Unionspolitiker offen für Änderung von Transsexuellengesetz

Berlin (dpa) – Fachpolitiker der Union wollen sich einer Änderung des Transsexuellengesetzes nicht in den Weg stellen. Das von der Ampel-Koalition geplante Selbstbestimmungsgesetz lehnen sie jedoch ab, heißt es in einem Brief, der diese Woche an die Mitglieder der Fraktion ging.

«Wir sind offen für eine pragmatische Anpassung des Verfahrens zur Änderung des Namens beziehungsweise des Personenstands von transgeschlechtlichen Menschen, um dem Eindruck diskriminierender Regeln entgegenzutreten», führen die Unterzeichner aus. Die Pläne der Ampel gingen «in ihrem extremen und pauschalen Ansatz» aber zu weit. Weiterlesen

Flüchtlingsrat fordert mehr Unterstützung für Anschlagsopfer

Koblenz (dpa/lrs) – Der Saarländische Flüchtlingsrat fordert mehr Unterstützung für die Betroffenen eines Brandanschlags auf ein Asylbewerberheim in Saarlouis vor mehr als 30 Jahren. «Die schildern immer noch Alpträume, die sind sehr stark belastet, traumatisiert», sagte Ursula Quack vom Saarländischen Flüchtlingsrat e.V. am Donnerstag. Man fordere nicht nur eine angemessene Entschädigung sondern auch die Möglichkeit einer Traumatherapie. «Ihnen wurde nie geholfen. Es gab keine Gespräche, ob sie eine Therapie brauchen oder sonst was, weil man ja nicht von einer rassistischen Tat ausgegangen ist und alles offen gelassen hat, was da jetzt passiert ist.»

Der Fall um den tödlichen Brand in dem Asylbewerberheim 1991 wird zurzeit vor dem Oberlandesgericht Koblenz verhandelt. Angeklagt ist ein 51-jähriger Deutscher. Bei dem Anschlag war der 27-jährige Asylbewerber Samuel Yeboah aus dem westafrikanischen Ghana verbrannt. Zwei andere Hausbewohner sprangen aus einem Fenster und brachen sich Knochen. 18 weitere Bewohner konnten unverletzt fliehen. Weiterlesen

Großes Interesse an Hilfe für Angehörige von Erdbebenopfern

Berlin (dpa) – Die im Februar eingerichtete Spezialsprechstunde für in Berlin lebende Angehörige von Erdbebenopfern in der Türkei und in Syrien ist auf großes Interesse gestoßen. Wegen der hohen Nachfrage werde das türkischsprachige Angebot am Zentrum für transkulturelle Psychiatrie bis mindestens Mitte Mai verlängert, sagte einer der behandelnden Psychiater, Serkan Basman, der Deutschen Presse-Agentur. Ursprünglich sei eine Laufzeit bis Ende März geplant gewesen.

Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien Anfang Februar hatte ein Behandlungsteam des Zentrums für transkulturelle Psychiatrie am Humboldt-Klinikum Ende Februar die Spezialsprechstunde kurzfristig eingerichtet. Angehörige können dort psychiatrisch-psychologische Unterstützung bekommen. Schwerpunkt des Zentrums sind ein kultursensibler Ansatz und muttersprachliche Behandlung, in dem Fall auf Türkisch und Arabisch. Weiterlesen

35 Prozent der Betriebe beschäftigen genug Schwerbehinderte

Saarbrücken (dpa/lrs) – Rund 35 Prozent der betreffenden Arbeitgeber im Saarland erfüllen ihre Pflicht zur Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen. 12.600 Menschen mit Schwerbehinderung waren im Jahr 2021 in Betrieben mit mindestens 20 Arbeitsplätzen angestellt, wie die Arbeitsagentur am Mittwoch mitteilte. Rund 37 Prozent der Arbeitgeber erfüllten die Beschäftigungspflicht demnach nur teilweise, rund 27 Prozent kamen ihr nicht nach. Weiterlesen

36 Prozent beschäftigen geforderte Zahl Schwerbehinderter

Saarbrücken (dpa/lrs) – Rund 36 Prozent der betreffenden Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz erfüllen ihre Pflicht zur Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen. 41.400 Menschen mit Schwerbehinderung waren im Jahr 2021 in Betrieben mit mindestens 20 Arbeitsplätzen angestellt, wie die Arbeitsagentur am Mittwoch mitteilte. Knapp 38 Prozent der Arbeitgeber erfüllten die Beschäftigungspflicht demnach nur teilweise, rund 26 Prozent kamen ihr nicht nach. Knapp 80 Prozent der schwerbehinderten Menschen in Beschäftigung sind 45 Jahre oder älter, hieß es. Weiterlesen

