Oppositioneller Roisman berichtet über Festnahme

Moskau/Jekaterinburg (dpa) – In Russland ist der prominente Oppositionspolitiker und frühere Bürgermeister der Millionenstadt Jekaterinburg, Jewgeni Roisman, festgenommen worden.

Ihm werde die Verbreitung von Falschnachrichten über die russische Armee im Zuge des Moskauer Angriffskriegs gegen die Ukraine vorgeworfen, wie das Internetportal e1.ru berichtete. Demnach drohten ihm bis zu zehn Jahre Gefängnis. Roisman ist einer der letzten scharfen Kritiker des Kreml, der noch auf freiem Fuß war.

Das Medium zeigte auch einen Videoclip, in dem Roisman über seine Festnahme informierte. Er wurde abgeführt. Der 59-Jährige hat eine Wohltätigkeitsstiftung und ein Ikonenmuseum in Jekaterinburg. Bei einer Razzia in den Räumen des Hilfsfonds und in anderen Büros von Roisman beschlagnahmten bewaffnete und maskierte Sicherheitskräfte Unterlagen, Computer und andere Technik, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete. Die Stiftungsdirektion teilte mit, es sei kein Durchsuchungsbeschluss vorgelegt worden.

Als früherer Bürgermeister der Stadt östlich des Uralgebirges hat Roisman dort noch viele Anhänger. Eine offizielle Information der russischen Behörden über die Festnahme gab es zunächst nicht.

«Eine immer größere Zahl von Menschen hört auf die Opposition»

Kremlchef Wladimir Putin habe sich entschieden, das «halbe Jahr» Krieg gegen die Ukraine mit der demonstrativen Festnahme «des letzten noch in Freiheit befindlichen Oppositionspolitikers» zu begehen, meinte Kira Jarmysch, die Sprecherin des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny. Es gibt noch andere Oppositionelle, allerdings nicht mit Roismans Bekanntheitsgrad und Popularität.

Die Festnahme jedes weiteren Oppositionellen zeigt einmal mehr, dass die Machthaber ein Problem mit der öffentlichen Meinung haben, sagte der Politikexperte Abbas Galljamow. «Eine immer größere Zahl von Menschen hört auf die Opposition, die deshalb nicht mehr in Freiheit gelassen werden kann», schrieb Galljamow in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram. Der Tag sei wohl gezielt gewählt worden, um die öffentliche Aufmerksamkeit für den sechsmonatigen Krieg und mögliche Kritik daran durch die Festnahme eines bekannten Politikers zu überdecken.

 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen