Schauspieler Julian Sands beim Wandern verschollen

Los Angeles (dpa) – Der aus Filmen wie «Zimmer mit Aussicht» bekannte britische Schauspieler Julian Sands wird seit einer Wanderung in einer Bergregion im US-Bundesstaat Kalifornien vermisst.

Der 65-Jährige sei am vergangenen Freitag nordöstlich von Los Angeles zu einem Ausflug in die Gegend um den Mount Baldy aufgebrochen und nicht zurückgekehrt, teilte das Sheriff-Büro im Bezirk San Bernardino laut Medienberichten mit. Rettungsteams hätten nach Sands gesucht, mussten aber den Einsatz wegen schlechten Wetters und Lawinengefahr abbrechen, sagte Sprecherin Gloria Huerta dem Sender CNN. Derzeit seien Drohnen bei der Suche im Einsatz. Weiterlesen

US-Schauspielerin Andie MacDowell schwärmt von Enkelkind

Berlin (dpa) – US-Schauspielerin Andie MacDowell (64) möchte ihre neugeborene Enkelin am liebsten so häufig wie möglich sehen. «Es ist ein so schönes Gefühl, Großmutter zu sein», sagte sie am Rande der diesjährigen Berliner Modewoche am Mittwochabend. Weiterlesen

Castingdirektorin Simone Bär mit 57 Jahren gestorben

Berlin (dpa) – Bei vielen Filmen hat sie geholfen, die entscheidenden Schauspielerinnen und Schauspieler zu finden. Nun ist die Castingdirektorin Simone Bär im Alter von 57 Jahren in Berlin gestorben. Das teilte die Deutsche Filmakademie mit.

Bär habe Casting zur Kunst erhoben, schrieb die Akademie in einem Nachruf. «Sie war eine der besten Menschenkennerinnen in diesem Metier, immer auf der Suche nach einem neuen Gesicht, einer neuen Inspiration, immer bereit, alles über Bord zu werfen für die perfekte Gruppe, für die perfekte Hauptrolle.» Weiterlesen

Glööckler über Lollobrigida: «Himmel etwas glamouröser»

Kirchheim (dpa/lrs) – Modeschöpfer Harald Glööckler hat die gestorbene italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida als großartige Künstlerin und wundervollen Menschen bezeichnet. «Sie hat unser Leben glamourös gemacht, jetzt ist der Himmel etwas glamouröser», sagte Glööckler am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Lollobrigida habe bis ins hohe Alter eine einzigartige Ausstrahlung besessen. «Mit ihr kam Hollywood. Stars mit dieser Aura gibt es heute nicht mehr.» Lollobrigida starb im Alter von 95 Jahren, wie am Montag bekannt wurde. Weiterlesen

Italienische Film-Ikone Gina Lollobrigida gestorben

Von Manuel Schwarz und Carola Frentzen, dpa

Rom (dpa) – Auf der Leinwand verdrehte sie den Hollywood-Stars reihum den Kopf, auf den roten Teppichen setzte sich Gina Lollobrigida immer gern als große Diva in Szene. In ausgefallenen Abendroben, grell geschminkt und mit schriller Haarpracht war die Italienerin mit dem umständlichen Nachnamen ein Unikum. Auf ein Metier ließ sie sich nie festlegen. Sie war Kino-Ikone, Sexsymbol, Fotojournalistin, Bildhauerin und UN-Botschafterin – und in allem stets selbstständig.

Umso schmerzhafter war es für ein ganzes Land, wie «Lollo» nach einem Familienstreit entmündigt wurde und in den letzten Jahren nur noch um ihre Würde flehte. Nun ist Gina Lollobrigida im Alter von 95 Jahren gestorben – Italien verliert einen seiner großen Stars.

1927 in dem Örtchen Subiaco östlich von Rom geboren, wird Gina schon als Dreijährige in einem Wettbewerb zum schönsten Kleinkind gekürt. Nach dem Zweiten Weltkrieg geht sie in die Hauptstadt, will Malerei und Bildhauerei studieren und schlägt sich mit Statistenrollen und Kohlezeichnungen von Gästen in den Lokalen durch.

Start mit «Opernrausch»

Zum Film kommt sie zufällig: 1946 wird sie auf der Straße entdeckt und 1947 vom Produzenten Mario Costa für den Film «Opernrausch» engagiert. Nur ihr Name erscheint anfangs selbst den Regisseuren zu schwer – sie wollen den vielversprechenden Jungstar «Diana Lori» nennen. Lollobrigida sträubt sich: «Mein Onkel ist trotz unseres langen Namens ein bekannter Maler geworden.»

