Transfrau will «Miss Germany» werden

Von Janet Binder, dpa

Oldenburg/Rust (dpa) – Wenn Saskia von Bargen alte Fotos von sich anschaut, sieht sie ein Kind, das aussieht wie ein Junge – und stets am liebsten mit Mädchen spielte und Kleider anziehen wollte. Bereits mit fünf Jahren erklärte das Kind, dass es ein Mädchen sei – auch wenn es bei der Geburt als Junge eingeordnet worden war.

«Meinen Eltern war schnell klar, dass das keine Phase ist», sagt die 19-Jährige, die mit ihren Eltern und drei jüngeren Schwestern in Friedrichsfehn im niedersächsischen Ammerland lebt.

Mit elf nahm sie Hormonblocker, um nicht in die männliche Pubertät zu kommen. Zwei Jahre später bekam sie weibliche Hormone, mit 13 outete sie sich in der Schule. Als sie volljährig war, ließ sie sich geschlechtsangleichend operieren. Saskia versteht sich als Botschafterin für das Thema Transgender. Aus diesem Grund habe sie sich auch bei der aktuellen «Miss Germany»-Wahl beworben. Sie ist unter die letzten zehn Kandidatinnen gekommen, am 4. März wird im Europa-Park in Rust das Finale ausgerichtet.

Radikale Wendung vor vier Jahren

Seit bald 100 Jahren werden «Miss Germany»-Wahlen abgehalten. Bis vor wenigen Jahren stellten dazu Frauen unter anderem auch in Bademode ihre Schönheit auf dem Laufsteg zur Schau. 2019 vollzog das Oldenburger Unternehmen, das die Wahlen alljährlich organisiert, eine radikale Wendung. Seitdem stehen unter dem Motto «Schärpe trägt, wer bewegt» die Persönlichkeit und die «Missionen» der Teilnehmerinnen im Vordergrund. «Sie sollen eine Inspiration sein», sagt Jil Andert vom Unternehmen Miss Germany Studios über die Kandidatinnen. 15.000 Frauen bewarben sich nach Unternehmensangaben für die aktuelle Staffel.

Früher seien bei der Bewerbung Größe und Gewicht abgefragt worden, das passiere nicht mehr, auch der Laufsteg gehört der Vergangenheit an. «Das Äußere spielt absolut keine Rolle mehr», versichert Andert. Von bisherigen Werbepartnern wie Anbietern von Brautkleidern oder Modeschmuck trennte sich das Unternehmen. Neue Kooperationspartner, die für Nachhaltigkeit stehen, werden gesucht. Erstmals wird in diesem Jahr eine Fördersumme von 25.000 Euro an die Gewinnerin ausgezahlt, die diese für ihre «Mission» einsetzen kann.

Soziologin: Es braucht etwas ganz Neues

Die Freiburger Soziologin Nina Degele hält das Format «Miss Germany» trotzdem für überholt. Es sei ein «Aufwärmen von Überkommenem, das aus der Zeit gefallen ist», betont sie. Dass die Miss-Wahlen immer noch Interesse wecken, erklärt sie sich so: «Es ändert sich viel und immer schneller, da sind Stabilitäts-Strohhalme für viele die letzte Rettung.» Für die Professorin steht fest: «Das Format müsste abgeschafft und durch etwas gänzlich anderes ersetzt werden.»

Saskia von Bargen dagegen empfindet das Format als «perfekte Plattform» für sich. «Ich will meine Geschichte erzählen», sagt die 19-Jährige, die eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau in einem Modehaus macht. «Ich will Außenstehende darüber aufklären, was es bedeutet, eine Transfrau zu sein.» Offen erzählt sie davon, dass einiges bei ihrer ersten Operation schief gelaufen sei. Insgesamt hat sie deshalb zwölf operative Eingriffe hinter sich. «Das war richtig heftig.» Trotzdem würde sie sich immer wieder dafür entscheiden: «Ich hatte mir das mein ganzes Leben lang gewünscht.»

Dass sie nicht als Junge leben wollte, hätten ihre Eltern von Anfang an akzeptiert und später auch unterstützt. In der Schule sollte sie zwar Jungenkleidung tragen, um nicht gemobbt zu werden. Zu Hause und im Urlaub durfte sie aber anziehen, was sie wollte. Den Namen Saskia suchte sie sich selbst aus.

