Die Münchner Waffenbörse und ein mysteriöser Friedensplan

Von Michael Fischer, Jörg Blank, Ansgar Haase, Carsten Hoffmann, Marco Hadem, dpa

München (dpa) – Am späten Samstagabend hat Russland dann doch noch seinen Auftritt auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Im Bayerischen Hof sitzen der frühere Schachweltmeister Garry Kasparow, der Kremlgegner Michail Chodorkowski und andere russische Oppositionelle auf dem Podium.

Es ist das andere Russland, das kaum noch wahrgenommen wird. Das Russland derer, die ins Exil gegangen sind und jetzt mit der Ukraine und ihren westlichen Verbündeten darum bangen, dass der russische Präsident Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht gewinnt. «Ein Sieg der Ukraine ist die Voraussetzung für jeden Wandel in Russland», sagt Kasparow.

Solidaritätskundgebung des Westens für die Ukraine

Putins Russland muss dagegen diesmal draußen bleiben – erstmals seit den 90er Jahren. Er wolle den «Kriegsverbrechern im Kreml» kein Forum für ihre Propaganda geben, lautete die Losung des neuen Konferenzleiters Christoph Heusgen, dem früheren Berater von Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Damit war von vorneherein klar, was aus der Konferenz in diesem Jahr in erster Linie werden würde: Eine Solidaritätskundgebung des Westens für die Ukraine.

Und Solidarität bedeutet in der jetzigen Kriegssituation für die in München versammelten westlichen Verbündeten vor allem eins: militärische Unterstützung. «Jetzt ist nicht die Zeit für Dialog», stellte der französische Präsident Emmanuel Macron gleich zu Beginn klar. Damit war der Ton gesetzt. Wie weit diese Unterstützung gehen soll und wie schnell sie erfolgen muss, bleibt unter den Bündnispartnern allerdings umstritten.

Sorgfalt oder Risiko: Waffen-Kurs des Westens umstritten

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versicherte in München, die Balance zwischen bestmöglicher Unterstützung der Ukraine und der Vermeidung einer ungewollten Eskalation werde weiterhin gewahrt. Es gelte: «Sorgfalt vor Schnellschuss, Zusammenhalt vor Solo-Vorstellung.»

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte dagegen vor falscher Vorsicht. «Manche sorgen sich, dass unsere Unterstützung für die Ukraine Eskalationsrisiken birgt», sagt der Norweger. Das größte Risiko sei ein Sieg Putins. Risikofreie Optionen gebe es nicht.

Was hat sich daraus nun konkret in München ergeben?

– Die Bildung einer Kampfpanzerallianz bleibt schwierig. Scholz, sein neuer Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) suchten in München zwar weiter nach lieferbaren Leopard-2-Panzern bei den Verbündeten – aber ohne zählbares Ergebnis. Immerhin haben einige Länder wie Finnland und Schweden auch noch nicht Nein gesagt. Die Hoffnung, dass es am Ende doch noch funktioniert, bleibt also.

– Die Diskussion über die Lieferung von Kampfjets wurde in München eher abmoderiert. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sagte dem «Spiegel», es sei «Konsens unter den westlichen Partnern», dass es da keine schnelle Lieferung geben werde. «Ganz sicher nicht in dieser Kriegsphase, ziemlich sicher auch nicht in einem halben Jahr.» Die Debatte dürfte trotzdem weitergehen, auch das ist klar.

– Die Ukraine kam wieder mit einer neuen Forderung: Sie will nun Phosphor-Brandwaffen und Streumunition. Begründung: Russland setze diese Waffen auch ein. Streumunition wird allerdings von Deutschland und von mehr als 100 Staaten geächtet. Deswegen erfolgte prompt eine Absage von Nato-Generalsekretär Stoltenberg.

Einer will dann doch noch über Diplomatie reden

Die Sicherheitskonferenz  hatte also etwas von Waffenbörse. Es gab dann aber doch noch einen, der über Diplomatie redete: der oberste chinesische Außenpolitiker Wang Yi. China hat Putin im ersten Jahr des Krieges Rückendeckung gegeben – auch wenn die Warnung vor dem Einsatz von Atomwaffen im Westen als Zeichen der Bereitschaft Pekings gesehen wurde, den russischen Präsidenten zumindest etwas zu bremsen.

