Mehr als 42.000 Erdbeben-Tote – Weiter Suche nach Vermissten

Von Anne Pollmann und Cindy Riechau, dpa

Istanbul/Damaskus (dpa) – Zehn Tage nach den heftigen Erdbeben in der Türkei und in Syrien bergen Einsatzkräfte noch immer viele Leichen aus den Trümmern. Mehr als 42.000 Tote wurden bislang in beiden Ländern gezählt. Der türkische Katastrophendienst Afad meldete am Donnerstag, 36.187 Menschen seien durch die Erdstöße getötet worden. Aus Syrien meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zuletzt 5900 Tote. Afad zufolge gab es bislang mehr als 4300 Nachbeben.

Die türkische Regierung erhöhte zudem die Zahl der von der Erdbebenkatastrophe betroffenen Provinzen von zehn auf elf. Auch die osttürkische Provinz Elazig gelte auf Anweisung des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nun offiziell als Katastrophengebiet. Ob damit auch der Ausnahmezustand für diese Provinz verhängt wurde, war zunächst nicht klar.

Rettung eines 13-Jährigen nach 228 Stunden

Noch immer gehen spektakuläre Berichte über späte Rettungen von Verschütteten um die Welt. In der Stadt Antakya befreiten Einsatzkräfte der Feuerwehr aus Istanbul eigenen Angaben zufolge einen 13-jährigen Verschütteten nach 228 Stunden. Auf einem Video ist zu sehen, wie Mustafa auf einer Trage aus den Trümmern gebracht wird. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

In den sozialen Medien teilen derweil viele Menschen Suchanzeigen in der Hoffnung, ihre Angehörigen in Krankenhäusern wiederzufinden. Mehr als 13 000 bei dem Beben Verletzte werden noch in Krankenhäusern behandelt, sind aber teilweise nicht identifizierbar, wie ein Krankenhausmitarbeiter in Adana der dpa sagte. Vielerorts wurde auch die Infrastruktur zur Krankenversorgung stark beschädigt.

US-Außenminister Antony Blinken will auf seiner Europa-Reise am 19. Februar auch in die Türkei fahren, um die Hilfsanstrengungen nach den schweren Erdbeben in Augenschein zu nehmen. Danach wird Blinken in Ankara mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu zu treffen, wie das US-Außenministerium mitteilte. Die USA haben für die Erdbebenhilfe in der Türkei und Syrien umgerechnet knapp 80 Millionen Euro zugesagt.

Kinder spenden ihr Taschengeld

In Syrien trafen am Donnerstag weitere Hilfslieferungen ein, darunter aus Saudi-Arabien, dem Irak und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Unterstützung kam auch von unerwarteter Seite: Kinder aus der syrischen Stadt Rakka spendeten ihr Taschengeld für ihre Altersgenossen im Erdbebengebiet. Die Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte veröffentlichten ein Video, das zeigte, wie die jungen Helferinnen und Helfer auch Schilder mit Grußworten in die Kamera hielten. «Was dich getroffen hat, hat auch uns getroffen», ist darauf etwa zu lesen.

Die derzeit geleistete Hilfe kann den enormen Bedarf der Bevölkerung nach Einschätzung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen nicht decken. Die Erdbeben hätten in Syrien mehr als 1700 Gebäude komplett sowie mehr als 5700 teilweise zerstört. Die Organisation rechnet auch mit einem deutlich erhöhten Bedarf an psychosozialer Beratung nach der Erdbebenkatastrophe. Die Suizidrate sei bereits «in den vergangenen Jahren aufgrund der prekären Lebensbedingungen und der Perspektivlosigkeit gestiegen.» Die Organisation warnte wegen des Mangels an sauberem Wasser zudem vor Cholera-Ausbrüchen.

Bundesregierung plant Visa-Erleichterungen

Arabische Medien berichteten unterdes, dass nach den Erdbeben immer mehr Syrer die Türkei verlassen. Fast 1800 Menschen seien in ihre Heimat zurückgekehrt. Insgesamt waren in den vergangenen Jahren rund 3,6 Millionen Menschen vor Bomben und Gewalt ins Nachbarland geflüchtet. Nach den Beben wollen aber viele wieder bei ihren Familien sein, obwohl die Kriegsgefahr längst noch nicht gebannt ist.

