Thomas Gottschalk will nicht mehr über Reality-TV nörgeln

Baden-Baden (dpa) – Der Fernsehmoderator Thomas Gottschalk will mit seiner Skepsis gegenüber Reality-TV in Zukunft diskreter umgehen. «Ich muss aufhören, das sogenannte neue Fernsehen dauernd bewerten zu wollen», sagte der 72-Jährige in einem «Bunte»-Interview (Heft 18/2023) in Baden-Baden. «Es bringt nichts, wenn ich mich über rundum tätowierte Kerle aufrege, die viel in den Muskeln, aber wenig in der Birne haben, und über junge Frauen lästere, die ich nicht auseinanderhalten kann, weil sie alle beim gleichen Schönheitschirurgen waren. Damit nerve ich nur und komme als missgünstiger Nörgler rüber.» Weiterlesen

Studie: Verkehrslärm steigert Risiko für Depressionen

Berlin (dpa) – In Großstädten und an Hauptstraßen gibt es besonders viel davon: Verkehrslärm. Und er ist nicht nur nervig, sondern kann auch zu einer echten Gefahr für die Gesundheit werden. Einer Studie zufolge erhöht ständiger Verkehrslärm das Risiko für Depressionen und Angststörungen. Wenn Straßen-, Schienen- oder Fluglärm demnach um 10 Dezibel zunehmen, kann das Erkrankungsrisiko für Depressionen um bis zu vier, fünf und elf Prozent steigen. Das geht aus einer Untersuchung des Umweltbundesamtes (Uba) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Für eine Angststörung steigt das Risiko demnach um bis zu drei (Straße und Schiene) beziehungsweise 15 Prozent (Fluglärm). Weiterlesen

Deutschlandticket – Was man zum Kauf wissen muss Fragen & Antworten

Von Fabian Nitschmann und Matthias Arnold, dpa

Berlin (dpa) – Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bewarb das Deutschlandticket kürzlich noch mal mit etwas Pathos: Es sei die große Reform des öffentlichen Personennahverkehrs, der Einstieg in dessen Digitalisierung. Der 1. Mai 2023 werde der Tag des ÖPNV, sagte Evelyn Palla, bei der Deutschen Bahn für den Regionalverkehr zuständig. Die Erwartungen an das Deutschlandticket sind groß – und die Branche betont seit Wochen ihre Vorfreude.

Ab Montag ist es dann also so weit: Deutschland lässt den Tarifdschungel im öffentlichen Personennahverkehr zumindest ein Stück weit hinter sich und führt ein 49 Euro teures, bundesweit gültiges Ticket ein. Ein bisschen Chaos mit Blick auf zum Beispiel Mitnahmeregeln ließ sich dabei nicht vermeiden, aber dazu später mehr. Im Kern ist das Ticket simpel gestaltet, leicht zu bekommen und durch lange ausgehandelte politische Beschlüsse zumindest vorerst auch gut abgesichert.

Was Verbraucher wenige Tage vor dem Start des Deutschlandticket wissen müssen:

Wo und wie kann ich das 49-Euro-Ticket kaufen?

Das Ticket wird von den allermeisten regionalen Verkehrsunternehmen ebenso vertrieben wie von der Deutsche Bahn. Außerdem bieten verschiedene Unternehmen Apps an, über die das Abo abgeschlossen werden kann, etwa die Verkehrsdienstleister Hansecom und Mobility Inside. Bei Kontrollen kann das Abo dann per Chipkarte oder per Handyticket vorgezeigt werden. Mit einer Übergangsfrist bis Jahresende werden auch noch Papiertickets mit QR-Code ausgegeben.

Wo der Fahrschein gekauft wird, ist aus Kundensicht egal. Vor allem die kleineren, privaten Verkehrsunternehmen warben aber zuletzt offensiv für den Kauf bei ihnen. Sie sorgen sich vor Liquiditätsengpässen, wenn ihnen Ticketeinnahmen zunächst verloren gehen und sie auf die Ausgleichszahlungen warten müssen.