Nun sagte Wang Yi etwas in München, das hellhörig macht: «Wir werden etwas vorlegen. Und zwar die chinesische Position zur politischen Beilegung der Ukraine-Krise.» Es wird erwartet, dass dieser Plan bereits zum Jahrestag der russischen Invasion am Freitag vorgelegt wird. Zu den Inhalten machte Wang Yi nur vage Andeutungen. Das Chaos und die Konflikte, die die Welt im Moment schmerzen ließen, seien hervorgerufen worden, weil die Prinzipien der UN-Charta nicht aufrechterhalten worden seien.

Nutzt China die Ukraine-Frage für seinen Anspruch auf Taiwan?

Von westlichen Diplomaten wird das so gelesen, dass China auf die sogenannte territoriale Integrität der Ukraine pochen könnte, also auf die Unverletzbarkeit von Grenzen. Dabei müsste China dann aber auch die Frage beantworten, welches Verständnis es von den Grenzen der Ukraine hat. Also ob es wie Putin die Krim als Teil Russlands betrachtet, oder die Annexion der Halbinsel 2014 als illegal sieht.

Es könnte auch sein, dass China den «Friedensplan» dazu verwendet, seinen Anspruch auf die demokratische Inselrepublik Taiwan zu untermauern, was den Westen in eine Zwickmühle bringen könnte. Fest steht: Es wird ein Plan sein, mit dem sich die westlichen Verbündeten auseinandersetzen müssen. Denn China gilt als einziges Land, dem noch Einfluss auf Putin zugetraut wird.

Und jetzt? Wann kommt die russische Großoffensive?

Die Woche verspricht aber nicht nur deswegen spannend zu werden, was den weiteren Kriegsverlauf angeht. Putin hat für Dienstag eine größere Rede angekündigt. Zur selben Zeit wird US-Präsident Joe Biden in Polen sein und der Ukraine von dort aus den Rücken stärken – kurz vor dem Jahrestag der russischen Invasion am Freitag.

Die Sicherheitskonferenz 2022 endete mit der offenen Frage: Kann ein russischer Angriff gegen die Ukraine noch abgewendet werden? Vier Tage später folgte die bittere Antwort: Russische Truppen marschierten in Richtung Kiew. Auch in diesem Jahr dürften die meisten Teilnehmer mit einem mulmigen Gefühl abgereist sein. Vielleicht startet schon in ein paar Tagen eine neue russische Großoffensive. Und eine Prognose, wann dieser Krieg enden könnte, wagte an den drei Konferenztagen in München ohnehin niemand.

Konferenzleiter Heusgen beendete die Veranstaltung am Sonntag mit Zweckoptimismus. Er verwies darauf, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der die Eröffnungsrede per Videoschalte aus Kiew gehalten hatte, in Friedenszeiten auch wieder persönlich nach München kommen würde. «Wir hoffen alle, dass er nächstes Jahr wieder persönlich hier sein wird. Das würde bedeuten, der Krieg ist vorbei.»

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Bischofsgrüner Riesenschneemann lächelt bei jedem Wetter

Bischofsgrün (dpa) – Bagger, Teleskoplader, Schaufeln, Bretter zur Verschalung: Am Riesenschneemann in Bischofsgrün haben die Helfer seit den Morgenstunden gebaut. Am Nachmittag thronte dann bereits der Hut auf Riesenschneemann «Jakob». Die freiwilligen Helfer, die Jahr für Jahr kurz vor Fasching die riesige Skulptur aus Schnee in der Mitte des fränkischen Ortes bauen, trotzten am Freitag auch dem ungemütlichen Wetter: Nebel und Wind statt Wintersonne. Weiterlesen

Braun fordert Suche nach vermissten Wirecard-Milliarden

München (dpa) – Der wegen mutmaßlichen Milliardenbetrugs angeklagte frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun fordert von der Justiz die Suche nach seit 2020 vermissten gut zwei Milliarden Euro. «Man müsste einmal sauber ermitteln, wieviel ist davon wieder holbar», verlangte Braun am Donnerstag vor dem Landgericht München I.

Bei dem Geld handelt es sich um angeblich auf südostasiatischen Treuhandkonten verbuchte Erlöse, die bei der Bilanzprüfung im Jahr 2020 nicht auffindbar waren. Dies hatte dann zur Insolvenz des Dax-Konzerns geführt. «Ich bin der Überzeugung, dass das Geschäft existiert hat, aber in wesentlichen Teilen nicht auf das Treuhandkonto geflossen ist», betonte Braun. Weiterlesen

80. Todestag der Geschwister Scholl: «Es lebe die Freiheit»

Von Cordula Dieckmann, dpa

München (dpa) – Thomas Mann war vom Widerstand der Weißen Rose gegen das Nazi-Regime beeindruckt. «Brave, herrliche junge Leute! Ihr sollt nicht umsonst gestorben, sollt nicht vergessen sein», sagte der Literaturnobelpreisträger am 27. Juni 1943 im britischen Radiosender BBC.

Rund vier Monate zuvor, am 22. Februar, waren die Studenten Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst in München hingerichtet worden. Am Mittwoch (22. Februar) jährt sich ihr Tod zum 80. Mal. Ihr Tod war erst der Auftakt. Bis 1945 wurden vier weitere Mitglieder der Gruppe ermordet, viele andere aus dem Umfeld kamen in Haft.

Die Weiße Rose ging aus einem Freundeskreis hervor. Hans Scholl und Alexander Schmorell kannten sich vom Medizinstudium – und teilten ihre Ablehnung des NS-Regimes. Auch Gleichgesinnte wie Willi Graf, Christoph Probst, Sophie Scholl und der Musikwissenschaftler und Professor Kurt Huber schlossen sich an.

Im Sommer 1942 erschienen die ersten Flugblätter, die die Schandtaten der Machthaber anprangerten. «Wer von uns ahnt das Ausmaß der Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen wird, wenn einst der Schleier von unseren Augen gefallen ist und die grauenvollsten und jegliches Maß überschreitenden Verbrechen ans Tageslicht treten?», heißt es darin.

Flugblatt, das zum Tag der Abrechnung aufruft 

Insgesamt sechs Flugblätter wurden veröffentlicht, in denen auch zum Sturz der Nationalsozialisten aufgerufen wurde. Auch der Kriegswahn, die Unterdrückung oder der Mord an den Juden wurden in den Schriften angeprangert. «Warum verhält sich das deutsche Volk angesichts all dieser scheußlichsten menschenunwürdigsten Verbrechen so apathisch», heißt es bereits im zweiten Flugblatt von 1942. Die Tatsache werde als solche hingenommen. «Und wieder schläft das deutsche Volk in seinem stumpfen, blöden Schlaf weiter und gibt diesen faschistischen Verbrechern Mut und Gelegenheit, weiterzuwüten – und diese tun es.»

Am 18. Februar 1943 dann ein schicksalhafter Tag. Gegen 11.00 Uhr legen die Geschwister Scholl in der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München das sechste Flugblatt aus, das zum Tag der Abrechnung aufruft: «Im Namen der ganzen deutschen Jugend fordern wir von dem Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit, das kostbarste Gut des Deutschen zurück, um das er uns in der erbärmlichsten Weise betrogen hat.» Doch ein Hausmeister beobachtet die Geschwister und schlägt Alarm – wenig später werden beide festgenommen, zwei Tage später auch Christoph Probst.

«Es lebe die Freiheit»

Nur vier Tage später am 22. Februar fällt der Präsident des Volksgerichtshofs Roland Freisler sein Urteil, das der Henker Johann Reichhart wenig später auch vollstreckt. «Es lebe die Freiheit», ruft Hans Scholl, bevor er im Gefängnis Stadelheim den Kopf unter das Fallbeil legt. Seine Schwester Sophie und Probst sterben auf die gleiche Art.

Auch Willi Graf, Alexander Schmorell und Kurt Huber wurden später ermordet, ebenso wie Hans Leipelt. Er hatte mit einer Freundin nach dem Tod von Probst und der Geschwister Scholl das verhängnisvolle sechste Flugblatt mehrfach abgetippt, versehen mit dem Hinweis: «und ihr Geist lebt trotzdem weiter!».

In der Tat ist die Erinnerung an die Weiße Rose bis heute lebendig – und gilt vielen gar als Symbol für den deutschen Widerstand gegen die Nazis. Doch was ist ihr Vermächtnis? Für den Sprachwissenschaftler Wolfgang Huber ist es vor allem ein Umstand: «Dass die ganze Justiz von einem einzigen Gedanken durchdrungen ist, nämlich der Würde des Menschen». Sein Vater war jener Professor Kurt Huber, der wegen seines Engagements hingerichtet wurde. So hätte sich sein Vater das ungefähr vorgestellt, glaubt Huber. «Jedes Recht wird plötzlich Unrecht in unserer Verfassung, wenn es gegen die Menschenwürde geht.»

