100 Tage Kunst in Kassel: Alles Wissenswerte zur documenta

Kassel (dpa) – Sie wurde lange mit Spannung erwartet, jetzt beginnt die documenta fifteen.

Kassel stellt sich auf Hunderttausende Kunstfans ein, die in den kommenden 100 Tagen in die nordhessische Stadt pilgern werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um den Besuch der Weltkunstausstellung:

Wann findet die documenta statt?

Die neben der Biennale in Venedig weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst findet alle fünf Jahre statt und dauert 100 Tage. Die 15. Ausgabe startet am Samstag und endet am 25. September. Die regulären Öffnungszeiten sind von 10 bis 20 Uhr.

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher?

Das Künstlerkollektiv Ruangrupa, das die künstlerische Leitung innehat, will die indonesische Lumbung-Architektur in den Mittelpunkt stellen. «lumbung» ist in dem Inselstaat das Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Diese Tradition des Teilens will das aus Indonesien stammende Künstlerkollektiv auf die Weltkunstausstellung in Kassel übertragen. Die Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, kündigte kürzlich an, die Besucherinnen und Besucher erwarte eine vielfältige, experimentelle, auf kollektiven Prozessen aufbauende Schau. «Man wird die documenta fifteen als einen sinnlichen Ausstellungsbesuch mit – unter anderem – Malerei, Installationen, Filmen oder auch Musik und Performance erleben können.»

Wo gibt es Kunst zu sehen?

Insgesamt sind 32 Ausstellungsorte in den Kasseler Stadtteilen Mitte, Nordstadt und Bettenhausen sowie an und auf der Fulda mit angrenzenden Arealen wie Karlsaue oder Hafen geöffnet. Neben den klassischen Spielorten wie dem Museum Fridericianum und der documenta-Halle sind darunter ein Bootsverleih, ein ehemaliges Firmengelände sowie ein altes Hallenbad.

Die documenta fifteen gibt es übrigens auch zu hören – und das schon seit April. «lumbung Radio» ist ein offenes Internetradio, das aus einem interkommunalen Netzwerk unterschiedlicher Radiostationen und Audiopraktiken besteht. Der Sender überträgt zeitzonenunabhängig und in mehreren Sprachen Musik und Kunst. Laut Veranstaltern soll er «während der 100 Tage der documenta fifteen sowie hoffentlich auch danach rund um die Uhr aus der ganzen Welt in die ganze Welt» senden.

Welche Künstler sind dabei?

Das Kuratoren-Team hat als Teilnehmer 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen sowie 54 Künstlerinnen und Künstler ausgewählt. Dazu zählt der inzwischen verstorbene US-Konzeptkünstler Jimmie Durham (1940-2021), von dem posthum ein Beitrag zu sehen sein wird. Durham hatte mehrfach auf der Kunstbiennale in Venedig ausgestellt und war bei der dreizehnten Auflage der documenta 2012 dabei. Ebenfalls vertreten ist Richard Bell, der als einer der politischsten Maler Australiens der Gegenwart gilt. Unter den Teilnehmern ist auch die dänische Organisation Trampoline House, die Geflüchtete mit Rechtsberatung und Sprachkursen unterstützt sowie die Gruppe Britto Arts Trust aus Bangladesch, die sich um Müllvermeidung bemüht.

Was ist zur Eröffnung geplant?

Nach der offiziellen Eröffnung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sowie dem Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, sind alle Ausstellungsorte für das Publikum offen. Begleitet wird der Tag unter anderem von Konzerten, Filmvorführungen, offenen Treffen und Workshops. Am Samstagabend sind Live-Musik und Partys in den Ausstellungsorten geplant. Kommen können alle, die ein gültiges Ticket haben. Auf dem Friedrichsplatz soll es außerdem eine Feier geben, zu der auch alle ohne Tickets eingeladen sind.

Wie sieht das Begleitprogramm der documenta aus?

