UN: Schon eine Million Menschen aus Ukraine geflohen

Genf (dpa) – Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind bereits eine Million Menschen aus dem angegriffenen Land geflohen. Das teilte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, auf Twitter mit.

«In nur sieben Tagen haben wir den Exodus von einer Million Flüchtlingen aus der Ukraine in die Nachbarländer miterlebt», schrieb Grandi und fügte hinzu: «Für viele weitere Millionen in der Ukraine ist es an der Zeit, dass die Waffen verstummen, damit lebensrettende humanitäre Hilfe geleistet werden kann»

Hunderttausende Geflüchtete in Polen 

In Polen sind nach Angaben von Regierungschef Mateusz Morawiecki seit Kriegsbeginn rund 500.000 Geflüchtete angekommen. Das Land hält für die Aufnahme unter anderem 7000 Krankenhausbetten bereit. Die Regierung bereite laut Gesundheitsminister Adam Niedzielski außerdem einen Gesetzentwurf vor, der die medizinische Versorgung der Flüchtlinge im Rahmen des staatlichen Gesundheitssystems NFZ regeln solle.

«Wir sind verpflichtet, unseren Nachbarn zu helfen, und wir tun es auch. Wir haben einen humanitären Korridor eingerichtet, wir haben alle Verfahren beschleunigt, die wir von unserer Seite aus beschleunigen konnten», sagte Regierungschef Morawiecki vor einem Besuch am Grenzübergang Korczowa. «Polen hilft allen Menschen, die vor dem Krieg fliehen, allen Kriegsflüchtlingen, egal, aus welchem Herkunftsland sie kommen», so Morawiecki. Alle würden gleich behandelt. Er warnte, man solle russischen Propagandakampagnen über das Vorgehen an der Grenze keinen Glauben schenken. «Wir haben Tausende von Beweisen und Zeugnissen für alle diese Situationen»

In sozialen Medien hatten kürzlich Videos mit Szenen an der polnisch-ukrainischen Grenze die Runde gemacht, die nicht nur in Afrika für Empörung sorgten. Einige afrikanische Flüchtlinge hatten den Vorwurf erhoben, auf ukrainischer Seite tagelang in bitterer Kälte und ohne Versorgung von Grenzbeamten rüde am Passieren der Grenze gehindert worden zu sein, während weiße Flüchtlinge sie passieren konnten. Die Vorwürfe bezogen sich zum Teil auch auf die Abfertigung durch den polnischen Grenzschutz.

Züge pendeln zwischen Ukraine und Tschechien

Derzeit rund 20.000 Menschen sind nach Tschechien geflohen. Das sagte der liberalkonservative Ministerpräsident Petr Fiala vor dem Parlament in Prag. «Die Flüchtlingswelle wächst an», so der 57-Jährige. «Wir sind ein Zielland» Für Ukrainer sei eine rund um die Uhr besetzte Telefonhotline eingerichtet worden. In allen Verwaltungsregionen sollen Aufnahmezentren eingerichtet werden.

Derzeit pendeln Züge zwischen Tschechien und den Städten Lwiw (Lemberg) im Westen sowie Tschop im Südwesten der Ukraine. Sie bringen auf dem Hinweg humanitäre Hilfsgüter und nehmen auf dem Rückweg Frauen und Kinder mit.

In Ungarnd sind laut der dortigen Polizei bis jetzt mehr als 125.000 Menschen eingetroffen. Die Kriegsflüchtlinge kommen über fünf Grenzübergänge für den Straßenverkehr sowie mit Zügen, die am internationalen Bahnübergang Zahony ankommen.

Mehr als hundert jüdische Waisenkinder aus der Ukraine wurden zudem nach israelischen Angaben über die Grenze nach Rumänien in Sicherheit gebracht. Sie seien dort von israelischen Diplomaten in Empfang genommen und mit Decken, warmen Socken, Handwärmern sowie weiterer Ausrüstung ausgestattet worden, teilte der israelische Außenminister Jair Lapid bei Twitter mit. Ziel sei es, die Kinder nach Israel zu bringen. Das Land stellt sich wegen des Krieges auf eine große Einwanderungswelle ein. In der Ukraine lebten nach Angaben der zuständigen Jewish Agency zu Kriegsbeginn mehr als 40.000 Juden. Die Zahl derjenigen, die aufgrund jüdischer Verwandter nach Israel einwandern könnten, liegt bei rund 200.000.

120 Kinder aus Waisenhaus auf Weg nach Berlin 

Auch in Deutschland treffen immer mehr aus der Ukraine vertriebene Menschen ein. Das Bundesinnenministerium zählte zuletzt 5000 registrierte Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

Nach der Evakuierung eines Waisenhauses im südukrainischen Odessa sind rund 120 Kinder – darunter ein sechs Tage altes Baby – auf der Flucht nach Berlin. Die Waisen hätten sich zusammen mit einem Dutzend Betreuern in fünf Bussen auf den Weg gemacht, sagte der Chefrabbiner von Odessa und der Südukraine, Abraham Wolff. Die Busse seien am Mittwoch in Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau angekommen. In Odessa wird ein Angriff der russischen Armee befürchtet.

 

 

 

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