Ähnlich formulierte es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Gedächtnisvorlesung Anfang Februar an der LMU, wo eine Denkstätte über das Wirken der Weißen Rose aufklärt. «Frieden, Freiheit, die Würde jedes Menschen und die Verantwortung jedes Einzelnen – diese Werte leiteten die Weiße Rose», würdigte Steinmeier. Sie sind heute das Fundament unserer freiheitlichen Demokratie.»

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Tödlicher Raserunfall – Angeklagter bricht in Tränen aus

München (dpa) – Im Prozess um einen tödlichen Raserunfall auf einer Autobahn bei München hat der Angeklagte sich unter Tränen bei der Familie seines getöteten Beifahrers entschuldigt. «Zu keiner Zeit haben wir damit gerechnet, dass irgendwas passieren könnte», sagte der 26 Jahre alte Student am Mittwoch vor dem Amtsgericht München, bevor er in Tränen ausbrach und seinen Anwalt bat, seine Stellungnahme weiter vorzulesen. «Es tut mir alles sehr leid, was passiert ist», hieß es in dieser Erklärung weiter. «Ich möchte heute die Gelegenheit nutzen, mich aufrichtig zu entschuldigen.» Er «würde alles dafür tun, es ungeschehen zu machen». Weiterlesen

Krisenstimmung dämpft Naturkosmetik-Euphorie

Von Irena Güttel, dpa

Nürnberg (dpa) – Naturkosmetik ist längst nicht mehr nur etwas für Ökos. Von der Reformhaus-Nische hat diese den Sprung auf den Massenmarkt geschafft. Seit Jahren erobert natürliche Pflege immer mehr Platz in den Regalen von Drogerien und Parfümerien. «Es ist normal geworden – und es wird auch erwartet, dass das angeboten wird», sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands Parfümerien, Elmar Keldenich. Nun scheint das Wachstum gestoppt. Eine Trendumkehr sehen die Fachleute jedoch nicht.

«Das Interesse an Naturkosmetik hält an», sagt die Marktexpertin Mirja Eckert. «Aktuell machen sich die wirtschaftlichen Einflüsse aber bemerkbar. Die Probierfreudigkeit kommt gerade etwas ins Stocken.» Nach Jahren kontinuierlichen Wachstums sei der Umsatz im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent auf 1,43 Milliarden Euro zurückgegangen, sagt die Herausgeberin des Branchenmonitors Naturkosmetik am Dienstag zur Eröffnung der Naturkosmetikmesse Vivaness, die parallel zur weltgrößten Naturkostmesse Biofach in Nürnberg veranstaltet wird. Bis Freitag werden auf der Vivaness mehr als 200 Unternehmen ihre Neuheiten präsentieren. Trends sind in diesem Jahr Baby- und Kinderpflege sowie weniger Inhaltsstoffe und Verpackung.

14,3 Milliarden Euro gaben die Menschen in Deutschland nach Hochrechnungen des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel 2022 für die Schönheitspflege aus – und damit rund 5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Naturkosmetik sei bisher Wachstumstreiber in der Körperpflege- und Kosmetikbranche gewesen, erläutert die Expertin Anna Scheepers vom Marktforschungsunternehmen GfK, das auch am Branchenmonitor beteiligt ist. 2022 habe es allerdings keinen Käuferzuwachs gegeben. Die, die Naturkosmetik nutzten, griffen verstärkt bei den preiswerteren Eigenmarken des Handels zu. «Durch den höheren Anteil günstigerer Produkte sinkt aktuell auch der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr», sagt Scheepers.

Nachhaltigkeit wird wichtiger

Trotzdem sieht der Handel weiter große Potenziale bei der natürlichen Pflege. So will Deutschlands größte Parfümeriekette Douglas ihr Naturkosmetik-Sortiment in den Filialen und im Online-Handel ausbauen. «Naturkosmetik wird aus unserer Sicht ein Wachstumsmarkt bleiben, da das Thema Nachhaltigkeit sowohl gesamtgesellschaftlich als auch für die jüngeren Generationen immer wichtiger wird», sagt ein Sprecher.