Lange gilt die brünette Darstellerin in Anlehnung an einen ihrer Filmtitel als «die schönste Frau der Welt». In den 50er und 60er Jahren macht sie als umgarnter Männerschwarm Furore. Doch hat Gina – eine Koseform des Namens Luigina – stets mehr zu bieten: In mehr als 60 Filmen wirkt sie mit und macht später noch mit der Fotokamera und als Bildhauerin eine zweite und dritte Karriere.

Bereits Anfang der 70er Jahre entscheidet sich «Gina nazionale» zu dem Rollenwechsel vom Film zur Fotografie – mit gutem Grund: «Ich habe es abgelehnt, mich auszuziehen», erklärt sie später. Daraufhin hätten die Filmproduzenten sie links liegen lassen.

Von Pelé bis Dalí

Kein Problem für die selbstbewusste Italienerin, die sich kurzerhand auf ihre andere Passion konzentriert. Sie lichtet Prominente wie Fidel Castro, das brasilianische Fußballidol Pelé, Ronald Reagan, Paul Newman und Salvador Dalí ab. Selbst die deutsche Fußballnationalmannschaft posiert vor ihrer Linse.

In den 1990er Jahren folgt die dritte Karriere. Lollobrigida kehrt quasi zu ihren Anfängen zurück und nimmt Unterricht bei dem bekannten Bildhauer Giacomo Manzù. Später arbeitet sie häufig in ihrem Atelier in Pietrasanta in der Toskana, stellt Skulpturen in Moskau und Sevilla aus. Nebenbei engagiert sie sich für eine bessere Welt, wird zur Unicef- und FAO-Botschafterin.

«Der Glöckner von Notre-Dame»

Zu Gina Lollobrigidas Welterfolgen zählen Filme wie «Fanfan, der Husar» und «Die Schönen der Nacht» sowie «Der Glöckner von Notre-Dame», wo sie an der Seite von «Quasimodo» Anthony Quinn die umschwärmte Esmeralda spielt. Sie dreht an der Seite von Humphrey Bogart, Marcello Mastroianni, Sean Connery, Alec Guinness, Burt Lancaster und Rock Hudson und arbeitet mit Regisseuren wie Howard Hughes und René Clair zusammen.

Einen Oscar, den ihre Landsfrauen Sophia Loren und Anna Magnani bekamen, erhält Lollobrigida jedoch nie. Dafür wird sie in Washington von Präsident Eisenhower empfangen und erhält 1985 aus der Hand des französischen Kulturministers das «Offizierskreuz für Kunst und Wissenschaft».

«Weniger Glück als andere» hat sie nach eigenen Angaben «in Herzensangelegenheiten». 1949 heiratet sie den jugoslawischen Arzt Milko Skofic. Aus der Ehe, die 1971 geschieden wird, geht Sohn Milko Jr. hervor. Anschließend sagt man «Lollo» zahlreiche Affären etwa mit Milliardär Howard Hughes und dem Politiker Henry Kissinger nach.

2006, mit 79 Jahren, macht sie noch einmal Schlagzeilen, als sie den 34 Jahre jüngeren Javier Rigau heiraten will. Doch dazu kommt es nicht – der Spanier stellt sich als Heiratsschwindler heraus.

In ihren letzten Jahren steht erneut ein junger Mann im Fokus, «mein großes Glück», wie Lollobrigida sagt. Offiziell ist er ihr Assistent und wohnt mit seiner Familie bei der Schauspielerin. Sohn Milko behauptet, der Mann habe die Seniorin manipuliert. Deswegen und als Folge des Eklats um den spanischen Betrüger erwirkt der Sohn, dass seiner Mutter ein Finanzvormund vorgesetzt wurde. Lollobrigida und ihr Anwalt meinen, Milko gehe es nur um das Vermögen der Mutter.

«Ich habe das Recht in Frieden zu leben, aber auch in Frieden zu sterben», sagt Lollobrigida 2021 in einem TV-Interview. «In meinem Alter sollte ich eigentlich ein bisschen Frieden haben. Aber den habe ich nicht. Ich bin müde. Man sollte mich in Frieden sterben lassen.»

