Ehemalige ADD-Vizepräsidentin verzichtet auf Rolle in Verein

Mainz (dpa/lrs) – Nach heftiger Kritik an ihrem Urlaub im Anschluss an die Flutkatastrophe an der Ahr hat die ehemalige ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann darauf verzichtet, die Geschäftsführung des geplanten Vereins Zukunftsregion Ahr zu übernehmen. Diesen Beschluss teilte sie nach Angaben des Innenministeriums vom Dienstag der Landesregierung mit.

«Ich wünsche mir, dass der Verein den Wiederaufbau maßgeblich unterstützen kann, stehe aber für die Geschäftsleitung nicht zur Verfügung», erklärte Hermann nach einer Mitteilung des Ministeriums. Der noch zu gründende Verein soll Initiativen der Zivilgesellschaft mit Behörden und Unternehmen vernetzen, um langfristige Perspektiven für den Wiederaufbau im Ahrtal zu entwickeln. Weiterlesen

«Katastrophal und grausam»: Arzt hält Kontakt mit Nordsyrien

Mainz (dpa) – Die Situation im Erdbebengebiet in Nordsyrien ist nach Berichten von Ärzten «katastrophal und grausam». In Idlib und Umgebung fehle es an schweren Maschinen zur Rettung von Verschütteten ebenso wie an Hilfsmaterial, sagte am Dienstag der Mainzer Arzt Gerhard Trabert, der mit Ärzten in Nordsyrien in Verbindung steht. «Die Lage in Idlib ist furchtbar, es sind so viele Menschen verschüttet.» Weiterlesen

Viele Menschen bangen um Angehörige in Syrien und Türkei

Mainz (dpa/lrs) – Nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien bangen nach den Worten von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) auch in Rheinland-Pfalz viele Menschen um Verwandte und Freunde. «Noch ist das ganze Ausmaß der Katastrophe nicht absehbar, aber die Zerstörung und das Leid wiegen bereits schwer», schrieb Dreyer nach einer Mitteilung der Mainzer Staatskanzlei vom Montag in einem Kondolenzbrief an den türkischen Generalkonsul Sedat Turan. «Wir wünschen Ihnen und dem türkischen Volk viel Kraft zur Bewältigung der Situation.» Weiterlesen

Verheerende Erdbeben in Türkei und Syrien

Von Mirjam Schmitt, Johannes Sadek, Weedah Hamzah und Nehal El-Sherif, dpa

Istanbul/Damaskus (dpa) – Die Nacht liegt noch über der Südtürkei und Nordsyrien, als die Erde bebt. Plötzlich wackeln Wände, Asphalt reißt auf, Häuser stürzen ein. Zu spüren sind die Erschütterungen der Erdbeben in Israel, dem Libanon, auf Zypern und im Irak. Noch in der Dunkelheit versuchen Retter in beiden Ländern, Menschen aus den Trümmern zu ziehen. Am Morgen nach der Katastrophe zählen Behörden und Hilfsorganisationen auf beiden Seiten der türkisch-syrischen Grenze insgesamt etwa 1900 Tote und Tausende Verletzte.

Im Morgengrauen, als Regen, Schnee und kalter Wind über die Region ziehen, wird das Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Geologische Institute verzeichnen eine Erdbebenstärke von 7,7. Das Epizentrum lag nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad in der Provinz Kahramanmaras nahe der syrischen Grenze – mit Dutzenden Nachbeben. Im Lauf des Tages erschüttert ein weiteres Beben der Stärke 7,5 die Südosttürkei. Allein in der Türkei zählen Behörden mehr als 1100 Tote, Tendenz steigend.

Im Südosten der Türkei sind zehn verschiedene Provinzen betroffen. Aus diesen Regionen kommen Meldungen von Toten, Verschütteten, aber auch Geretteten. Der Sender NTV zeigt, wie ein Mädchen aus den Trümmern geborgen und in Decken eingewickelt weggebracht wird.

Wie ein Kartenhaus zusammengefallen

Mehr als 2000 Überlebende bergen die Retter nach offiziellen Angaben aus den Trümmern. In der Provinz Sanliurfa stürzte ein sechsstöckiges Gebäude wie ein Kartenhaus zusammen, wie Videos zeigen. Die Behörden warnen Menschen davor, in ihre Häuser zurückzugehen. Draußen ist es bitterkalt, in der Provinz Malatya schneit es heftig.

Eine Augenzeugin in Hatay sagt der dpa, seit dem Beben sitze sie im Auto. «Es ist kalt und wir wissen nicht, wie wir das durchstehen sollen.» Gefühlt die Hälfte der Stadt liege in Trümmern, das Krankenhaus sei voller Verletzter, darunter Kinder. Am frühen Nachmittag seien noch keine Helfer vor Ort gewesen.

Panische Szenen spielen sich nachts auch am Flughafen von Gaziantep ab. Ein Video zeigt, wie Reisende mit Taschen unter Sirenengeklingel aus einer Halle zum Ausgang rennen, Ältere trippeln hinterher. Der Flughafen im südtürkischen Hatay wird teilweise zerstört: Der Asphalt der Landebahn hat sich durch den Druck des Bebens zusammengeschoben und ist aufgeplatzt, wie Bilder zeigen. Flugzeuge werden hier vorerst nicht mehr starten oder landen.

