BGH verkündet Urteil zur Sanierung von Schrottimmobilien

Karlsruhe (dpa) – Für Immobilienbesitzer lohnt sich an diesem Freitag ein Blick nach Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof (BGH) will ein Urteil zur Sanierung von Schrottimmobilien durch eine Eigentümergemeinschaft verkünden.

Laut Gesetz entfällt die Sanierungspflicht, wenn ein Gebäude «zu mehr als der Hälfte seines Wertes zerstört» ist. Bei der Verhandlung im September hatte die Vorsitzende Richterin des fünften Zivilsenats, Christina Stresemann, allerdings gesagt, damit dürften nur echte Zerstörungen durch Feuer oder Überflutung gemeint sein – und kein Verfall. Selbst eine völlig heruntergekommene Immobilie muss demnach aller Voraussicht nach von der Eigentümergemeinschaft saniert werden, wenn sonst die weitere Nutzung unmöglich wäre. Auch eine mögliche wirtschaftliche Überforderung einzelner Eigentümer könne nicht dazu führen, dass eine Sanierung ausbleibe, sagte Stresemann. Weiterlesen

Fünf Frauen verklagen Belgien wegen Verbrechen gegen Menschlichkeit

Brüssel (dpa) – Fünf Frauen haben den belgischen Staat wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Kolonialzeit in der heutigen Demokratischen Republik Kongo verklagt. Die Frauen werfen Belgien vor, sie und andere Kinder entführt und in christliche Waisenhäuser gebracht zu haben. «Meine Klientinnen wurden entführt, misshandelt, ignoriert, aus der Welt gezwungen», sagte Anwalt Michèle Hirsch am Donnerstag bei einer Anhörung vor einem Brüsseler Gericht, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. Weiterlesen

Freisprüche nach Kölner Archiv-Einsturz aufgehoben

Bundesgerichtshof
Von Anika von Greve-Diefeld, dpa 

Karlsruhe/Köln (dpa) – Alles zurück auf Anfang – zwölf Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs mit zwei Toten hat der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe die Freisprüche von zwei Bauleitern vollumfänglich kassiert.

Die Urteile des Landgerichts Köln vom Oktober 2018 seien in allen Bereichen aufzuheben, eine andere Kammer muss nun neu verhandeln, sagt der Vorsitzende Richter Ulrich Franke und findet deutliche Worte. Das Landgericht habe seinerzeit die fehlenden Abstimmungen auf der Baustelle nicht berücksichtigt, das Fehlen engmaschiger Kontrollen und die «gehäufte Anzahl von Zwischenfällen außer Betracht gelassen», moniert er. «Darin liegt der Rechtsfehler» Weiterlesen

Mediziner scheitern mit Klage gegen Bewertungsportal

Karlsruhe (dpa) – Zwei Zahnmediziner aus Nordrhein-Westfalen müssen es dulden, auch in Zukunft beim Ärztebewertungsportal Jameda gelistet zu sein.

Das entschied der Bundesgerichtshof (BGH) nach Angaben vom Mittwoch. Die Richter stärkten mit der am Vorabend ergangenen Entscheidung Jameda und seinem Geschäftsmodell den Rücken: Das Portal bietet Ärzten die Möglichkeit, über kostenpflichtige «Gold»- oder «Platin»-Pakete ihr Profil mit Fotos oder anderen Funktionen aufzupeppen. Nicht zahlende Basiskunden bleibt das verwehrt. Es gebe keinen generellen Anspruch auf Gleichbehandlung zwischen Zahlern und Nichtzahlern, hatte der VI. Senat jedoch während der Verhandlung schon betont. Es komme auf den Einzelfall an. Eine Begründung der am Vorabend ergangenen Entscheidung wird nachgereicht. Weiterlesen

Bundesverfassungsgericht verhandelt zur Parteienfinanzierung

Fragen und Antworten
Von Marco Krefting, dpa

Karlsruhe (dpa) – Die Geschichte der Parteienfinanzierung in Deutschland ist von Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts geprägt.

Nicht zuletzt können die Karlsruher Richter und Richterinnen Parteien von der staatlichen Finanzierung ausschließen – nämlich dann, wenn sie die freiheitliche demokratische Grundordnung oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland in Gefahr sehen. Nun geht es zwei Tage lang um eine Erhöhung von 25 Millionen Euro. Noch dazu ist die Verhandlung für das höchste deutsche Gericht eine Premiere. Weiterlesen

Verfassungsgericht verhandelt weiter zu Parteienfinanzierung

Karlsruhe (dpa) – Das Bundesverfassungsgericht setzt seine Verhandlung über eine umstrittene Erhöhung der staatlichen Parteienfinanzierung um jährlich 25 Millionen Euro fort.