Auch in Deutschland ist die Betroffenheit nach der Katastrophe groß. Die Bundesregierung plant Visa-Erleichterungen für Erdbeben-Opfer aus der Türkei. Kritiker bemängeln jedoch, dass für die Drei-Monats-Visa zur Aufnahme bei Verwandten in Deutschland zum Beispiel ein gültiger Pass und ein biometrisches Foto benötigt werde. Dies sei angesichts der Zerstörung in den betroffenen Gebieten oft nicht zu beschaffen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser wies die Kritik zurück. «Mehr können wir an dieser Stelle an Erleichterung kaum machen», sagte sie der «hessenschau extra» im Hessischen Rundfunk. Man werde aber gegebenenfalls nachbessern, etwa beim Personal der Ausländerämter.

Am frühen Montagmorgen vor gut einer Woche hatte ein erstes Beben der Stärke 7,7 um 2.17 Uhr (MEZ) die Südosttürkei erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6.

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Dreyer sichert türkischen und syrischen Gemeinden Hilfe zu

Mainz (dpa/lrs) – Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien hat die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) den Menschen im Katastrophengebiet Unterstützung zugesichert. Es gebe einen engen Austausch mit den in Rheinland-Pfalz ansässigen türkischen und syrischen Gemeinden, sagte sie am Mittwoch in Mainz. Das vorangegangene Treffen mit Vertretern von türkischen und syrischen Vereinen, Religionsgemeinschaften und Verbänden in der Staatskanzlei sei «sehr emotional» gewesen, sagte sie. Die Landesregierung bemühe sich derzeit, eine Halle in Mainz zu finden, die als Sammelstelle und Drehscheibe für Spenden genutzt werden könne. Das Ausmaß der Katastrophe sei unfassbar, sagte Dreyer. Weiterlesen

Erdbebenhilfe für Syrien auf «kritisch niedrigem Niveau»

Istanbul/Damaskus (dpa) – Die Hilfe kommt an, aber es reich längst nicht aus: Neun Tage nach den verheerenden Beben ist der Bedarf nach Hilfsgütern in Syrien riesig. «Trotz der Ankunft von 90 Hilfs-Transportern sinkt die Menge der humanitären Mittel in Lagerhäusern in Syrien auf ein kritisch niedriges Niveau», schrieb Samantha Power, Chefin der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe (USAID), am Mittwoch bei Twitter. 350 000 Menschen seien allein in Syrien nach jüngsten Schätzungen vertrieben worden – in einem Land mit ohnehin rund 6,5 Millionen Vertriebenen landesweit.

Nach der Katastrophe mit inzwischen 40 000 bestätigten Todesopfern schwinden die Hoffnungen, noch Überlebende zu finden, immer weiter. Dennoch werden die Such- und Rettungsarbeiten fortgesetzt. In der stark betroffenen Provinz Hatay in der Türkei begannen unterdessen auch Aufräumarbeiten, wie eine Reporterin des Staatssenders TRT berichtete. Dem Sender zufolge wurde zudem eine 45-Jährige am Mittwochmorgen in der Provinz Kahramanmaras lebend gerettet. Sie war demnach 222 Stunden lang verschüttet. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Weiterlesen

Das Leid der Kinder in der Erdbebenzone

Von Anne Pollmann, dpa

Kirikhan/Adana (dpa) – Die zehnjährige Saadet Agri starrt ins Nichts. Statt in ihrem Kinderbett in Antakya liegt das Mädchen in einem der 1500 Betten im Stadtkrankenhaus im türkischen Adana. Die Decke ihres Kinderzimmers ist in der Nacht des Erdbebens auf sie und ihren elfjährigen Bruder Mahmut herabgestürzt. Beide Kinder haben die Beine gebrochen.

Saadet ist seitdem verstummt. Keinen Ton habe sie seit der Nacht rausgebracht, sagt ihr Vater Serkan. Dass er nur Mahmut und Saadet, nicht aber die Mutter der Geschwister aus den Trümmern retten konnte, wissen die Kinder noch nicht.