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Ein wildes Spektakel: «Babylon – Rausch der Ekstase»

Von Barbara Munker, dpa

Los Angeles (dpa) – Mit dem nostalgischen Filmmusical «La La Land» lieferte US-Regisseur Damien Chazelle 2017 eine beschwingte Hommage an Hollywood. Die nette Romanze über eine junge Schauspielerin und einen Jazzmusiker im heutigen Los Angeles machte Chazelle mit damals 32 Jahren zum jüngsten Gewinner eines Regie-Oscars überhaupt. Nun legt das Wunderkind mit einer weiteren Hommage an die Traumfabrik nach – allerdings liegen Welten dazwischen.

«Babylon – Rausch der Ekstase» entführt ins frühe Hollywood der 1920er Jahre, als die junge Filmmetropole von der Stummfilm-Ära ins Tonzeitalter schlitterte. Chazelle geht mit rauschenden Partys, viel nackter Haut, bombastischen Filmsets und dekadenten Exzessen in die Vollen. Zurecht trägt der über dreistündige Leinwand-Exzess den Untertitel «Rausch der Ekstase».

Chazelle, der auch das Drehbuch schrieb, konnte dafür ein Star-Ensemble gewinnen. Brad Pitt spielt einen gefeierten Movie-Star, Margot Robbie ein aufstrebendes Starlet, Jean Smart eine Gossip-Kolumnistin auf der Suche nach Skandalgeschichten, Tobey Maguire einen perfiden Drogenboss der Unterwelt. Jovan Adepo wird zum Trompeten-Virtuosen, Li Jun Li verwandelt sich in eine geheimnisvolle Cabaret-Sängerin. Auch Olivia Wilde, Eric Roberts, Lukas Haas und Musiker Flea mischen mit.

Ein vielversprechender Newcomer

Doch gleich zum Auftakt des Films tritt mit Diego Calva die eigentliche Hauptfigur in Aktion. Der 30-jährige Mexikaner, Hollywoods Neuentdeckung, spielt einen jungen Einwanderer, der in der Filmmetropole sein Glück sucht. Als ersten Handlangerjob muss er einen Elefanten in einem Truck über eine steile Landstraße zu einer Luxus-Villa befördern, als Attraktion für eine rauschende Party.

Das aufgeregte Tier entleert mit aller Wucht seinen Darm – und Regisseur Chazelle lässt es schonungslos über Darsteller und Leinwand spritzen. Das ist der noch harmlose Vorgeschmack auf die folgende «Babylon»-Orgie mit wilden Sexszenen, Drogen-Exzessen, kühnen Träumen und tragischen Abstürzen.

Es ist das Jahr 1926, Stummfilm-Star Jack Conrad (Pitt) ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. «Ich glaube was wir hier in Hollywood haben ist hohe Kunst», trumpft der Charmeur lächelnd auf. Das unheilvolle Ende des Schauspielers, der am Siegeszug des Tonfilms zerbricht, bahnt sich schon an. Conrad ist eine fiktive Figur, inspiriert von der damaligen Hollywood-Größe John Gilbert.

Nellie LaRoy (Robbie) stürzt sich als wilder Vamp in Hollywoods Glamour-Spektakel und wird als Starlet entdeckt. Robbie, die in Quentin Tarantinos Hollywood-Hommage «Once Upon a Time in Hollywood» (2019) die aufstrebende Schauspielerin Sharon Tate verkörperte, dreht in «Babylon» mitreißend auf und zeigt ebenso fesselnd den tragischen Absturz, als Nellies Karriereträume platzen.

Golden Globes und Oscars

«Babylon» holte gleich fünf Golden-Globe-Nominierungen. Letztlich gewann der Film nur die Auszeichnung für die beste Filmmusik: US-Komponist Justin Hurwitz, der schon für «La La Land» den Globe und Oscar gewann, heizt das Geschehen mit einem Jazz-Score an.

Chazelles «La La Land» war 2017 für sensationelle 14 Oscars nominiert und wurde schließlich mit sechs Trophäen ausgezeichnet. «Babylon» hat bei der Verkündung der Oscar-Nominierungen am 24. Januar gute Chancen, aber ein Abräumer dürfte diese freizügige Satire nicht sein. Die US-Filmzensur hat dem Film den strengen R-Stempel aufgedrückt, Jugendliche unter 17 Jahren sind nur in Begleitung Erwachsener zugelassen.