In der weiterführenden Schule sei es dagegen nicht immer einfach gewesen. «Das grenzte schon an Mobbing», erzählt die Niedersächsin. Doch als sie sich schließlich outete, sei es besser geworden: «Die haben das angenommen.» Pöbeleien oder Angriffe auf der Straße habe sie nie erleben müssen: Niemand sieht ihr an, dass ihr bei ihrer Geburt ein anderes Geschlecht zugeschrieben worden war.

Bereits im vorigen Jahr kam eine Transfrau bis ins Finale. Saskia hofft nun auf den Titel. Im Finale stehen unter anderem auch eine Schornsteinpflegerin , die sich für Frauen im Handwerk engagiert, sowie eine Hebamme, die ein Geburtszentrum gründen will. «Es ist herausfordernd, einzelne, gänzlich unterschiedliche Missionen im Zuge der Auszeichnung zu vergleichen», sagt Jil Andert, die mit in der Jury sitzt. Erwogen werde daher, ob in Zukunft mehrere Preise in unterschiedlichen Kategorien vergeben werden. Den bekannten Markennamen «Miss Germany» zu ersetzen – das steht jedoch nicht zur Debatte.

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Kuschelig wie bei Oma: Kachelöfen heiß begehrt

Von Marco Krefting, dpa

Baden-Baden (dpa) – Es gibt sie in Hellblau oder mit Kuh drauf, mal schnörkellos oder üppig modelliert: In seiner Kachelmanufaktur in Baden-Baden stellt Axel Eisenack so ziemlich alles her, was das Kundenherz begehrt. «Seit anderthalb Jahren gibt es einen richtigen Boom», sagt er. «Schon vor der Krise.» Die Sorgen um eine sichere Energieversorgung infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine heizen die Entwicklung zudem an, wie Branchenkenner sagen.

Schon während der Pandemie seien die Umsätze deutlich angestiegen, erzählt der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Keramischen Industrie, Christoph René Holler. «Die Zeit wurde genutzt, um in das Eigenheim zu investieren.» Auch 2022 sei für die Hersteller von Ofenkacheln ein positives Geschäftsjahr gewesen. Zahlen nennt der Verband nicht, in dem fünf tarifgebundene Ofenkachelhersteller Mitglied sind. Sehr viel mehr Hersteller gebe es darüber hinaus nicht.

«Riesige Nachfrage»

Robert Mülleneisen vom Gesamtverband Ofenbau spricht von einer exponentiell gestiegenen Nachfrage um 40 bis 60 Prozent. Die weitsichtigeren Kunden hätten schon mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine geordert, andere seien erst gekommen, nachdem die Gaspreise deutlich in die Höhe geklettert seien. «Da herrscht manchmal Panik, weil sie jetzt sehen, es geht um was», sagt der Vorstandsvorsitzende. Sie alle eine, möglichst unabhängig beim Thema Heizen werden zu wollen.

Nur: Das Interesse ist so groß, dass es etwa frei stehende Kaminöfen nicht mehr vor dem Sommer 2024 gebe, sagt Mülleneisen. «So eine riesige Nachfrage ist da.» Ähnlich schildert es Kachelhersteller Eisenack: «Wenn was ankommt, wird es einem gleich aus den Händen gerissen.» Die Auftragsbücher seien voll. Was fehle, sei Personal. Zu siebt arbeiten sie in der Manufaktur.

Preis pro Kachel nach oben offen

Wie der Name besagt, ist alles Handarbeit: Den Ton stellen sie ebenso selbst her wie die Glasuren. Eine Zeichnerin bemalt die Kacheln auf Wunsch. Mit Naturmalerei könne eine Standardkachel um die 350 Euro kosten, eine glatte Kachel etwa 50. Die Preise seien zuletzt gestiegen, sagt Eisenack. «Wir müssen die Gaskosten draufschlagen.»

