Dritter Verhandlungstag für Jérôme Boateng vor Gericht

München (dpa) – Der Prozess gegen Fußball-Star Jérôme Boateng wegen des Vorwurfs der Körperverletzung geht heute in den dritten Verhandlungstag. Der 34-Jährige ist angeklagt, weil er seine damalige Partnerin in einem Karibik-Urlaub 2018 beleidigt, geschlagen und verletzt haben soll.

Das Amtsgericht München hatte ihn im vergangenen Jahr zu einer Geldstrafe von 1,8 Millionen Euro verurteilt. Weil alle Prozessbeteiligten Rechtsmittel gegen dieses Urteil einlegten, startete im Oktober der Berufungsprozess.

Das Angebot des Landgerichts München I, die Berufung in der Sache zurückzunehmen und nur noch über das Strafmaß zu verhandeln, hatte Boateng, der die Vorwürfe bestreitet, sich vor Gericht dieses Mal aber nicht selbst äußerte, zweimal ausdrücklich abgelehnt.

Verlauf des Prozesses völlig offen

Auf dem Verhandlungsprogramm des Gerichtes stehen noch zwei medizinische und psychologische Gutachter, die ihre Einschätzung zu den Vorwürfen abgeben sollen. Ob es an diesem Donnerstag dann schon zu den Plädoyers von Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung kommen könnte, ist aber völlig offen.

Denn Boatengs Anwälte drängen auf ein umfangreiches Beweiserhebungsprogramm: Beispielsweise könnten Chatverläufe zwischen Boatengs früherer Partnerin und seiner aktuellen Verlobten aus dem Englischen übersetzt und in der Verhandlung thematisiert werden.

Den Antrag der Verteidigung, Akten aus 18 Familienrechtsverfahren, in denen Boateng und seine Ex-Freundin über den Umgang mit und das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die gemeinsamen Zwillingsmädchen stritten, auch in dem aktuellen Körperverletzungs-Verfahren zum Thema zu machen, lehnte das Gericht allerdings bereits ab.

Zeugin fühlt sich bedroht

Eigentlich hatte Richter Andreas Forstner das Urteil schon am zweiten Verhandlungstag, dem 21. Oktober, fällen wollen. Doch dazu kam es nicht. An diesem Tag machte auch noch ein Vorfall am Rande der Verhandlung Schlagzeilen:

Die Staatsanwaltschaft München I hat nach einem Zwischenfall mit Boatengs Sicherheitsdienst Ermittlungen wegen des Verdachtes der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen gegen mehrere mutmaßlich Beteiligte aufgenommen, nachdem eine Zeugin vor Gericht ausgesagt hatte, sie sei beim Betreten des Gebäudes von zwei Sicherheitsmitarbeitern gefilmt worden und fühle sich bedroht.

Die Frau, die vor Gericht angab, gesehen zu haben, wie Boateng seine frühere Freundin in einem Karibik-Urlaub attackiert, geschlagen und übel beleidigt habe, war im Zeugenstand in Tränen ausgebrochen. «Da hat man einfach Angst», sagte sie, «dass man bedroht wird oder seine Familie bedroht wird».

Boatengs Anwälte betonten nach der Feststellung der Personalien, dass der Sicherheitsdienst, der Herrn Boateng zum Prozessauftakt am Vortag auch schon betreut habe, lediglich «das Umfeld eruiert» habe, um «die Sicherheitslage Boatengs» bewerten zu können. Es habe sich um eine reine «Objektabklärung» gehandelt, und die Zeugin sei nicht gezielt und auch nur von hinten gefilmt worden.

 

 

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