«Babylon» ist eine ungewöhnliche, komplexe Liebeserklärung an Hollywood. Chazelle bombardiert die Zuschauer mit fetziger Musik, schrillen Szenen und schrägen Charakteren. Dabei schlägt er gelegentlich mit Vulgaritäten über die Stränge, aber hinter all dem übertriebenen Wirbel sind seine Bewunderung und Liebe für die Anfänge der Filmkunst deutlich zu spüren.

Babylon-Rausch der Ekstase , USA 2022, 188 Minuten, FSK ab 12, von Damien Chazelle, mit Brad Pitt, Margot Robbie, Diego Calva, Jean Smart, Tobey Maguire

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Kritiker-Preis: «Everything Everywhere All at Once» räumt ab

Los Angeles (dpa) – Mit gleich fünf Auszeichnungen ist die Science-Fiction-Komödie «Everything Everywhere All at Once» zum großen Gewinner bei den 28. Critics Choice Awards avanciert. Der Kritikerverband Critics Choice Association (CCA) bedachte die US-Produktion am Sonntagabend (Ortszeit) in Los Angeles unter anderem mit Preisen für den besten Film, das beste Originaldrehbuch und den besten Schnitt. Außerdem wurden das Duo Dan Kwan und Daniel Scheinert für die beste Regie sowie Ke Huy Quan als bester Nebendarsteller ausgezeichnet.

Für ihre Rolle als fiktive Chefdirigentin der Berliner Philharmoniker im Drama «Tár» gewann Cate Blanchett den Preis als beste Hauptdarstellerin. Zum besten Hauptdarsteller wurde Brendan Fraser gekürt, der in «The Whale» als stark übergewichtiger Mann mit dem Verlust einer großen Liebe kämpft. Weiterlesen

Eine Liebe am Abgrund: «Der Trafikant» im RBB

Von Iris Auding, dpa

Berlin (dpa) – Wien 1937. Der 17-Jährige Franz kommt frisch vom Dorf und soll in einem Laden für Zeitungen und Zigaretten arbeiten, einer sogenannten Trafik. In der Stadt brodelt es, der Nationalsozialismus gewinnt an Boden. Einer der Stammkunden des Kiosks ist Sigmund Freud, der für Franz zu einem väterlichen Freund wird. Das RBB Fernsehen zeigt am Donnerstag um 20.15 Uhr das Drama «Der Trafikant».

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Robert Seethaler. Im Mittelpunkt steht die Geschichte Franz Huchels, sein Erwachsenwerden und die erste Liebe. Es geht um Freundschaft und darum, wie Franz sich auch in politisch furchtbaren Zeiten treu bleibt. Der Film punktet mit tollen Schauspielern sowie trotz des ernsten Hintergrunds mit Humor und Leichtigkeit.

Inhaber des Kiosks ist der Trafikant Otto (Johannes Krisch), der im Ersten Weltkrieg ein Bein verloren hat und mit seinem Geschäft seinen Lebensunterhalt verdienen muss. Der Eckladen ist eine Welt im Kleinen, Menschen aus allen Schichten kommen herein: Vom Kommunisten in Lederjacke bis zum Bürger im Anzug, von der Frau Doktor bis zum Herrn Professor. Bruno Ganz gibt einen altersmilden und skeptischen Sigmund Freud, den seine Patienten langweilen und den nichts mehr erschüttern kann. Franz ist fasziniert, er will alle Werke des Psychologen studieren, der entgegnet entsetzt: «Um Himmels Willen, hast du nichts Besseres zu tun?» Den Begriff Libido erklärt der alte Mann so: Hat ihren «Sitz in der Hose». Der junge Mann fragt: «Auch bei Ihnen»?. Die Antwort: «Meine Libido ist längst überwunden».

Liebeskummer, Traumbilder und politische Hintergründe

Als Franz sich in Anezka verliebt, mit ihr seinen ersten Sex, aber auch reichlich Liebeskummer erlebt, hofft er vergeblich auf Rat vom Professor. Der sagt bloß weise: «Von der Liebe versteht niemand irgendetwas.» Der 17-Jährige, überzeugend gespielt von Simon Morzé, mag jung, unbedarft und naiv sein, aber er ist auch menschlich, neugierig und hartnäckig: Er kämpft um Anezka und hält zu seinem Chef Otto, den die Nazis verhaften. Immer wieder wird der realistisch erzählte Film von Vorstellungen und Traumbildern unterbrochen, die die Gedanken von Franz wiedergeben. Die politischen Hintergründe der 1930er Jahre thematisiert Regisseur Nikolaus Leytner eher unterschwellig, trotzdem werden sie sehr deutlich.

