Mordprozess kann Leid der Hinterbliebenen nur wenig lindern

Kaiserslautern (dpa) – Der Mordprozess um den Tod der beiden in der Nähe von Kusel (Pfalz) erschossenen Polizisten kann nach Einschätzung des Soziologen Thorsten Benkel das Leid der Hinterbliebenen nur wenig lindern. «Schmerz ist nicht Teil der juristischen Aufarbeitung», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die härteste Bestrafung eines Täters könne die Trauer nicht beenden. «Einen gerechten Ausgleich für den Verlust eines Menschen gibt es nicht», sagte Benkel, der in Passau zur Trauerkultur in Deutschland forscht. So banal es oft klinge, heile nur die Zeit die Wunden. «Irgendwann ist der Alltag wieder da.»

Vor knapp fünf Monaten waren bei Kusel zwei Polizisten bei einer nächtlichen Fahrzeugkontrolle erschossen worden. Ein 39 Jahre alter Mann steht derzeit als mutmaßlicher Täter vor dem Landgericht Kaiserslautern. Am Montag sollte die Beweisaufnahme beginnen.

Benkel nannte es «nicht untypisch», dass am Tatort eine Gedenkstätte an die Morde erinnere. «Solche Orte dienen oft dem Kanalisieren von Verzweiflung. Viele fragen: «Wo soll man denn hingehen?» Oft wählt man den Ort, an dem der Gestorbene zuletzt lebendig gewesen ist.»

Dass Hinterbliebene oft Wut auf die mutmaßlichen Täter empfinden würden, halte er für nachvollziehbar, sagte der 45-Jährige. «Manche sagen, das Ausleben von Hass bringe nichts. Ich sehe das anders. Ich kann den Hinterbliebenen da keinen Vorwurf machen.» Emotionen seien wichtig, man sollte sie sich nicht ausreden lassen. «Es ist alles okay, was man nach einem solch schweren Alltagseinbruch empfindet», meinte der in der Pfalz geborene Soziologe.

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