich. «Das ist zu viel verlangt.»

Der Kölner Ingenieur Ispir Bayrakcioglu kann nur noch an seine Lieben in der Türkei denken. Sein Stiefbruder ist eine Woche nach den Beben mit dem Auto aufgebrochen, konnte inzwischen zu fünf Angehörigen in Hatay gelangen. Die Brüder wollen ihre Verwandte da rausholen. «Unsere Angehörigen sind zu 100 Prozent in Not. Sie haben kein Wasser, keine Toiletten, keine Schlafmöglichkeiten.» Er kritisiert eine «schwierige Prozedur mit 1000 Bedingungen» für eine Aufnahme in Deutschland – extreme Hürden, meint er.

«Sicherheitsgarantien für alles Mögliche»

Sein Bruder habe im Konsulat in Ankara das Visumsverfahren für die Angehörigen angestoßen. «Ich soll verschiedene Sicherheitsgarantien für alles Mögliche geben. Das ist doch Quatsch.» Es sei selbstverständlich, sich um die Verwandten zu kümmern, sagt er.

Die Bundesregierung hat ein unbürokratisches Visaverfahren angekündigt, damit Erdbebenopfer schnellstmöglich in Deutschland unterkommen können. Betroffene brauchen laut Auswärtigem Amt ein Visum, wenn sie bei ihren Angehörigen ersten oder zweiten Grades für bis zu drei Monate leben wollen. Das aufnehmende Familienmitglied muss eine Erklärung abgeben, in der es sich verpflichtet, für den Lebensunterhalt und die spätere Ausreise aufzukommen.

Mehmet Demir aus Dinslaken bemängelt: «Das Ganze ist total kompliziert.» Der Reiseunternehmer ist gerade aus der Türkei zurückkehrt, viele seiner Angehörigen haben bei der Katastrophe ihr Leben verloren. Seine Nichte sei aus Trümmern gerettet worden.

«Keine Connections, keine Chance»

Die 16-Jährige und die Schwiegereltern will er zu sich holen, hat sie zunächst in ein Hotel in Antalya gebracht. Um die Visa zu beantragen, habe er es telefonisch in Antalya versucht, sei nach Izmir, dann auf eine Webseite verwiesen worden. «Keine Ansprechpartner. Wenn man keine Connections hat, hat man keine Chance», beklagt Demir.

In der Türkei werden Visaanträge für Deutschland vom Dienstleister iData bearbeitet. Die nächste Filiale in der Erdbebenregion – Gaziantep – ist aber wegen Gebäudeschäden dicht. Antragsteller müssen etwa nach Izmir oder Ankara ausweichen, wobei Ankara rund 600 Kilometer vom Epizentrum Kahramanmaras entfernt liegt. Abhilfe solle bald kommen, sagt ein Mitarbeiter vor Ort der dpa.

Auf deutscher Seite braucht es für die Verpflichtungserklärung noch die Ausländerbehörden am Wohnort. Da habe er noch keinen Termin bekommen, berichtet Demir. Auch in Leverkusen konnte die Erklärung von Sevil Kurtal für ihre vier Verwandten nur am Empfang der Behörde abgegeben werden, zu sprechen war niemand. Zu viel Andrang.

Jetzt zermürbe das Warten, erzählt Cataldegirmen. Großartige Hilfen wie für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die unkompliziert einreisen dürfen und staatlich unterstützt werden, sollten auch Erdbebenopfern aus der Türkei und aus Syrien zugutekommen, findet die Pflegerin.

«Für meine Mama würde ich auf dem Boden schlafen»

Beim NRW-Flüchtlingsministerium heißt es, das Land habe die Ausländerbehörden angewiesen, eine Verlängerung bestehender Touristenvisa großzügig zu prüfen. Das solle Bürgern aus den Erdbebengebieten helfen, die sich schon vor dem Beben mit einem Visum in NRW aufhielten – damit sie noch etwas länger bleiben können. Unter allen Bundesländern leben die meisten Menschen mit türkischen Wurzeln in Nordrhein-Westfalen.

In Hamburg atmet Zöhre Karali einerseits auf: «Meine Eltern und meine zwei Geschwister leben.» Aber: «Sie wissen nicht, wie es weitergeht. Sie brauchen Gewissheit. Einige Verwandte werden noch vermisst.» Zugleich trauert Karali um Verstorbene.

Serkan Sayin würde seine Mutter am liebsten sofort persönlich aus dem Katastrophengebiet nach Ahlen bringen. Er schafft es kaum noch, Geduld aufzubringen. Seine Wohnung, in der er mit Frau und zwei Kindern lebt, sei nicht groß, sagt er: «Aber für meine Mama würde ich auf dem Boden schlafen, sie könnte sofort mein Bett haben.»

Weiterlesen

«Endlich wieder richtig Karneval»: Köln schunkelt Sorgen weg

Von Petra Albers und Jonas-Erik Schmidt, dpa

Köln (dpa) – Leon hat sich aufmunitioniert. Zwei Patronengürtel kreuzen sich auf seiner Brust, dazu trägt er Flecktarn-Klamotten – in dem braun-beige-grünen Muster, in das sich Soldaten hüllen. Wenn man genauer hinschaut, sieht man allerdings, dass in den Gürteln keine Munition steckt, die man verschießen kann – sondern nur in sich reinschütten. Es sind viele kleine Schnaps-Flaschen.

Leon sagt, dass sein Plan für heute «Alkohol trinken und Spaß haben» sei. Es ist Donnerstag, kurz vor 10 Uhr in Köln. Dass sein Soldatenkostüm in diesen Zeiten auffällt, hat er bemerkt. Aber: «Es hat eigentlich gar keinen Hintergrund», sagte er. «Ich habe nichts Besseres gefunden.»

Friedensdemo statt Rosenmontagszug 2022

Der junge Mann steht damit als braun-beiger Farbtupfer ein wenig sinnbildlich für das bunte Gesamtgemälde, das man Weiberfastnacht nennt und den Beginn des Straßenkarnevals markiert. Vor fast genau einem Jahr hatte es an gleicher Stelle noch Feierlichkeiten mit einem mitunter melancholischen Unterton gegeben. Putin hatte damals gerade die Ukraine angegriffen. Radio-Sender stellten das Spielen von Stimmungsmusik ein. Statt des geplanten Rosenmontagszuges gab es in Köln eine große Friedensdemo.

2023 dagegen ist nun offenkundig wieder «jeck as usual» angesagt. Obwohl sich an der Weltlage gar nicht viel verändert hat. Der organisierte Karneval ist wieder ganz bei sich angekommen. Der Schwerpunkt liegt in Köln auf der Feier zu 200 Jahre Karneval. Die örtliche Politik beschäftigte sich im Vorlauf mit der Sicherheit – mit der innerhalb der Grenzen Kölns, weniger mit der von Europa.

Oberbürgermeisterin verschafft sich einen Überblick

Ein großes Thema war, wie der riesige Andrang im Zülpicher Viertel – dem Party-Hotspot der Jüngeren – bewältigt werden kann. Es gibt daher umfangreiche Sperrmaßnahmen. Am Mittag kraxelt die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker – verkleidet – auf eine Art Wachturm, um sich einen Überblick über das wilde Treiben zu verschaffen. Ihre Analyse legt danach einen Schwerpunkt auf folkloristische Aspekte. «Das sind die gleichen Lieder, die wir auch im Sitzungskarneval und auf privaten Karnevalsfeiern singen, die auch von den jungen Leuten angenommen werden», befindet sie.

Wenige Stunden zuvor hatte Reker bei einem Empfang gesagt, dass sie der Meinung sei, «dass wir feiern dürfen und feiern sollten» – auch wenn ihr «schwer» sei angesichts des Erdbebens in Syrien und der Türkei und angesichts des Kriegs in der Ukraine. Auch das Kölner Dreigestirn – Prinz, Bauer und Jungfrau – verwischt den Eindruck, es sei den Kölnern egal, was woanders passiere. Die Gedanken seien auch bei den Menschen in der Ukraine, betont André Fahnenbruck, der als Mann die Jungfrau mimt. Am Vortag habe man eine Hilfsorganisation für die Ukraine besucht. «Das hat uns sehr geerdet.»