Ersten Schätzungen zufolge sind in der Türkei mindestens 2000 Gebäude eingestürzt, darunter auch ein Krankenhaus in Iskenderun. Das Gemäuer einer historischen Burg in Gaziantep, gebaut von den Römern im 2. Jahrhundert nach Christus, ist zu einem grauen Trümmerberg zusammengefallen wie eine Sandburg am Strand.

So schlimm wie seit Jahrzehnten nicht mehr

Haluk Özener, Experte der Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul, spricht vom stärksten Erdbeben in der Türkei seit Jahrzehnten. 1999 kamen bei einem Beben in der Nähe der türkischen Metropole Istanbul mehr als 17.000 Menschen ums Leben.

Auf dem Gebiet der Türkei treffen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Für die Mehrheit der türkischen Bevölkerung herrscht faktisch ständig Gefahr.

Amna, die auf der anderen Seite der Grenze mit ihrer Familie nahe Aleppo in Syrien lebt, kam mit mehreren Knochenbrüchen ins Krankenhaus. «Unser Haus stürzte über unseren Köpfen zusammen. Wir konnten nirgendwo hin», berichtet sie der dpa mit schwacher Stimme am Telefon. «Mein Mann und einige meiner Kinder sind noch unter den Trümmern. Gott helfe mir.»

Auch aus Aleppo gibt es ein Video, in dem mehrere Häuser offenbar bei einem Nachbeben einstürzen. Kinder und Erwachsene laufen schreiend davon, während hinter ihnen Staub über verregneter Straße aufsteigt.

Syrien ist nach bald zwölf Jahren Bürgerkrieg vielerorts zerstört, die Bevölkerung zermürbt. In den von der Regierung kontrollierten Gebieten ist die gesundheitliche Versorgung schlecht. In den von Rebellen beherrschten Gegenden bemühen sich Hilfsorganisationen wie SAMS, eine ärztliche Grundversorgung sicherzustellen. Die Folgen dieser Katastrophe können sie aber unmöglich stemmen. Es fehlt an Betten, Medikamenten und Personal. Viele Ärzte und Fachleute sind nach Jahren des Kriegs geflüchtet.

Hunderte Familien könnten noch verschüttet sein

Rami Abdel-Rahman, dessen Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte den Konflikt mit Hilfe von Aktivisten seit 2011 verfolgt, spricht von Hunderten noch verschütteten Familien im Norden Syriens. «Die Retter sind sehr wenige, um den Anforderungen dieser Katastrophe gerecht zu werden», sagt er der dpa. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums sagt, es sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995. Teils sind ganze Häuserreihen in sich zusammengefallen, deren Fundamente nach einem Jahrzehnt Krieg und Luftangriffen in Mitleidenschaft gezogen waren.

Alle relevanten Einheiten seien in der Türkei in Alarmbereitschaft, schreibt der türkische Präsident Erdogan bei Twitter. In Syrien ruft Präsident Baschar al-Assad sein Kabinett zur Dringlichkeitssitzung zusammen, um die Hilfe zu koordinieren. Dass humanitäre Hilfe für die Menschen in den Rebellengebieten im Nordwesten nur noch über den letzten Grenzübergang Bab al-Hawa kommt, nämlich aus der Türkei, erschwert die Lage deutlich. Denn die türkische Seite dieses Nadelöhrs ist jetzt selbst von der Katastrophe betroffen. Unterdessen kündigt das EU-Zentrum für Katastrophenhilfe Unterstützung an, Hilfsangebote kommen auch aus Israel, Ägypten und Saudi-Arabien.

Besonders hart trifft die Katastrophe auch die syrischen Flüchtlinge, die im Süden der Türkei teils in notdürftigen Unterkünften wie verlassenen Häusern leben. «Ich dachte, dass die ganze Stadt zusammenstürzt», berichtet Rami Araban von der Hilfsorganisation CARE Deutschland aus Gaziantep, wo rund eine halbe Million syrischer Flüchtlinge lebt. «Es gibt kein Wasser und wir stehen bei Minusgraden im Schnee draußen. Die Menschen weinen. Alle haben Angst.»

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Warum es in der Türkei immer wieder zu schweren Beben kommt

Berlin/Istanbul (dpa) – Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Das Land liegt auf der kleinen Anatolischen Platte, die zwischen der nordwärts driftenden Arabischen Platte und der eurasischen Platte nach Westen verschoben wird. Die entstehenden Spannungen entladen sich regelmäßig in Beben. Eine Auswahl der schwersten in der Region:

Oktober 2020: Bei einem Erdbeben der Stärke 7,0 kommen in der westtürkischen Stadt Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Auf der benachbarten griechischen Insel Samos sterben zwei Jugendliche. Mehr als 1000 Menschen werden verletzt und viele Häuser zerstört. Weiterlesen

Spitzen des Bundesverfassungsgerichts besuchen Amtsgericht

Bad Neuenahr-Ahrweiler (dpa/lrs) – Toptermin im flutgeschädigten Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler: Die Spitzen des Bundesverfassungsgerichts haben das Justizgebäude am Montag besucht. Präsident Stephan Harbarth und Vizepräsidentin Doris König machten sich hier nahe der Ahr ein Bild von den Folgen des tödlichen Hochwassers vom Juli 2021 in dem Flusstal. Dass die Spitzen des höchsten deutschen Gerichts in Karlsruhe eines der etlichen hundert Amtsgerichte der Republik besuchen, ist höchst selten. Weiterlesen

Urlaub von ADD-Vize: Verwaltungswissenschaftler verwundert

Speyer/Mainz (dpa/lrs) – Verwaltungswissenschaftler Christian Koch hat sich «etwas verwundert» über den zweiwöchigen Urlaub von ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann nach der Flutkatastrophe 2021 geäußert. «Die Professionalität sollte einen doch am Ort halten», sagte der Professor der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. «Von außen gesehen – und ohne Kenntnis der Motive – hätte sicherlich erwartet werden können, sich bei diesem Großschadensereignis, das die gesamte Landespolitik und die Politik darüber hinaus gefordert hat, voll rein zu stürzen und dass alle auf die Brücke kommen und prüfen, wo Führung und Koordination gefordert sind und welches der eigene Beitrag sein kann.»

Der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und seine inzwischen pensionierte Vizepräsidentin seien zudem politische Beamte. Thomas Linnertz und Hermann sind SPD-Mitglieder. «Sie stehen in einem besonderen politischen Vertrauensverhältnis. Das bedeutet auch, politisches Fingerspitzengefühl zu entwickeln, was geht und was vielleicht nicht geht», sagte Koch.

«Das ist dienstrechtlich aber solange irrelevant, solange nicht gegen Weisungen – ministerielle oder der Hausleitung – verstoßen worden ist. Und das ist offenbar nicht der Fall», sagte Koch. Weiterlesen

1,257 Milliarden Euro für Wiederaufbau nach Flutkatastrophe

Mainz (dpa/lrs) – Für den Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz sind aus dem mit etwa 15 Milliarden Euro ausgestatteten Fonds bisher rund 1,257 Milliarden Euro bewilligt worden. 90 Prozent der vorliegenden Anträge seien abgearbeitet und rund 656 Millionen Euro ausgezahlt worden, berichtete Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Dienstag in Mainz im Anschluss an eine Kabinettssitzung. Die Zahlen stammen von Ende 2022. Weiterlesen

ADD: Stab funktionierte auch im Urlaub der Vizepräsidentin

Mainz (dpa/lrs) – Der zweiwöchige Urlaub der damaligen ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann kurz nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hatte nach Angaben der Landesbehörde keinen Nachteil für die Arbeit der Einsatzleitung zur Folge. «Die notwendigen Positionen waren zu jedem Zeitpunkt vollumfänglich besetzt», teilte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) am Dienstag mit. Die Behörde hatte zwei Tage nach der Flutwelle vom 14./15. Juli 2021 die Leitung des Katastrophenschutzes vom Landkreis Ahrweiler übernommen. Am Freitag hatte Hermann im Untersuchungsausschuss des Landtags von ihrer Reise in die USA berichtet, die genaue Dauer blieb aber zunächst unbekannt.

Nach Angaben der ADD war sie vom 31. Juli bis einschließlich 13. August 2021 in einem längerfristig geplanten und genehmigten Urlaub. Hermann ist inzwischen pensioniert. Zuvor hatten Medien über die Dauer des Aufenthalts berichtet. Weiterlesen

Enquete-Kommission informiert sich über Wiederaufbau

Mainz/Gerolstein/Bettingen (dpa/lrs) – Die Enquete-Kommission «Zukunftsstrategien zur Katastrophenvorsorge» des rheinland-pfälzischen Landtags informiert sich am Montag (9.30 Uhr) über den Wiederaufbau nach dem Hochwasser 2021 und Schutzkonzepte dagegen. Dabei besucht sie verschiedene Gemeinden wie Gerolstein, Bitburg und Oberweiler. Im Anschluss findet gegen 14.30 Uhr eine Anhörung in Bettingen statt. Diese wird über die Website des Landtags sowie über dessen Facebook- und YouTube-Kanal live übertragen. Weiterlesen

Untersuchungsausschuss beleuchtet Krisenmanagement der ADD

Mainz (dpa/lrs) – Der Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags zur Flutkatastrophe im Ahrtal beschäftigt sich an diesem Freitag im öffentlichen Teil seiner Sitzung (9.30 Uhr) mit der Arbeit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). Dabei soll es unter anderem um die Rechtsgrundlagen gehen, die Basis für die Arbeit der ADD-Einsatzleitung vom 17. Juli bis 6. August 2021 im Kreis Ahrweiler waren. Als Zeugen sind neben dem Präsidenten dieser Landesbehörde, Thomas Linnertz, der Leiter des ADD-Referats Brand- und Katastrophenschutz, Heinz Wolschendorf, und die ehemalige ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann geladen. Weiterlesen

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