Lindenberg und Apache 207 dritte Woche Platz eins

Baden-Baden (dpa) – Die Metal-Combo In Flames hat mit ihrer Platte «Foregone» die Spitze der deutschen Album-Charts erobert. «Auf den letzten Metern», so GfK Entertainment am Freitag, hätten sich die Schweden noch an Fettes Brot vorbeigeschoben, die mit ihrer «Hitstory» schon wie der Sieger ausgesehen hatten. Es wäre das erste Nummer-eins-Album für das Hip-Hop-Trio aus Hamburg gewesen.

In Flames standen dagegen schon 2011 mit «Sounds Of A Playground Fading» einmal ganz oben. Weiterlesen

Eros Ramazzotti erkrankt – Deutscher Tourauftakt verschoben

Stuttgart (dpa) – Wegen einer Erkrankung des italienischen Sängers Eros Ramazzotti (59) wird sein für Samstag geplantes Konzert in Stuttgart um gut einen Monat verschoben. Ursprünglich wäre der Auftritt am 18. Februar der Tourauftakt in Deutschland gewesen. Ramazzotti («Cose Della Vita») kämpft mit einer Kehlkopfentzündung und tritt deswegen erst am 23. März in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle auf, wie der Veranstalter mitteilte. Die weiteren Konzerte in Oberhausen, München, Mannheim und Berlin sollen wie geplant stattfinden. Die Tickets für das Konzert in Stuttgart behalten ihre Gültigkeit. Der Sänger ist mit «The Battatito Infinito» derzeit auf Welttournee.

Tony Marshall ist tot – Stimmungskanone mit Opern-Examen

Von Susanne Kupke, dpa

Baden-Baden (dpa) – Die «Schöne Maid» klebte sein ganzes Leben an ihm wie Zuckerguss. Mit ihr hatte er im Jahr 1971 seinen musikalischen Durchbruch. Seitdem trällerte die Nation mit. Tony Marshall litt zumindest zu Beginn seiner Karriere an seinem Schlager-Image, liebte aber seine Fans und machte sich später sogar immer wieder ausdrücklich für das Schlager-Genre stark.

Der Muntermacher der Nation zog bis ins hohe Alter durch die Stadthallen. Nach langer Krankheit starb er am Donnerstagabend nun im Kreis seiner Familie, wie eine Sprecherin am Freitag mitteilte.

Songs in acht Sprachen

Der Entertainer aus Baden-Baden hatte eigentlich viel mehr drauf als die «Schöne Maid» oder Gassenhauer wie «Heute hau’n wir auf die Pauke» – er beherrschte neben Klavier und Geige noch vier andere Instrumente, sang in acht Sprachen und hatte ein Staatsexamen als Opernsänger.

Doch für seine Fans machte Tony Marshall über Jahrzehnte die Stimmungskanone und blieb so, wie sie ihn mochten: lange braungelockt, dann mit Hut und immer gut drauf. Für sie gewöhnte er sich sogar an die «Schöne Maid».

Denn Liebe auf den ersten Blick war es nicht, was ihn mit dem Song verband. Als er das Lied als junger Mann im Aufnahmestudio singen sollte, trank er sich erst mal einen an. Der Text mit dem ganzen «Hojahojaho» war ihm einfach nur peinlich.

Die Hoffnung, wegen Trunkenheit herausgeworfen zu werden, erfüllte sich nicht. Alle waren begeistert – und Tony Marshall ein Star. Dass er im Laufe von sechs Jahrzehnten Bühnenleben und weit über 10.000 Auftritten nicht nur in glanzvollen Sälen sang, sondern durchaus auch durch Vereinsheime von Schützen, Kaninchen- oder Taubenzüchtern tingelte, störte ihn nach eigenem Bekunden nicht. Hauptsache er hatte Kontakt zum Publikum.

Ein Mann mit Kult-Status

Herbert Anton Hilger, so sein bürgerlicher Name, wollte immer «Einer wie Du» sein. So hieß auch eine vor Jahren erschienene gleichnamige Biografie. An sich wollte der an den Musikhochschulen in Freiburg und Karlsruhe ausgebildete Künstler Opernsänger werden. Doch dann wäre seine Familie «verhungert», wie er einmal sagte. Dafür erlangte er Kult-Status im Schlagergeschäft.

