Gesunkene Energie-Großhandelspreise wecken Hoffnungen

Düsseldorf (dpa) – Wann die gesunkenen Großhandelspreise für Strom und Gas bei den Haushalten ankommen, lässt sich nach Einschätzung von Verbraucherschützern nicht pauschal beantworten. «Viele Anbieter haben gerade erst die Preise erhöht und geben damit die hohen Beschaffungskosten des letzten Jahres weiter», sagte Energieexpertin Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale NRW am Dienstag.

Bei Bestandstarifen und bei der Grundversorgung sei von den niedrigeren Börsenpreisen oft noch nichts zu merken. «Bei Neukundentarifen hingegen spürt man teilweise bereits die günstigen Preise.» Von den Energieanbietern, die 2022 schon frühzeitig hohe Beschaffungskosten an ihre Kunden weitergereicht hatten, erwarte man Preissenkungen in den kommenden Monaten. «Vorausgesetzt, die Börsenpreise steigen nicht wieder an.» Weiterlesen

Inflation 2022 auf Rekordhoch – Abschwächung zum Jahresende

Wiesbaden (dpa) – Die Inflation in Deutschland hat Ende 2022 an Tempo verloren, im Gesamtjahr aber ein Rekordhoch erreicht. Gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel trieben die Teuerungsrate im Jahresschnitt auf 7,9 Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Dienstag eine erste Schätzung. Es war der höchste Stand seit Gründung der Bundesrepublik. Allerdings wurde die Berechnungsmethode im Laufe der Zeit geändert. 2021 hatten die Verbraucherpreise um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt.

«Die historisch hohe Jahresteuerungsrate wurde vor allem von den extremen Preisanstiegen für Energieprodukte und Nahrungsmittel seit Beginn des Kriegs in der Ukraine getrieben», erläuterte die Behördenpräsidentin Ruth Brand. Weiterlesen

Discount-Trend bremst Umstellung zu mehr Bio-Landwirtschaft

Berlin (dpa) – Kaufzurückhaltung bei teureren Lebensmitteln in der hohen Inflation bremst nach Branchenangaben einen schnelleren Wandel zu mehr Bio-Landwirtschaft. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Im Moment sind die Überlegungen, auf Öko-Landwirtschaft umzustellen, verhalten.»

Reformhäuser und andere, die hochwertige Bioprodukte vermarkten, litten unter einem massiven Umsatzeinbruch. «Der Trend geht bei Bio momentan eindeutig in den Discountbereich. Das beobachten natürlich Landwirte und sind deshalb etwas vorsichtiger im Hinblick auf eine Umstellung.»

Bio-Erzeugung deutlich teurer

Rukwied sagte, bei Bio gelte das gleiche wie bei sogenannten Tierwohlprodukten: «Die Aufwendungen sind einfach höher, und das muss sich im Preis widerspiegeln.» So sei im Ökolandbau etwa der Anteil der mechanischen Bodenbearbeitung höher. «Da schlagen auch die hohen Treibstoffkosten für Fahrzeuge noch deutlicher zu Buche.» Insofern brauche man aus heutiger Sicht auch weiterhin einen Preisabstand, weil die Erzeugung ökologischer Produkte in den Stückkosten deutlich teurer sei. Weiterlesen

Deutlich weniger Beschwerden über nervige Werbeanrufe

Bonn (dpa) – Die Zahl der Beschwerden über unerlaubte Telefonwerbung ist deutlich gesunken. Im vergangenen Jahr seien 64 704 schriftliche Beschwerden eingegangen und damit knapp 19 Prozent weniger als 2021, teilte die Bundesnetzagentur am Freitag in Bonn mit. Die Aufsichtsbehörde betonte, dass es trotz des Rückgangs ein hohes Niveau bleibe.

Telefonwerbung ist nur erlaubt, wenn die Verbraucher vorher eingewilligt haben. Die Nummer muss dabei übermittelt werden. Die Bundesnetzagentur geht den Beschwerden nach und verhängt gegebenenfalls Bußgelder. Im vergangenen Jahr seien es insgesamt 1,151 Millionen Euro gewesen (2021: 1,435 Millionen Euro). Weiterlesen

Pauschalreisende können wegen Corona Geld zurückverlangen

Von Regina Wank, dpa

Luxemburg (dpa) – Pool und Strand gesperrt, Essen im Zimmer, Ausgangssperren – die Corona-Maßnahmen konnten den Urlaub unter Umständen ziemlich vermiesen. Aber dürfen Pauschalreisende deswegen unter Umständen ihr Geld zurückverlangen? Ja, sagt der Europäische Gerichtshof (EuGH) und stellt sich recht deutlich auf die Seite von Pauschalurlaubern.

Hintergrund des Urteils vom Donnerstag ist ein Fall aus Deutschland. Die zwei Kläger buchten für März 2020 eine zweiwöchige Reise auf die Kanarischen Inseln. Zwei Tage nach ihrer Ankunft wurden dort wegen der Corona-Pandemie die Strände gesperrt und eine Ausgangssperre verhängt. Im Hotel war der Zutritt zu Pools und Liegen verboten, das Animationsprogramm wurde komplett eingestellt. Nach sieben Tagen endete die Reise – also deutlich früher als geplant. Die Kläger wollten daraufhin nur noch 30 Prozent des Preises für den Urlaub zahlen. Der Reiseveranstalter verweigerte dies mit der Begründung, dass er nicht für ein solches «allgemeines Lebensrisiko» einstehen müsse. Daraufhin klagten die beiden vor dem Landgericht München.

Pauschalurlauber gut abgesichert

EU-Gesetzen zufolge haben Urlauber einen Anspruch darauf, dass der Preis reduziert wird, wenn die Reise nicht vertragsgemäß erfüllt wird – es sei denn, der Reiseveranstalter belegt, dass das Problem an den Reisenden lag. Reisende, die Flug und Unterkunft auf eigene Faust buchen, sind generell nicht so gut abgesichert wie Pauschalurlauber. Für sie gelten nicht dieselben Regeln. Der EuGH sollte nun klären, ob die Corona-Maßnahmen auf Gran Canaria gegen die vereinbarte Buchung verstoßen haben.

Die Luxemburger Richter nehmen die Reiseveranstalter nun in die Pflicht: Corona-Maßnahmen können einen Verstoß gegen den bei der Buchung abgeschlossenen Vertrag darstellen. Dafür müssten die Reiseveranstalter haften, unabhängig davon, ob ihnen die Probleme zugerechnet werden könnten. Ob der gesperrte Pool, das fehlende Animationsprogramm oder der fehlende Zugang zum Strand Gründe für eine Minderung sind und wie hoch der Betrag ausfällt, muss nun das Landgericht München entscheiden.

Veranstalter üben Kritik

Reiseveranstalter kritisierten das Urteil am Donnerstag als lebensfremd. «In der Ausnahmesituation einer Pandemie können allgemeine Lebensrisiken nicht weitgehend an Reiseanbieter ausgelagert werden», sagte der Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband der dpa. «Hier hätte der Europäische Gerichtshof mehr Augenmaß walten lassen sollen, statt eine einseitige Entscheidung zu Lasten von Reiseanbietern zu fällen – zumal auch am Wohnort staatliche pandemiebedingte Grundrechtseinschränkungen galten.» Genau dieser Punkt, nämlich dass zur gleichen Zeit am Heimatort ähnliche Corona-Einschränkungen galten, spielt dem EuGH zufolge aber keine Rolle. Die Verbraucherzentrale NRW begrüßte die Entscheidung dagegen als ein positives Urteil für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein Gericht mit den Rechten von Reisenden während der Pandemie beschäftigt. Viele Verfahren drehen sich bislang um Rücktrittsfragen. Vor allem in den ersten Corona-Monaten haben Urlauber aus Sorge vor einer Ansteckung ihre Buchung zurückgezogen und blieben mitunter auf hohen Stornokosten sitzen. Ob solche Kosten in Anbetracht der Umstände gerechtfertigt sind, beurteilten die Gerichte zuletzt unterschiedlich.

Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied im Sommer den Fall einer 84-Jährigen mit Lungenproblemen. Sie durfte demnach von einer Donaukreuzfahrt im Juni 2020 kurzfristig zurücktreten und musste keine Stornokosten zahlen. In einem anderen Fall haben die Karlsruher Richterinnen und Richter jedoch den EuGH eingeschaltet. Hier geht es darum, welcher Zeitpunkt für einen kostenlosen Rücktritt entscheidend ist – und welche Rolle etwa eine Reisewarnung spielt. Hier steht ein Urteil noch aus.

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Energiepreise: Online-Rechner ermittelt Höhe der Abschläge

Düsseldorf (dpa) – Wie sich die neuen Preisbremsen auf die Höhe der Abschläge für Strom, Gas und Fernwärme auswirken werden, können Haushalte mit Direktverträgen schon jetzt mit einem Online-Rechner ermitteln. Darauf hat am Donnerstag die Verbraucherzentrale NRW hingewiesen.

Beispiel Strom: «Wer zum Jahreswechsel eine Preiserhöhung bekommen hat und nun höhere Abschläge bezahlen muss, sollte wissen, dass die Abschläge ab März in vielen Fällen wieder niedriger werden», erklärte die Energiemarktexpertin der Verbraucherzentrale NRW, Christina Wallraf. «Denn wer aktuell mehr als 40 Cent pro Kilowattstunde für Strom zahlen muss, profitiert von der Preisbremse.» Weiterlesen

Saarland macht Deutschland-Ticket für junge Leute günstiger

Saarbrücken (dpa/lrs) – Das Saarland macht das geplante Deutschland-Ticket zum Preis von 49 Euro für jüngere Menschen noch etwas günstiger. Schülerinnen und Schüler, Azubis und Freiwilligendienstleistende sollen künftig für 365 Euro im Jahr rund um die Uhr alle Busse und Bahnen des Nahverkehrs nutzen können – dank des Deutschland-Tickets sogar bundesweit, wie Saar-Mobilitätsministerin Petra Berg (SPD) am Dienstag ankündigte. Das «Junge-Leute-Ticket» werde eingeführt, wenn auch das Deutschland-Ticket offiziell starte, denkbar sei zum 1. Mai. Weiterlesen

Weshalb Autobauer beim Angebot knausern

Von Jan Petermann, dpa

Hannover/Berlin (dpa) – Klein- und Kleinstwagen brauchen weniger Platz, könnten den städtischen Autoverkehr effizienter machen und die Belastung des Klimas verringern. Manche Hersteller halten am Segment fest – andere setzen auf gewinnträchtigere Modelle. Offiziell sieht die deutsche Branche weiter Chancen auch bei Minis und Kleinen, vor allem mit E-Motor. Fachleute sprechen aber von einem ausgedünnten Angebot, und das eigene Fahrzeug könnte zum Luxusprodukt werden. Die Ursachen und möglichen Folgen des Trends sind vielfältig.

Der Stand Ende 2022

In Deutschland waren die Neuzulassungen nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamts im Dezember außer bei Minivans und Wohnmobilen nur bei Kleinwagen rückläufig. Sie nahmen verglichen mit dem Vorjahresmonat um 4,1 Prozent ab. Der Anteil lag bei 9,6 Prozent. Beliebtestes Modell war der Opel Corsa. Den Kleinstwagen oder Minis, wo der Fiat 500 führte, gelang ein Plus von 15,7 Prozent – aber bei anteilig nur 7,1 Prozent aller neu auf die Straße gekommenen Pkw. Die boomenden SUVs erzielten 34 Prozent.

Betrachtet man die Sparten Klein- und Kleinstwagen gemeinsam, wird die langjährige Tendenz deutlich: Zwischen 2012 und 2022 sank der Gesamtanteil von fast 24 auf knapp über 18 Prozent, wie auch das «Handelsblatt» jüngst berichtete. Der Branchenverband VDA bewertet die Lage dennoch positiv. An Kleinwagen habe es im abgelaufenen Jahr bis kurz vor Ende bundesweit über 420.000 neuzugelassene Exemplare gegeben, zu fast einem Drittel mit E-Antrieb.

