Druck auf Wohnungsmarkt: Mieten steigen schneller Immobilien

Von Alexander Sturm, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Der Anstieg der Wohnungsmieten in Deutschland gewinnt an Fahrt. Im dritten Quartal kletterten die Angebotsmieten dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge im Schnitt um 5,8 Prozent zum Vorjahresquartal. Das war mehr als das Mittel aus dem dritten Quartal der vergangenen drei Jahre (4,5 Prozent). In allen Bundesländern liegt der Zuwachs den Daten zufolge über dem mittelfristigen Trend. Der Markt für Mietwohnungen dürfte umkämpft bleiben, denn im Wohnungsbau gibt es immer mehr Stornierungen. Der Mieterbund und Gewerkschafter fordern ein Einschreiten der Politik.

«Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt», sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer mit Blick auf die Mieten. Die Menschen suchten zunehmend Mietwohnungen, während einige Vermieter offenbar wegen der Inflation höhere Mieten ansetzten. Zudem gebe es in ländlichen Regionen, die noch relativ günstigen Wohnraum bieten, Aufholeffekte.

Starke Steigerung in Berlin

Unter den Ländern stiegen die Angebotsmieten laut IW am wenigsten stark in Baden-Württemberg, Sachsen und Hessen mit gut 4 Prozent. Am kräftigsten kletterten sie im Saarland (7,9 Prozent), in Brandenburg (9,1 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (10,3 Prozent). Angebotsmieten bedeuten noch keine Abschlüsse, zeigen aber die Richtung. Auch lässt sich nur selten über Mieten verhandeln.

In Metropolen gab es relativ moderate Aufschläge bei den Angebotsmieten in Frankfurt (1,4 Prozent) Stuttgart (2,4 Prozent) und München (3,5 Prozent). Dagegen legten sie in Düsseldorf (5,9 Prozent), Leipzig (7,8 Prozent) und Berlin (8,3 Prozent) besonders zu. «In den sehr teuren Städten fallen die Zuwächse – wahrscheinlich aufgrund fehlender Zahlungsfähigkeit – geringer aus», sagte Voigtländer. In den Metropolen haben die Mieten nach Jahren des Immobilienbooms schon ein vergleichsweise hohes Niveau erreicht. Der Anstieg der Angebotsmieten insgesamt blieb im dritten Quartal hinter der allgemeinen Teuerung zurück.

In den vergangenen Jahren waren die Mieten weniger gestiegen als die Immobilienpreise. So haben sich die Preise für Einfamilien- und Reihenhäuser binnen zehn Jahren etwa verdoppelt, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung jüngst in einer Untersuchung 97 deutscher Städte berichtete. Die Mieten kletterten in dem Zeitraum um durchschnittlich 56 Prozent. Während viele Kapitalanleger im Immobilienboom in den Wohnungsmarkt einstiegen, hatte sich der Anstieg der Mieten zuletzt etwas beruhigt.

Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum steigt

Nun machen gestiegene Kreditzinsen und Baupreise sowie die Inflation Wohneigentum zunehmend unbezahlbar. Viele Menschen weichen auf den Mietmarkt aus, was den Aufwärtsdruck verstärkt, wie es in einer Studie der Landesbank Helaba hieß. Die DZ Bank und der Verband deutscher Pfandbriefbanken beobachteten zuletzt ebenfalls anziehende Neuvertragsmieten. Grund sei auch die Zuwanderung vieler Flüchtlinge aus der Ukraine, meint die DZ Bank. Ein hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum treffe auf sinkende Leerstände in den Städten.

Entspannung auf dem Wohnungsmarkt ist vorerst nicht in Sicht, denn seit Monaten rollt im Wohnungsbau eine Stornierungswelle. Im November waren 16,7 Prozent der Firmen am Bau von Stornierungen betroffen – nach 14,5 Prozent im Vormonat, wie das Ifo-Institut am Montag berichtete. Steigende Baupreise, höhere Zinsen und geringere Fördermöglichkeiten führten zu auffällig vielen Stornierungen.

Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes erwartet einen Einbruch im Wohnungsbau: Im kommenden Jahr dürften 245 000 Wohnungen fertiggestellt werden, gut zwölf Prozent weniger als in diesem Jahr. Damit würde das Ziel der Bundesregierung von jährlich 400 000 neuen Wohnungen wieder verfehlt.

Wie kann man Mieter effektiv schützen?

Der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte ein Eingreifen der Politik. «Niemand darf in der Krise seine Wohnung verlieren», sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell. «Umso wichtiger ist jetzt, dass die Bundesregierung endlich ein temporäres Mietmoratorium auf den Weg bringt, wie es in ihrem dritten Entlastungspaket verabredet wurde.» Schon in der Pandemie waren Mieter vorübergehend vor Kündigungen geschützt, falls sie wegen der Krise in Zahlungsrückstand gerieten.

Die jüngste Wohngeldreform – mit dem die Zahl der Berechtigten stark steigen und die Hilfe ausgeweitet werden soll – werde nicht reichen, um schnell den Druck aus dem Wohnungsmarkt zu nehmen. «Es fehlt zu viel Personal in den Wohngeldstellen, als dass das Geld schnell bei den Anspruchsberechtigten ankommen würde», sagte Körzell.

Auch der Deutsche Mieterbund forderte die Bundesregierung zum Handeln auf. Er machte unter anderem eine Zunahme von Indexmietverträgen, die Mieten an die Inflation koppeln, und eine «löchrige Mietpreisbremse» für den Anstieg der Angebotsmieten verantwortlich. Das wirke sich auch im Bestand aus, sagte Bundesdirektorin Melanie Weber-Moritz. «Notwendig sind ein Verbot des Neuabschlusses von Indexmieten, eine Kappung von Indexmieterhöhungen im Bestand, eine anwendbare Mietpreisbremse und die Ahndung von Mietwucher.»

Weiterlesen

Druck auf Wohnungsmarkt: Mieten steigen schneller

Von Alexander Sturm, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Der Anstieg der Wohnungsmieten in Deutschland gewinnt an Fahrt. Im dritten Quartal kletterten die Angebotsmieten dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge im Schnitt um 5,8 Prozent zum Vorjahresquartal. Das war mehr als das Mittel aus dem dritten Quartal der vergangenen drei Jahre (4,5 Prozent). In allen Bundesländern liegt der Zuwachs den Daten zufolge über dem mittelfristigen Trend. Der Markt für Mietwohnungen dürfte umkämpft bleiben, denn im Wohnungsbau gibt es immer mehr Stornierungen. Der Mieterbund und Gewerkschafter fordern ein Einschreiten der Politik.

«Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt», sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer mit Blick auf die Mieten. Die Menschen suchten zunehmend Mietwohnungen, während einige Vermieter offenbar wegen der Inflation höhere Mieten ansetzten. Zudem gebe es in ländlichen Regionen, die noch relativ günstigen Wohnraum bieten, Aufholeffekte. Weiterlesen

BGH: Jahrzehntelanges Wiederkaufsrecht bei Bauland sinnvoll

Karlsruhe (dpa) – Wer sich einen Bauplatz kauft, aber trotz entsprechender Verpflichtung dort kein Haus baut, muss unter Umständen noch sehr lange Zeit mit einer Rückforderung durch die Gemeinde rechnen. Das zeichnete sich in einer Verhandlung des Bundesgerichtshofs (BGH) zu einem Fall aus Niederbayern ab.

Dort will die Marktgemeinde Frontenhausen bei Landshut ein 1994 verkauftes Grundstück zurück. Der Käufer hatte sich damals verpflichtet, darauf binnen acht Jahren ein bezugsfertiges Wohnhaus zu bauen. Das ist aber nie passiert. Für diesen Fall hatte sich die Gemeinde ein Wiederkaufsrecht gesichert. 2014 teilte sie dem Eigentümer mit, dass sie davon nun Gebrauch mache. Das würde darauf hinlaufen, dass die Gemeinde das knapp 950 Quadratmeter große Grundstück zurückbekommt – und der Mann den ursprünglichen Kaufpreis von knapp 60.000 D-Mark plus Erstattung seiner Unkosten.