Wer größere Kacheln will, gar vergoldete, zahlt schnell mehrere Tausend Euro pro Stück. «Sie können eine Kachel pushen, wie Sie wollen», sagt der Inhaber, der auch schon Öfen in Versailles aufgebaut hat. «Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt», bestätigt Mülleneisen vom Ofenbau-Verband. Modern sei ein geradliniger Bauhausstil. «Das ist ja richtig schick mittlerweile.» Aber auch ganz traditionell dürfe es häufig sein: «Man glaubt es nicht, aber die dunkelgrüne Kachel ist aktuell wieder Trend.»

«Irgendwas Traditionelles soll meistens dran sein»

Das hat auch Eisenack festgestellt: Vermehrt kämen junge Menschen in seine Fabrik. Gerade auf dem Land könnten sie noch bauen – und wollten dann einen Kachelofen, wie sie ihn aus dem Elternhaus oder von den Großeltern kennen. Da gehe es auch ums wohlige Gefühl. Und selbst wenn es mal moderner werde, Kacheln im Hochformat zum Beispiel: «Irgendwas Traditionelles soll meistens dran sein.» Im Zweifel Tannenzapfen an der Bordüre am oberen Rand.

Überhaupt haben Ofenkacheln und Kachelöfen lange Tradition. So fanden Archäologen in den vergangenen Jahren bei Grabungen auf der Burg Querfurt in Sachsen-Anhalt Hunderte Bruchstücke von Ofenkacheln aus dem 16. Jahrhundert. In Österreich wiederum kann man alljährlich Mitte Oktober den «Tag des Kachelofens» zelebrieren.

Technisch auf der Höhe der Zeit

Ein Ofen sollte nicht nur nach Optik und Wohnstil ausgewählt werden, rät der Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik. Auch müsse die Heizleistung an den Wärmebedarf angepasst sein. «Ohne kompetente, fachliche Beratung werden oft falsch dimensionierte Geräte gekauft, die den Raum überheizen oder nicht genügend Wärmeleistung erbringen.»

Auch könne ein Austausch sinnvoll sein: Moderne Holzöfen verursachten um den Faktor zehn weniger Emissionen als alte Anlagen aus den 1980er und 90er Jahren. So seien in dieser Heizsaison schon rund 600.000 Holzfeuerungen aller Art verkauft worden, wobei in etwa zwei von drei Fällen alte Geräte ausgetauscht worden seien. Vier Millionen Altgeräte dürfen zudem per Verordnung ab 2025 nicht mehr genutzt werden. Aktuell seien rund 11,5 Millionen Geräte im Einsatz.

Die energiebedingten Feinstaubemissionen der Haushalte in Deutschland sind dem Verband zufolge seit 2010 um mehr als ein Drittel gesunken. Moderne Verbrennungstechnik mit besserer Luftzufuhr, neuen Materialien und ausgeklügelten Konstruktionen lasse den Ausstoß eines fabrikneuen Ofens um bis zu 85 Prozent im Vergleich zu einem Altgerät sinken, erklärte ein Sprecher. «Zudem verbrauchen moderne Geräte für die gleiche Wärmeleistung bis zu einem Drittel weniger Brennstoff.»

100 bis 150 Bauteile pro Kachelofen stellen Eisenack und sein Team in Baden-Baden schon mal her. Über mehrere Stockwerke erstreckt sich die Manufaktur. Auf dem Dachboden lagern die Modelle und Arbeitsformen, mit denen der Ton in Form gepresst wird. Das Archiv wirkt wie eine Bibliothek mit besonders dicken Schmökern in den Regalen. «Unser Schatz», sagt Eisenack. Und er versichert, fast jede Form zu kennen.

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«Sag die Wahrheit»: Moderator Antwerpes selber Witze reißen

Baden-Baden (dpa) – Fernsehmoderator und ARD-Sportreporter Michael Antwerpes liebt bei der von ihm präsentierten SWR-Rateshow «Sag die Wahrheit» auch die eigenen Entfaltungsmöglichkeiten. Er müsse seine Persönlichkeit dort nicht so sehr zurücknehmen, wie das bei Sportevents der Fall sei. «Ich kann auch mal offensiv lustig sein, selber eine Pointe setzen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Highlight der Show sei zudem einfach auch der Schlagabtausch zwischen Rateteams und Kandidaten. «Das ist oft enorm witzig.» Der 60-Jährige moderiert «Sag die Wahrheit» seit 20 Jahren. Weiterlesen

SAP-Aufsichtsratschef Plattner findet Nachfolger

Von Robin Wille, dpa

Walldorf (dpa) – Hasso Plattner hat sich reichlich Zeit bei der Suche nach seinem Nachfolger gelassen. Der Mitgründer von SAP hat schon seit 2003 den Vorsitz im Aufsichtsrat des Softwarekonzerns aus Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) inne. Zuletzt wurde die Kritik seitens der Aktionäre an der schleppenden Machtübergabe an der Spitze des Kontrollgremiums lauter.

Am späten Mittwochabend präsentierte der Aufsichtsrat dann einen Nachfolger. Der Manager Punit Renjen, bis vor kurzem noch globaler Chef des Beratungsunternehmens Deloitte, sei vom Aufsichtsrat als neues Mitglied nominiert und als designierter Nachfolger Plattners vorgeschlagen worden.

Damit endet eine lange Suche. Schon 2017 hatte Plattner angekündigt, weiterzumachen – «aber nicht volle fünf Jahre». Die wurden es dann doch. Im vergangenen Jahr – also fünf Jahre später – ließ sich Plattner erneut für zwei Jahre in den Aufsichtsrat wählen. «Meine Position als Aufsichtsratsvorsitzender in die richtigen Hände zu geben, ist für mich eine sehr wichtige und auch emotionale Aufgabe, an der ich schon seit einiger Zeit arbeite», sagte Plattner.

SAP als Lebensaufgabe

Der 79-Jährige hat einen Großteil seines Lebens bei SAP verbracht. 1972 gründete er gemeinsam mit den ehemaligen IBM-Mitarbeitern Dietmar Hopp, Klaus Tschira, Hans-Werner Hector und Claus Wellenreuther das Unternehmen. Heute ist SAP einer der wertvollsten Konzerne Deutschlands und Europas größter Softwarehersteller. Vor seinem Wechsel in den Aufsichtsrat war Plattner von 1997 bis 2003 Vorstandssprecher des Unternehmens. Von den fünf Gründern ist Plattner der einzige, der noch ein Amt im Konzern bekleidet.

Das Unternehmen hat Plattner zu einem der reichsten Deutschen gemacht. Er ist einer der größten Aktionäre von SAP. Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» schätzt das Vermögen von Plattner und seiner Familie auf 8,1 Milliarden US-Dollar. Sein Geld steckt er als Mäzen gerne in die Kunst. In Potsdam baute der Sammler und Liebhaber impressionistischer Gemälde etwa das Kunstmuseum Barberini. Gar nicht weit davon entfernt werden im Hasso-Plattner-Institut IT-Fachleute ausgebildet. Der Segler und E-Gitarrist ist außerdem Besitzer der San Jose Sharks, einer Mannschaft aus der US-Eishockey-Profiliga NHL.

Für seine Nachfolge als Aufsichtsratsvorsitzender von SAP hatte Plattner eigentlich auf eine interne Lösung gehofft. «Aber der Plan hat sich zerschlagen», sagte Plattner dem «Handelsblatt» (Donnerstag). Es sei «nicht so einfach, einen Nachfolger aus der Mütze zu ziehen». Auch die Suche unter ehemaligen Vorständen habe nicht geklappt. Deshalb habe der Aufsichtsrat auch externe Bewerber angesprochen. Den Kontakt zu Punit Renjen habe letztlich SAP-Chef Christian Klein hergestellt, der geschäftlich mit ihm in den USA zu tun gehabt habe. «Punit war sofort interessiert», sagte Plattner.

Nachfolger mit «wertvoller Erfahrung»

Sollte der 61-Jährige auf der Hauptversammlung im Mai in den Aufsichtsrat gewählt werden, würde damit der Übergangsprozess beginnen, hieß es laut Mitteilung. Renjen besitze «wertvolle strategische Erfahrungen und Kenntnisse über die Bedürfnisse von Unternehmen in sich heutzutage schnell verändernden Umgebungen». Renjen, der von 2015 bis Ende 2022 Chef von Deloitte war, kenne die Anforderungen globaler Kunden sehr genau und ebenso das Potenzial von SAP. Er sei erfreut darüber, für die Aufgabe in Betracht gezogen zu werden, sagte Renjen laut Mitteilung: «SAP ist ein herausragendes Unternehmen mit einer Schlüsselrolle in der Weltwirtschaft.» Er freue sich darauf, die Zukunft mitzugestalten, sagte Renjen.

Der Softwarehersteller befindet sich in der Transformation. Seit mehr als zwei Jahren treibt Konzernchef Klein den Umbau voran. Er will das Kerngeschäft mit Software-Lizenzen zur Unternehmenssteuerung in ein cloudbasiertes Abo-Modell wandeln. Die Investitionen in die Zukunft gehen aber zunächst zulasten des Ergebnisses. Ende Januar sagte Klein, SAP habe nun einen wichtigen Wendepunkt erreicht und gezeigt, «dass SAP jetzt ein richtiges Cloud-Unternehmen ist».

2022 stieg der Umsatz auch dank der anziehenden Geschäfte mit Cloudsoftware zur Nutzung über das Netz um elf Prozent auf 30,9 Milliarden Euro. Unter dem Strich sackte der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr aber um gut zwei Drittel auf 1,71 Milliarden Euro, vor allem weil die Risiko-Beteiligungen an Start-ups nicht so viel Bewertungserträge beisteuerten wie zuvor. Ende Januar kündigte SAP an, 3000 Stellen streichen zu wollen – davon rund 200 in Deutschland. SAP wolle sich auf das Kerngeschäft mit Software zur Unternehmenssteuerung (ERP) konzentrieren, hieß es. Die Einschnitte werde es in Bereichen geben, wo man weniger erfolgreich sei.

 

 

 

Mieterkündigungen für Flüchtlingsheim: Versammlung abgesagt

Lörrach (dpa) – Wegen der öffentlichen Debatte über die geplante Umwandlung von alten Mietwohnungen in ein Flüchtlingsheim im baden-württembergischen Lörrach wird eine angekündigte Bewohnerversammlung zunächst nicht stattfinden.

Das teilte Oberbürgermeister Jörg Lutz (parteilos) in Lörrach mit. «Die Stimmung ist zu aufgeheizt», ergänzte der Geschäftsführer der Wohnbau Lörrach, Thomas Nostadt. Die Informationsveranstaltung für die betroffenen Mieter war ursprünglich für diesen Montag geplant. Weiterlesen

Caritas: 17,7 Millionen Menschen in Ukraine brauchen Hilfe

Freiburg (dpa) – 17,7 Millionen Menschen in der Ukraine sind nach Einschätzung von Caritas International dringend auf Hilfe angewiesen. Die katholische Hilfsorganisation werde die Menschen in der Ukraine und in den Nachbarländern so lange unterstützen, wie es nötig sei, versicherte deren Leiter Oliver Müller am Mittwoch in Freiburg.

Russland war vor knapp einem Jahr – am 24. Februar 2022 – in die Ukraine einmarschiert und führt seitdem einen brutalen Angriffskrieg. 2021, also noch vor Beginn des Krieges, lebten dem Statistischen Bundesamt zufolge 41,4 Millionen Menschen in dem Land am östlichen Rand Europas. Weiterlesen

Familie grillt auf Balkon – Dachgeschoss brennt ab

Essingen (dpa) – Ein Grill hat in Essingen (Ostalbkreis) das Dachgeschoss eines Wohnhauses in Flammen gesetzt. Bei dem Brand am Dienstagabend sei ein 50-Jähriger leicht verletzt worden und ein Schaden von mehreren Hunderttausend Euro sei entstanden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Der Mann hatte mit seiner Familie auf dem Balkon der Wohnung gegrillt.

Beim Essen bemerkte er, dass der Grill in Flammen stand und versuchte ohne Erfolg, das Feuer selbst zu löschen. Der Brand griff schließlich auf das Dachgeschoss über, das vollständig abbrannte. Der 50-Jährige erlitt bei dem Brand eine Rauchvergiftung.

Nach vier Stunden konnte die Feuerwehr die Flammen löschen. Laut Polizei waren beide Wohnungen in dem Gebäude nicht mehr bewohnbar.

Eros Ramazzotti erkrankt – Deutscher Tourauftakt verschoben

Stuttgart (dpa) – Wegen einer Erkrankung des italienischen Sängers Eros Ramazzotti (59) wird sein für Samstag geplantes Konzert in Stuttgart um gut einen Monat verschoben. Ursprünglich wäre der Auftritt am 18. Februar der Tourauftakt in Deutschland gewesen. Ramazzotti («Cose Della Vita») kämpft mit einer Kehlkopfentzündung und tritt deswegen erst am 23. März in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle auf, wie der Veranstalter mitteilte. Die weiteren Konzerte in Oberhausen, München, Mannheim und Berlin sollen wie geplant stattfinden. Die Tickets für das Konzert in Stuttgart behalten ihre Gültigkeit. Der Sänger ist mit «The Battatito Infinito» derzeit auf Welttournee.

Tony Marshall ist tot – Stimmungskanone mit Opern-Examen

Von Susanne Kupke, dpa

Baden-Baden (dpa) – Die «Schöne Maid» klebte sein ganzes Leben an ihm wie Zuckerguss. Mit ihr hatte er im Jahr 1971 seinen musikalischen Durchbruch. Seitdem trällerte die Nation mit. Tony Marshall litt zumindest zu Beginn seiner Karriere an seinem Schlager-Image, liebte aber seine Fans und machte sich später sogar immer wieder ausdrücklich für das Schlager-Genre stark.

Der Muntermacher der Nation zog bis ins hohe Alter durch die Stadthallen. Nach langer Krankheit starb er am Donnerstagabend nun im Kreis seiner Familie, wie eine Sprecherin am Freitag mitteilte.

Songs in acht Sprachen

Der Entertainer aus Baden-Baden hatte eigentlich viel mehr drauf als die «Schöne Maid» oder Gassenhauer wie «Heute hau’n wir auf die Pauke» – er beherrschte neben Klavier und Geige noch vier andere Instrumente, sang in acht Sprachen und hatte ein Staatsexamen als Opernsänger.

Doch für seine Fans machte Tony Marshall über Jahrzehnte die Stimmungskanone und blieb so, wie sie ihn mochten: lange braungelockt, dann mit Hut und immer gut drauf. Für sie gewöhnte er sich sogar an die «Schöne Maid».

Denn Liebe auf den ersten Blick war es nicht, was ihn mit dem Song verband. Als er das Lied als junger Mann im Aufnahmestudio singen sollte, trank er sich erst mal einen an. Der Text mit dem ganzen «Hojahojaho» war ihm einfach nur peinlich.

Die Hoffnung, wegen Trunkenheit herausgeworfen zu werden, erfüllte sich nicht. Alle waren begeistert – und Tony Marshall ein Star. Dass er im Laufe von sechs Jahrzehnten Bühnenleben und weit über 10.000 Auftritten nicht nur in glanzvollen Sälen sang, sondern durchaus auch durch Vereinsheime von Schützen, Kaninchen- oder Taubenzüchtern tingelte, störte ihn nach eigenem Bekunden nicht. Hauptsache er hatte Kontakt zum Publikum.

Ein Mann mit Kult-Status

Herbert Anton Hilger, so sein bürgerlicher Name, wollte immer «Einer wie Du» sein. So hieß auch eine vor Jahren erschienene gleichnamige Biografie. An sich wollte der an den Musikhochschulen in Freiburg und Karlsruhe ausgebildete Künstler Opernsänger werden. Doch dann wäre seine Familie «verhungert», wie er einmal sagte. Dafür erlangte er Kult-Status im Schlagergeschäft.

In einem Alter, in dem andere sich längst zur Ruhe gesetzt hatten, war er als musikalischer Reiseführer für die ZDF-Reihe «Viva la Musica» auf Mallorca und in New York, er tourte mit den «Stars der Volksmusik» durch Deutschland oder stand als Milchmann Tevje im Musical «Anatevka» auf der Bühne. Und mit der Rockröhre
Anastacia sang er die «Schöne Maid» auch auf Englisch. «Ich stecke noch voller Energie», sagte er einmal. «Wer sollte mich bremsen?»

Die Gesundheit zum Beispiel. Er hatte einen Herzschrittmacher und litt seit Jahren an der Nervenkrankheit Polyneuropathie. Die schränkte zuweilen seinen Bewegungsdrang ein und zwang ihn auch, Auftritte abzusagen. Anfang 2019 lag er wegen eines Schlaganfalls tagelang im Koma. Schon da bangte die Familie um sein Leben, aber er sprang dem Tod noch einmal von der Schippe. 2021 überstand er eine Corona-Infektion.

Beim Laufen brauchte er inzwischen Hilfe, zuletzt musste er dreimal die Woche zur Dialyse – zu «Anneliese», wie er lachend sagte. Aber auf seine Stimme war Verlass. «Ich bin ein Glückspilz», betonte er. Er gab wieder Konzerte, doch er trat deutlich kürzer.

Das Alter trieb ihm jedenfalls keine Sorgenfalten auf die Stirn. Und der Tod machte ihm, dem Atheisten, als den er sich selbst bezeichnete, keine Angst. «Meine Krankheiten sind gar keine, sondern lediglich ein Verfall des Körpers», sagte er. Im Jahr 2021 erschien sein Album «Mein letzter Traum».

Was er schmerzlich vermisste, war eine Wertschätzung für den Schlager. Was ihn richtig freute, war die Anerkennung in seiner Heimatstadt Baden-Baden. Der Kurort hat einen Weg nach ihm benannt, eine Rose «Schöne Maid» getauft und Tony Marshall 2018 zum Ehrenbürger ernannt. Das hat den Musiker besonders gefreut: «Diese wunderbare Ehrung, die sie mir haben zuteil werden lassen, das haut auch den Tony um.»

Leben für die Show und die Familie

Tony Marshall liebte das Showgeschäft. Doch noch mehr seine Familie: Der Vater dreier Kinder, Opa und Uropa war seit Jahrzehnten mit seiner Jugendliebe Gaby verheiratet: «Sie ist das Beste, was mir widerfahren ist.» Seine Söhne Pascal und Marc, letzterer ebenfalls Sänger im Duo Marshall und Alexander, begleiteten den Papa manchmal auf Tourneen. Mit seiner behinderten Tochter Stella engagierte er sich in seiner Stiftung für Menschen mit Behinderung.

In Gaggenau bei Rastatt eröffnete Tony Marshall noch im Juli 2021 eine kleine Galerie, voller Erinnerungen, Fotos und Goldenen Schallplatten. «Nach meinem Ableben wird sich hier doch wohl auch ein Platz finden für meine Urne», sagte er da lachend. «Eine Blumenvase tut’s aber auch. Schreiben wir einfach “Tony” drauf.»

Seinen 85. Geburtstag feierte er Anfang Februar in aller Stille, ohne Rummel, ohne viel Tamtam. Öffentlich aufgetreten war er da aus gesundheitlichen Gründen schon länger nicht mehr. «Die ganze Familie ist um mich herum, von meiner Frau bis zu meinen Urenkeln», sagte er noch vor etwa zwei Wochen. «Ich war erfolgreich in meinem Beruf als Sänger – und ich bin glücklich.»

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Heufer-Umlauf: Unterhaltungskünstler sollten Haltung zeigen

Stuttgart (dpa) – Der Moderator Klaas Heufer-Umlauf hält es nach eigenen Angaben für wichtig, dass auch Entertainer auf bedeutende gesellschaftliche Themen aufmerksam machen. «Ich finde es gut, wenn man sich da als Unterhaltungskünstler profiliert», sagte der 39-Jährige der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Freitag). «Ich glaube, es ist immer gut, wenn wichtige Informationen, die uns alle betreffen, in der Mitte des Lebens besprochen werden – und das heißt eben auch in Unterhaltungsshows.» Weiterlesen

Höchststrafe für 32-Jährigen nach Messer-Attacke

Ravensburg (dpa) – Rund acht Monate nach dem blutigen Messerangriff in einer Flüchtlingsunterkunft am Bodensee ist ein 32-Jähriger zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Zusätzlich stellte das Landgericht Ravensburg die besondere Schwere der Schuld fest und ordnete eine Sicherungsverwahrung an.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Nigerianer im Juni vergangenen Jahres mit einem Küchenmesser auf mehrere Mitbewohnerinnen und Mitbewohner losgegangen ist. Sechs Menschen wurden bei dem Angriff in Kressbronn zum Teil lebensgefährlich verletzt. Ein Syrer starb vor Ort. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Weiterlesen

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