Das Begleitprogramm ist vielfältig und reicht von Workshops und Führungen bis hin zu Gesprächsreihen und Partys. So finden an jedem zweiten Wochenende im Monat dreitägige «Meydans» mit verschiedenen Veranstaltungen statt, bei denen nach den Worten Ruangrupas «miteinander diskutiert, gestritten oder gefeiert» werden soll. Dazu zählen beispielsweise Lesungen und Diskussionsrunden sowie ein Weltmusikfestival und ein Food- und Flohmarkt. Beim letzten Meydan vom 9. bis 11. September sollen die Erfahrungen der documenta fifteen gemeinsam mit den Gästen der Schau in Workshops und Vorträgen reflektiert werden.

Die Kunstausstellung documenta ist zunächst für Fachbesucher geöffnet, ab dem 18. Juni steht sie allen Interessierten offen. Foto: Boris Roessler/dpa

Was kosten die Tickets?

Ein Tagesticket kostet 27 Euro – ermäßigt 19 Euro. Die Karte gilt auch für Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr. Dauertickets kosten 125 Euro. Ein Euro jedes verkauften Tickets geht den Organisatoren zufolge an langfristig angesetzte Nachhaltigkeitsprojekte in Deutschland und Indonesien: unter anderem an eine Aufforstungsaktion im Reinhardswald bei Kassel sowie an ein Projekt zur ökologischen Anreicherung von Ölpalmen- und Kautschukplantagen in der Region Jambi auf Sumatra. Wer Menschen mit weniger Geld einen Besuch der documenta ermöglichen möchte, kann ein Soli-Ticket spenden. Tickets gibt es auf der Webseite der documenta und an Tageskassen vor Ort.

Wie kommt man am besten zur documenta?

Der Intercity-Express (ICE) für Fernreisen hält am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe, Regionalzüge am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe und am Kasseler Hauptbahnhof. Ticketinhaber können von dort mit Bussen und Bahnen kostenlos alle Ausstellungsorte erreichen. Bei der Anfahrt mit dem Auto empfehlen die Veranstalter, den Pkw auf dem Park-and-Ride-Parkplatz an der Schwanenwiese abzustellen und ab dort den ÖPNV zu nutzen.

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documenta in Kassel öffnet für Fachpublikum

Kassel (dpa) – Mit der documenta fifteen verwandelt sich Kassel wieder in ein wichtiges Zentrum der Kunstwelt.

Heute beginnen in der nordhessischen Stadt die sogenannten Preview-Tage der neben der Biennale in Venedig bedeutendsten Präsentation von Gegenwartskunst. Fachbesucher und Journalisten haben drei Tage Zeit, die Schau zu erkunden, bevor sie am Samstag offiziell für 100 Tage öffnet.

Die documenta findet alle fünf Jahre statt. Die 15. Ausgabe wurde von dem indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa gestaltet. Die Gruppe will die indonesische Lumbung-Architektur in den Fokus stellen. «lumbung» ist in dem Inselstaat das Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Diese Tradition des Teilens will Ruangrupa auf die Weltkunstausstellung in Kassel übertragen.

Tausende Journalisten und Fachbesucher

Zum Auftakt der documenta fifteen werden an diesem Mittwoch um 11.00 Uhr mehr als tausend Journalisten zu einer Pressekonferenz erwartet. Insgesamt haben sich nach Angaben der Organisatoren über 7000 Fachbesucher aus aller Welt angekündigt. Ab 10.00 Uhr ist die Ausstellung zugänglich. 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen sowie 54 Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Werke an 32 Standorten.

Statt auf Stars mit großen Namen setzt Ruangrupa vor allem auf Kollektive und Organisationen aus aller Welt. Unter den Teilnehmern ist etwa eine dänische Organisation, die Geflüchtete mit Rechtsberatung und Sprachkursen unterstützt, eine Gruppe aus Bangladesch, die sich um Müllvermeidung bemüht, sowie Bienenzüchter aus Kassel.

Was zu sehen sein wird? Sehr viel «lumbung», kündigte documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann kürzlich an. Die Besucherinnen und Besucher erwarte eine vielfältige, experimentelle, auf kollektiven Prozessen aufbauende Schau. «Man wird die documenta fifteen als einen sinnlichen Ausstellungsbesuch mit – unter anderem – Malerei, Installationen, Filmen oder auch Musik und Performance erleben können.»