In einem Alter, in dem andere sich längst zur Ruhe gesetzt hatten, war er als musikalischer Reiseführer für die ZDF-Reihe «Viva la Musica» auf Mallorca und in New York, er tourte mit den «Stars der Volksmusik» durch Deutschland oder stand als Milchmann Tevje im Musical «Anatevka» auf der Bühne. Und mit der Rockröhre
Anastacia sang er die «Schöne Maid» auch auf Englisch. «Ich stecke noch voller Energie», sagte er einmal. «Wer sollte mich bremsen?»

Die Gesundheit zum Beispiel. Er hatte einen Herzschrittmacher und litt seit Jahren an der Nervenkrankheit Polyneuropathie. Die schränkte zuweilen seinen Bewegungsdrang ein und zwang ihn auch, Auftritte abzusagen. Anfang 2019 lag er wegen eines Schlaganfalls tagelang im Koma. Schon da bangte die Familie um sein Leben, aber er sprang dem Tod noch einmal von der Schippe. 2021 überstand er eine Corona-Infektion.

Beim Laufen brauchte er inzwischen Hilfe, zuletzt musste er dreimal die Woche zur Dialyse – zu «Anneliese», wie er lachend sagte. Aber auf seine Stimme war Verlass. «Ich bin ein Glückspilz», betonte er. Er gab wieder Konzerte, doch er trat deutlich kürzer.

Das Alter trieb ihm jedenfalls keine Sorgenfalten auf die Stirn. Und der Tod machte ihm, dem Atheisten, als den er sich selbst bezeichnete, keine Angst. «Meine Krankheiten sind gar keine, sondern lediglich ein Verfall des Körpers», sagte er. Im Jahr 2021 erschien sein Album «Mein letzter Traum».

Was er schmerzlich vermisste, war eine Wertschätzung für den Schlager. Was ihn richtig freute, war die Anerkennung in seiner Heimatstadt Baden-Baden. Der Kurort hat einen Weg nach ihm benannt, eine Rose «Schöne Maid» getauft und Tony Marshall 2018 zum Ehrenbürger ernannt. Das hat den Musiker besonders gefreut: «Diese wunderbare Ehrung, die sie mir haben zuteil werden lassen, das haut auch den Tony um.»

Leben für die Show und die Familie

Tony Marshall liebte das Showgeschäft. Doch noch mehr seine Familie: Der Vater dreier Kinder, Opa und Uropa war seit Jahrzehnten mit seiner Jugendliebe Gaby verheiratet: «Sie ist das Beste, was mir widerfahren ist.» Seine Söhne Pascal und Marc, letzterer ebenfalls Sänger im Duo Marshall und Alexander, begleiteten den Papa manchmal auf Tourneen. Mit seiner behinderten Tochter Stella engagierte er sich in seiner Stiftung für Menschen mit Behinderung.

In Gaggenau bei Rastatt eröffnete Tony Marshall noch im Juli 2021 eine kleine Galerie, voller Erinnerungen, Fotos und Goldenen Schallplatten. «Nach meinem Ableben wird sich hier doch wohl auch ein Platz finden für meine Urne», sagte er da lachend. «Eine Blumenvase tut’s aber auch. Schreiben wir einfach “Tony” drauf.»

Seinen 85. Geburtstag feierte er Anfang Februar in aller Stille, ohne Rummel, ohne viel Tamtam. Öffentlich aufgetreten war er da aus gesundheitlichen Gründen schon länger nicht mehr. «Die ganze Familie ist um mich herum, von meiner Frau bis zu meinen Urenkeln», sagte er noch vor etwa zwei Wochen. «Ich war erfolgreich in meinem Beruf als Sänger – und ich bin glücklich.»

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«Hi, ich bin Alicia»: Neuntes Studioalbum von Pink

Von Philip Dethlefs, dpa

London (dpa) – Wäre das Leben doch bloß wie ein Whitney-Houston-Song! Das wünscht sich Pink in einem Song von ihrem neunten Album «Trustfall». Die mitreißende und sehr tanzbare Gute-Laune-Single «Never Not Gonna Dance Again» ist ein Plädoyer dafür, die schönen Dinge im Leben nicht zu versäumen. «Ich bin niemand, der Dinge bereut», sagt die US-Sängerin bestens gelaunt im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. «Aber ich denke zu viel über alles nach.»

Es mag den Anschein haben, Pink habe in ihrer mehr als 20-jährigen Karriere kaum etwas ausgelassen, doch im Privatleben sieht es mitunter anders aus. Es sind die vermeintlich normalen Dinge, bei denen es für den Pop-Superstar nicht immer wie erhofft läuft. Auf «Trustfall» erzählt Pink, die bürgerlich Alicia Moore heißt, von den Höhen und Tiefen ihres Lebens jenseits der Bühne – und gibt dabei wie gewohnt sehr private und intime Einblicke.

Ein Album als emotionale Reise

So habe sie ein Strandausflug mit ihren Kindern, bei dem sie von Paparazzi verfolgt wurde, zum Song <<Never Not Gonna Dance Again>> inspiriert. «Ich wollte nicht, dass die ein Foto von mir in meinem Badeanzug machen, weil ich mich unsicher fühlte», erzählt die 43-Jährige. «Also habe ich nicht mit meinen Kindern gespielt. Und das hat mich so geärgert. Ich habe mich über mich selbst geärgert, dass ich die Zeit verschwendet habe und wir wegen sowas Blödem eine schöne gemeinsame Erinnerung verpasst haben. Da habe ich entschieden: Sowas kommt nie wieder vor.»

Auf ihrem neuen Album wechseln sich stimmungsvolle Popsongs immer wieder mit melancholischen Balladen ab. Eine bewusste Entscheidung. «Die Reihenfolge auf diesem Album war mir sehr wichtig», betont Pink. Eine Aufteilung in eine «Tanzparty» und eine deprimierende zweite Hälfte sei nicht in Frage gekommen, denn: «Für mich ist das Leben ein Auf und Ab. Und ich wollte, dass das Album eine komplette emotionale Reise ist.»

Zwischen dynamischem Pop und Melancholie

Mit der Pianoballade

<<When I Get There>> ist schon der Einstieg sehr melancholisch. «Nach dem Motto: Hi, ich bin Alicia. Setz dich hin, ich muss dir was sagen und hier sind ein paar Taschentücher.» Es geht in dem Song um die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit geliebten Menschen, die nicht mehr unter uns sind.

«Wir haben alle Verlust und Trauer erlebt, und das ist hart», sagt die Sängerin, die vor anderthalb Jahren ihren Vater an den Krebs verlor – und kurz darauf die Nanny ihrer Kinder. «Mein Vater ist gestorben, und dann etwa acht Monate später eine meine liebsten Freundinnen. Und ich frage mich: Wo seid ihr? Wo seid ihr hingegangen? Wo ist eure Seele hingegangen? Ich vermisse euch!» Glaubt sie an ein Leben nach dem Tod? «Ja, ich denke schon.»

Demgegenüber steht dynamischer Pop wie der mutmachende Titelsong mit fetten Synthesizern und EDM-Beats. «Trustfall» ist übrigens das englische Wort dafür, sich gezielt fallen zu lassen in der Annahme, von anderen aufgefangen zu werden – so wie man es etwa von Teambuilding-Maßnahmen kennt.

Fallen lassen, Vertrauen wagen – damit beschreibt sie nach eigener Aussage ihren aktuellen Lebensabschnitt. «Ich habe das Gefühl, als Mensch braucht man derzeit viel Vertrauen», sagt Pink. «Im Beziehungsleben, als Eltern, als Kind, wenn man sein Kind an der Schule absetzt, wenn man zur Wahl geht, sogar wenn man eine eigene Meinung hat – oder eine Vagina. Alles braucht Vertrauen.»

Mit Synthie-Pop zurück in die Achtziger

Die Überraschung des Albums ist «Runaway», ein mitreißender, moderner Synthie-Popsong. Damit folgt Pink dem an die 1980er Jahre angelehnten Retro-Wave-Trend, mit dem The Weeknd («Blinding Lights») oder die aufstrebende US-Band The Midnight («Days Of Thunder») zuletzt großen Erfolg hatten. «Die 80er haben so viel Spaß gemacht, so einfach ist das», sagt sie. «Alles war gerade so ernst in der Welt. Ich wollte einfach ein bisschen Spaß haben und einfach tanzen.»

Hingegen singt sie in «Hate Me» und «Lost Cause» – mit teils sehr deutlichen Worten – über das bittere Ende einer Beziehung. Woher nimmt die zweifache Mutter, die seit über 20 Jahren mit dem Vater ihrer Kinder, Ex-Motorrad-Profi Carey Hart, liiert ist, die Inspiration? «Oh nein, diese Lieder sind über Carey», stellt sie klar und lacht. «Ich bin jetzt seit 17 Jahren verheiratet. Manchmal möchte ich diesen Typen treten! Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie es erst sein muss, mit mir verheiratet zu sein.»

Passend dazu endet die neue LP mit «Just Say I’m Sorry», einem Duett mit Chris Stapleton, das quasi der versöhnliche Abschluss der von ihr beschriebenen «emotionalen Reise» ist. Weitere Gäste auf dem Album sind The Lumineers und das schwedische Duo First Aid Kit.

Mehr als 20 Jahre nach ihrem Debüt «Can’t Take Me Home» zeigt Pink mit «Trustfall» erneut, warum sie zu den größten Stars der Popmusik zählt. Radiotaugliche Pophits und ergreifende Balladen sind ihre Spezialität. Der Stoff für authentische Texte geht der dreifachen Grammy-Gewinnerin garantiert auch in Zukunft nicht aus.

Im Sommer wird sie ihre neuen Lieder sowie frühere Hits wieder live singen. Im Rahmen ihrer «Summer Carnival»-Tour gibt Pink rund 20 Konzerte in europäischen Stadien und auf Freilichtplätzen. In Deutschland sind im Juni und Juli Auftritte in Hannover, Köln, Berlin und München geplant. Was ihre Fans erwartet: «Das reine Chaos», sagt Pink. «Es wird ein großer Spaß werden. Ich freue mich schon sehr.»

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Stefanie Hertel singt in Abba-Musical in Hamburg

Hamburg (dpa) – Die Sängerin Stefanie Hertel (43) wagt etwas Neues und wird bald für einige Zeit im Kult-Musical «Mamma Mia!» mit den Hits von Abba in Hamburg mitsingen. Die Volksmusikerin werde an ausgewählten Daten im April als Tanja auf der Bühne im Stage Theater Neue Flora in Hamburg stehen und somit als eine der drei Sängerinnen von «Donna und die Dynamos» live zu erleben sein, teilte Stage Entertainment mit.

Mindestens zwölf Termine im April stehen bereits fest. Erstmals ist es am 7. April (20.00 Uhr) so weit. Weitere Termine – eventuell auch im Mai – könnten noch folgen, wie eine Stage-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte. Weiterlesen

Tote-Hosen-Konzert für Erdbebenopfer ausverkauft

Düsseldorf (dpa) – Das Benefizkonzert der Toten Hosen für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien ist innerhalb von 60 Sekunden ausverkauft gewesen. 10.500 Tickets seien in einer Minute vergriffen gewesen, teilte die Band via Instagram und Facebook mit. Am 24. Februar wollen die Punkrocker mit dem Konzert in Düsseldorf möglichst viel Geld für die Krisenregion sammeln, um die Folgen der Katastrophe zu lindern. Die Donots und Thees Uhlmann haben ihre Unterstützung zugesagt. Die gesamten Einnahmen nach Abzug der Produktionskosten gehen an das Rote Kreuz, Ärzte ohne Grenzen und Medico International. Alle teilnehmenden Musiker verzichten auf eine Gage. Die Stadt Düsseldorf hat die Halle für das Konzert kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Tickets kosteten 75 Euro.

Jane Fonda wollte in die Oper – und nicht auf den Opernball

Wien (dpa) – Hollywood-Star Jane Fonda ist bei ihrer Einladung zum Wiener Opernball durch den Gesellschaftslöwen Richard «Mörtel» Lugner nicht genau informiert gewesen. «Ich dachte, ich besuche eine Oper», sagte die 85-Jährige am Mittwoch beim ersten gemeinsamen Auftritt mit ihrem Gastgeber in Wien.

Aber sie habe sich nun an den Gedanken gewöhnt. «Es werden viele Fotos gemacht und ich werde wohl den Präsidenten treffen.» Zum Walzer mit dem 90-jährigen Lugner werde sie sich aber lieber nicht aufraffen. «Ich habe eine künstliche Schulter, zwei künstliche Hüften, zwei künstliche Knie. Ich bin alt und ich könnte auseinanderfallen», sagte die als Fitness-Queen einst sehr erfolgreiche US-Amerikanerin. Weiterlesen

Guildo Horn bleibt mit 60 Jahren gerne «zweite Liga»

Von Jonas-Erik Schmidt, dpa

Köln (dpa) – Guildo Horn hat eine wahnsinnig gute Geschichte parat, wenn man ihn fragt, wann und wo seine Liebe zum deutschen Schlager begann. Er erinnert dann an eine Großtante, die keine Kinder gehabt habe – dafür aber ein sogenanntes Cocktail-Zimmer. Zwei Stühle, ein Nierentisch. Und gefühlt ganztägig lief «Der lachende Vagabund» des heiteren Schlagerbarden Fred Bertelmann (1925-2014).

«Bei dieser Großtante durfte ich zum ersten Mal Eierlikör zu mir nehmen, auf einer Salzstange», sagt Horn. «Dazu lief Fred Bertelmann. Ich vermute, dass ich dabei oral geprägt wurde.»

Man kann sagen, dass das süßliche Gesöff ganze Arbeit geleistet hat, denn Schlagermusik brachte Horn ganz groß raus. Am Mittwoch (15. Februar) wird der Musiker 60 Jahre alt. Wobei man da nun auch wieder genau sein muss. 60 Jahre wird der Mann, der als Horst Köhler geboren wurde. Guildo Horn – sein Schlagersänger-Ich, das irgendwann aus Horst Köhler erwuchs – sei dagegen schon 70, erläutert er. «Als Schlagersänger altert man einfach schneller.» Horn mag solche Gags.

Was Horst Köhler ist und was Guildo Horn, das lässt sich gar nicht so leicht enträtseln, wenn man vor ihm steht. Klar ist, dass Guildo – natürlich redet man ihn so an – eine imposante Erscheinung ist. Der Händedruck ist fest, die Brille getönt, das nachtblaue Outfit dem Anlass – einem Gespräch über sein Leben und seine Karriere – angemessen. Horn hat gerade in Köln zu tun, beim Fernsehen und Radio.

Leben im Kölner Umland

Hier wohnen, das sei aber nichts für ihn, sagt er. Es hat es gerne ruhig. «Ich bin 1997 nach Köln gezogen. Nach zwei Jahren habe ich aber gemerkt: Ich brauche irgendwie Natur», sagt er. Seitdem lebe er im Bergischen, im Kölner Umland. «In meinem Dorf wohnen vielleicht 150 Leute», sagt er. «Kein Geschäft, keine Kneipe. Auch der Zigarettenautomat wurde irgendwann abgebaut.» Zeitweise hielt er sogar Pferde. Das letzte sei aber mittlerweile gestorben, wenn auch steinalt. «Zum Schluss wurde es eigentlich nur noch von unserer Liebe und Medikamenten zusammen gehalten.»

Beides – das mit dem Kölner Umland und dem Hang zur Ruhe – kann verwundern, wenn man es zum ersten Mal hört. Denn bekannt wurde Horn als großer Sohn seiner Geburtsstadt Trier – und als Musiker, der bei seinen Bühnenshows keinen Stein auf dem anderen lässt. Der Energie verfeuert, als gäbe es keinen Morgen. So gar nicht ruhig.

So war das auch 1998, als er beim Eurovision Song Contest (ESC) in Birmingham mit «Guildo hat euch lieb!» für Deutschland antrat. Horn holte mit dem Lied aus der Feder von Stefan Raab – damals noch nicht auf dem Zenit seiner Bekanntheit – einen guten siebten Platz. Viel bedeutsamer war aber, dass er die deutsche Miesepeter-Haltung zum ESC durchbrach, die sich aus vielen Misserfolgen zusammengebraut hatte.

Ein Händchen fürs Auffallen

Bei Horn, der schon mit neun Jahren Gitarre gespielt und irgendwann den Schlager für sich entdeckt hatte, war damals alles anders. Er schwitzte, er tänzelte ins Publikum, er turnte an einer Stange. Er und seine Leute hatten einfach ein Händchen dafür, aufzufallen. Das fing schon bei der Optik an. «Darf dieser Mann für Deutschland singen», fragte die «Bild» damals neben einem Foto des Sängers mit der lichten Zottelfrisur. Ein Schaden war das nicht für ihn.