Die braune Ideologie sickert ein und breitet sich aus. So bittet ein Kellner den Professor, im Café hinter einem Wandschirm Platz zu nehmen; das Kabarett verspottet nicht länger den Führer, sondern reißt Witze über Juden. 1938 verkündet Hitler den «Anschluss», Österreich ist Teil des Nazi-Regimes. Überall sind Flaggen mit Hakenkreuzen zu sehen, auf den Tabakladen wird ein Anschlag verübt. Die Mutter schreibt ihrem Sohn, dass auch im vermeintlich idyllischen Heimatdorf auf einmal alle Nazis sein wollten.

Franz führt unbeirrt die Trafik und schreibt weiter seine Träume auf. Als die Nazis Franz das «Ableben» Ottos mitteilen und ihm ein Paket mit dessen Sachen schicken, trifft sich der 17-Jährige ein letztes Mal mit Freud, der ins Exil nach London flieht. Auch Franz will ein Zeichen setzen und fasst einen folgenschweren Entschluss.

Pyro, Techno und Konfetti: Scooter im Kino

Von Kilian Genius, dpa

Hamburg (dpa) – Ein Mann mit wasserstoffblonden Haaren schminkt seine Augenbrauen. Aufgeregte Menschen warten auf ihn und rufen seinen Namen. Er müsse in wenigen Sekunden auf die Bühne – die Show beginnt. Er greift das Mikrofon und ruft mit einer markanten Raucherstimme 80.000 Fans zu: «I hope this shit will be over soon» (deutsch: «Ich hoffe, diese Scheiße ist bald vorbei»). Es ist H.P. Baxxter, Scooter-Frontmann und für viele Techno-Legende.

Doch H.P. Baxxter und seine Bandkollegen Sebastian Schilde und Michael Simon stehen nicht in einer proppenvollen Arena, sondern in einer leeren Halle vor ein paar Kameramännern und Tontechnikern. Es ist ein Streaming-Konzert, mitten im Lockdown. «Ich dachte, die ganze Doku ist kaputt, weil wir gar nicht mehr auf die Bühne kommen», sagte H.P. Baxxter der Deutschen Presse-Agentur bei seiner Filmpremiere auf dem Hamburger Filmfest. «FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter» erzählt die Erfolgsgeschichte der Musikgruppe.

H.P. Baxxter im Mittelpunkt

Begleitet wird Scooter dabei, wie sie trotz Pandemie ihr 20. Album veröffentlichen und immer wieder Wege finden, um aufzutreten. «Durch Corona brauchten wir auf einmal ein ganz anderes Drehkonzept. Wir waren eigentlich angetreten, um die Scooter-Tour zu begleiten», sagte die Regisseurin Cordula Kablitz-Post. Kablitz-Post, die zuvor einen ähnlichen Dokumentarfilm über die Rockband Die Toten Hosen gedreht hatte, wollte einen Blick hinter die Kulissen werfen. Das hat H.P. Baxxter überzeugt, der zuvor jede Homestory abgelehnt habe. «Ich dachte auf Anhieb, cool, das passt. Ich hatte auch gleich so ein Vertrauen, dass das gut wird.»

Im Mittelpunkt des Films steht der 58-jährige Frontmann, der mit bürgerlichem Namen Hans Peter Geerdes heißt und im ostfriesischen Leer (Niedersachsen) aufgewachsen ist. «Die Kameras vergisst man irgendwann völlig», sagte Geerdes. Kinobesucher erhalten einen intimen Einblick in das Leben des Musikers. Gezeigt wird unter anderem, wie der Musiker in Hamburg-Duvenstedt lebt – nach eigenen Angaben wie ein «englischer Landlord». In der Garage stehen Oldtimer, an den dunkelgrünen Wänden hängen antike Gemälde, die Stühle haben goldene Armlehnen und auf dem Boden liegen Tierfelle. «Es ist so eine Art heile Welt. Wenn die Menschen mal wieder komisch sind, habe ich zu Hause einen Ruhepol.»