Dabei solle es insbesondere um die Frage gehen, inwieweit die Erhöhung der Obergrenze mit dem im Grundgesetz verankerten Grundsatz der Staatsfreiheit der Parteien vereinbar ist, hatte die Vorsitzende des Zweiten Senats, Doris König, am Dienstag angekündigt. Erwartet werden dazu unter anderem Einschätzungen von Sachverständigen. Weiterlesen

Ehemalige KZ-Sekretärin muss nach Fluchtversuch in U-Haft

NS-Prozess
Von Bernhard Sprengel und André Klohn, dpa

 Itzehoe (dpa) – Im womöglich letzten NS-Prozess in Deutschland hat das Landgericht Itzehoe Untersuchungshaft für die 96 Jahre alte Angeklagte angeordnet. Damit reagierte die Strafkammer auf den Versuch der ehemaligen Sekretärin im KZ Stutthof, sich dem Verfahren zu entziehen.

«Das Gericht hat der Angeklagten den Haftbefehl verkündet. Sie wird nun in die Untersuchungshaftanstalt verbracht», teilte Gerichtssprecherin Frederike Milhoffer am Donnerstag mit. Die Haft sei «bis auf weiteres» angeordnet worden. Wegen der Abwesenheit der Angeklagten hat die Strafkammer den Prozess bis zum 19. Oktober unterbrochen. Weiterlesen

Hafturteil gegen Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy verhängt

Frankreich
Von Rachel Boßmeyer und Michael Evers, dpa

Paris (dpa) – Seit Jahren steht Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy wegen diverser Affären im Fokus der Justiz, zum zweiten Mal binnen weniger Monate hat ein Gericht ihn nun zu einer Haftstrafe verurteilt.

Wegen illegaler Wahlkampffinanzierung verhängte das Gericht in Paris am Donnerstag ein Jahr Haft für das ehemalige Staatsoberhaupt, das zum Urteilsspruch selber nicht im Justizpalast erschien. Die Strafe kann der 66-Jährige als elektronisch überwachten Hausarrest mit einer Fußfessel verbüßen. Ob es soweit aber wirklich kommt, ist noch offen. Wie schon beim Hafturteil vom März kündigte Sarkozys Verteidigung Berufung an. Weiterlesen

Gewalt gegen obdachlose Frau: Zwölf Jahre Haft für Totschlag

Trier (dpa/lrs) – Nach dem gewaltsamen Tod einer obdachlosen Frau hat das Landgericht Trier einen angeklagten Mann zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt. Außerdem behielten sich die Richter am Dienstag vor, Sicherheitsverwahrung für den 32 Jahre alten Mann anzuordnen. Wie eine Sprecherin mitteilte, sahen es die Richter als erwiesen an, dass er sich des Totschlags durch Unterlassen, versuchten schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung schuldig gemacht hat. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Weiterlesen

Cyberbunker-Prozess nähert sich dem Ende

Kriminalität
Von Birgit Reichert, dpa

Trier (dpa) – Der Trierer «Cyberbunker»-Prozess um ein unterirdisches Darknet-Rechenzentrum als Plattform für kriminelle Geschäfte hat schon immer mit seinen Zahlen beeindruckt.

Knapp 250.000 Straftaten sollen über 400 Server in einem alten Bunker in Traben-Trarbach gelaufen sein. Mehrere Millionen schwer waren die Deals mit Drogen, Falschgeld oder Cyberangriffen. Und fünf Jahre waren die Ermittler an der Schaltstelle dran, bis Hunderte Polizisten die Betreiber im September 2019 hochgehen ließen.

Seit nun fast einem Jahr stehen acht Angeklagte vor dem Landgericht Trier. In einem der größten Cybercrime-Prozesse, die es in Deutschland bislang gab: So hatte die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz, zu der die Landeszentralstelle Cybercrime gehört, das Verfahren zum Prozessauftakt am 19. Oktober 2020 betitelt. Den sieben Männern und einer Frau wird vorgeworfen, eine kriminelle Vereinigung gegründet und Beihilfe zu der Viertelmillion Straftaten geleistet zu haben.

Acht Angeklagte, 16 Verteidiger

Nach mehr als 100 Zeugen, Tausenden Seiten Akten, Dutzenden Prozesstagen – teils zwei Mal pro Woche – neigt sich der Prozess nun langsam dem Ende zu. Zumindest die Beweisaufnahme. Die Kammer wolle ihr Programm gegen Ende September abschließen, sagte der Verteidiger des Hauptangeklagten Niederländers, Michael Eichin. Dann würden von der Verteidigung noch Beweisanträge kommen. Und schließlich Plädoyers gehalten: Jeder der acht Angeklagte habe zwei Verteidiger. Der Prozess ist bis Ende 2021 terminiert.

