Raketen-Alarm in Tel Aviv: Kanzler-Flieger geräumt

Von Michael Fischer, dpa

odyguards bringen Bundeskanzler Olaf Scholz nach dem Luftalarm in den Regierungs-Airbus. (Foto: Michael Kappeler/dpa Pool/dpa)

Tel Aviv. Es ist ein dramatisches Ende eines denkwürdigen Kurzbesuchs in Israel. Bundeskanzler Olaf Scholz, die mitreisenden Mitarbeiter, Journalisten und Sicherheitsleute – insgesamt knapp 50 Passagiere – haben den Regierungs-Airbus in Tel Aviv gerade für den Weiterflug nach Kairo bestiegen, da heißt es auf einmal: «Alles liegen lassen, alle raus.» Und zwar schnell.

Drei Mal Raketenalarm in nur wenigen Stunden

Nicht allen ist sofort klar, was passiert ist. Ein verdächtiger Gegenstand an Bord vielleicht? Es klärt sich aber schnell: Raketenalarm. Schon wieder. Etwa zwei Stunden vorher musste Scholz sich schon in der deutschen Botschaft in Tel Aviv zwei Mal in einem Schutzraum verschanzen. Diesmal geht es raus in die Dunkelheit auf das Flugfeld.

Scholz wird mit einem Fahrzeug zu einem Flughafengebäude gebracht. Ein Teil seiner Delegation läuft hinterher. Einige Mitarbeiter, die Journalisten und die Crew gehen auf dem Flugfeld in Deckung, legen sich flach auf den Boden. Neben die Wagen der Kanzler-Kolonne, die da noch stehen.

Das Donnern der Abwehrraketen ist auf dem Flugfeld zu hören

Zwei Mal donnert es einigermaßen laut. Es sind Abwehrraketen des «Iron Dome», des legendären Raketenschutzschilds, das die israelische Küstenmetropole Tel Aviv vor den aus dem Gazastreifen kommenden Raketen der islamistischen Hamas schützen soll.

Nach wenigen Minuten ist der Spuk allerdings schon vorbei. Es gibt Entwarnung. Alle bleiben noch eine Weile draußen stehen. Mit knapp einer Stunde Verspätung geht es dann weiter ins ägyptische Kairo.

Scholz bleibt gelassen

Scholz nimmt die Situation gelassen. In etwa so wie den Vorfall, als ihn mal auf dem Rollfeld am Frankfurter Flughafen ein Eindringling umarmte, der sich mit seinem Wagen an seine Kolonne gehängt hatte. Es gab eine große Diskussion, ob der Kanzler gut genug geschützt ist. Scholz schockt so etwas nicht.

Das eigentliche Drama spielt sich woanders ab

Dramatisch geht dieser Solidaritätsbesuch vor allem wegen eines anderen, wirklich schlimmen Raketen-Vorfalls im Gazastreifen zu Ende. Bei einem Einschlag in einem Krankenhaus werden nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums Hunderte Menschen getötet und verletzt. Von palästinensischer Seite wird Israel beschuldigt. Israels Militär macht dagegen einen fehlgeschlagenen Raketenabschuss des Islamischen Dschihad verantwortlich.

Schwieriger Besuch des Kanzlers in Ägypten

So oder so ist der Schaden über die vielen Toten hinaus auch politisch immens. In mehreren muslimisch geprägten Ländern kommt es noch am Abend zu spontanen Protesten, auch in deutschen Städten gehen Hunderte auf die Straßen. Jordanien sagt ein für Mittwoch geplantes Gipfeltreffen zwischen König Abdullah II., US-Präsident Joe Biden und Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi ab.

Die Tragödie dürfte auch den Besuch des Kanzlers in Ägypten bestimmen, bei dem er heute Präsident al-Sisi trifft. Scholz war eigentlich in die Region gereist, um dazu beizutragen, dass es nicht zu einem Flächenbrand in der Region kommt. Die Chancen dafür haben sich während seiner Nahost-Mission sicher nicht verbessert. (dpa)

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