Wie kann ich das 49-Euro-Ticket kaufen, wenn ich kein Smartphone besitze?

Wer kein Smartphone besitzt, kann das Abo prinzipiell auch persönlich an den stationären Verkaufsstellen der jeweiligen Verkehrsunternehmen abschließen. Dadurch könnten sich aber die Wartezeiten deutlich verlängern. An Fahrkartenautomaten wird der Kauf in der Regel nicht klappen, weil dort meist keine Abos angeboten werden. Wer zwar kein Smartphone, aber einen internetfähigen Computer hat, kann das Ticket über diesen Weg online erwerben.

Welche Verkehrsmittel kann ich mit dem Ticket nutzen?

Das Deutschlandticket gilt – wie schon das 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 – in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs. Ausgenommen sind also ICE-, IC- und EC-Züge sowie private Reisebusse. Auch auf Schiffen gilt das Ticket nicht – außer es handelt sich um Verbindungen, die zum öffentlichen Nahverkehr gehören, wie etwa die Fähren in Hamburg oder über den Berliner Wannsee.

Gilt das Ticket auch im Flix-Train?

Nein, im Flix-Train gilt das Ticket wie auch im DB-Fernverkehr nicht. Auch Fahrten im Flix-Bus sind vom Deutschlandticket nicht abgedeckt.

Für welchen Zeitraum gilt das 49-Euro-Ticket?

Das Deutschlandticket gilt immer für den aktuellen Kalendermonat. Wer sich also erst am 15. Mai für das Ticket entscheidet, muss für den Zeitraum bis 31. Mai die vollen 49 Euro zahlen.

Grundsätzlich ist das Deutschlandticket als Abo gedacht. Wer nicht kündigt, erhält das Ticket für den nächsten Monat also automatisch. Das Ticket kann aber stets zum Ende jeden Monats gekündigt werden.

Wie viele Deutschlandtickets wurden bisher verkauft?

Nach Angaben des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) haben sich mit Stand 25. April bereits mehr als drei Millionen Menschen für ein Deutschlandticket entschieden. Darunter sind dem VDV zufolge 750 000 Kundinnen und Kunden, die bisher kein Monatsabo für den ÖPNV besaßen. In der Branche wird damit gerechnet, dass die Zahl der Ticketbesitzer in den kommenden Monaten stetig ansteigen wird.

Zum Verkaufsstart hatte der VDV prognostiziert, dass rund 5,6 Millionen Abo-Neukunden beim Deutschlandticket einsteigen und rund 11 Millionen Menschen, die bereits ein Nahverkehrs-Abo besitzen, auf das 49-Euro-Ticket umsteigen werden.

Die hohen Verkaufszahlen vom 9-Euro-Ticket können also nicht wiederholt werden?

Nein, ein Vergleich mit diesen Zahlen ist aber auch kaum möglich. Der Aktionszeitraum für das 9-Euro-Ticket war im vergangenen Sommer vom Verkaufsbeginn an auf drei Monate begrenzt, der Preis deutlich geringer – entsprechend kam es damals sofort zu einem Run auf den neuen Fahrschein. Das Deutschlandticket ist nun auf Dauer angelegt und auch teurer – nur für einen Tagesausflug pro Monat lohnt es sich zum Beispiel nicht.

Außerdem: Beim Deutschlandticket gibt es eine Jobticket-Option, für die sich viele Unternehmen interessieren, sie aber teils noch nicht pünktlich zum Start am 1. Mai abgeschlossen haben. Zahlt der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent des Ticketpreises, gibt es einen Rabatt vom Bund von 5 Prozent obendrauf. Den Verbraucher kostet das Ticket dann maximal 34,30 Euro im Monat.

Welche Rabatte gibt es neben der Jobticket-Option?