Eine Folgerung der Autolobby: «In Deutschland ist insbesondere bei batterieelektrischen Pkw der Anteil von Klein- und Kleinstwagen sehr hoch.» Seitdem die E-Mobilität auch dank der staatlich-industriellen Zuschüsse Fahrt aufgenommen habe, gewännen kleine, kompakte Fahrzeuge sogar eher an Bedeutung. Jedoch muss man das in Relation zu anderen Segmenten wie SUVs oder Gelände- und Sportwagen sehen – und die Zukunft der Förderung von E-Autos steht auf wackligen Füßen.

Große Modelle bringen mehr Geld

Wer ein Hochpreis-Auto teuer verkaufen kann, streicht gegenüber kleineren Autos meist mehr Gewinn ein. Denn die Produktionskosten steigen – bezogen auf die Kleinen – nicht im selben Maß wie der Endpreis. Diese betriebswirtschaftliche Regel ist simpel. Sie könnte aber dazu führen, dass das Angebot an Stadtflitzern und Kurzstreckenwagen weiter geschmälert wird, weil große Autos renditestärker sind. Die Ertragsmargen – also der Anteil des Umsatzes, der in der Kasse bleibt – sind bei vielen marktreifen SUVs, Limousinen oder Oberklassemodellen attraktiver.

Mit den Kleinen verdienen Hersteller nur dann gut, wenn diese sehr hohe Absatzzahlen erreichen. Doch die Zahl angebotener Baureihen schrumpft. Bei den Minis halbierte sie sich auf dem deutschen Markt binnen eines Jahrzehnts von 24 auf 12. Autos wie der Ford Ka, Opel Adam oder Citroën C1 liefen aus. Das trifft auch diejenigen Kleistwagen-Baureihen, die mit Verbrennern unterwegs sind – die Zeitschrift «Auto Straßenverkehr» zählte hier von 2017 bis 2022 einen Rückgang von 17 auf 8.

Weniger deutsche Klein(st)wagen-Kompetenz?

Das Fachblatt weist darauf hin, dass abgesehen von VW nun alle anderen Mini-Reihen etwa mit Fiat, Renault, Hyundai/Kia, Toyota oder Suzuki aus dem Ausland kommen. Zuletzt war auch der VW Up nicht mehr als Verbrenner zu bestellen. Im Konfigurator erschien nur noch dessen E-Variante – wie lange sie dort bleibt, gilt nach früheren Bestellstopps als unsicher. Die Situation werde wohl «ähnlich knapp wie im letzten Jahr», heißt es aus Wolfsburg. Die Wartezeiten waren wegen der Chipkrise so lang geworden, dass der kleinste Stromer zeitweise aus dem Programm fiel.

Auch andere Anbieter tun sich schwer. Bei BMW kam der kompakte E-Pionier i3 schon 2013 auf dem Markt, wurde aber wenig nachgefragt. Erst Anfang 2020 legte der Konzern mit dem elektrischen Mini und vor wenigen Monaten mit dem iX1 nach – einem Klein-SUV. Bei Renault sieht Chef Luca de Meo für den Twingo keine direkte Fortsetzung. Und Ford Deutschland stellt die Produktion des Fiestas in Köln vorzeitig ein.

«Die SUVisierung ist weltweit erkennbar», sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. «In der Oberklasse bleibt der Verkaufstrend stark – die Marktanteile dürften sich weiter von unten nach oben verschieben.» Kollege Benedikt Maier vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen erklärt: «In Zeiten von Rohstoffengpässen ist es eine logische unternehmerische Entscheidung, in erster Linie die margenstarken Produkte zu bringen.»

Steigende Preise und das Warten aufs Auto

Die enorme Verteuerung von Energie und Metallrohstoffen seit Beginn des Ukraine-Kriegs und von Elektronik-Bauteilen seit der Corona-Krise ist ein Teil dieser Geschichte. «Die üblichen Preiserhöhungen der Hersteller erfolgten zuletzt in kürzeren Intervallen und in höherem Ausmaß», sagt Maier. Das geringere Angebot habe die Kosten für Einstiegsmodelle anziehen lassen. Dabei richten sich die Kleinen gerade an Haushalte, die nicht viel auf der hohen Kante haben, Nutzer von Zweitfahrzeugen oder Liefer- und Pflegedienste. Für ihre Dickschiffe reservierte die Branche hingegen oft und gern die erhältlichen Chipkontingente.

Der VDA sieht bei der Elektronik große Herausforderungen. «Deshalb kann es bei einzelnen Modellen zu einer Verlängerung der Lieferzeiten kommen.» Maier indes glaubt, dass für zentrale Batterie-Ressourcen wie Lithium und Kobalt einstweilen keine nennenswerte Entspannung zu erwarten ist. Dabei schlage «der relative Kostenblock einer Batterie bei Kleinwagen stärker zu Buche als in der Oberklasse».

Bei einigen VW-Händlern sorgt man sich um die künftigen Verkäufe. Eine hohe Führungskraft des zweitgrößten Autokonzerns sagte im Herbst: «Porsche, Audi oder Bentley wurden so bedient, wie sie es gebraucht haben. Dafür haben wir ein paar (VW) Polos, (Skoda) Fabias und (Seat) Ibizas weniger gebaut.» Die Chip-Verfügbarkeit habe sich inzwischen aber verbessert. 2025 soll ein E-Kleinwagen in Polo-Größe (ID.2) bei 25.000 Euro starten. «Wenn es so bleibt, lösen sich Polo und ID.2 nahtlos ab», gibt man sich im Moment zuversichtlich.

Entwicklungsbudgets und nötiges Volumen

Bis ein neu konzipiertes Massenmodell profitabel wird, vergehen oft Jahre. Zudem sind neue Technologien anfangs im oberen Segment wettbewerbsfähiger, solange sie noch relativ teuer sind. Für den späteren Durchbruch sind sogenannte Skaleneffekte wichtig – die Fähigkeit, über schiere Menge die Kosten so weit zu drücken, dass auch niedrigere Verkaufspreise Gewinn abwerfen. Der VDA erklärt: «Durch Skaleneffekte werden die Modelle in Zukunft günstiger werden.» Maier ist nicht so überzeugt: «Ich gehe nicht davon aus, dass die etablierten deutschen Hersteller mittelfristig aktiv das Klein(st)wagen-Segment erschließen wollen oder gar mit “Budget Car”-Konzepten aufschlagen werden.»

Die Kleinen und das Klima

Sparsamere Verbrenner stoßen weniger CO2 aus. Bei kleinen E-Modellen soll der geringere Ressourcenverbrauch die Klimalast drücken. Voraussetzung ist, dass die Batterie mit Ökostrom geladen wird – und beim Ausbau der erneuerbaren Energien drängen Klimaschützer die Bundesregierung zu deutlich mehr Tempo. Viele kritisierten in der Chipkrise, kleine E-Autos hätten Nachteile gegenüber großen. Volkswagens Pläne, die 2020 gestartete ID-Reihe nach unten auszuweiten, lobte selbst die sonst skeptisch eingestellte Umweltschutzorganisation Greenpeace. Warum ausgerechnet der VW E-Up und auch kleine Stromer anderer Hersteller vorher nicht mit Priorität bedacht werden, irritierte Verkehrsexperte Benjamin Stephan aber.

Die Euro-7-Pläne der EU

Andererseits betonen die Unternehmen, dass die verschärfte Verbrenner-Abgasnorm Euro-7 die Kosten gerade kleiner Modelle erhöhen und diese unattraktiver machen dürfte. «Der Preisanstieg, der aus den angeforderten Weiterentwicklungen entsteht, wird insbesondere Kleinwagen betreffen», warnt der VDA. Allzu ehrgeizig gemeinte Reinigungstechnik falle bei den Kleinen relativ gesehen stärker ins Gewicht. Der Vertreter eines großen Herstellers bemängelt «fehlende Planbarkeit» für die kommenden Jahre.

Einstiegsmodelle contra Autos für Besserverdiener

Viele Hersteller beteuern, man brauche weiter Modelle zur Hinführung an bestimmte Marken. Auch weil das «geteilte» Auto über Abo-Ansätze beliebter werde, ließen sich hohe Neuwagenpreise teils ausbalancieren. Bratzel sieht jedoch die Gefahr, dass die allgemeine Inflation billige Wagen per se verdängen könnte: «Die soziale Dimension von Auto-Mobilität muss mehr diskutiert werden. Ich nehme schon wahr, dass das Thema in Schichten mit weniger Geld emotional wahrgenommen wird. Wir müssen aufpassen, dass das nicht auch klimapolitisch nach hinten losgeht.»

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Steigende Überschüsse bei Lebensversicherungen denkbar

Frankfurt/Main (dpa) – Viele Lebensversicherungskunden können nach Einschätzung der Finanzaufsicht Bafin in den kommenden Jahren auf steigende Zinsen für den Altersvorsorgeklassiker hoffen.

«Ich rechne schon damit, dass die Überschussbeteiligung in der Breite steigen wird, natürlich abhängig von der Situation am Kapitalmarkt insgesamt einschließlich der Aktien- und Immobilienmärkte», sagte Deutschlands oberster Versicherungsaufseher Frank Grund den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. Erste Versicherer, darunter der Branchenprimus Allianz Leben, haben die Überschussbeteiligung für 2023 bereits angehoben. Viele Unternehmen lassen sie aber noch unverändert. Weiterlesen

Trendwende in Trippelschritten bei Lebensversicherungen

Von Friederike Marx, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Erste Lebensversicherer setzen ein Zeichen und beenden die jahrelange Zinstalfahrt des Altersvorsorgeklassikers. Bis Lebensversicherungen in der Breite wieder deutlich mehr abwerfen, wird es Branchenexperten zufolge trotz gestiegener Zinsen am Kapitalmarkt aber noch eine Weile dauern. «Der Abwärtstrend bei der laufenden Verzinsung privater Rentenversicherungen dürfte vorbei sein», erwartet Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata. «Die Mehrheit der Lebensversicherer dürfte die laufende Verzinsung allerdings erst einmal stabil halten und abwarten.»

Assekurata rechnet bei klassischen privaten Rentenversicherungen im Schnitt mit einer leichten Erhöhung der laufenden Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung von derzeit 2 Prozent auf etwa 2,10 Prozent im kommenden Jahr. Bei neueren Lebensversicherungsprodukten mit abgespeckter Garantie, die inzwischen fast ausschließlich angeboten werden, könnte es etwas mehr sein. Heermann geht von einem Anstieg von aktuell 2,05 Prozent auf durchschnittlich etwa 2,20 Prozent aus. «Das sind keine Riesensprünge, aber es ist zumindest eine Trendumkehr nach der sinkenden Verzinsung der vergangenen Jahre.»

Einige Versicherer warten erstmal ab

Branchenprimus Allianz Leben erhöht die laufende Verzinsung bereits im kommenden Jahr. Allianz Leben-Vorstandschefin Katja de la Viña sprach von einem deutlichen Signal. Auch bei der R+V Lebensversicherung oder der Bayerischen Lebensversicherung AG geht es nach oben. Andere Assekuranzen, darunter die Alte Leipziger, die Nürnberger Leben oder die Axa ändern nichts für 2023.

Die laufende Verzinsung klassischer Lebensversicherungen besteht aus dem Garantiezins, der seit Anfang 2022 für Neuverträge nach einer Entscheidung des Bundesfinanzministeriums bei nur noch 0,25 Prozent liegt. Versicherungsmathematiker (Deutsche Aktuarvereinigung, DAV) empfehlen, den sogenannten Höchstrechnungszins auch 2024 noch bei 0,25 Prozent zu belassen.

«Wir betrachten nicht nur dieses eine Jahr, in dem die Zinsen am Markt wieder gestiegen sind, sondern beziehen verschiedene Faktoren mit ein», erläuterte der DAV-Vorsitzende Herbert Schneidemann. «Die Zinssituation am Kapitalmarkt muss sich erst dauerhaft auf diesem Niveau stabilisieren, bevor wir einen höheren Höchstrechnungszins empfehlen können.»

Verbraucherschützer kritisieren die hohen Kosten

Altverträge werfen hier noch bis zu vier Prozent ab. Hinzu kommt die Überschussbeteiligung, die Lebensversicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr für alle Verträge neu festsetzen. Die laufende Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil unter anderem nach Abzug von Abschluss- und Verwaltungskosten.

Verbraucherschützer kritisieren die Kosten seit Jahren als zu hoch. «Die Abschluss- und Vertriebskosten sind der größte Kostenblock. Bei jeder Senkung des Garantiezinses haben wir gefordert, dass als erstes die Kosten runter müssen», berichtet Versicherungsexperte Lars Gatschke vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Auch er erwartet vorerst keine steigende Verzinsung von Lebensversicherungen im größeren Stil.

Ein Grund ist aus seiner Sicht der Kapitalpuffer (Zinszusatzreserve), den die Assekuranzen in der Zinsflaute aufbauen mussten, um die hohen Versprechen der Vergangenheit zu erfüllen. «Um die Zinszusatzreserve aufzubauen, verkauften die Versicherer ihr Tafelsilber, jetzt stehen in den Büchern vor allem niedrig verzinste festverzinsliche Wertpapiere, die kaum etwas abwerfen.»

Durch die steigenden Zinsen am Kapitalmarkt sind in den Bilanzen der Lebensversicherer zudem so genannte stille Lasten entstanden, die Heermann aktuell auf etwa 50 Milliarden Euro beziffert. Die Unternehmen müssen diese zwar nicht abbauen. Die stillen Lasten schränken aber die Flexibilität der Anlagestrategie der Versicherer ein, weil dadurch Kapital gebunden wird. «Ich könnte mir vorstellen, dass die Entlastung bei der Zinszusatzreserve zunächst genutzt wird, um stille Lasten abzubauen.»

Die Inflation dürfte die Nachfrage bremsen

Nach seiner Einschätzung dürfte der Kapitalpuffer dank der gestiegenen Zinsen mit nahezu 100 Milliarden Euro Ende 2022 insgesamt ausfinanziert sein. «In diesem Jahr dürften etwa 3 Milliarden Euro aus der Zinszusatzreserve frei werden, in den kommenden Jahren dürften es etwa 4 bis 5 Milliarden Euro jährlich sein, sofern die Zinsen am Kapitalmarkt nicht sinken.»

Die stark gestiegene Inflation wird nach Einschätzung Heermanns die Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukte dämpfen. «Die Lebensversicherer werden das Thema verfügbare Einkommen im Neugeschäft zu spüren bekommen.» Bereits im zweiten Halbjahr sei das Neugeschäft rückläufig gewesen. «Staatliche Entlastungsmaßnahmen wie die Gas- und Strompreisbremse werden nicht dazu führen, dass die Kunden in Scharen Lebensversicherungen kaufen.» Eine Stornowelle bei laufenden Verträgen erwartet der Experte nicht, «auch wenn der eine oder andere Kunde seine private Altersvorsorge aus finanziellen Gründen auflöst.»

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Minister: Medizinische Versorgung an Weihnachten gesichert

Mainz (dpa/lrs) – Die medizinische Versorgung in Rheinland-Pfalz ist trotz zahlreicher Erkrankungen wegen Grippe, Corona und anderer Erkältungskrankheiten über Weihnachten und Neujahr gesichert. Das sagte Gesundheitsminister Clemens Hoch. «Über die Feiertage werden die niedergelassenen Ärzte natürlich massiv ihr Angebot zurückgefahren.» Der SPD-Politiker ergänzte: «Wir haben deshalb die Kassenärztliche Vereinigung (KV) noch einmal gebeten, sicherzustellen, dass die 116117 über die Feiertage ausreichend besetzt ist.» Weiterlesen

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