Saadet und Mahmut sind nur zwei von vielen Kinder, die ein Elternteil oder beide in den Trümmern verloren haben. Wenige Wochen alte Babys liegen in Krankenhäusern und niemand weiß, zu wem sie gehören. 1000 Kinder kann das türkische Familienministerium derzeit niemandem zuordnen, rund 790 davon werden noch behandelt.

«Mama, warum ist unser Haus eingestürzt?»

Allein in der Türkei sind laut Unicef 4,6 Millionen der 13,5 Millionen Betroffenen Kinder. In Syrien seien es 2,5 Millionen. «Kinder und Familien brauchen dringend zusätzliche Unterstützung», heißt es von der UN-Organisation. «Mehr sauberes Wasser. Mehr Wärme. Mehr Schutz. Mehr Medikamente. Mehr Finanzierung.»

Die Beben der Stärke 7,7 und 7,6 hatten im türkisch-syrischen Grenzgebiet Anfang vergangener Woche für schwere Zerstörungen gesorgt. Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf mehr als 40 000 gestiegen.

«Die Kinder fragen mich: Mama, warum ist unser Haus eingestürzt? Was soll ich antworten, wir wissen es ja selbst nicht», sagt die dreifache Mutter Sevilay Bem. Ihr zweijähriger Sohn klammert sich an ihr Bein. Auf einer freien Fläche umgeben von Ruinen in der Stadt Kirikhan teilen sie sich mit 20 Bekannten einen Ofen und zwei Zelte, die nicht größer als 15 Quadratmeter sind.

Kinder wachen nachts schreiend auf

In einer Ecke des staubigen Zelts liegt ein Mädchen, sie ist frisch operiert. Auch ihr haben die herabstürzenden Betonteile die Beine gebrochen, die nun von einem starren Gestell und durch Schrauben zusammengehalten werden. Zur Versorgung der Wunde gehen sie ins einige Hundert Meter entfernte Zeltlager, sagt Sevilay.

Seit dem Erdbeben wachten die Kinder nachts teilweise schreiend auf, sagt Sevilay. In etwas anderem unterzukommen als in einem Zelt, ist für die Familie derzeit undenkbar. Die Kinder gab es damals noch nicht, aber Sevilay hat schon einmal alles hinter sich lassen müssen. Sie ist vor knapp zehn Jahren vor dem Krieg in Syrien in die Türkei geflüchtet. Wo es für sie dieses Mal hingeht, weiß sie noch nicht.

Die achtjährige Rabia wohnt im Zelt nebenan mit ihrem Vater und ihrer Mutter. «Morgens bringen sie uns Suppe, mittags bringen sie uns Suppe, abends bringen sie uns Suppe», erzählt sie über ihren neuen Alltag. «Und manchmal auch Helva». Anstatt hier rumzusitzen, würde sie eigentlich lieber in die Schule gehen. Ihr Lieblingsfach ist Türkisch.

Vom Erdbeben betroffene Kinder zeigten ganz unterschiedliche Symptome, berichtet ein Psychiater dem Sender TRT. Manche würden unaufhörlich weinen, andere könnten nicht schlafen, verweigerten das Essen und könnten nicht allein gelassen werden. Wieder andere begännen zu halluzinieren und hörten Stimmen. Experten raten dringend zu professioneller Hilfe, wenn Kinder in der Katastrophe ihre Eltern verloren haben. Dass das all den betroffenen Kindern zukommt, scheint unvorstellbar.

Saadet und ihr Bruder Mahmut müssen noch einige Tage im Krankenhaus behandelt werden, hört ihr Vater von den Ärzten. Erst wenn sie gesundheitlich wieder stabiler sind, will er ihnen sagen, dass sie ihre Mutter nicht wiedersehen werden.

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Baerbock in Schweden und Finnland

Stockholm/Helsinki (dpa) – Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist zu einem Besuch in Schweden eingetroffen. Bei ihrem Gespräch mit Außenminister Tobias Billström in Stockholm dürfte es vor allem um die geplante Aufnahme des Landes in die Nato gehen. Schweden will zusammen mit Finnland in die westliche Militärallianz.

Unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatten die beiden EU-Partner im Mai 2022 gemeinsam die Mitgliedschaft beantragt. Den Beitritt müssen alle derzeit 30 Mitglieder ratifizieren – 28 haben das bereits getan, nur Ungarn und die Türkei noch nicht.

Ungarische Einwände werden nicht erwartet. Dagegen blockiert die Türkei die Nato-Nordweiterung seit langem. Sie begründet ihre Haltung in erster Linie damit, dass Schweden nicht ausreichend gegen Terrororganisationen vorgehe. Präsident Recep Tayyip Erdogan meint damit vor allem die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Weiterlesen

Das tote Dorf: «Erdogan wohnt im Palast, wir sitzen hier»

Von Anne Pollmann, dpa

Ördekdede (dpa) – Dorfbewohner Ismail Mikyaz hat sich sein eigenes Grab gebaut. «Mein Mann hat mir immer gesagt: “Mach dir keine Sorgen, das Haus ist stabil”», sagt seine Frau Zeynep. Doch Ismail wurde in dem Haus erschlagen, das er vor 60 Jahren mit seinen eigenen Händen in dem kleinen Dorf Ördekdede errichtet hat.

Mehr als die Hälfte der Dorfbewohner ist durch das Beben getötet worden. Als die Steine auf das Ehebett des Paares niedergingen, habe er sich verabschiedet: «Meine Frau, lass mich sterben.»

Witwe Zeynep blickt nun auf die Trümmer ihres Hauses. Sie habe ihn nicht retten können. In der Erdbebennacht rollt sich die 83-Jährige aus dem Bett und zieht sich durch eine kleine Öffnung aus den Trümmern, bis sie unter freiem Himmel liegt. Im Regen liegend hört sie zu, wie ihr Dorf schreiend laut in sich zusammenstürzt, während die Erde unter ihr mit einer Stärke von 7,7 bebt.

«Vorher waren wir um die 70 Leute. 36 davon sind tot»

Das Dorf Ördekdede liegt 80 Kilometer von der Großstadt Kahramanmaras entfernt, wo Tausende in den Trümmern von Wohnblöcken starben. «Vorher waren wir um die 70 Leute. 36 davon sind jetzt tot», erzählt der Dorfvorsteher Sezai Tan. 115 von 120 Häuser seien komplett zerstört. «Die fünf übrigen sind so beschädigt, dass man sie nicht betreten darf.»

Kücük Hasan Barik hat das Erdbeben überlebt und blickt von dem Haufen, der sein Haus nun ist, auf das Dorf. «Ich bin fertig mit der Welt.» Die Worte kommen zischend aus seinem Mund. Das Erdbeben schüttelte ihn derart, er fiel auf der Treppe im Haus und schlug sich die Hälfte seiner Zähne aus. Er weiß nicht, wo er hin soll, nirgendwo sei Platz und er hat auch kein Material, um sein Haus zu reparieren. Er dreht sich um die eigene Achse und erklärt, wo überall um ihn herum Menschen gestorben sind. Überall.

«Erdogan wohnt in seinem Palast und wir sitzen hier», sagt Zeyneps Sohn Nusret. Erst am siebten Tag des Bebens habe der staatliche Katastrophenschutz Afad seiner Mutter ein Zelt vorbeigebracht. Staatliche Hilfsorganisationen seien nur zur Stippvisite da gewesen, gemeinsam mit staatlichen Medien. Die verbreiteten «Lügen». Die meiste Hilfe, die ankomme, sei die von Privatleuten, sagt er und zeigt auf frisch gebackene Hackfleischfladen auf dem Gartentisch vor ihm. Ein Mann aus der Gegend verteilt sie gerade im ganzen Dorf. Auch die Leiche des Vaters haben Leute aus dem Dorf aus den Trümmern gezogen. Die Notstruktur, wie sie in Städten entsteht, hat es bis jetzt nicht in das Dorf geschafft.

«Hast du einen Fettstift?»

