Zeuge sagt im Prozess um Brand in Asylbewerberheim aus

Koblenz (dpa) – Im Mordprozess um einen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim 1991 im Saarland hat ein Zeuge von einer Todesahnung des Opfers berichtet. Er sei am Vorabend der Tat mit Samuel Yeboah in Saarlouis an mehreren Skinheads vorbeigelaufen, berichtete ein deutscher Freund am Dienstag vor dem Oberlandesgericht (OLG) Koblenz. Daraufhin habe Yeboah zu ihm gesagt: «Eines Tages, wenn du zu Hause bist, werden die mich umbringen.» Stunden darauf sei der 27-jährige Westafrikaner tatsächlich einem Anschlag zum Opfer gefallen.

Der 51-jährige Zeuge, heute ein Fondsmanager, sprach von einer großen Angst des Opfers, abgeschoben zu werden: «Das hat ihn streckenweise stark belastet.» Er wisse nicht, ob Yeboah in seiner Heimat verfolgt worden sei. «Er wollte sich ein besseres Leben in Deutschland aufbauen», fügte der Zeuge hinzu. Sein afrikanischer Freund, mit dem er im Boxtraining gewesen sei, «konnte Deutsch, wollte immer arbeiten». Wie ein Anwalt eines Nebenklägers, Christian Schmitt, am Rande des Prozesse erklärte, war Yeboas Asylantrag seinerzeit abgelehnt worden. Nur wegen ärztlich festgestellter Suizidgefahr sei der Ghanaer noch nicht vor seinem Tod abgeschoben worden.

Der mutmaßliche Täter steht seit November 2022 wegen Mordes sowie versuchten Mordes in 20 Fällen vor dem OLG Koblenz. Wenige Stunden nach dem Brandanschlag in der Nacht auf den 19. September 1991 war Yeboah nach schwersten Verbrennungen gestorben. Zwei andere Hausbewohner sprangen damals laut Anklage aus einem Fenster und brachen sich Knochen. 18 weitere Bewohner retteten sich unverletzt.

Die Bundesanwaltschaft wirft dem Angeklagten, einem heutigen Familienvater vor, damals aus rassistischer Gesinnung das Feuer mit Benzin entzündet zu haben. Der Mann bestreitet die Vorwürfe. Sein Verteidiger Guido Britz hatte beim Prozessauftakt gesagt, es gebe Anhaltspunkte, die auf andere Menschen als Täter hindeuteten.

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