Ähnlich sieht es die Drogeriemarktkette DM. Die Nachfrage nach Naturkosmetik sei in den vergangenen beiden Jahren stark gewachsen und stabilisiere sich nun, sagte der zuständige Geschäftsführer Sebastian Bayer. Die Produkte würden auch künftig eine wichtige Rolle spielen.

Vor allem bei der Gesichts- und Körperpflege steht im Handel schon viel Naturkosmetik zur Auswahl. Auch bei der Zahnpflege, Lippenbalsam und anderen Produkten zur alltäglichen Pflege halte diese zunehmend Einzug, sagt Trendforscherin Eckert. Bei den Düften und der dekorativen Kosmetik sei ihr Anteil dagegen noch gering. Neben den einstigen Naturkosmetik-Pionieren sind in den Regalen inzwischen auch viele Start-ups und konventionelle Hersteller mit eigenen Naturmarken oder «grünen Linien» vertreten.

Kunden im Pflege-Dschungel

Für Verbraucherinnen und Verbraucher kann es deshalb schwierig sein, sich in dem Pflege-Dschungel zurechtzufinden. Anders als bei Bio-Lebensmitteln gebe es keine gesetzlichen Regelungen für Naturkosmetik, kritisiert Eckert. Deshalb findet man auf Tuben und Tiegeln zum Teil verschiedene Bezeichnungen wie Naturkosmetik, Bio-Kosmetik, naturnah, vegan, mit Rohstoffen natürlichen Ursprungs, inspiriert von der Natur. «Die Unterscheidung ist für Verbraucherinnen und Verbraucher sehr schwer», meint auch Keldenich.

So ist Naturkosmetik nicht zwangsläufig Bio. Dagegen können konventionelle Produkte mit «Bio» werben, wenn diese zum Beispiel ein Bio-Limettenöl verwenden, ansonsten aber chemische und synthetische Inhaltsstoffe. Die Verbraucherzentrale empfiehlt deshalb, sich an Siegeln zu orientieren. Allerdings verzichteten gerade kleinere Hersteller wegen der Kosten auf eine Zertifizierung, merkt Keldenich an. Manche Start-ups entschieden sich sogar bewusst dagegen, meint Eckert. Denn in Deutschland hätten die Siegel zwar eine große Bedeutung, im Ausland aber oft nicht.

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«Tage, die es nicht gab» – Hervorragende neue Serie

Von Britta Schultejans, dpa

München (dpa) – Vier Freundinnen, eine Elite-Schule und ein dunkles Geheimnis – mindestens. Das Erste zeigt vom Valentinstag (14. Februar, 20.15 Uhr) an mit «Tage, die es nicht gab» eine ungewöhnliche und ganz hervorragende Serie. «Vier Frauen und mehr als ein Todesfall» heißt es in der Programmankündigung.

Im Mittelpunkt der achtteiligen Serie stehen Miriam (Franziska Weisz), Doris (Diana Amft), Inès (Jasmin Gerat) und Christiane (Franziska Hackl), beste Freundinnen seit ihrer Zeit auf der Eliteschule «Sophianum». Sie stützen sich gegenseitig – und mit viel Sekt und Wein – in allen Lebenslagen und erzählen einander ihre Probleme, wenn auch nicht alle.

Zeitebenen überlappen sich kunstvoll

In ihr Leben bricht etwas unerwartet und nicht unbedingt willkommen eine Wiener Kommissarin (grandios: Sissy Höfferer) ein, die gemeinsam mit ihrem jungen Kollegen (Tobias Resch) darauf angesetzt wurde, herauszufinden, ob es sich bei einem Suizid vor einigen Jahren wirklich um einen solchen handelte.

Das alles wird in dieser österreichischen Serie so spannend und vielschichtig erzählt, wie es selten zu sehen ist im deutschen Fernsehen. Einzelne Zeitebenen überlappen sich überaus kunstvoll und auch die (Haupt-)Figuren sind alles andere als eindimensional gezeichnet. Dass die Sympathieträger Harald Krassnitzer (als sadistischer Schulleiter) und Jutta Speidel (erinnert als terrorisierende Alt-Firmenchefin an Meryl Streep in «Der Teufel trägt Prada») komplett gegen ihr Image besetzt wahnsinnig gut funktionieren, ist die Kirsche auf der Sahne.