Was es dafür brauchte? Sicherlich Angstfreiheit. Horn ist gelernter Musikpädagoge, er machte Musik mit geistig Behinderten. «Ohne den Umgang mit geistig Behinderten hätte es Guildo Horn nicht gegeben», sagt er heute. «Ich habe vorher ganz gut Schlagzeug gespielt – aber ich war keine Rampensau. Als ich angefangen habe, bei der Lebenshilfe mit geistig Behinderten Musik zu machen, habe ich erstmal gemerkt, wie wenig die sich schämen und wie sehr die nach vorne gehen», sagt er. «Das habe ich mir abgeguckt. Die haben mich total inspiriert.»

Neue CD zu 25 Jahren «Guildo hat euch lieb!»

Der Guildo-Hype, der rund um den ESC tobte, ebbte irgendwann ab. Horn aber blieb, spielte Musical, Theater und weiterhin Musik mit seiner Band Orthopädische Strümpfe. In diesem Jahr will er eine neue CD rausbringen zu 25 Jahren «Guildo hat euch lieb!». Er sei einfach «total überzeugt vom Produkt», wie er es nennt. «Ich habe früher mal damit gerechnet, in Trier die sogenannte Tuchfabrik zu füllen. Da passen 500 Leute rein», sagt er. Alles andere sei on top gekommen. Heute spielt er vor 2000 bis 2500 Leuten, wie er sagt.

«So ganz vorne zu sein – das will ich eigentlich nicht», sagt Horn. Es klingt wie ein Fazit. Leute wie Lena oder Raab, die könnten ja nicht mehr auf die Straße. «Mein Leitspruch beruflich ist: zweite Liga, oberes Drittel», sagt er. «Da kann man gut von leben. Und zugleich kann man tun und lassen, was man will.»

Da kann man sogar mal genüsslich eine Salzstange in Eierlikör dippen.

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164 Konzerte bei Rheingau Musik Festival: Gauck vor Ort

Oestrich-Winkel (dpa) – Insgesamt 164 Konzerte an 29 Spielstätten wird das Rheingau Musik Festival in diesem Jahr im Programm haben. Mit dabei sind vom 24. Juni bis zum 2. September unter anderem Stargeiger Daniel Hope, die Cellistin Sol Gabetta und Jazz-Allrounder Götz Alsmann, wie die Veranstalter am Dienstag in Oestrich-Winkel mitteilten. Die Festrede beim Eröffnungskonzert wird demnach der frühere Bundespräsident Joachim Gauck im Kloster Eberbach halten. Neben vielen Veranstaltungsorten im Rheingau und in Wiesbaden sind auch Konzerte im neuen Casals Forum in Kronberg oder erstmals seit der Renovierung wieder in der Mainzer Rheingoldhalle geplant.

Komponist und Dirigent Friedrich Cerha gestorben

Wien (dpa) – Der österreichische Komponist und Dirigent Friedrich Cerha ist tot. Er starb im Alter von 96 Jahren am Dienstag in Wien, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Er galt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten der Welt.

Cerha, der vielfach ausgezeichnet wurde, schrieb mehr als 200 Orchester-, Kammermusik- und Solowerke. Bekannt wurde er besonders als jener Künstler, der Alban Bergs Oper «Lulu» vollendete. Berg selbst starb vor der Fertigstellung. Weiterlesen

Annett Louisan schätzt das Älterwerden

Hamburg (dpa) – Die Chansonsängerin Annett Louisan (45) kann dem Älterwerden durchaus viel Positives abgewinnen. «Ich bin schlagfertiger und lustiger geworden und ich hab’ besseren Sex als früher», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Und sie breche auch gern mal aus festen Strukturen aus: «Um die Kontrolle verlieren zu können, braucht man sehr viel Mut.» Sie glaube zudem, dass der Mensch nicht vernünftig werde, weil er will, sondern weil er muss. «Es liegt in der Natur der Sache. Nichts bleibt beim Alten. Ich versuche das Älterwerden anders zu betrachten und darin Weisheiten und Schönheiten zu finden, die es definitiv birgt.» Die Wahl-Hamburgerin veröffentlicht am 17. Februar ihr neues Album <<Babyblue>>.

 

 

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