Ackermann: Freiheit und Demokratie sind immer bedroht

Trier (dpa/lrs) – Der russische Angriff auf die Ukraine hat nach Ansicht des Trierer Bischofs Stephan Ackermann deutlich gemacht, dass Freiheit und Demokratie immer verteidigt werden müssen. «Freiheit und Demokratie waren nie eine Selbstverständlichkeit», sagte Ackermann der Deutschen Presse-Agentur. «Ich glaube, sie sind jetzt nicht bedrohter als vorher. Wir haben nur gedacht, sie sind nicht bedroht, und eine Art von Selbstverständlichkeit. Das sind sie aber nicht.»

Das Gefühl von Selbstverständlichkeit habe möglicherweise damit zu tun, dass nach dem Schrecken der beiden Weltkriege sehr klar gewesen sei, dass so etwas nie wieder geschehen dürfe. «Und jetzt, wo das stärker in die Vergangenheit rückt, müssen wir uns mehr bemühen, deutlich zu machen, was das an Gewinn bringt. Demokratie muss gelebt werden.»

Ein Wiederaufleben des Kalten Krieges sehe er nicht. Allerdings gebe es eine «Gefahr, dass es Verhärtungen und neue Blockbildungen gibt». Es gebe eine «Konkurrenz der Systeme» um die Frage, welches das erfolgreichere sei. Ein autokratisches System wie China sehe sich selbst besser aufgestellt als westliche Demokratien. Das sei aber falsch: «Letztlich ist die Demokratie effektiver, auch wenn sie mühsamer ist», sagte der Bischof.

Ackermann begrüßte, dass die Bundeswehr künftig besser aufgestellt sein solle. «Sie muss gut ausgerüstet sein, sonst kann sie ihren Zweck nicht erfüllen.» Wichtiger sei aber, dass man politische Sanktionen früher einsetze. Die Lektion des Ukraine-Kriegs sei: «Erstens wach zu sein, nüchtern zu sein mit Blick auf die politische Bewertung – und dann mit Sanktionen früher konsequent zu sein. Nur den Verteidigungsetat zu stärken, reicht nicht.»

Derzeit seien es neben dem militärischen Kampf der Ukraine die politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen von internationaler Seite, die Russland in die Schranken weisen würden, sagte Ackermann.

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