Allein dass es sich bei den vier Hauptcharakteren um Frauen mittleren Alters handelt, ist eigentlich eine kleine Sensation. «Es gibt inzwischen deutlich mehr Interesse an diesen Charakteren und Perspektiven», sagt Schauspielerin Hackl im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München. «Zeit wird’s. Es ist einfach unrealistisch, wenn jedem 50-jährigen Fernsehkommissar eine 25-Jährige Kommissarin an die Seite gestellt wird.»

Frauen vor und hinter der Kamera

Lange sei es für Schauspielerinnen mit den Jahren immer schwieriger geworden, Rollen zu finden. Frauen seien als Hauptfiguren in Film und Fernsehen vor allem als Teil eines jungen Liebespaares besetzt wurden. Seit Serien boomen, ändere sich das langsam. «Möglich, dass auch #Metoo daran etwas geändert hat», sagte Hackl, die in der Serie mit Christiane eine Frau spielt, die versucht, nach dem Tod ihres Kindes neuen Lebensmut zu fassen. «Aber es ist auch ein bisschen egal, warum es so ist. Es ist wichtig, dass es so ist.»

Nicht nur die vier Hauptdarstellerinnen der Serie sind Frauen – die beiden Regisseurinnen auch. «Ich habe am Theater schon öfter in so einem Umfeld gearbeitet, aber so ein weiblich dominiertes Film- oder Fernseh-Set war für mich neu», sagte Hackl. «Das war ein wirklich schönes Arbeiten, sehr intim.»

Insgesamt beobachtet sie langsam aber sicher mehr Experimentierbereitschaft in deutschen Serien: «Es ist schön, dass man sich hierzulande inzwischen mehr traut. In unserer Serie liegen das Tragische und das Komische oft nah beieinander, so wie es im Leben eben ist. Im Fernsehen war es aber meist entweder das eine oder das andere.» Und damit gehe Emotionalität verloren: «Das, was im Fernsehen gezeigt wird, würde ich mir manchmal saftiger wünschen. Oft redet man über Gefühle, aber man zeigt keine.» In dieser Serie ist das erfrischend anders.

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«Foodsharing»: Essen aus Telefonzelle

Coburg (dpa) – Mit einer «Foodsharing-Telefonzelle» in der Altstadt will Coburg der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenwirken. Aus dem gelben ehemaligen Fernsprecher könne jeder vor dem Wegwerfen gerettetes Essen herausnehmen, sagte ein Sprecher der Stadt Coburg in Oberfranken. Beim «Foodsharing» («Essen teilen») werden genießbare Lebensmittel, die ansonsten im Müll gelandet wären, an Menschen verteilt, die sie gebrauchen können.

Anders als bei den Tafeln müssen beim Foodsharing die Empfänger der Lebensmittel nicht unbedingt ein geringes Einkommen haben. Das Angebot steht allen offen. Über eine Internetplattform teilen Foodsharing-Aktivisten mit, welche Lebensmittel an welchem Standort (den sogenannten Fairteilern) abgeholt werden können. Weiterlesen

Braun weist im Wirecard-Prozess alle Anklagepunkte zurück

München (dpa) – Im Prozess um den mutmaßlichen Milliardenbetrug beim früheren Dax-Konzern Wirecard weist der ehemalige Vorstandschef Markus Braun sämtliche Vorwürfe der Anklage zurück. «Ich hatte keinerlei Kenntnisse von Fälschungen oder Veruntreuungen», sagte Braun am Montag vor der vierten Kammer des Landgerichts München. «Ich habe mich auch mit niemandem zu einer Bande zusammengeschlossen», betonte Braun in seiner ersten Stellungnahme zu den Vorwürfen seit Prozessbeginn im Dezember. Weiterlesen

Mainzer Lee ist mit Doppelpack der Stimmungsmacher

Von Andreas Schirmer, dpa

Mainz (dpa/lrs) – Auch der Südkoreaner Jae-sung Lee entkam dem karnevalistischen Treiben nach dem 3:1 (2:1) des FSV Mainz 05 gegen den FC Augsburg nicht. Nach seinem ersten Doppelpack für die Rheinhessen im Fußball-Bundesligaspiel am Samstag war er vorbereitet auf die Huldigung der Fans: Kostümiert mit einem bunten Hut und einer Sonnenbrille ließ er sich auf dem Zaun der Ultra-Fan-Tribüne feiern. «Ich muss jetzt essen und schlafen. Ich bin echt erschöpft», sagte der 30 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler geschafft nach einer sehr intensiven Partie.