Warteschlangen vor Karnevalskneipen schon am frühen Morgen

Vor den einschlägigen Karnevalskneipen bilden sich schon gegen 8.00 Uhr die ersten Warteschlangen. Auch die Kölner Altstadt füllt sich langsam. Etwa zehn Frauen haben sich dort in pinken Flamingo-Fell-Kostümen um einen gut gefüllten Bollerwagen mit montierter Theke positioniert. Sie sind aus Rüdesheim angereist – wie schon seit 20 Jahren, erzählen sie.

«Wir freuen uns total, dass wir endlich wieder richtig Karneval feiern können», sagt Susanne, eine von ihnen. Während der Corona-Jahre habe sie an Weiberfastnacht «auf dem Sofa geflennt» und alte Karnevalssendungen in der Mediathek geguckt. Corona-Auflagen gibt es 2023 keine mehr.

Auch Stefan und seine Freunde wollen an Weiberfastnacht richtig einen draufmachen – obwohl die allgemeine Weltlage zurzeit schon eher deprimierend sei, wie er sagt. «Aber es nutzt doch niemandem, wenn wir deswegen nicht feiern. Davon hört der Krieg ja nicht auf.»

Weiterlesen

BGH: Neuer Prozess zu tödlichem Raser-Unfall von Moers nötig

Karlsruhe (dpa) – War das tödliche Ende eines illegalen Autorennens in Moers westlich von Duisburg Mord oder eine weniger schwerwiegende Tat? Zum dritten Mal muss ein Landgericht über die Verantwortung des hauptverantwortlichen Fahrers befinden.

Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hob am Donnerstag auch das zweite Urteil gegen den Mann wegen Widersprüchen in der Begründung teilweise auf und verwies die Sache zur neuen Verhandlung nach Duisburg. Es geht vor allem darum, wie der Fahrer die Gefahrenlage eingeschätzt hatte.

Am Ostermontag 2019 hatten sich zwei Männer gegen 22.00 Uhr mit PS-starken Autos in einem Wohngebiet ein illegales Rennen geliefert. Dabei beschleunigte der Angeklagte binnen Sekunden auf mehr als 160 Kilometer pro Stunde – auf der Gegenfahrbahn. Als eine 43 Jahre alte Frau etwa 100 Meter weiter vorn in ihrem Kleinwagen auf die Straße einbog, konnte er nicht mehr stoppen oder ausweichen. Die Frau erlitt beim Aufprall schwere Verletzungen, denen sie im Krankenhaus erlag. Weiterlesen

Weiberfastnacht erstmals wieder ohne Corona-Auflagen

Köln/Düsseldorf (dpa) – Erstmals seit drei Jahren beginnt heute mit Weiberfastnacht wieder ein Straßenkarneval ohne Corona-Einschränkungen. 2020 war der Karneval noch knapp vor den ersten weitreichenden Lockdown-Maßnahmen über die Bühne gegangen, hatte teilweise allerdings auch schon selbst zur Verbreitung des Virus beigetragen. Im Folgejahr 2021 fiel «die fünfte Jahreszeit» komplett aus. 2022 fand Weiberfastnacht unter 2G-plus-Bedingungen statt. Diese Einschränkungen fallen nun weg.

Köln: Verwarngeld für Wildpinkler

Vor allem in Köln werden viele Zehntausende Feiernde von auswärts erwartet. Die Polizei ist dort mit 2000 Beamten im Einsatz. Bereits zu Beginn der Karnevalssaison am 11.11. war es in Köln zu einem Massenandrang gekommen. Besonders das Studentenviertel rund um die Zülpicher Straße gilt mit seinen vielen Bars und Kneipen als Mega-Hotspot für junge Leute. Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen