Erdbebengebiete in Not: Hilfe kommt – aber wann?

Von Anne Pollmann, dpa

Antakya (dpa) – Lebensmittel, Decken, Maschinen, helfende Hände: Das alles müsste auf schnellstem Weg in die Erdbebenkatastrophengebiete in der Türkei und auch in Syrien. Aber auf den Straßen in Richtung der südtürkischen Stadt Antakya/Hatay staut sich der Verkehr. Aus dem ganzen Land machen sich Helfer auf den Weg in die Region. Im Stau in die schwer getroffene Stadt Antakya stehen vollbeladene Lastwagen aus der ganzen Türkei, Linienbusse aus dem Westen des Landes, die zu Helfertransportern umfunktioniert worden sind – und Leichenwagen.

In der Provinz Hatay stockt der Abtransport der Leichen Berichten zufolge. Viele Opfer liegen weiter unter den Trümmern. Menschen vor Ort warten auf Hilfe und Gerät. Rettungswagen versuchen, sich mit Sirenen durch den Stau zu drängeln.

Auch Yildirim Incekalan ist heute auf dem Weg nach Antakya. Der Mann aus dem oberbayerischen Moosburg hat sich dem deutschen Verein Navis e.V. angeschlossen. Ihm habe man gesagt, dass hier in der Gegend erst zwei Prozent der Häuser nach Verschütteten durchsucht worden seien, sagt er am Donnerstag.

Technische Hilfsmittel und Experten werden gebraucht, die die Leute rausholen aus den Trümmern. Das will der Navis-Verein leisten und außerdem medizinische Versorgung und sauberes Trinkwasser bringen.

Auf das Erkundungsteam soll am Freitag eine 14-köpfige Truppe mit 10 Tonnen Ausstattung im Gepäck anreisen – darunter Ärzte, medizinisches Personal, Apotheker, Techniker, Feuerwehrleute.

Helfer: Ausmaße nicht mit Worten zu fassen

Werner Hammerschmidt ist Notsanitäter und hat schon in vielen Erdbebengebieten Hilfe geleistet. «Die Ausmaße in der Türkei sind so groß, dass auch wir als Profis das nicht mit Worten fassen können», sagt der Ehrenamtliche.

Der türkische Vizepräsident Fuat Oktay sagte, mehr als 100.000 offizielle Helfer seien im Einsatz, hinzu kommen Tausende ehrenamtliche. Aus Dutzenden Ländern sind Helfer ins Land eingeflogen. Suchhunde aus dem Ausland werden eingeflogen, um Menschen in den Trümmern zu finden.

Geteilte Meinungen bei der Erdbebenvorsorge

Dass ein anderer Staat besser auf eine derartige Katastrophe in einem Gebiet – flächenmäßig größer als Deutschland und mit etwa 13,5 Millionen Einwohnern – vorbereitet sein könne, sei unvorstellbar, meinen die einen. Die Regierung habe nicht genügend getan, meinen die anderen. In der Frage, um was es jetzt gehen müsse, sind sich jedoch alle einig: Retten was geht.

In die Türkei gelangen immerhin einige Transporte. In Syrien aber kommt kaum Hilfe an. Im Nordwesten des Bürgerkriegslandes bleibt die Rettung von Menschen auch drei Tage nach der Erdbebenkatastrophe wegen des Mangels an Ausrüstung eine Herausforderung.

Weißhelme: «Es fehlt uns am Wesentlichen»

«Es fehlt uns am Wesentlichen. Wir brauchen große Kräne, um Trümmer und große Brocken zu beseitigen. Wir brauchen schwere Ausrüstung, um mit dieser Tragödie umzugehen», sagt Munir Mustafa, stellvertretender Leiter der Rettungsorganisation Weißhelme.

«Wir nutzen unsere Hände und Schaufeln, um die Trümmer zu beseitigen. Einige von uns haben in den letzten 70 Stunden nicht mehr als sechs Stunden geschlafen», sagte Ubadah Sikra, der die Rettungseinsätze bei den Weißhelmen koordiniert und inzwischen selbst mit anpackt. «Einige Freiwillige weigern sich, eine Pause zu machen, weil sie versuchen wollen, mehr Leben zu retten.» Einige der Freiwilligen ziehen auch Freunde und Angehörige aus den Trümmern.

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75-Jährige bei Hausbrand schwer verletzt: Drei Tiere sterben

Norheim (dpa/lrs) – Eine Frau ist in der Nacht zum Donnerstag bei einem Wohnhausbrand in Norheim (Landkreis Bad Kreuznach) schwer verletzt worden. Als die 75-Jährige wegen einer Rauchvergiftung in ein Krankenhaus gebracht wurde, war ihr Zustand lebensbedrohlich, wie die Polizei mitteilte. Zu ihrem gegenwärtigen Gesundheitszustand konnte eine Polizeisprecherin am frühen Donnerstagmorgen zunächst keine Angaben machen. Zwei Katzen und ein Hund kamen bei dem Feuer ums Leben. Einen zweiten Familienhund konnte die Feuerwehr retten. Weiterlesen

Türkische Organisationen wollen Hilfe koordinieren

Frankfurt/Main (dpa) – Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei wollen türkische Gemeinden, Verbände und Vereine im Rhein-Main-Gebiet gemeinsame Hilfe für die Menschen im Katastrophengebiet organisieren. Voraussichtlich am Donnerstag soll in Frankfurt eine zentrale Sammelstelle für Sachspenden eingerichtet werden, sagte der Landtagsabgeordnete Turgut Yüksel (SPD) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. «Alle wollen helfen, aber derzeit herrscht ein gewisses Chaos, weil unklar ist, wohin Spenden gebracht werden können. Unter dem Motto «Rhein-Main hilft» solle auch ein Spendenkonto eingerichtet werden.

«Es gibt sehr viele, die sich mit dem Auto auf den Weg in die Türkei gemacht haben, um zu helfen», sagte Yüksel. Andere versuchten, mit dem Flugzeug in die Türkei zu gelangen, um dort Hilfe leisten zu können. Zerstörte Straßen und winterliche Bedingungen dürften dies jedoch erschweren. Weiterlesen

Dreyer: «Steigende Zahlen von Toten machen fassungslos»

Mainz (dpa/lrs) – Zwei Tage nach der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien hat die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) den betroffenen Menschen erneut ihr Mitgefühl ausgesprochen. «Die immer weiter steigenden Zahlen von Toten und Verletzten nach dem schrecklichen Erdbeben in der Türkei und in Syrien und die Zerstörungen machen fassungslos», sagte sie am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Auch in Rheinland-Pfalz lebten sehr viele Menschen, die Verwandte und Freunde im Erdbebengebiet in der Türkei und in Syrien verloren hätten oder sich um sie sorgten. Weiterlesen

Nach Erdbeben große Betroffenheit und Hilfsbereitschaft

Mainz/Trier (dpa/lrs) – Nach den schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist die Betroffenheit in den türkisch-islamischen Ditib-Gemeinden in Rheinland-Pfalz groß. «Es gibt Leute, die Verbindungen haben in diese Regionen», sagte Ditib-Landesvorsitzender Cihan Sen am Mittwoch. Es sei «extrem schlimm, was da passiert ist».

Um Erdbebenopfern zu helfen, werde zu Geldspenden aufgerufen. Sachspenden seien in der jetzigen Situation schwer zu überbringen, sagte Sen. In den 51 Ditib-Gemeinden in Rheinland-Pfalz werde derzeit auch für die Betroffenen gebetet. Punktuell gebe es Andachten, jede Gemeinde finde «da ihren eigenen Weg». Sen ging davon aus, dass beim Freitagsgebet den Opfern und Betroffenheit besonders gedacht werde.

Beeindruckt sei er von der großen Solidarität in der Welt. «Ich finde es extrem lobenswert, wie viel Länder helfen», sagte er. Die Hilfsbereitschaft sei auch in Rheinland-Pfalz groß: Man werde derzeit von vielen angesprochen, die Hilfe anböten. «Da merkt man, wir sind alles Menschen, es kann jeden treffen.» Der Ditib-Landesverband Rheinland-Pfalz hat laut Sen rund 20.000 Mitglieder. Weiterlesen

Zwei Arbeiter bei Felssturz in Österreich getötet

Steyr (dpa) – Herabstürzende Felsmassen haben in Österreich zwei Arbeiter unter sich begraben und getötet. Die beiden Männer waren nach Angaben der Behörden in Steyr (Oberösterreich) mit Absicherungsarbeiten im steilen Gelände beschäftigt, als sich ein gewaltiger Brocken löste. Einsatzkräfte räumten laut Polizei mehrere Häuser im erweiterten Gefahrenbereich. Die dort angetroffenen zehn Menschen seien anderweitig untergebracht worden, so ein Polizeisprecher. Derzeit gebe es keine Hinweise auf weitere Opfer, sagte der Bürgermeister von Steyr, Markus Vogl. Der Fels war laut Behörden seit mehr als einem Jahr als Gefahrenstelle erkannt. Seitdem sei man für diesen heiklen Auftrag auf der Suche nach einer Spezialfirma gewesen.

Ein Land im Schock – Bangen und Flehen in der Türkei

Von Anne Pollmann, dpa

Kayseri (dpa) – Es gibt sie, die Geschichten von Rettungen nach etlichen Stunden unter Trümmern nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien. Eine davon ist die von Serap Ela. Die mit einem Schlafanzug bekleidete Fünfjährige wird von Helfern in Hatay aus den Trümmern gezogen, wie Videos von vor Ort zeigen.

Doch für andere kommt jede Hilfe zu spät, für Tausende. Etliche Menschen in der Katastrophenregion warten seit Tagen auf Hilfe. Viele wissen genau, wo ihre Angehörigen, Freunde oder Nachbarn in den Trümmern vergraben sind, können teilweise sogar mit ihnen telefonieren oder ihre Stimmen hören.

Auf Twitter wird millionenfach der Hashtag #SESVAR geteilt (gemeint ist: «Wir hören Stimmen»). Menschen teilen Standorte und flehen um Hilfe. Doch ohne das nötige technische Gerät hilft das alles nichts.

Große Hilfsbereitschaft im ganzen Land

Auf dem Weg in die zerstörten Gebiete sieht man derweil Helfer auf den Rastplätzen, häufig mit voll beladenen Autos. Einer sagt, er habe sich aus Ankara auf den Weg gemacht. Er packt Windeln in seinen Transporter, der bereits bis unters Dach voll gepackt ist. Auf den Straßen sind etliche Lkw unterwegs, oft mit Schildern, auf denen steht: «In Solidarität mit den Erdbebengebieten».

Betroffene klagen unterdessen über fehlende oder nur schleppende Hilfe bei der Bergung Verschütteter. Der türkische Oppositionsführer warf Präsident Recep Tayyip Erdogan persönlich Versagen vor. «Wenn jemand hauptverantwortlich für diesen Verlauf ist, dann ist es Erdogan», sagte Kemal Kilicdaroglu, Chef der größten Oppositionspartei CHP. Erdogan habe es versäumt, das Land in seiner 20-jährigen Regierungszeit auf solch ein Beben vorzubereiten.

Vielerorts wird unter anderem Pfusch am Bau als ein Grund für die vielen eingestürzten Häuser diskutiert. An der türkischen Börse stiegen besonders die Aktien von Zementunternehmen, Tausende Häuser müssen ersetzt werden.

Erdogan reiste in die Erdbebengebiete im Südosten des Landes. Er sei in der Provinz Kahramanmaras und auf dem Weg zu einer für die Erdbebenopfer errichteten Zeltstadt, teilte das Präsidialamt am Mittwochmittag mit. Erdogan wollte auch die Provinz Hatay besuchen. Beide Gebiete sind stark von den Beben getroffen, die Zentren vieler Städte sind massiv zerstört.

Massive Schäden an der Infrastruktur

Jesco Weickert von der Welthungerhilfe hat das Erdbeben im türkischen Gaziantep erlebt. Ihm und seinem Team stecke die Erfahrung noch in den Knochen. Auch wenn Gaziantep nicht so stark wie andere Regionen betroffen sei, sei an Alltag derzeit kaum zu denken. Viele der Kollegen seien schockiert, schliefen in Autos und trauten sich nicht mehr in ihre Häuser. Der Strom falle immer wieder aus und Gas gebe es nicht.

«Der Schaden an der Infrastruktur ist auch hier massiv. Ich weiß nicht, wie lang es dauern wird, bis man das alles wieder instand setzt», so Weickert. Die Leute seien fertig, wollten aber doch alle helfen, wo es nötig sei.

Die Regierung bezeichnete die Beben als eine der schlimmsten Katastrophen der vergangenen Jahrzehnte und kündigte an, alle verfügbaren Mittel zu mobilisieren. Mindestens 7000 Menschen wurden allein in der Türkei getötet, es gibt offiziell mehr als 40 000 Verletzte. Es werden Hunderte, wenn nicht Tausende weitere unter den Trümmern vermutet. 2270 Tote wurden aus Syrien gemeldet.

Auch die beiden Deutschen Bernd Horch und Peter Laake haben das Beben in Gaziantep miterlebt. «Es hat erst mal gedauert, bis ich verstanden habe, was gerade passiert», erzählt Horch. «Man denkt, man träumt. Das war schlimm. Und irgendwann realisiert man: Das war ein richtig dickes Ding.»

Die beiden Kollegen haben das Erdbeben unbeschadet überstanden und sich nun in einem Hotel in der Stadt Kayseri in Sicherheit gebracht, etwa 250 Kilometer vom Epizentrum des ersten Bebens entfernt.

Sie waren beruflich in Gaziantep und während des Bebens in einem Hotel untergebracht. Laake hätte eigentlich bis Mitte März in der Türkei bleiben sollen. Das ist nun erst einmal abgesagt. Beide warten nun auf ihre Heimreise nach Deutschland.

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THW-Helferteam nach Erdbeben in Türkei gelandet

Mainz/Gaziantep (dpa) – Nach den schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet sind 50 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) am Mittwoch zum Hilfseinsatz in Gaziantep im Südosten der Türkei eingetroffen. Ihre Aufgabe sei es, verschüttete Menschen zu orten, zu retten und erstzuversorgen, sagte der Sprecher des THW-Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Michael Walsdorf, am Mittwoch in Mainz. Nach der Landung am Morgen würden sie zunächst Fahrzeuge beladen und dann in ihr Einsatzgebiet fahren. Weiterlesen

Zigaretten im Schlafzimmer wohl Brandursache

Neuerburg (dpa/lrs) – Eine brennende Zigarette war wohl der Grund für den Brand in Neuerburg in der Eifel, bei dem Ende Januar ein 46 Jahre alter Mann ums Leben gekommen ist. Das berichtete ein Polizeisprecher am Dienstag. Den bisherigen Ermittlungen zufolge sei das Feuer wohl im Schlafzimmer des Mannes ausgebrochen und habe sich schnell auf das gesamte Haus ausgebreitet. Der 72-Jährige Hauseigentümer hatte den Brand in den frühen Morgenstunden des 28. Januar bemerkt. Er konnte sich selbst aus dem brennenden Gebäude in Sicherheit bringen. Feuerwehrleute retteten seinen 46 Jahre alten Sohn aus dem Haus. Er starb jedoch danach im Krankenhaus.

Frau hortet Ratten in Wohnung: Gut 800 Tiere befreit

Altenkirchen (dpa/lrs) – Eine Tierhorterin hat mit gut 800 Ratten in einem Einfamilienhaus im Norden von Rheinland-Pfalz zusammengelebt. Bereits vergangene Woche hatte das Veterinäramt 400 Tiere aus dem Haus in Wissen an der Sieg (Kreis Altenkirchen) befreit. Bei einem erneuten Einsatz am Dienstag wollten die Behörden, unterstützt von privaten Tierschutzinitiativen, weitere rund 400 Tiere bergen, sagte ein Kreissprecher. Das Amt war durch Hinweise von Nachbarn auf den Fall aufmerksam geworden. Sie hatten sich wegen Geruchsbelästigung beschwert. Weiterlesen

«Katastrophal und grausam»: Arzt hält Kontakt mit Nordsyrien

Mainz (dpa) – Die Situation im Erdbebengebiet in Nordsyrien ist nach Berichten von Ärzten «katastrophal und grausam». In Idlib und Umgebung fehle es an schweren Maschinen zur Rettung von Verschütteten ebenso wie an Hilfsmaterial, sagte am Dienstag der Mainzer Arzt Gerhard Trabert, der mit Ärzten in Nordsyrien in Verbindung steht. «Die Lage in Idlib ist furchtbar, es sind so viele Menschen verschüttet.» Weiterlesen

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