Aldi Nord schließt Märkte abends früher

Handel
Von Erich Reimann und Alexander Sturm, dpa

Essen (dpa) – Energiesparen ist in diesem Winter auch im deutschen Einzelhandel ein großes Thema. Der Discounter Aldi Nord übernimmt nun eine Vorreiterrolle. Als erster großer Lebensmittelhändler kündigte er an, in diesem Winter die Öffnungszeiten in rund 70 Prozent der gut 2200 deutschen Filialen zu verkürzen. «Mit den kürzeren Öffnungszeiten in der großen Mehrheit unserer Märkte wollen auch wir einen aktiven Beitrag zum Energiesparen leisten», teilte der Discounter mit. Statt um 21.00 oder 22.00 Uhr soll die Mehrheit der Filialen von November an einheitlich bereits um 20.00 Uhr schließen.

Länger geöffnet bleiben sollen die Filialen dort, wo dies vertraglich festgeschrieben ist – etwa in Einkaufszentren. Auch Filialen, wo die Kundenfrequenz zwischen 20.00 und 21.00 Uhr besonders hoch ist, will der Discounter von der Neuregelung ausnehmen. Auf die Anzahl der Beschäftigten werde der Schritt keine Auswirkungen haben, versicherte das Unternehmen. Die Regel gelte zunächst für die Winterzeit 2022/23. Weiterlesen

SPD will Entlastungen auch für Nicht-Gaskunden

Berlin (dpa) – Die SPD will angesichts gestiegener Preise auch Nicht-Gaskunden entlasten. Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Bundestag, Katja Mast, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Wir wissen, dass auch andere Energieträger spürbar teurer geworden sind. Darum arbeiten wir auch hier an Lösungen, um Härtefälle abzufedern. Dabei müssen dieselben Maßstäbe wie bei der Gaspreisbremse gelten.»

Eine von der Regierung eingesetzte Expertenkommission hatte im Dezember eine Einmalzahlung für Gaskunden in Privathaushalten und Gewerbe vorgeschlagen sowie Preisbremsen für ein Grundkontingent an Gas ab März für diese Gruppen. Für Großkunden in der Industrie soll den Vorschlägen zufolge ab Januar eine Gaspreisbremse greifen. Weiterlesen

Verivox: Stromnetzgebühren steigen 2023 stark

Heidelberg (dpa) – Verbraucher in Deutschland müssen sich nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox auf zusätzliche Belastungen beim Strompreis einstellen. Die sogenannten Netznutzungsentgelte steigen im kommenden Jahr bundesweit um durchschnittlich 20,4 Prozent – so stark wie nie, wie Verivox nach Auswertung vorläufiger Daten für 67 Prozent aller Haushaltskunden mitteilte.

Bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden liegen demnach die Netzkosten 2023 bundesweit voraussichtlich bei 367 Euro netto. Das entspreche einem Preisanstieg von 62 Euro pro Jahr. Weiterlesen

Tiefstand beim Preis für europäisches Erdgas

Frankfurt/Main (dpa) – Der Preis für europäisches Erdgas gibt auf hohem Niveau weiter nach. Am Montagvormittag kostete der als richtungsweisend geltende Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas im Tief rund 132 Euro je Megawattstunde.

Das waren gut fünf Prozent weniger als am Freitag. Der TTF-Kontrakt notierte damit auf dem niedrigsten Stand seit Ende Juni. Er gilt als Indikator für das allgemeine Preisniveau am europäischen Erdgasmarkt. Weiterlesen

Tausende zu Demonstration gegen Macrons Kurs erwartet

Paris (dpa) – In Paris werden heute Tausende Menschen zu einer gegen die Regierung von Präsident Emmanuel Macron gerichteten Demonstration wegen steigender Preise erwartet. Die Linkspartei von Jean-Luc Mélenchon mobilisiert schon seit längerem für den «Marsch gegen das teure Leben und das Nichtstun in der Klimakrise». Mit über 100 Bussen sollen Demonstranten aus ganz Frankreich in die Hauptstadt gebracht werden.