Antisemitismus-Vorwürfe überschatten den Start

Heute beginnen in Kassel die sogenannten Preview-Tage der documenta. Foto: Swen Pförtner/dpa

Überschattet wird die documenta fifteen von einer Antisemitismus-Debatte. Ein Bündnis warf Ruangrupa zu Beginn des Jahres vor, bei der Schau seien auch Organisationen eingebunden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ruangrupa und die documenta wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück. Später schaltete sich auch der Zentralrat der Juden in Deutschland ein. Eine zur Beruhigung gedachte Diskussionsreihe wurde abgesagt. Seither ringen die Beteiligten bis hin zu Kulturstaatsministerin Claudia Roth um eine Balance zwischen «Antisemitismus hat keinen Platz auf der documenta», «Kunstfreiheit ist ein zentraler Punkt» und «Herkunft allein kann nicht bestimmend sein, was gezeigt wird und was nicht».

Dem Besucherinteresse tut die Debatte offenbar keinen Abbruch: 54.000 Tickets wurden nach Angaben der documenta schon vorab verkauft. Das Tagesticket kostet 27 Euro. Zur Eröffnung am Samstag haben sich unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sowie der Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, angekündigt. Die documenta fifteen ist bis zum 25. September geöffnet.

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Beihilfe zu Betrug? Ermittlungen gegen Ex-Louvre-Chef

Paris (dpa) – Die französische Justiz hat ein Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Direktor des berühmten Pariser Kunstmuseums Louvre eingeleitet.

Der Verdacht gegen Jean-Luc Martinez lautet auf Beihilfe zu bandenmäßigem Betrug und Verschleierung der Herkunft von unrechtmäßig erworbenen Gütern, wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag von der Pariser Staatsanwaltschaft erfuhr. Martinez wurde demnach nach einer Festnahme unter Auflagen freigelassen. Seine Anwälte teilten der französischen Nachrichtenagentur AFP zufolge mit, Martinez bestreite die Beschuldigungen entschieden. Er zweifle nicht daran, dass seine Aufrichtigkeit bewiesen werde. Weiterlesen

Zentrum zur neuen Wertschätzung alter Schriften eröffnet

Trier (dpa/lrs) – Sie sind oft über 1000 Jahre alt und von höchstem Wert: die Handschriften «Codex Egberti», «Ada-Evangeliar» und «Trierer Apokalypse». Diese gehören zum reichen Mittelalter-Fundus der Stadt Trier in ihrer Wissenschaftlichen Bibliothek. Dort eröffnete die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Donnerstag ein Internationales Zentrum für Handschriftenforschung, das die historische Schätze verstärkt in den Blick nehmen soll.

Trier besitzt in Rheinland-Pfalz bei weitem die meisten Handschriften aus dem Mittelalter: Von insgesamt rund 3100 vorhandenen Schriften des Landes werden rund 1300 in Trier aufbewahrt. «Der Landesregierung ist es ein wichtiges Anliegen, dieses kulturelle Erbe zu bewahren und es für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen», sagte Dreyer beim Festakt zur Eröffnung. Weiterlesen

Internationales Zentrum für Handschriftenforschung eröffnet

Trier (dpa/lrs) – Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) eröffnet an diesem Donnerstag (15.30 Uhr) das Internationale Zentrum für Handschriftenforschung in Trier. Das Zentrum solle dazu beitragen, kulturelles Erbe zu bewahren und es für Besucher und Besucherinnen zugänglich zu machen, teilte die Staatskanzlei mit. Die Stadt Trier besitze in Rheinland-Pfalz die meisten Handschriften aus dem Mittelalter: Von insgesamt rund 3100 vorhandenen Schriften des Landes würden rund 1300 in Trier aufbewahrt. Weiterlesen

Rekord: Warhol-Werk für 195 Millionen Dollar versteigert

New York (dpa) – Ein von US-Künstler Andy Warhol (1928-1987) angefertigtes Porträt von Marilyn Monroe (1926-1962) ist in New York für rund 195 Millionen US-Dollar (etwa 185 Millionen Euro) versteigert worden – und damit zum teuersten je versteigerten Kunstwerk aus dem 20. Jahrhundert geworden.