Anwalt Sven Collet schätzt, dass das Verfahren bis Mitte November beendet sein könnte. «Ich rechne damit, dass wir bis Ende des Jahres auf jeden Fall durch sind» Er vertritt die Calibour GmbH, die das als «Bulletproof-Hoster» (vor dem Zugriff der Polizei «kugelsicher») beworbene Rechenzentrum betrieben hatte, und deren alleiniger Vertreter der Hauptangeklagte ist.

Beihilfe oder nicht?

Eine der zentralen Frage in dem Mammutprozess ist: Hat man den Angeklagten den Vorwurf der Beihilfe nachweisen können – also, dass sie von den illegalen Machenschaften ihrer Kunden wussten? Und diese dabei auch unterstützt haben? Für Eichin deutet viel darauf hin, dass «das mit der Beihilfe wohl nichts wird. Aber was natürlich weiter im Raume steht, ist die Bildung einer kriminellen Vereinigung» Auch wenn er es nicht für gerechtfertigt halte.

Auch Collet meint: «Die Beihilfe müsste man ja für jeden einzelnen Fall hinbekommen» Das sei schwierig, sei doch das Rechenzentrum eigentlich nichts anderes als ein Bankschließfach. «Und solange wir nicht selber aufschließen und da reingucken können, wissen wir doch nicht, was die Leute da reintun» Bei dem Vorwurf der kriminellen Vereinigung müsse man schauen, für wen das gelten könnte. «Nicht für alle»

Das Gericht gibt sich bei der Frage nach dem Stand des Verfahrens wenig auskunftsfreudig. «Die Beweisaufnahme läuft noch», teilte die Pressestelle mit. Dass der Prozess so lange dauere, sei «dem Umfang des Prozessstoffes geschuldet». Es seien überwiegend Ermittler gehört worden. Es handele sich aber wohl nicht um den längsten Prozess am Landgericht Trier.

Am Montag und Dienstag (27./28.9.) gehe die Beweisaufnahme weiter. «Der weitere Verlauf und die Dauer des Verfahrens hängt insbesondere auch vom Verteidigungsverhalten der Angeklagten ab», teilte die Pressestelle weiter mit. Angeklagt sind vier Niederländer, drei Deutsche und ein Bulgare.

Klage vor Bundesgerichthof?

Anwalt Eichin kritisierte «gravierende Ermittlungsdefizite», die im Prozess immer wieder zutage getreten seien. Zum Beispiel bei der Auswertung der Server. «Da hat man behauptet, es wäre nichts Legales auf diesen Servern gewesen. Und dann stellt sich heraus, man hat nur fünf Prozent ausgewertet» Dass sein Mandant dann von all dem gewusst haben soll, sei «absurd».

Persönlich störe ihn, dass die Staatsanwaltschaft «wirklich sehr, sehr einseitig» ermittele. «Man guckt wirklich nur: Was ist belastend? Das Entlastende wird völlig ausgeblendet» Der «Jagdtrieb» sei klar, sie wollten das Paket, an dem sie fünf Jahre geschnürt hätten, fertig bekommen. «Aber man muss sich vorstellen: Die Menschen sitzen jetzt schon teilweise seit zwei Jahren in Untersuchungshaft»

Eichin sagte, am Ende werde der Prozess nicht in Trier entschieden. «Egal, wie er ausgeht, geht er sicherlich zum Bundesgerichtshof» Möglicherweise folge dann auch eine Verfassungsbeschwerde. «Das wird alles Zeit in Anspruch nehmen. Und dann werden wir vielleicht in vier bis fünf Jahren wissen, wie es wirklich war. Nur dann wird sich keiner mehr daran erinnern», sagte der Anwalt in Mannheim.

 

 

 

Ehefrau mit Hammer getötet: Fünfeinhalb Jahre Haft für Mann

Frankenthal (dpa/lrs) – Weil er seine Ehefrau mit Hammerschlägen getötet haben soll, ist ein 81-Jähriger vom Landgericht Frankenthal zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Urteil sei wegen Totschlags in einem minder schweren Fall ergangen, sagte eine Justizsprecherin am Freitag. Der Mann sei zum Tatzeitpunkt vermindert schuldfähig gewesen. Er leide an einem dementiellen Syndrom und habe depressive Phasen. Der Deutsche habe eingeräumt, dass sich die Tat wohl so zugetragen habe, aber zum Tathergang keine konkreteren Angaben gemacht, sagte die Sprecherin. Es gebe aber eine «objektive Spurenlage». Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

 

 

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