Die Frage ist, ob das nach so langer Zeit noch geht. Laut Gesetz kann ein Wiederkaufsrecht bei Grundstücken 30 Jahre lang ausgeübt werden, wenn im Vertrag keine kürzere Frist festgelegt ist. Weiterlesen

Zu teuer: Immobilienpreise sinken trotz hoher Inflation

Immobilienmarkt
Von Carsten Hoefer, dpa

München (dpa) – Am deutschen Immobilienmarkt ist eine Wende eingetreten: Gegen den allgemeinen Trend der hohen Inflation sind die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen nach Daten des Finanzierungsvermittlers Interhyp im dritten Quartal gesunken. Demnach lag der Durchschnittspreis für eine finanzierte Immobilie inklusive Nebenkosten im dritten Quartal bei 512.000 Euro, 23.000 Euro oder 4,3 Prozent weniger als im zweiten Quartal.

Anstieg der Zinsen

Hauptgrund ist nach Einschätzung von Interhyp-Vorstandschef Jörg Utecht, dass sich viele Menschen Haus oder Wohnung wegen der gestiegenen Zinsen nicht mehr leisten können. «Die Leitzinserhöhungen aufgrund der hohen Inflation und die Erwartungen an die weitere Geldpolitik haben die Bauzinsen vervierfacht», sagte Utecht. Grundlage der Auswertung sind die über Interhyp vermittelten Immobilienkredite von gut 500 Banken, Bausparkassen und anderen Kreditgebern.

Damit wäre eine zehnjährige Preisspirale gebrochen: Vom ersten Quartal 2012 bis zum ersten Quartal 2022 hatte sich der bundesweite Durchschnittspreis einer Wohnimmobilie laut Interhyp von 290.000 Euro auf 540.000 Euro nahezu verdoppelt. Schon im zweiten Quartal waren die Immobilienpreise laut Interhyp um 0,9 Prozent gesunken. Weiterlesen

BGH prüft: Sind Kontogebühren für Bausparer zulässig?

Karlsruhe (dpa) – In der ersten Phase ihres Bausparvertrags zahlen viele Kunden jährliche Gebühren – aber ist das überhaupt zulässig? Verbraucherschützer haben daran arge Zweifel. Um die Frage klären zu lassen, haben sie einen Musterfall vor Gericht gebracht. Am 15. November wird am Bundesgerichtshof (BGH) in letzter Instanz verhandelt. Es ist möglich, dass es auch schon ein Urteil gibt.

Bausparen für eine Immobilienfinanzierung gliedert sich immer in zwei große Etappen: In der Sparphase zahlen die Bausparer einen Teil der vereinbarten Bausparsumme in monatlichen Raten selbst ein. Üblich sind 40 bis 50 Prozent. Nach der «Zuteilung» beginnt die Darlehensphase. Der Bausparer bekommt die gesamte Bausparsumme ausgezahlt und beginnt, den gewährten Kredit zu tilgen. Weiterlesen

Eigentümergemeinschaften haben bei Mängeln weiter Klagerecht

Karlsruhe/München (dpa) – Gemeinschaften von Wohnungseigentümern können bei Mängeln auch nach einer Gesetzesänderung vor Gericht ziehen. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) mit einem am Freitag verkündeten Urteil zu einem Fall aus München klargestellt. Aus Sicht der Vorsitzenden Richterin des fünften Zivilsenats, Bettina Brückner, war die Klärung für die Praxis «überaus bedeutsam». Julia Wagner vom Eigentümerverband Haus & Grund sprach vom richtigen Ergebnis. Es sei gut, dass das nun geregelt sei.