Wenige Kilometer entfernt, im Dorf Karacay, sitzt die 94-jährige Meyrem Yasim auf einem Plastikstuhl vor einem Afad-Zelt am Rande eines Feldes, blickt auf die umliegenden Berge und wärmt sich im Sonnenlicht. Nachts fallen die Temperaturen hier deutlich unter Null. Das Zelt, dass sie sich mit anderen Frauen teilt, sei beheizt, aber man friere trotzdem, sagt sie und weint. Ob es an etwas fehle? «Nein, wir haben alles.» Später fragen die anderen Frauen dann doch hinter vorgehaltener Hand: «Hast du einen Fettstift?» Ihre Lippen sind von der Kälte aufgesprungen. «Und Unterhosen?»

Es hätte noch schlimmer kommen können in Ördekdede, meint eine Bewohnerin. Denn im Winter gehen die meisten der Bewohner in die Stadt, weil es auf dem Dorf bitter kalt wird und häufig kein Gas zum Heizen da ist. Sie selbst ist Anfang der 90er aus Kuwait nach Syrien geflohen, als der zweite Golfkrieg ausbrach. Als in Syrien der Krieg ausbrach, floh sie aus Aleppo hier ins Dorf. «Ich habe mich dran gewöhnt», sagt sie. Die Tränen in ihren Augen lassen daran zweifeln.

Wie es für Zeynep weitergeht, weiß sie noch nicht. Ihre Kinder leben in Frankreich und Deutschland. Die Türkei und ihr Leben hier verlassen, das wollte sie eigentlich nie. Wenn sie geht, dann nur auf Zeit. Sie will zurück hierher, nach Ördekdede, ihrem Zuhause und zurück zu Ismail, der nun wenige Meter weiter begraben liegt.

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Assad will weitere Grenzübergänge in die Türkei öffnen

New York/Aleppo (dpa) – Zur Verbesserung der humanitären Hilfe in schwer zugänglichen Erdbebengebieten Syriens will Präsident Baschar al-Assad Diplomaten zufolge zwei weitere Grenzübergänge in die Türkei öffnen.

Bab Al-Salam und Al Ra’ee sollten für drei Monate geöffnet werden, berichtete UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths dem UN-Sicherheitsrat am Montag mehreren Diplomaten zufolge. Griffiths hält sich derzeit in Syrien auf und traf Assad am Montag in Damaskus. Weiterlesen

Acht Tage nach Erdbeben kaum mehr Hoffnung auf Überlebende

Aleppo (dpa) – Mehr als eine Woche nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Hoffnung gering, weitere Überlebende zu finden. «Die Rettungsphase, bei der Menschen lebend aus den Trümmern gezogen und bei der unter Trümmern Verstorbene gefunden werden, neigt sich dem Ende», sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths gestern während eines Besuchs im syrischen Aleppo.

Jetzt beginne die humanitäre Phase, um Betroffene mit Unterkünften, «psychosozial» sowie mit Lebensmitteln, Schulunterricht und «einem Sinn für die Zukunft» zu versorgen.

Grenzübergänge werden wohl geöffnet

Zur Verbesserung der humanitären Hilfe in schwer zugänglichen Erdbebengebieten Syriens will Präsident Baschar al-Assad Diplomaten zufolge zwei weitere Grenzübergänge in die Türkei öffnen. Bab Al-Salam und Al Ra’ee sollten für drei Monate geöffnet werden, berichtete Griffiths dem UN-Sicherheitsrat gestern mehreren Diplomaten zufolge. Weiterlesen

Satellitenbilder zeigen langfristige Folgen der Erdbeben

Darmstadt (dpa) – Die schweren Beben in der Türkei und in Syrien haben nach Daten von Satelliten womöglich langfristige geologische Folgen. «In der Küstenstadt Iskenderun scheint es erhebliche Absenkungen gegeben zu haben, die zu Überschwemmungen geführt haben, während das Beben viele Hügel im ganzen Land einem ernsthaften Erdrutschrisiko ausgesetzt hat», hieß es von der europäischen Raumfahrtagentur Esa.