Hier wird es dann doch etwas unübersichtlich. Einige Bundesländer haben sich dazu entschieden, das Ticket für bestimmte Personengruppen günstiger anzubieten – etwa für Studierende, Auszubildende oder Senioren. Die Mehrkosten werden dann meist aus dem Landeshaushalt finanziert. Zudem haben einige Verkehrsverbünde abweichende Mitnahmeregeln beschlossen oder Zusatztickets eingeführt, die mit dem Deutschlandticket kombiniert werden können. Hier lohnt ein Blick auf die Webseite des jeweiligen Verkehrsverbunds.

Wird es mit den vielen Neukunden ab 1. Mai richtig voll in den Bussen und Bahnen?

Die Verkehrsunternehmen sind sich bisher sicher, dass es auf bestimmten Strecken spürbar mehr Fahrgäste geben wird, aber keine akuten Engpässe. Es gebe noch genug Kapazitäten für etwas mehr Fahrgäste, heißt es aus der Branche immer wieder. Wie es dann tatsächlich zu den typischen Pendlerzeiten oder in beliebten Ferienregionen im Norden und Süden aussehen wird, wird sich zeigen.

Bisher ist noch recht offen, zu welchem Zweck vor allem die Abo-Neukunden das Deutschlandticket gekauft haben. In einer Yougov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sagten 66 Prozent der Befragten, die bereits ein Deutschlandticket gekauft haben, dass sie es für Fahrten in der Freizeit nutzen wollen. 54 Prozent wollen demnach damit den Weg zur Arbeit beziehungsweise zur Uni oder zur Schule bestreiten. Bei der Frage konnten mehrere Antworten angekreuzt werden.

Für wen lohnt es sich, das Abo zu wechseln?

Nach Angaben der Deutschen Bahn können etwa drei Viertel aller bisherigen Abo-Kundinnen und -Kunden Geld sparen, wenn sie auf das Deutschlandticket wechseln. Dabei lohnt sich das Ticket vor allem für Pendlerinnen und Pendler im Regionalverkehr zwischen verschiedenen Städten. Das Deutschlandticket kostet dann in vielen Fällen einen Bruchteil dessen, was bislang für ein Abo fällig wurde.

Wer indes vor allem in der eigenen Stadt mit Bus und Bahn unterwegs ist, sollte noch mal nachrechnen. Zwar sind auch dort viele andere ÖPNV-Abos teurer als das Deutschlandticket. Allerdings umfassen sie oft Zusatzangebote wie die Mitnahme einer weiteren Person am Wochenende, eines Hundes oder des eigenen Fahrrads.

Beispiel Berlin: Die sogenannte Umweltkarte ist übertragbar. In den Abendstunden und am Wochenende dürfen zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder (bis einschließlich 14 Jahre) zusammen auf einem Ticket fahren. Das Deutschlandticket sieht solche Möglichkeiten grundsätzlich nicht vor.

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Sonne-Wolken-Mix in Rheinland-Pfalz und dem Saarland

Barweiler (dpa/lhe) – Rheinland-Pfalz und das Saarland dürfen sich auf zwei Tage ohne Regen freuen. Der Mittwoch startet heiter und mit Sonnenstrahlen, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagte. Im Laufe des Tages wird der Himmel wolkiger; Regen soll es jedoch nicht geben. Die Temperaturen liegen bei Höchstwerten von 11 bis 14 Grad und in Hochlagen bei 8 bis 10 Grad. Dazu kommt nach den Angaben des Meteorologen ein schwacher und zeitweise mäßiger Wind. Weiterlesen

Dax startet mit Minus

Frankfurt/Main (dpa) – Der Dax hat am Mittwoch im Nachgang der Wall Street nachgeben. Unerwartet gute Quartalsberichte von Microsoft und Alphabet aus dem US-Technologiesektor reichten nicht aus, um die Indizes hierzulande in positives Terrain zu hieven. Nach den schlechten Nachrichten der kriselnden US-Regionalbank First Republic bleibt die konjunkturelle Zuversicht gedämpft. Weiterlesen

Mehrheit gegen erleichterte Anpassungen bei Kontogebühren

Frankfurt/Main (dpa) – Zwei Jahre nach dem Kontogebühren-Urteil des Bundesgerichtshofs sorgt das Thema weiter für Diskussion. Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland (68 Prozent) ist dafür, dass die aktuellen Regeln erhalten bleiben, wie aus einer Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox hervorgeht. Seit der BGH-Entscheidung vom 27. April 2021 brauchen Kreditinstitute zur Einführung und Erhöhung von Kontogebühren die ausdrückliche Zustimmung der Kundinnen und Kunden. Bankenverbände und die Union plädieren zumindest für eine teilweise Rückkehr zum früheren Modell der stillschweigenden Zustimmung.

«Für die Banken ist die derzeitige Regelung kompliziert: Solange ihre Kunden einer Gebührenerhöhung nicht ausdrücklich zustimmen, treten die neuen Konditionen nicht in Kraft», erläuterte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. «Doch in der Bevölkerung gibt es eine deutliche Zwei-Drittel-Mehrheit gegen gesetzliche Erleichterungen von Preisanpassungen.» Weiterlesen

Viessmanns Wärmepumpen-Geschäft geht an US-Firma

Allendorf/Eder (dpa) – Der hessische Heizungsbauer Viessmann verkauft seine Klimasparte einschließlich der lukrativen Wärmepumpen an den US-Konkurrenten Carrier Global. Dieser bezifferte den Preis auf 12 Milliarden Euro, von denen der Großteil in bar und 20 Prozent als Aktienpaket an die verbleibende Viessmann-Gruppe gehen sollen. Diese wird damit nach eigenen Angaben einer der größten Anteilseigner des US-Konzerns. Das Geschäft soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein. Der Kaufpreis entspreche dem 13-fachen des für 2023 erwarteten operativen Gewinns (Ebitda), teilte Carrier in der Nacht auf Mittwoch mit.

Beide Seiten hätten sich auf langfristige Garantien geeinigt, teilte Viessmann mit. So seien betriebsbedingte Kündigungen für drei Jahre ausgeschlossen, wichtige Standorte für fünf Jahre gesichert und Allendorf an der Eder für zehn Jahre als Hauptsitz gesetzt. An die Mitarbeiter der Sparte sollen 106 Millionen Euro als Sonderprämie «für 106 Erfolgsjahre» ausgeschüttet werden. Mit der Mitteilung wurde am späten Dienstagabend zur Gewissheit, was mehrere Medien bereits über den Tag aus informierten Kreisen berichtet hatten. Weiterlesen

Unschuldig im Gefängnis? Neuer Prozess um «Badewannen-Mord»

München (dpa) – Vor dem Landgericht München I beginnt am Mittwoch (9.30 Uhr) der Prozess um einen mutmaßlichen Justizskandal. Dort wird der sogenannte «Badewannen-Mordfall» von Rottach-Egern neu aufgerollt. Die entscheidende Frage: Saß Manfred Genditzki 13 Jahre lang zu Unrecht in Haft für einen Mord, den es nie gegeben hat?

Es ist der nunmehr dritte Prozess um diesen Fall aus dem Oktober 2008. Damals war Genditzki als Hausmeister tätig, als eine 87 Jahre alte Bewohnerin des Hauses in ihrer Badewanne starb. Das Landgericht München II hatte Genditzki 2010 zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Nach Ansicht der damals zuständigen Kammer hatte Genditzki die Frau in der Badewanne ertränkt. Nachdem sein damaliger Verteidiger Revision eingelegt hatte, kam es auch in einem zweiten Prozess zum Schuldspruch. Weiterlesen