Hintergrund der Frage ist, dass es im Wohnungseigentumsgesetz in der bis Ende November 2020 geltenden Fassung einen Paragrafen gab, aus dem abgeleitet wurde, dass Eigentümergemeinschaften Mängelrechte aus individuellen Kauf- oder Werkverträgen der Erwerber durch Beschluss an sich ziehen und durchsetzen können. Bei einer Gesetzesreform entfiel diese Regelung der «Vergemeinschaftung durch Beschluss» aber ersatzlos. Fachleute zogen daraus bislang unterschiedliche Schlüsse. Weiterlesen

Umfrage: Modernisierungen rechnen sich nicht für Privatvermieter

Berlin (dpa) – Viele private Vermieter halten einer Umfrage zufolge die Modernisierung ihrer Wohnungen für unrentabel. Mehr als die Hälfte der befragten Wohnungs- und Hausbesitzer sehen darin für Umbaumaßnahmen das größte Hindernis, wie der Eigentümerverband Haus & Grund am Dienstag mitteilte. Fast 43 Prozent streben demnach in den kommenden fünf Jahren keine Modernisierung an. Weiterlesen

Neugeschäft mit Baufinanzierungen bricht weiter ein

Analyse
Von Alexander Sturm, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Die Nachfrage nach Baufinanzierungen ist im Zuge steigender Zinsen weiter gefallen. Das Neugeschäft deutscher Banken mit Immobiliendarlehen an Privathaushalte und Selbstständige brach im September um 28 Prozent zum Vorjahresmonat ein, wie neue Daten der Beratungsfirma Barkow Consulting zeigen.

Mit einem Volumen von 16,1 Milliarden Euro liege das Neugeschäft auf dem niedrigsten Stand seit 2014, so die Analyse, die sich auf Zahlen der Europäischen Zentralbank und der Bundesbank stützt. Dabei besteht das ausgewiesene Neugeschäft aus Verlängerungen und Neuverhandlungen bestehender Finanzierungen sowie erstmals abgeschlossenen Krediten. Barkow sprach von einem Rekordrückgang und einem sich beschleunigenden Abwärtstrend. Weiterlesen

Hohe Materialkosten – Vonovia will weniger investieren

Bochum (dpa) – Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia will angesichts gestiegener Zinsen und Baukosten deutlich weniger in Modernisierung und Neubau investieren. Im kommenden Jahr sollen es 850 Millionen Euro sein, wie das Dax-Unternehmen am Freitag mitteilte.

Bereits in diesem Jahr will der Konzern hier weniger Geld in die Hand nehmen als zuletzt in Aussicht gestellt. Für 2022 plant Vonovia Investitionen bis zu 1,4 Milliarden Euro, wobei etwas mehr Geld in den Neubau fließen soll. Inklusive der Instandsetzung will Vonovia in diesem Jahr rund zwei Milliarden Euro ausgeben. Weiterlesen

Leitzinserhöhung in Großbritannien trifft Verbraucher

London (dpa) – Die erwartete deutliche Leitzinserhöhung der britischen Zentralbank trifft nach Einschätzung eines Konjunkturexperten vor allem Immobilieneigentümer. «Dies wird unweigerlich Hausbesitzern schaden, deren Festzinsverträge auslaufen», sagt der Ökonom Michal Stelmach vom Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsinstitut KPMG in London der Deutschen Presse-Agentur.

Dabei litten die Menschen in Großbritannien bereits unter steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen. Auch Unternehmen, die zur Finanzierung weitgehend auf variabel verzinsliche Darlehen angewiesen sind, seien betroffen, sagte Stelmach. Weiterlesen

Grundsteuererklärung: Landesamt empfiehlt frühzeitige Abgabe

Koblenz (dpa/lrs) – Das Landesamt für Steuern empfiehlt Hauseigentümern, mit der Erklärung ihrer Grundsteuerwerte nicht bis zum Ende der bis 31. Januar verlängerten Frist zu warten. Um bei aufkommenden Fragen den persönlichen Service der Steuerverwaltung nutzen zu können, sei es ratsam, sich frühzeitig an das Finanzamt zu wenden, teilte das Landesamt am Donnerstag in Koblenz mit. Nach bisherigen Erfahrungen werde erwartet, dass zum Ende der Frist mit einem deutlich erhöhten Informationsbedarf zu rechnen sei. Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen