Über die Hälfte der Flut-Toten nach ersten Polizeivideos

Bad Neuenahr-Ahrweiler/Sinzig (dpa/lrs) – Mehr als die Hälfte der mindestens 134 Todesopfer der Ahrflut sind erst nach den ersten Videoaufnahmen eines Polizeihubschraubers gestorben. Im Untersuchungsausschuss Flutkatastrophe des rheinland-pfälzischen Landtags wurden kürzlich zwei insgesamt 20 Minuten lange Filme eines Helikopters mit Aufnahmen vom 14. Juli 2021 ab 22.15 Uhr an der Ahr unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgeführt. Sie sollen Szenen von Menschen in höchster Not zeigen und waren erst vor Kurzem mehr als 14 Monate nach dem Hochwasser überraschend aufgetaucht.

Die etliche Meter hohe Sturzflut nach extremem Starkregen in dem teils engen Flusstal erreichte Bad Neuenahr-Ahrweiler an der unteren Ahr nach Angaben der Stadt am 14. Juli 2021 etwa gegen 23.00 Uhr. «Es ist daher davon auszugehen, dass es vor 23.00 Uhr keine Todesopfer der Flutkatastrophe in Bad Neuenahr-Ahrweiler gab», hieß es weiter. Danach rissen die Wassermassen dort nach früheren Angaben der Stadt 75 Menschen aus dem Leben.

Erst gegen ungefähr 2.00 Uhr am 15. Juli 2021 erreichte die Flutwelle weiter flussabwärts die Kernstadt Sinzig, wie das dortige Rathaus am Freitag mitteilte. Im Stadtgebiet von Sinzig nahe der Ahrmündung in den Rhein starben 14 Menschen, darunter alleine zwölf in einem Haus der Lebenshilfe.

Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) sagte seinerzeit am 15. Juli 2021 im späteren Tagesverlauf in Bad Neuenahr-Ahrweiler über die Todesopfer: «Die Menschen sind quasi im Bett überrascht worden.» Das erinnerte ihn an die Flutkatastrophe von Hamburg 1962. Auch damals wurden Opfer in der Nacht überrascht – mehr als 300 Menschen verloren ihr Leben. Beim Ahr-Hochwasser 2021 werden Behörden zu späte Warnungen und Evakuierungen vorgeworfen.

 

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