Eine Viertelstunde vor dem Abpfiff musste ihn der Mainzer Trainer Bo Svensson nach einer starken Leistung mit hohem Laufpensum wegen eines Krampfes vom Feld holen. «Das zeigt, was er auf den Platz gebracht hat», sagte der Däne anerkennend. Lee hatte in der 21. Minute zum dritten Mal in diesem Jahr – wie gegen Borussia Dortmund (1:2) und gegen den VfL Bochum (5:2) – das Führungstor erzielt.

«Er war wieder der Dosenöffner», meinte 05-Sportdirektor Martin Schmidt. Außerdem war Lee zur Stelle, als nach dem 2:0 von Karim Onisiwo (24.) den Gästen mit einem verwandelten Handelfmeter von Ermind Demirovic (28.) der Anschlusstreffer gelungen war: Nach der Halbzeitpause erzielte er auch 3:1 (52.) und zugleich seinen sechsten Saisontreffer. «Er tut der Mannschaft und dem Spiel gut. Wenn er das beibehalten kann, wird er umso wertvoller werden», meinte Angreifer Onisiwo.

Durch die starken Leistungen in dieser Spielzeit dürfte auch der Marktwert von Lee steigen, der im Sommer 2021 vom Zweitligisten Holstein Kiel nach Mainz gewechselt war. Zur Jahreswende hatte er mit einem Eintrag in seinem eigenen Block, in dem von einem «starken Wunsch» in einem «anderen Umfeld» zu wachsen zu lesen war, für Irritation gesorgt. «Es war nicht ganz gescheit, was aus dem Koreanischen übersetzt worden ist», erklärte Schmidt. «Das ist für ihn erledigt und kein Thema. Das wurde auch besprochen.»

Dennoch weiß auch der Manager: «Je besser er wird, umso umworbener wird er sein. Aber er hat ja einen Vertrag bis 2024. Deshalb sind wir da ganz entspannt.» Zumal Lee selbst versicherte, nicht konkret an einen Weggang zu denken: «Ich gucke von Tag zu Tag und bin sehr glücklich in Mainz. Es gefällt mir hier.»

Nicht so entspannt ist ungeachtet dieser Wechsel-Spekulationen Coach Svensson nach dem dritten Heimerfolg der Saison gewesen, obwohl man den Abstand auf den Relegationsplatz auf immerhin zehn Punkte ausbauen konnte. «Beruhigend ist, wie wir gerade spielen», sagte er. «Wenn du aber drei Spiele verlierst, bis du wieder drin.»

Um dies zu verhindern, will Mainz nach Niederlagen gegen Vereine aus dem ersten Tabellendrittel wie Dortmund und 1. FC Union Berlin (jeweils 1:2) nun auch gegen ebenfalls höher eingeordnete Clubs punkten. «Was wir nicht schaffen ist, gegen Gegner wie Union und Dortmund mal einen Bonuspunkt zu holen. Das müssen wir jetzt schaffen gegen gute Gegner wie Bayer Leverkusen oder Borussia Mönchengladbach», forderte Schmidt. Die bereits eingefahrenen 26 Punkte sollten dazu beitragen, «etwas Ruhe» reinzubekommen.

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Prozess gegen mutmaßliche Uhrenräuber-Bande

München (dpa) – Eine mutmaßliche Bande von Uhrenräubern muss sich seit Freitag vor dem Landgericht München I verantworten. Drei Männer sind wegen schweren Raubes und versuchten schweren Raubes angeklagt. Laut der Staatsanwaltschaft sollen sie «organisiert und arbeitsteilig» in der Münchner Innenstadt teure Armbanduhren geklaut oder dies versucht haben – auch mit Hilfe von körperlicher Gewalt.

Ihr Vorgehen sei dabei immer gleich gewesen: Einer der Angeklagten soll auf dem Gehweg oder der Straße plötzlich an das jeweilige Opfer herangetreten sein und ihm die Armbanduhr entrissen haben. Danach sei der Täter mit Hilfe eines Helfers aus der Gruppe auf einem in der Nähe wartenden Motorrad geflohen. Weiterlesen

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