Der Sender NTV hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass Gebäude in der türkischen Küstenstadt wegen überfluteter Straßen evakuiert werden mussten. Weiterlesen

«Unglaublich anstrengend»: Rettungsteams aus Türkei zurück

Von Petra Albers und Volker Danisch, dpa

Köln (dpa) – Applaus, Blumen und Pralinen für die Helferinnen und Helfer: Mehrere Such- und Rettungsteams aus Deutschland sind nach tagelangem Einsatz im Erdbebengebiet der Türkei nach Hause zurückgekehrt. Am Flughafen Köln/Bonn landete gestern Abend ein Flugzeug mit fast 100 Einsatzkräften des Technischen Hilfswerks (THW) sowie der Hilfsorganisationen I.S.A.R. Germany und BRH Bundesverband Rettungshunde. Bei ihrer Ankunft wurden sie von Familienangehörigen, Kameraden und in Deutschland lebenden Türken mit lautem Jubel empfangen.

«Wir wollen einfach persönlich Dankeschön sagen», sagt Cansu Güler, die mit Rosen gekommen ist. «Meine Heimat hilft unserer Heimat, das ist so wunderbar. Wir sind hier geboren und aufgewachsen, aber die Türkei ist auch unsere Heimat.» Gülsah Demirhan und zwei Freundinnen halten eine deutsche und eine türkische Flagge nebeneinander. «Ich habe viele Freunde im Erdbebengebiet», erzählt Demirhan. «Wir fühlen eine tiefe Verbundenheit mit den Rettungsteams. Das wollen wir durch diese Geste einfach zeigen.»

«Froh, dass wir einen Beitrag leisten konnten»

Mit vielen anderen Menschen bilden sie ein Spalier, als die Retter zwei Stunden später als erwartet in die Ankunftshalle treten. Ein Mädchen hält ein Schild mit der Aufschrift: «Willkommen! Du bist der beste Papa der Welt!» – ehe es seinem Vater in die Arme fällt.

Auch THW-Einsatzleiter Jörg Eger freut sich auf seine Familie. «Es war ein anstrengender Einsatz mit großen Herausforderungen», sagt er. «Aber wir sind froh, dass wir einen Beitrag leisten konnten und erleichtert, dass wir alle gesund wieder zurück gekommen sind.» Das THW-Team war am Mittwoch mit vier Hunden sowie 16 Tonnen Ausrüstung in der Türkei eingetroffen. In der Nacht zum Sonntag hatte es gemeinsam mit türkischen Helfern eine 88-Jährige lebend aus Trümmern im Erdbebengebiet gerettet.

Das Team der in Nordrhein-Westfalen beheimateten Organisationen I.S.A.R. und BRH war mit sieben Hunden seit vergangenem Dienstag in Kirikhan im Einsatz und hat nach eigenen Angaben dort vier Menschen lebend aus den Trümmern gerettet. Darunter war auch eine Frau, die in einer rund 50 Stunden dauernden Rettungsaktion aus einem eingestürzten Gebäude befreit wurde.

«Die Dimension des Geschehens war einfach unvorstellbar»

Notarzt Daniel Lankers, der der verschütteten 40-Jährigen immer wieder Mut zugesprochen hatte, wird bei seiner Ankunft in Köln/Bonn von den Wartenden besonders laut bejubelt und gefeiert. Die Frau war allerdings nach ihrer Rettung im Krankenhaus gestorben.

Astrid Kalff von I.S.A.R. hatte ihre Hündin Hope immer wieder über die Trümmer geschickt. «Der Einsatz war unglaublich anstrengend, die Dimension des Geschehens war einfach unvorstellbar. Die Wahrscheinlichkeit, noch jemand lebend zu finden, war äußerst gering», sagt sie. «Aber am Ende hat unser Team vier Leben gerettet – das macht uns sehr stolz.»

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Acht tote Schnabelwale an Zyperns Küste gestrandet

Nikosia (dpa) – Mindestens acht Schnabelwale sind in den vergangenen Tagen an der Nordwestküste der Mittelmeerinsel Zypern angeschwemmt worden. Zur Todesursache sei noch nichts bekannt, hieß es von der zuständigen Fischereibehörde der Mittelmeerinsel. «Wir sind uns noch nicht im Klaren, was geschehen ist», sagte der Sprecher der Fischerei- und Meeresforschungsbehörde, Ioannis Ioannou, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Bei sieben der Tiere handelte es sich demnach um Cuvier-Schnabelwale (Ziphius cavirostris), die weltweit am weitesten verbreitete Art. Beim achten Tier stand die Bestimmung zunächst noch aus. Weiterlesen

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