Fahnder finden in Gemüsetransporter 160 Kilo geschmuggeltes Marihuana

Ermittler haben bei einer Durchsuchung in Bissendorf (Region Hannover) etwa 160 Kilogramm Marihuana in einem Gemüsetransporter entdeckt. Beamte durchsuchten am Montag eine Lagerhalle, in der drei Menschen den Sattelzug entluden, wie das Landeskriminalamt am Dienstag mitteilte. Die Verdächtigen wurden vorläufig festgenommen; das Rauschgift wurde beschlagnahmt. Weiterlesen

Schufa löscht alte Schulden von 250.000 Verbrauchern

Wiesbaden (dpa) – Die Schufa hat nach eigenen Angaben die Einträge von rund 250.000 Verbrauchern gelöscht, die eine Privatinsolvenz hinter sich haben. Vor dem Hintergrund laufender Gerichtsverfahren hatte die Auskunftei angekündigt, die Speicherfrist der Einträge von drei Jahren auf sechs Monate zu verkürzen. Das Vorhaben wurde nun umgesetzt, wie die Schufa auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

«Für die meisten der 250.000 Verbraucherinnen und Verbraucher verbessert sich die Bonität durch die Verkürzung der Speicherdauer», sagte Schufa-Vorstandsmitglied Ole Schröder. Eine gute Bonität (Kreditwürdigkeit) kann unter anderem für den Abschluss von Mietverträgen wichtig sein. Weiterlesen

Senioren am Steuer: Debatte über «Führerschein-TÜV»

Von Andreas Hoenig und Marek Majewsky, dpa

Berlin/Brüssel (dpa) – In Deutschland ist eine Debatte über ältere Menschen am Steuer entbrannt. Soll es neue Regeln geben für mehr Verkehrssicherheit? Auslöser sind Pläne der EU-Kommission.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat lehnt eine mögliche verpflichtende Überprüfung der Fahrtauglichkeit von Senioren ab. Dies sei unverhältnismäßig, erklärte der Verkehrssicherheitsrat der Deutschen Presse-Agentur. «Selbst Auto zu fahren, bedeutet für die meisten Menschen Unabhängigkeit und Flexibilität. Denn gerade für viele Ältere ist der eigene Wagen ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags.» Der Unfallforscher Siegfried Brockmann schlägt eine verpflichtende «Rückmeldefahrt» ab 75 Jahren vor.

Debatte auch auf EU-Ebene

Hintergrund ist eine laufende Debatte über Pläne der EU-Kommission. Die Brüsseler Behörde hatte diese bereits Anfang März vorgestellt. Eines der Ziele ist es, die Straßen in der EU sicherer zu machen. Diesbezüglich sind auch neue Regeln für Senioren geplant.

Dabei geht es Angaben der Kommission zufolge darum, dass Menschen über 70 alle fünf Jahre entweder eine Selbsteinschätzung zur Fahrtauglichkeit ausfüllen sollen oder eine ärztliche Untersuchung durchgeführt werden soll. «Die Entscheidung, ob Selbsteinschätzung oder Check beim Arzt, liegt bei den Mitgliedstaaten», schreibt die Kommission.

Die Behörde betonte auch, dass dies für jede Erneuerung des Führerscheins gilt. Führerscheine, die ab dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurden, sollen den Vorschlägen zufolge nicht mehr unbegrenzt, sondern nur noch 15 Jahre lang gültig sein, schreibt die EU-Kommission. Ab dem 70. Lebensjahr sollen Führerscheine den Plänen zufolge alle fünf Jahre erneuert werden müssen. Das Europaparlament und die EU-Staaten müssen nun Positionen zu dem Vorhaben finden und einen Kompromiss aushandeln, bevor neue Regeln in Kraft treten können. Änderungen sind also möglich.

