EU-Staaten: Neue Sanktionen gegen den Iran

Brüssel (dpa) – Die EU-Staaten haben sich angesichts der schweren Menschenrechtsverletzungen im Iran auf ein neues Sanktionspaket verständigt. Der Ausschuss der ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten in Brüssel nahm am Freitag einstimmig entsprechende Pläne an, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Der förmliche Beschluss soll bereits am Montag ohne nochmalige Aussprache bei einem Außenministertreffen gefasst werden.

Konkret sollen von den Strafmaßnahmen 31 Personen und Einrichtungen betroffen sein – darunter zum Beispiel ranghohe Vertreter der Polizei und der Basidsch-Milizen. Sie sehen vor, dass Einreiseverbote erlassen werden und in der EU vorhandene Vermögenswerte eingefroren werden.

Hintergrund der Sanktionen ist die brutale Unterdrückung von Protesten nach dem Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte die junge Frau am 13. September festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Amini starb dann am 16. September in Polizeigewahrsam. Weiterlesen

Bekannter Rapper im Iran nach Kritik festgenommen

Teheran (dpa) – Im Iran ist ein landesweit bekannter Rapper, Tumadsch Salehi, nach Kritik an der politischen Führung in Teheran festgenommen worden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim, die als Sprachrohr der einflussreichen Revolutionsgarden gilt, wird dem Musiker vorgeworfen, bei den anhaltenden Protesten Gewalt angezettelt zu haben. Offiziell hieß es, Salehi sei beim Versuch festgenommen worden, außer Landes zu fliehen.

Auf seinem Telegram-Kanal widersprach ein Onkel des Rappers dieser Version und äußerte Sorgen über dessen Verbleib. In den sozialen Medien empörten sich viele über die Festnahme. Bereits vor einem Jahr war Salehi festgenommen worden. Damals kam er auf Kaution frei. Weiterlesen

Mehr als 300 Tote bei Protesten im Iran

Teheran/New York (dpa) – Bei den seit rund zwei Monaten laufenden Protesten im Iran syahu ind nach Einschätzungen von Menschenrechtlern mindestens 330 Menschen getötet worden.

Unter den Toten seien auch 50 Minderjährige und 39 Sicherheitskräfte, berichtete die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA. Fast 15.000 Menschen seien zudem festgenommen worden. Die Proteste erfassten seit ihrem Beginn Mitte September demnach mehr als 130 Städte im Land. Weiterlesen

Selenskyj: Iran «hilft, den Krieg zu verlängern»

Kiew (dpa) – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat massive Kritik an iranischen Waffenlieferungen für Russland geübt.

«Der Iran unterstützt das terroristische Regime Russlands und hilft, den Krieg zu verlängern und daher auch die Bedrohungen für die Welt zu verlängern, die durch den russischen Angriffskrieg entstanden sind», sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Ohne die Unterstützung Teherans für Moskau «wären wir schon näher an einem Frieden», sagte der ukrainische Staatschef.

Ohne die Einmischung Teherans wäre auch eine Lösung für die weltweite Nahrungsmittelkrise oder die Energiekrise greifbarer, argumentierte er weiter. «Wer auch immer Russland hilft, diesen Krieg zu verlängern, muss auch die Verantwortung für die Konsequenzen dieses Kriegs übernehmen.» Weiterlesen

SPD für Führungsrolle Deutschlands und mehr Iran-Sanktionen

Berlin (dpa) – Die SPD macht sich für eine starke Führungsrolle Deutschlands in der Welt, gerechtere Besteuerung und eine Beschleunigung der Digitalisierung und der Energiewende stark. Auf einem Debattenkonvent in Berlin beschlossen die Delegierten am Sonntag einstimmig einen Leitantrag mit dem Titel «Ein Jahrzehnt des Aufbruchs. Ein Jahrzehnt der sozialen Demokratie», mit dem sich die Partei auf die gesellschaftlichen Umbrüche einstellen will. «Unsere sozialdemokratische Vorstellung einer guten Gesellschaft ist eine Gesellschaft des Respekts», heißt es darin.

In einer zusätzlichen Resolution verurteilte die Partei das Vorgehen der iranischen Regierung gegen die Protestbewegung in der Islamischen Republik aufs Schärfste und forderte weitere Sanktionen: «Hunderte von Toten, politische Morde, unzählige Verletzte und Zehntausende Gefangene, denen drakonische Strafen bis hin zur Todesstrafe drohen, sind erneuter Ausdruck der menschenverachtenden Ideologie und Gewalt des iranischen Regimes.»

Viel Kritik gab es in der Debatte am Koalitionspartner FDP. Deren Widerstand gegen eine weitere Aussetzung der Schuldenbremse wurde von mehreren Rednern kritisiert, unter anderem als «ökonomischer Wahnsinn» und «Fessel für sozialdemokratische Politik».