Das 1964 entstandene «Shot Sage Blue Marilyn», das auf einem Foto basiert und die Schauspielerin vor türkis-blauem Hintergrund mit gelben Haaren, roten Lippen und türkisem Lidschatten zeigt, wurde zum Auftakt der traditionellen Frühjahrsauktionen beim Auktionshaus Christie’s versteigert. Weiterlesen

Kultursommer Rheinland-Pfalz blickt zur Ukraine

Mainz (dpa/lrs) – Die Kultur Osteuropas steht im Mittelpunkt des diesjährigen Kultursommers Rheinland-Pfalz, dessen Programm an diesem Donnerstag (11.00 Uhr) in Mainz vorgestellt wird. Kulturministerin Katharina Binz (Grüne) und Teneka Beckers als Gesamtleiterin des Festivals geben einen Überblick über die Veranstaltungen, die Anfang Mai beginnen und bis weit in den Herbst hineinreichen. Weiterlesen

9000 Tonnen Sand in Form gebracht

Binz (dpa) – Neben weitläufigen Sandstränden bietet die Ostsee-Insel Rügen seit Samstag auch wieder eine Schau mit imposanten Sandfiguren.

Vom antiken Göttervater Zeus bis hin zum Astronauten der Neuzeit reicht das Spektrum der Motive, die in der neuen Sandskulpturen-Ausstellung in Prora am Rande des Ostseebades Binz zu sehen sind. Weiterlesen

Friedensbotschaft auf gesperrter Autobahnbrücke

Lüdenscheid (dpa – Bewaffnet mit Farbeimern und Farbwalzen hat eine Gruppe von Aktionskünstlern die gesperrte und für den Abriss vorgesehene Rahmedetalbrücke der A45 bei Lüdenscheid für eine Friedensbotschaft genutzt.

Seit Sonntag ist auf dem Bauwerk in riesigen Buchstaben der Schriftzug «Lasst uns Brücken bauen» zu lesen. Daneben ist eine ukrainische Nationalfahne mit Friedenszeichen gemalt und der Hashtag #BRIDGEPLEASE. Insgesamt ist der Schriftzug etwa 300 Meter lang. Weiterlesen

Landtag einig in der Stärkung der Kulturförderung

Mainz (dpa/lrs) – In einer Debatte über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Kulturleben in Rheinland-Pfalz haben sich alle Fraktionen des Landtags für eine Stärkung von Fördermaßnahmen ausgesprochen. «Kultur braucht Priorität», sagte die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Giorgina Kazungu-Haß, am Donnerstag in Mainz. Für die CDU warf Marion Schneid der Landesregierung vor, «Kulturförderung auf Sparflamme zu betreiben». Weiterlesen

Forscher datieren zerstörungsfrei Felskunst auf 12.000 Jahre

Mainz (dpa) – Strichzeichnungen, abstrakte geometrische Muster und menschenähnlichen Wesen: Rund 12.000 Jahre alte Felskunst im Great Basin im Westen der USA ist immer wieder erneuert worden. Das bestätigte ein Forscherehepaar vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz mit einer besonderen Methode. «Menschen griffen immer wieder auf die gleichen Kunstwerke zu und versahen sie mit neuer Bedeutung», heißt es in der Mitteilung zur Studie.

Das Paar untersuchte Felskunst in Idaho, Wyoming und im Süden von Montana im nordöstlichen Teil des Great Basins. «Hier liegt unter anderem das Kulturareal der Shoshonen-Indianer», teilte das Institut mit. In dem Gebiet erstrecke sich die vielfältige Felskunst über eine breite Zeitspanne – die von der paläo-indianischen Epoche vor rund 15.000 Jahren bis in die jüngste Vergangenheit reiche. Die von den Forschern untersuchten Werke waren jedoch bis zu 12.000 Jahre alt. Weiterlesen

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