Aufgrund milliardenschwerer Hilfen und eines Energiepreisdeckels ist die Inflation in Frankreich im Moment deutlich niedriger als in anderen europäischen Ländern. Gewerkschaften und Opposition konnten sich zudem nicht auf einen gemeinsamen Protest verständigen. Bereits Ende September hatten die Gewerkschaften zu einem landesweiten Streik- und Protesttag aufgerufen, der auf mäßige Resonanz stieß. Weiterlesen

Galeria Karstadt Kaufhof «erneut in bedrohlicher Lage»

Essen (dpa) – Deutschlands letzte große Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof befindet sich nach den Worten ihres Vorstandschefs Miguel Müllenbach «erneut in bedrohlicher Lage». In einem Mitarbeiterbrief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, berichtete der Manager, der Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation hätten Galeria schwer getroffen und das Unternehmen bei seinen zunächst vielversprechenden Sanierungsbemühungen stark zurückgeworfen.

In dem Brief beschrieb der Galeria-Chef nachdrücklich die Probleme der Warenhauskette. Allein für Energie müsse das Unternehmen in den kommenden zwei Jahren über 150 Millionen Euro mehr aufwenden als bislang geplant. Außerdem schränkten sich die Menschen in ihrem Konsum auf das Nötigste ein. Das gefährde die Zukunft des Unternehmens. Weiterlesen

Gasverbrauch in Deutschlands Haushalten deutlich gesunken

Bonn (dpa) – Erste Sparanstrengungen werden sichtbar: Die Haushalte und kleineren Firmen haben in der vergangenen Woche deutlich weniger Gas genutzt als in vergleichbaren Vorjahreszeiträumen. Pro Tag seien im Schnitt 571 Gigawattstunden verbraucht worden und damit 29 Prozent weniger als im Schnitt der gleichen Kalenderwochen im Zeitraum 2018 bis 2021, teilte die Bundesnetzagentur in Bonn mit. Nicht einbezogen sind hierbei Deutschlands 40.000 größte Gasnutzer, also vor allem Industriefirmen. Weiterlesen

Creditreform: Zahlungsmoral in Wirtschaft sinkt immer mehr

Osnabrück (dpa) – Die steigenden Energiekosten sorgen nach Darstellung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform dafür, dass Unternehmen ihre Rechnungen verspätet oder gar nicht zahlen. «Das Ausfallrisiko bei Unternehmen steigt derzeit fast wöchentlich», sagte der Leiter der Wirtschaftsforschung von Creditreform, Patrik-Ludwig Hantzsch, der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Mit einer «Insolvenzwelle» in der Wirtschaft rechnet Hatzsch vorerst nicht, wohl aber mit einer Trendwende im Insolvenzgeschehen, das bislang rückläufig war. Weiterlesen

Ministerin: Schulen im Winter trotz Energiekrise warm

Berlin (dpa) – Trotz der Energiekrise sollen Schulen und Universitäten im Winter normal geheizt werden. Bildungseinrichtungen gehörten zu den geschützten Kunden und würden vorrangig mit Energie versorgt, sagte Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) im Interview mit dem Portal «Web.de News». «Junge Menschen brauchen jetzt so viel Normalität wie möglich», sagte sie. Schon in der Corona-Pandemie sei ihnen viel abverlangt worden. Die Bundesregierung arbeite zudem an einer gesetzlichen Grundlage, um Studierende und Auszubildende mit einer Einmalzahlung von 200 Euro bei Energiekosten zu entlasten. «Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass der Gesetzentwurf im Oktober ins Kabinett geht», sagte Stark-Watzinger. Weiterlesen

Gassparen: Bundesnetzagentur fordert stärkere Anstrengungen

Bonn (dpa) – Der Gasverbrauch der Haushalte steigt nach Einschätzung der Bundesnetzagentur derzeit zu stark an. In der vergangenen Woche habe der Verbrauch von Haushalten und kleineren Gewerbebetrieben deutlich über dem durchschnittlichen Verbrauch der entsprechenden Vorjahreswochen gelegen, berichtete die Behörde in Bonn.

Die Zahlen seien «sehr ernüchternd». «Ohne erhebliche Einsparungen auch im privaten Bereich wird es schwer, eine Gasmangellage im Winter zu vermeiden», sagte Netzagenturpräsident Klaus Müller laut einer Mitteilung.

Zwar sei die vergangene Woche kälter als die Vorjahreswochen gewesen. Auch seien Verbräuche immer Momentaufnahmen und könnten sich schnell ändern. Einsparungen müssten jedoch auch bei weiter sinkenden Temperaturen stattfinden, betonte Müller. «Das ist kein Selbstläufer.» Weiterlesen

Deutschland vor einer Rezession: Ende eines Erfolgsmodells?

Wirtschaftliche Entwicklung
Von Friederike Marx und Jörn Bender, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Energiekrise und Rekordinflation treffen die deutsche Wirtschaft hart. Volkswirte rechnen damit, dass die Wirtschaftsleistung vom laufenden dritten Quartal an bis ins nächste Frühjahr hinein schrumpfen wird. Europas größte Volkswirtschaft steuert in eine Rezession mit längerfristigen Wohlstandsverlusten, sagen auch führende Wirtschaftsforscher in ihrer Herbstprognose voraus.

Der Konjunktureinbruch dürfte nach Einschätzung von Ökonomen in Deutschland heftiger ausfallen als in vielen anderen Ländern Europas, aber bei weitem nicht so schlimm wie im ersten Jahr der Corona-Krise 2020, als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um mehr als vier Prozent geschrumpft war. Und es gibt Hoffnung, dass es bereits im Sommer 2023 wieder aufwärtsgeht.

Was sind die Ursachen des erwarteten Konjunktureinbruchs?

Der russische Angriff auf die Ukraine am 24. Februar hat die Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung der deutschen Wirtschaft nach zwei Corona-Jahren jäh zunichtegemacht. Der Krieg und seine Folgen potenzieren die Probleme, die Europas größte Volkswirtschaft schon vorher belasteten: allen voran steigende Energiepreise sowie Engpässe bei wichtigen Rohstoffen und Vorprodukten.

«Der Krieg in der Ukraine hat wohl das Ende des sehr erfolgreichen deutschen Wirtschaftsmodells markiert: Billige (russische) Energie und Vorleistungsgüter importieren, hochwertige Produkte in die Welt exportieren und von der Globalisierung profitieren», sagt ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.

Was stützt die deutsche Wirtschaft?

Die Auftragsbücher der deutschen Industrie sind nach wie vor kräftig gefüllt, auch wenn zuletzt weniger neue Bestellungen eingingen. «Insgesamt ist die Auftragslage aber weiterhin gut, so dass die Industrie in den kommenden Monaten zu einer wichtigen Stütze der Konjunktur werden kann, wenn die Lieferengpässe nachlassen», sagte Nils Jannsen vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) im August.

Zudem versucht die Bundesregierung mit milliardenschweren Entlastungspaketen die Folgen der drastisch gestiegenen Energiepreise für Verbraucher und Unternehmen abzumildern. Damit könne der Staat die Lasten allerdings nur umverteilen, «aus der Welt schaffen kann er sie nicht», gibt IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths zu bedenken.

Was belastet die deutsche Wirtschaft?

Die Explosion der Energiepreise erfasst inzwischen weite Teile des Wirtschaftslebens und heizt die Inflation an. Der Einkauf im Supermarkt, Tanken oder der Restaurantbesuch – vieles ist teurer geworden. Das dämpft den Konsum als wichtige Konjunkturstütze.

«Eine hohe Inflation drückt die Kauflaune der Kunden, das sorgt für weniger Geld bei den Unternehmen, um zu investieren», erklärt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. «Das könnte eine Abwärtsspirale mit einer für ein oder zwei Jahre anhaltenden schwachen Wirtschaftsleistung in Gang setzen.»

Die steigenden Energiepreise belasten zugleich die Unternehmen. Viele Firmen haben die Produktion mancher Güter heruntergefahren, weil diese nicht mehr rentabel ist. Hinzu kommen die seit der Corona-Krise gestörten globalen Lieferketten. Durch Chinas Null-Covid-Politik, die in diesem Jahr regelmäßig zu Lockdowns in Teilen des Landes führte, geraten Lieferketten immer wieder unter Druck. Materialien und Vorprodukte sind teilweise knapp und teuer.

Wie ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt?

Die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges haben bislang kaum Einfluss auf den Arbeitsmarkt. «Trotz der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten ist der Arbeitsmarkt robust», sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, im August. Volkswirte rechnen auch in den kommenden Monaten nicht mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit, weil ohnehin Fachkräftemangel herrscht und der Staat mit Kurzarbeitergeld hilft.

Besteht die Gefahr einer Pleitewelle?

Der Fall des Düsseldorfer Klopapierherstellers Hakle ließ aufhorchen: Das Unternehmen ist wegen der stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten zum Sanierungsfall geworden und teilte Anfang September mit, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt zu haben.

Eine Pleitewelle lässt sich anhand bisher vorliegender Zahlen nicht ausmachen: Im ersten Halbjahr zählte das Statistische Bundesamt mit 7113 Unternehmensinsolvenzen vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Es sei nicht auszuschließen, dass die Zahl der Firmenpleiten innerhalb der nächsten zwölf Monate um bis zu 40 Prozent steige, teilte der Verband der Insolvenzverwalter mit: «Dies wäre allerdings auf der historisch niedrigen Basis keine Insolvenzwelle, sondern eine Normalisierung der Zahlen.»

Commerzbank-Chef Manfred Knof befürchtet ebenfalls keine Pleitewelle: Aus Gesprächen mit Kunden nehme er wahr, «dass sie natürlich besorgt sind und dass schwierige Zeiten auf uns zukommen. Aber es ist überhaupt kein Grund für Panikmache», sagte Knof Anfang September.

Wie sind die längerfristigen Perspektiven?

Berenberg-Chefökonom Holger Schmieding ist trotz der bevorstehenden schwierigen Quartale zuversichtlich: «Keine Rezession dauert ewig. Dies ist vor allem ein Problem für den Winter.» Es gebe die Chance, dass sich die Konjunktur in Deutschland bereits im Frühjahr 2023 wieder stabilisiere. «Danach erwarten wir wieder Wachstum», sagte Schmieding jüngst bei der Vorstellung der Konjunkturprognose der Chefvolkswirte der privaten Banken.

«Strukturell ist die deutsche Wirtschaft weiterhin ganz gut aufgestellt», meint Schmieding: «Der Vorteil der deutschen Wirtschaft ist oftmals der Erfindungsreichtum des Mittelstandes, der kleineren und mittleren Unternehmen.»

Volkswirte rechnen damit, dass die deutsche Wirtschaft nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr 2023 im Jahr darauf wieder wachsen wird. Bis dahin sollte sich auch die Inflation spürbar abgeschwächt haben. Strukturelle Probleme wie Fachkräftemangel, Abhängigkeit von Rohstoffen aus dem Ausland und Überalterung der Gesellschaft sind damit allerdings nicht vom Tisch.

Welche Rolle spielt die Geldpolitik in der Krise?

Mit zwei Zinserhöhungen im Juli und September hat die Europäische Zentralbank (EZB) der rekordhohen Teuerungsrate den Kampf angesagt. Weitere Zinserhöhungen werden erwartet. Allerdings: Höhere Zinsen sind auch eine Bürde für die Wirtschaft, etwa weil sich Kredite verteuern.

Die Inflationsbekämpfung bringe Belastungen mit sich, sie dürfte vorübergehend das Wachstum dämpfen, führte kürzlich Bundesbank-Präsident Joachim Nagel aus. «Nichts zu tun und den Dingen ihren Lauf zu lassen, ist aber keine Alternative. Inflation zehrt Wohlstand auf. Sie entzieht wirtschaftliche Teilhabe, denn sie trifft die Schwächsten am härtesten», betonte der Bundesbank-Präsident.

 

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