Wissing hält von der Idee «gar nichts»

Dass es bald verpflichtende Tests für Senioren in Deutschland geben wird, ist unwahrscheinlich: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte sich bereits dagegen ausgesprochen. Er hatte der «Bild am Sonntag» gesagt: «Von der Idee, dass sich Senioren ab einem bestimmten Alter ohne weiteren Anlass regelmäßig einem Tauglichkeitstest unterziehen müssen, halte ich gar nichts.»

Eine Sprecherin des Ministeriums sagte, Deutschland sei der Ansicht, dass Gesundheitsuntersuchungen bei Pkw- und Motorradfahrern nur anlassbezogen, also bei Vorliegen von konkreten Anhaltspunkten für körperliche oder geistige Fahreignungsmängel, erfolgen sollten. Dies gelte auch für Senioren.

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat teilte mit, der Anteil von Menschen von 65 oder mehr Jahren an der Gesamtbevölkerung liege derzeit bei etwa 22 Prozent. Aber nur etwa 14,5 Prozent aller Unfallbeteiligten seien bei Unfällen mit Personenschaden dieser Altersgruppe zuzuordnen. «Ältere Menschen haben damit im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil eine unterproportionale Unfallbeteiligung. Generell kann man sogar feststellen, dass ältere Menschen im Straßenverkehr eher gefährdet sind, als dass sie eine Gefahr darstellen.»

Es gebe keinen optimalen Zeitpunkt für einen solchen Tauglichkeitstest, so der Verkehrssicherheitsrat. «Am besten wäre hingegen ein lebenslanges Lernen mit verschiedenen Schwerpunkten je nach Lebenslage und Mobilitätsbedürfnissen.» Maßnahmen zum Kompetenzerhalt oder zum Training sollten spätestens ab einem Alter von 75 Jahren ansetzen, da ab diesem Alter die Leistungsfähigkeit messbar sinke. «Dabei ist jedoch eine freiwillige Teilnahme an wirksamen Maßnahmen aus Akzeptanzgründen zu bevorzugen und intensiv zu bewerben.»

Unfallrisiko ähnlich hoch wie bei 18- bis 24-Jährigen

Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Pläne der EU-Kommission sähen keine Verpflichtung zu einem Fahrtauglichkeitstest vor. Zentral sei, dass ab dem 70. Lebensjahr Führerscheine alle fünf Jahre erneuert werden müssten, über eine Selbstauskunft. Das könnte aber letztlich nur ein neues Lichtbild und ein Gang zum Amt bedeuten.

Das aber gehe am Kern des Problems vorbei, so Brockmann. Zwar sage die Statistik in absoluten Zahlen, dass Senioren kein überhöhtes Unfallrisiko hätten. «Senioren fahren aber viel weniger mit dem Auto. Auf die Kilometerfahrleistung bezogen haben Senioren ein höheres Unfallrisiko – ähnlich hoch wie 18- bis 24-Jährige.»

Es bestehe Handlungsbedarf. Brockmann schlägt eine verpflichtende «Rückmeldefahrt» ab 75 Jahren vor. Dies sei eine Fahrstunde zum Beispiel bei einem Fahrlehrer. Die Senioren bekämen eine Rückmeldung über die Fahrt und eine Empfehlung, welche Strecken sie besser nicht mehr fahren sollten. Die Fahrerlaubnis bleibe aber in jedem Fall bestehen.

Auch die Deutsche Verkehrswacht ist für obligatorische Rückmeldefahrten ab einem Alter von 75 Jahren, wie ein Sprecher sagte. Wenn Ältere in einen Unfall verwickelt seien, so hätten sie diesen in den meisten Fällen auch verursacht. Fahrleistungsbezogen sei das Unfallrisiko darum sogar höher als bei den Jungen. Außerdem seien die Unfallfolgen schlimmer, da die körperliche Widerstandskraft nachlasse.

Der ADAC warnte bereits vor einem «Fahrtauglichkeits-TÜV» für Rentner. Der Autofahrerclub lehnte geplante Maßnahmen, die sich auf ein bestimmtes Alter beziehen, ab.

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