Die Filmemacherin Kablitz-Post war von der Offenheit des Superstars begeistert. «Es ist etwas ganz Besonderes, wenn dich ein Künstler so nah an sich ranlässt.» Am Ende der Dreharbeiten hätten sie fast 150 Stunden Material gehabt. Gezeigt werden auch Aufnahmen aus Geerdes’ Kindheit und Jugend – der junge H.P. Baxxter mit längeren Haaren, auffälligem Schmuck und stark geschminkt. «Wahrscheinlich erkennen mich viele gar nicht», sagte der 58-Jährige. Ihm sei es in erster Linie um die Mode, aber auch um die Provokation gegangen. «Ich bin in der Kleinstadt komplett geschminkt über den Schulhof gelaufen. Alle haben geguckt, ich fand das immer gut.»

Doch der Film zeigt nicht nur eine heile Welt. Zu sehen ist unter anderem Geerdes Freundin Lysann, von der er sich nach fünf Jahren Beziehung während der Dreharbeiten trennte. Und auch wenn es Streit in der Band gibt, ist die Kamera dabei. H.P. Baxxter scheint kein einfacher Charakter zu sein – sowohl vor als auch hinter der Kamera. «Es war manchmal ganz schön anstrengend zusammenzuarbeiten», sagte Kablitz-Post. Schnell wird deutlich: Der Ostfriese hat klare Vorstellungen von seinen Shows. Nach den Auftritten müssen beispielsweise Tee, Räucherstäbchen, Eis und – ganz wichtig – ein 0,3-Liter-Glas bereitstehen.

Nach dem Auftritt gibt es «Barzwang»

Im Anschluss gilt der «Bar-Zwang», wie es H.P. Baxxter nennt. Alle Band- und Crew-Mitglieder sind dazu verpflichtet, feuchtfröhlich mitzufeiern. Wer die Stimmung runterzieht, fliegt raus. Ende vergangenen Jahres sollen beide Bandmitglieder Schilde und Simon die Musikgruppe verlassen haben. Doch das ist typisch Scooter. Personelle Wechsel gehören zum Konzept – ausgenommen ist natürlich der Frontmann.

Mit über 30 Millionen verkauften Tonträgern und unzähligen Auszeichnungen gehört die Band zu den erfolgreichsten deutschen Acts. Dabei galt Scooter mit ihrer oft abschätzig als «Kirmes-Techno» bezeichneten Musik nicht immer als cool. Inzwischen aber hat die Band mit Songs wie «Hyper, Hyper» oder «How Much is the Fish?» einen Kultstatus erreicht – sowohl im In- als auch im Ausland.

Man kann sie für irre halten. Man kann sie belächeln. Man kann sie vergöttern. Eines aber ist unbestritten: Scooter sind längst zu Titanen im Pop-Geschäft geworden.

 

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Michael Fassbender ist sehr gern Vater

Berlin (dpa) – Hollywood-Star Michael Fassbender (45, «Steve Jobs», «X-Men») ist nach eigenen Worten glücklich in seiner Rolle als Vater. «Vater zu sein ist die schönste Sache der Welt und natürlich auch Arbeit, aber stressig ist es nicht», sagte er dem Magazin «Bunte». «Mein Wunsch ist es, dass meine Familie weiterhin gesund ist, in Sicherheit lebt und dass ich für sie sorgen kann.» Der deutsch-irische Schauspieler ist seit 2017 mit der schwedischen Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander (34) verheiratet. Das Paar lernte sich bei den Dreharbeiten zur Romanze «The Light Between Oceans» (2016) kennen. 2021 wurden sie zum ersten Mal Eltern.

Top-Globe für «The Fabelmans» – Deutscher Film geht leer aus

Beverly Hills  (dpa) – Der Film «The Fabelmans» von Regisseur Steven Spielberg hat den Golden Globe als bestes Filmdrama gewonnen. Er setzte sich bei der Trophäen-Gala in der Nacht zum Mittwoch gegen James Camerons «Avatar: The Way of Water», «Elvis», «Tár» und «Top Gun: Maverick» durch. Der 76-jährige Spielberg holte mit seinem autobiografischen Film über seine Kindheit und Jugend auch den Regie-Globe.

Drei Golden Globes gingen an die Tragikomödie «The Banshees of Inisherin» über eine geplatzte Männerfreundschaft im Irland der 1920er Jahre. Der Film siegte in der Sparte «Komödie/Musical», Colin Farrell holte den Preis als Komödien-Hauptdarsteller und Regisseur und Autor Martin McDonagh nahm die Trophäe für das beste Drehbuch entgegen. Michelle Yeoh gewann den Preis als Hauptdarstellerin in der Science-Fiction-Komödie «Everything Everywhere All at Once». Weiterlesen

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