Scholz fordert von Russland klares Nein zu Atomschlag

Der SPD-Debattenkonvent ist die wichtigste Veranstaltung der Bundespartei in diesem Jahr, der nächste Parteitag ist erst wieder für Dezember 2023 geplant. Bereits am Samstag war Bundeskanzler Olaf Scholz kurz nach seiner China-Reise bei dem Konvent aufgetreten und hatte Russland aufgefordert, den Einsatz von Atomwaffen im Angriffskrieg gegen die Ukraine eindeutig auszuschließen.

«Es ist nicht erlaubt, es ist unvertretbar, in diesem Konflikt Nuklearwaffen einzusetzen», sagte der Kanzler. «Wir fordern Russland auf, dass es klar erklärt, dass es das nicht tun wird. Das wäre eine Grenze, die nicht überschritten werden darf.» Am Freitag hatte Scholz bei seinem Peking-Besuch gemeinsam mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping vor einer nuklearen Eskalation gewarnt. Scholz wertete dies als größten Erfolg seines nur knapp zwölfstündigen Aufenthalts in Peking, für den er vorher auch aus der Ampel-Koalition heftig kritisiert worden war. «Alleine dafür hat sich die ganze Reise gelohnt.»

Verteilungsfrage «so dringlich wie lange nicht mehr»

In dem Leitantrag spricht sich die Partei für eine gerechtere Besteuerung von Einkommen, Vermögen, Erbschaften sowie Gewinnen und Kapitalerträgen aus. «Die Verteilungsfrage stellt sich in dieser Zeit so dringlich wie lange nicht mehr», heißt es darin. Instrumente wie eine einmalige Vermögensabgabe, einen sogenannten Transformationssoli oder vergleichbare Instrumente halte man für geeignet, um notwendige politische Maßnahmen finanzieren zu können.

Militärische Fähigkeiten werden in dem Antrag als ein Mittel der Friedenspolitik anerkannt. «Russlands Angriff auf die Ukraine hat uns mit Deutlichkeit vor Augen geführt, dass zu den Grundlagen einer kraftvollen Friedenspolitik auch militärische Fähigkeiten sowie strategische Allianzen gehören». Bereits am ersten Tag des Konvents hatte SPD-Chef Lars Klingbeil erneut dafür geworben, dass Deutschland den Anspruch einer «Führungsmacht» verfolgen sollte.

Weitere Kernpunkte aus dem Antrag:

  • Klimawandel: Die SPD will darauf achten, dass die derzeitige Energiekrise nicht dazu führt, dass die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien gebremst wird. «Kurzfristig verstärkte Nutzung fossiler Energien im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine dürfen nicht zu langfristigen Lock-in-Effekten fossiler Energieträger führen.»
  • Digitalisierung: Schulen und die öffentliche Verwaltung müssten stärker digitalisiert werden. Zudem müsse der Datenschutz verstärkt werden: «Der Schutz des Grundrechts auf Privatsphäre und der Vertraulichkeit der Kommunikation muss im Mittelpunkt stehen, sodass es nicht zu einer Kommerzialisierung personenbezogener Daten kommt.»
  • Demografischer Wandel: Wegen des demografischen Wandels will sich die SPD um Fachkräfte bemühen. Unter anderem sollen dazu die Arbeits- Ausbildungsbedingungen verbessert und die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen erleichtert werden.

Klingbeil wirft Union unter Merz und Söder Lüge vor

SPD-Chef Lars Klingbeil machte in seiner Rede der Union schwere Vorwürfe. Sie sei eine politische Kraft, die «unter Markus Söder und Friedrich Merz lügt mit dem Ziel die Gesellschaft zu spalten», sagte er. CDU und CSU verbreiteten in der Diskussion über das Bürgergeld falsche Zahlen und spielten Geringverdiener gegen die Menschen aus, die auf den Staat angewiesen seien. «Wer sich so verhält, wer den Weg von Donald Trump der Verbreitung von Fake News einschlägt, wer der Meinung ist, man müsse das Land spalten, hat nichts mehr in der politischen Mitte dieses Landes verloren.» Die Bundesregierung will das Bürgergeld ab Januar einführen und damit Hartz IV ablösen.

 

 

Sicherheitskräfte schießen auf Demonstranten in Irans Kurdenregion

Teheran (dpa) – Im Nordwesten Irans haben Sicherheitskräfte laut Augenzeugen das Feuer auf Demonstranten eröffnet. Auch Tränengas sei gegen die Menschen eingesetzt worden. Diese gingen nach dem Tod einer Kurdin in ihrer Heimatstadt Mariwan auf die Straße, wie Augenzeugen am Sonntag weiter berichteten

Die Demonstranten sollen bei den Protesten das Büro des Parlamentsabgeordneten der Stadt angegriffen haben. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Hengaw mit Sitz in Oslo wurden Dutzende Demonstranten verletzt. Auch Todesopfer wurden befürchtet. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Weiterlesen

Iran räumt erstmals Drohnenlieferung an Russland ein

Tehran (dpa) – Der Iran hat erstmals Drohnenlieferungen an Russland eingeräumt. Außenminister Hussein Amirabdollahian sagte am Samstag, die Islamische Republik habe Russland vor dem Krieg in der Ukraine eine begrenzte Anzahl von Drohnen zur Verfügung gestellt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete. Weitere Waffenlieferungen nach Beginn des russischen Angriffskriegs sowie Bereitstellung von Raketen dementierte der Chefdiplomat jedoch.