Paus und Lindner: Kindergrundsicherung wird kommen

Berlin (dpa) – Trotz der Differenzen in der Ampel-Koalition über die Kindergrundsicherung sind Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) sicher, dass das Projekt 2025 umgesetzt wird. Paus sagte dem ARD-Magazin «Plusminus», die Kindergrundsicherung sei als «das zentrale sozialpolitische Projekt» im Koalitionsvertrag verankert. Davon hänge auch die Glaubwürdigkeit der Regierung ab. Es gebe «eine riesige Unterstützung in der Bevölkerung». «Und deswegen bin ich sicher: Wir werden das schaffen.»

Finanzminister Lindner sagte dem ARD-Magazin, es gebe noch Differenzen. Aber auch er zeigte sich «sicher, dass die Kindergrundsicherung realisiert werde». Viele Familien beantragten heute die Leistungen nicht, die ihnen zum Beispiel beim Kinderzuschlag zustehen, weil das Verfahren zu bürokratisch sei. Ein künftiges vereinfachtes digitales Verfahren hätte «einen unglaublich großen Nutzen» und werde «mehrere Milliarden Euro zusätzlich an Hilfen für Familien auslösen». Weiterlesen

Pakistans geschützte Schulen für Transpersonen

Von Nabila Lalee und Zia Khan, dpa

Lahore (dpa) – Morgens zieht Nagini ihre blau-grüne Schuluniform an, bedeckt ihr Haar mit einem losen, weißen Tuch und packt ihre Schulsachen. Beim Lachen hält sie sich ihr Kopftuch vor den Mund. Eine Schülerin wie viele andere in Pakistan, könnte man glauben, doch Naginis Schule in Lahore ist eine besondere. Sie ist Teil eines neuen Projekts, das Bildung extra für Transmenschen anbietet, die auch hier – im konservativ-muslimischen Pakistan – oft verstoßen werden. Als Transmenschen werden Personen bezeichnet, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen.

Zu den sogenannten Transmenschen und der Transgender-Gemeinschaft zählen in Pakistan auch jene Menschen, die mit einem Körper geboren wurden, der nicht eindeutig männlich oder weiblich ist. Das Gesetz in Pakistan verbietet eigentlich ihre Diskriminierung. Seit 2018 dürfen Transmenschen selbst bestimmen, ob sie sich offiziell als männlich, weiblich oder als sogenanntes drittes Geschlecht eintragen lassen.

Von der Familie verstoßen

Nagini wurde als Kind von ihrer Familie verstoßen. Seitdem sie fünf Jahre alt war, bettelte sie auf den Straßen der Millionenstadt Lahore. Heute, mit 25 Jahren, holt sie nun die Bildung nach, die ihr zuvor verwehrt wurde. «Du bist willkommen. Du wirst wertgeschätzt», steht an der Tür zum Klassenraum. Worte, die für Nagini und ihre Mitschülerinnen nicht selbstverständlich sind. Eine zweite Schule speziell für Transmenschen gibt es in Pakistan in der Stadt Multan.

Viele Frauen und Männer mit Transidentität erleben seit ihrer Kindheit Ausgrenzung. Häufig müssen sich die khwaja siras, wie Transmenschen in Pakistan auch genannt werden, mit Betteln oder Prostitution über Wasser halten. Sie schließen sich in Gemeinschaften zusammen, die von einer Art Guru angeleitet werden. Dort nehmen sie oft neue Namen an. Auch Nagini hieß einmal anders.

«Ziel ist, dass Transmenschen etwas lernen, womit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können», sagt Projektleiterin Bilquis Rehana Saroya über die Schule. Eine Altersgrenze gibt es hier nicht. Im bunt geschmückten Klassenraum lernen die Schülerinnen nicht nur Englisch, Mathematik und Nähen. Sondern vor allem auch, dass sie Träume haben dürfen. «Früher hat mich nie jemand ermutigt, mein Leben in die eigene Hand zu nehmen», erzählt Nagini.

Transgender werden oft in die Sexarbeit gedrängt

In der Schule fühlt sie sich aufgehoben, außerhalb der Schulmauern ist es bis zur Akzeptanz noch ein weiter Weg. Gerade weil Transgender oft in die Sexarbeit gedrängt werden, sind sie gesellschaftlich geächtet. Auch werden khwaja siras gerne gebucht, um Tänze auf Hochzeiten aufzuführen. Ihr Ansehen erhöht das jedoch nicht.

Nach offiziellen Angaben gab es allein in den vergangenen acht Jahren 150 Tötungsdelikte an Transmenschen, hinzu kommen Tausende Fälle von Gewalt und Belästigung. Vielen Fällen geht die Polizei nie nach, beklagt Aktivistin Namkeen Peschawari, was Gewalt weiter befeuere.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: In der Region hatten einst die khwaja siras ein hohes Ansehen. Unter den muslimischen Mogulen, die vor Hunderten Jahren den indischen Subkontinent beherrschten, gehörten sie zu den wenigen, die Zutritt zu den Harems am Königshof hatten, sagt der Historiker Mubarak Ali. Unter den britischen Kolonialherren verloren sie dann ihre hohe Stellung, erklärt Ali.

«Meine Zukunft sollte nicht Betteln sein»

Heute drängen Transmenschen wieder auf mehr Teilhabe in Pakistan. In der Hauptstadt Islamabad gibt es seit 2021 eigens eine Koranschule für sie. Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, in denen Transgender in Ruhe den Koran studieren oder auch einfach zusammenkommen können, so die Gründerin und Aktivistin Nayab Ali. Zur Not bietet die Koranschule außerdem Unterschlupf. Finanziert wird sie von Spenden.

Auch Schulen wie die in Lahore soll es in Zukunft noch mehr geben. Auf Projektleiterin Saroya warten damit allerdings einige Herausforderungen. Da Transpersonen oft in ärmlichen Verhältnissen leben, müssen etwa Uniformen und der Transport zur Schule kostenlos sein. Zudem gelte es, viele khwaja siras erstmal von einem Schulbesuch zu überzeugen. Nagini will die Schule aber auf jeden Fall beenden. Sie sagt: «Meine Zukunft sollte nicht Betteln sein.»

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Kreistag Görlitz berät auf Sondersitzung über Asylstandorte

Der Kreistag Görlitz will auf einer Sondersitzung am Dienstagabend über zwei Asylunterkünfte in Hirschfelde und Boxberg befinden. Schon im Vorfeld schlugen die Wellen hoch. AfD-Landeschef Jörg Urban hoffte am Vormittag auf Zustimmung aus den Reihen der CDU für einen Antrag der AfD. Nach deren Willen soll der Kreistag feststellen, dass die beiden Standorte «völlig ungeeignet» für die Unterbringung von Flüchtlingen sind und auch keine Möglichkeit für andere neue Standorte vorhanden ist. Zudem soll sich Landrat Stephan Meyer (CDU) mit dem Land und dem Bund verständigen.

«In Sachsen fanden bereits mehrere Beschlüsse gegen neue oder erweiterte Asylbewerber-Standorte statt, bei denen die CDU den von der AfD gestellten Anträgen zum Erfolg verhalf», erklärte Urban. Nach den Dresdner Ortsteilen Leuben, Prohlis und Pieschen habe nun auch Schönfeld-Weißig Nein zur geplanten Asylunterkunft gesagt. Das Abstimmungsverhalten der sächsischen CDU-Basis zum Thema illegale Zuwanderung vermittle ein Bild darüber, dass «die vielzitierte Brandmauer der Unionschristen gegen die AfD bereits lichterloh brennt». Weiterlesen

Studie: Kinder ärmerer Eltern seltener auf Gymnasium

Berlin (dpa) – Kinder aus Elternhäusern mit weniger Geld und ohne Abitur gehen einer Untersuchung des Ifo-Instituts zufolge auch deutlich seltener aufs Gymnasium als Kinder aus bessergestellten Haushalten mit Eltern, die selbst Abitur haben. Nur etwa jedes fünfte Kind (21 Prozent) mit zwei Elternteilen ohne Abitur und einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 2600 pro Monat besucht demnach ein Gymnasium. Demgegenüber sind vier von fünf Kindern (80 Prozent) von Eltern, die beide Abitur haben und zusammen mehr als 5500 Euro netto haben, Gymnasiasten.

Die Ergebnisse zeigten ein «frappierendes Ausmaß» der Ungleichheit der Bildungschancen in Deutschland, je nachdem, aus welchem familiären Hintergrund ein Kind stamme, hieß es in dem am Dienstag vorgestellten «Chancenmonitor» des Ifo-Instituts und des Vereins «Ein Herz für Kinder» von «Bild». Weiterlesen

Die mageren Zeiten sind zurück

Von Anna Eube, dpa

Berlin/New York (dpa) – «Schockierend dünn» – so beschrieb eine der bekanntesten Mode-Kritikerinnen der Welt die Models in New York. So schmal seien die Frauen gewesen, dass sie sich nicht auf die Kleidung habe konzentrieren können, twitterte Vanessa Friedmann von «New York Times» Mitte Februar zur Fashion Week. Was sie in wenigen Zeichen thematisierte, beschäftigt die Modebranche seit Jahren: Wie dünn ist eigentlich zu dünn, und hatte man den Magerwahn nicht überwunden? Mit demonstrativer Body Positivity – der Idee, dass alle Körper schön sind – ließ sich schließlich auch viel Geld verdienen. Nun zeigen Zahlen: Models jenseits der amerikanischen Size Zero (Größe 30) werden kaum gebucht, jedenfalls nicht für die wichtigen Modewochen.

Gerade einmal 0,6 Prozent der 9137 Outfits auf den jüngsten Fashion Weeks wurden von sogenannten Plus-Size-Models präsentiert – mit Kleidergröße 44 oder größer. Das ergab eine Zählung des amerikanischen Branchenmagazins «Vogue Business», das sämtliche Modenschauen in New York, London, Mailand und Paris ausgewertet hat (die Modewoche in Berlin ist wegen mangelnder Relevanz nicht dabei).

Ist der «Heroin Chic» zurück?

Unter den Models waren demnach zwar auch einige mit den Größen 36 bis 42, die als «mittlere Größen» gelten. Doch fast 96 Prozent trugen 30 bis 34. Zur Einordnung: Frauen in Deutschland passen laut Daten des Statistischen Bundesamtes durchschnittlich in 42 bis 44.

Das dünne Schönheitsideal scheint wieder so präsent zu sein wie zuletzt in den 90er Jahren. Damals animierte der «Heroin Chic» Frauen dazu, so lange zu hungern, bis sie ausgemergelten Drogenabhängigen ähnelten. Dabei war die Modebranche schon einmal weiter.

Frankreich etwa verbannte zu dünne Models aus der Werbung und machte 2017 ein Gesundheitsattest zum Standard. Marken, deren Models keines haben, erwarten seitdem empfindliche Strafen (etwa Zahlungen bis zu 75.000 Euro). Die amerikanische Dessousmarke Victoria’s Secret stellte für einige Zeit gar ihre jährliche Mega-Schau mit «Engeln» ein. Die Kritik, die Schönheiten in Engelsflügeln bedienten lediglich Männerfantasien, nicht aber die Bedürfnisse der Kundinnen, war zu groß geworden.

Und jetzt soll es mit den Bemühungen um ein gesünderes Körperbild schon wieder vorbei sein? Alles andere als überraschend findet das die österreichische Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Lechner, die zu Aussehen und Diskriminierung forscht. Schließlich habe es prominente Vorboten gegeben, erklärt sie der Deutschen Presse-Agentur: «Die Kardashian-Schwestern haben sich von ihren Kurven verabschiedet und Gwyneth Paltrow spricht in einem Podcast darüber, wie wenig sie isst. Kaffee, Knochenbrühe und Gemüse – mehr nimmt sie nicht zu sich. Solche Dinge geschehen mit großer Öffentlichkeit.»

Lechner: Wo waren die sehr dicken Körper?

Zudem sei man in den vergangenen Jahren – trotz einiger Erfolge – auch nicht besonders weit gekommen. Lechner spricht in Anspielung auf die Castingshow von einer «kommerziellen Heidi-Klum-Diversity»: «Wir bekommen bei “Germany’s Next Topmodel” jetzt minimal unterschiedliche Körper zu sehen, doch viel mehr wurde nicht erreicht. Denn das Ideal ist ja nur ein bisschen in Richtung Sanduhrfigur gerückt. Aber wo waren die sehr dicken Körper oder Haut, die nach einer Geburt herabhängt? So etwas gilt nach wie vor als unzeigbar.»

Das System Mode, sagt Lechner, brauche stetig neue Kaufanreize – und schaffe sich diese mit immer neuen Trends. Einer davon heißt «Y2K» und bringt aktuell die tiefsitzenden Hüfthosen und kurzen Crop-Tops aus den 2000er Jahren zurück. «Diese Art von Kleidung ist für dicke Körper quasi unmöglich zu tragen, außer man hat den großen Mut, vermeintlich Imperfektes zu zeigen. In diese Schnitte passt der Bauch einfach nicht hinein», sagt die Kulturwissenschaftlerin.

Am meisten Produkte verkaufe man mit den Unsicherheiten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Die beschäftigen sich laut Lechner auch deshalb aktuell wieder mehr mit ihrem Äußeren, weil es zwei besorgniserregende Entwicklungen gebe. Zum einen das Aufkommen eines vermeintlichen Wundermittels gegen den Speck in den USA. Prominente wie Elon Musk (51) schwärmen öffentlich davon, wie sie mit verschreibungspflichtigen Diabetes-Medikamenten ihren Heißhunger besiegen. Unerwähnt lassen sie dabei Nebenwirkungen wie Erbrechen und Durchfall – und den Umstand, dass die Medikamente zeitweise schon für Diabetes-Patienten, die sie tatsächlich benötigen, knapp wurden.

An Gesichtsfilter gewöhnt

Zum anderen nehmen minimalinvasive Gesichtseingriffe zu. «Beim populären “Buccal Fat Removal” wird im Grunde ein Teil der Wange herausgeschnitten, damit man wie die gefilterte Version seiner selbst aussieht», sagt Lechner. Bei dem Eingriff wird Wangenfett entfernt, das Ziel sind betonte Wangenknochen. Viele suchten den Weg in die Schönheitschirurgie, weil sie sich in sozialen Netzwerken wie Tiktok an Gesichtsfilter gewöhnt hätten.

«Der “Bold Glamour”-Filter verzerrt die Gesichtszüge in Sekundenbruchteilen und lässt die Nutzerin wie geschminkt aussehen. Es ist der erste Filter, der auch dann nicht verschwimmt, wenn man die Hand vor das Gesicht nimmt – deshalb merken andere gar nicht mehr, dass man einen Filter benutzt», erklärt die Forscherin.

In der Modebranche redet man sich derweil mit rein praktischen Gründen aus dem Rückschritt in die mageren Zeiten heraus. Mehrere Designer und Labels erklärten «Vogue Business», es sei schlicht zu umständlich, die Kleider auf größere Größen anzupassen. Vor allem deshalb buche man kaum Plus-Size-Models für Modenschauen.

«Das kann ich nicht gelten lassen», kontert Lechner. «Echte Vielfalt hat einen Preis, da geht es um strukturelle Veränderungen wie unterschiedliche Schnitte. Das kostet Geld und braucht Zeit. Stattdessen zeigt man einmal eine dickere Frau und nimmt dafür den Applaus mit.»

Hoffnungslos ist Lechner aber nicht – im Gegenteil. Sie selbst sei in den 2000er Jahren Teenager gewesen, als es noch keine Möglichkeit gegeben habe, andere Körper zu sehen, weder auf Magazin-Titeln noch in Serien. «Heute aber schließen sich Menschen gegen den Schönheitsdruck in den sozialen Netzwerken zusammen. Das ist wirkmächtig.» Immer mehr Frauen zeigen zum Beispiel unter dem Hashtag #midsize (mittlere Größe), wie Mode an ihnen im Vergleich zu dünnen Models aussieht. Allein bei Tiktok wurden die Videos bis Mitte April 4,7 Milliarden Mal aufgerufen.

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Haftstrafen für Tod von Kindern durch illegales Autorennen

Hannover (dpa) – Nach dem Unfalltod von zwei kleinen Kindern infolge eines illegalen Autorennens ist die Hauptangeklagte vom Landgericht Hannover zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ihr Kontrahent bei dem verbotenen Rennen im Februar 2022 erhielt eine vierjährige Freiheitsstrafe. Ursprünglich waren die Frau und der Mann wegen Mordes beziehungsweise Beihilfe zum Mord angeklagt gewesen.

«Wir gehen nicht von einem Tötungsvorsatz aus», sagte der Vorsitzende Richter Martin Grote. Die beiden Angeklagten wurden nun wegen eines unerlaubten Kraftfahrzeugrennens mit Todesfolge verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Weiterlesen

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