Kiew und die US-Regierung hatten jüngst angeprangert, dass Kamikazedrohnen aus dem Iran im Ukraine-Krieg eingesetzt wurden.Berichten zufolge soll Teheran auch Militärpersonal auf die von Russland besetzte Krim geschickt haben, um die Russen beim Umgang mit den Drohnen zu trainieren und ihnen technische Hilfe zu bieten.Bisher dementierte Teheran die Lieferungen. Weiterlesen

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Kiew (dpa) – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht keine Bereitschaft bei Moskau zu Verhandlungen über ein mögliches Ende des Angriffskrieges gegen sein Land. Russland schicke Zehn- oder Hunderttausende Menschen für den Kampf; wer verhandeln wolle, lasse die Menschen aber nicht im «Fleischwolf» sterben, sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner aus Kiew verbreiteten täglichen Videobotschaft.

«Wir sind jetzt bereit für einen Frieden, einen fairen und gerechten Frieden. Die Formel dafür haben wir viele Male erklärt», sagte Selenskyj. Vor allem müsse Russland die Grenzen der Ukraine und ihre territoriale Unversehrtheit nach UN-Recht respektieren.

Selenskyj hatte als Voraussetzung für Friedensverhandlungen immer wieder einen vollständigen Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Staatsgebiet gefordert. Zudem sagte er nun, dass Russland die Verantwortung für den Terror gegen die Ukraine übernehmen müsse. Das Land müsse Kriegsverbrecher bestrafen und die Schäden ersetzen, forderte er. Weiterlesen

Erneut gewaltsame Auseinandersetzungen bei Protesten im Iran

Teheran (dpa) – Im Südosten Irans sind Proteste erneut in Gewalt umgeschlagen. In der Stadt Chasch sollen Demonstranten einen Polizeiposten in Brand gesteckt haben, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars am Freitag.

Die Hintergründe waren zunächst völlig unklar. Nach Angaben von Staatsmedien gab es Verletzte. Erste Berichte in sozialen Medien meldeten auch Todesopfer. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Weiterlesen

Tausende Menschen bei Iran-Demos unterwegs

In Köln nahmen am 05.11.2022 mehrere Tausend Menschen friedlich an der Iran-Demo teil. (Foto EMZ)

Köln/Düsseldorf. Tausende Menschen haben in mehreren Städten erneut ihre Solidarität mit den Protestierenden im Iran bekundet. In Köln gab es am Samstag, 05.11.2022 in der Innenstadt drei Demonstrationen – nach Angaben der Polizei nahmen mehrere Tausend Menschen daran teil.

 

Auch in Düsseldorf kamen laut Polizei mit ungefähr 3000 Menschen deutlich mehr als erwartet zusammen. Der Veranstalter hatte zunächst 750 Teilnehmende angemeldet. Die Demonstrationen verliefen ohne besondere Vorkommnisse, sagte ein Polizeisprecher.

Plakate mit Fotos von Mahsa Amini

Auf Plakaten forderten die Demonstranten die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen im Iran oder «Nieder mit der Islamischen Republik». Immer wieder waren Plakate mit Fotos von Mahsa Amini zu sehen. Der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mitte September gilt als Auslöser der seit Wochen anhaltenden Massenproteste im Iran gegen den autoritären Kurs der Regierung. Die Vereinten Nationen haben sich «zunehmend besorgt» über Berichte von Toten bei den Protesten im Iran gezeigt. (red/dpa)

Schüsse, Tränengas und Angriff auf Mullah bei Protesten

Teheran (dpa) – Tränengas liegt in der Luft, Schüsse sind zu hören und über den Köpfen der Demonstranten kreist ein Helikopter: Nahe der Hauptstadt Teheran sind Proteste gegen den autoritären Regierungskurs erneut in Gewalt umgeschlagen.

«Wir waren ja bei mehreren Protesten dabei, aber das hier spielt in einer anderen Liga», berichtete ein Augenzeuge in der Stadt Karadsch, westlich von Teheran. Die Bilder, die am Donnerstag wieder in den sozialen Medien geteilt wurden, zeigten verletzte Demonstranten und Sicherheitskräfte.

Menschenmassen strömten auf die Straßen – mehrheitlich waren es Frauen. Immer wieder waren Rufe wie «wir kämpfen, wir sterben, wir ertragen keine Erniedrigung» zu hören, wie Augenzeugen berichteten. Sicherheitskräfte sollen auf die Demonstranten geschossen haben. Einige setzten sich zur Wehr. «Irgendwie hatte keiner Angst», sagte ein weiterer Mann am Rande der Proteste. «Die Augen der Leute waren voller Hass, da war kein Platz mehr für Angst.» Weiterlesen

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