Orchestern fehlt älteres Publikum: Abo-Plus in Ludwigshafen

Berlin/Ludwigshafen (dpa/lrs) – Die Orchester in Deutschland kämpfen weiter um die Rückkehr des Publikums nach der Corona-Pandemie. Die deutlich überwiegende Zahl der 129 Orchester verzeichnet noch immer schlechtere Besuchszahlen als vor Beginn der Pandemie im März 2020. Das geht aus einer Erhebung der Musik- und Orchestervereinigung Unisono hervor. «Das größte Problem ist das ältere Publikum, das noch nicht wieder den Weg in den Saal zurückgefunden hat», sagte Gerald Mertens, Geschäftsführer des Verbandes, am Dienstag in Berlin. Gleichzeitig sprach er von einem «grundsätzlich positiven Trend zur Rückkehr».

Während der Corona-Zeit waren laut Mertens etwa 100 Orchester mindestens zeitweise in Kurzarbeit. Von den 122 Theater-, Konzert- und Rundfunkorchestern, die sich im Dezember und Januar an der Befragung beteiligten, haben knapp 60 Prozent noch nicht das alte Niveau erreicht. Ausverkaufte Konzerte oder Aufführungen gab es vor allem bei populären Programmen, besonderen Formaten oder prominenten Besetzungen auf den Bühnen. Weiterlesen

Nach Todesfahrt vom Berliner Ku’damm startet der Prozess

Berlin (dpa) – Fast auf den Tag genau acht Monate nach der Todesfahrt am Berliner Ku’damm beginnt heute der Prozess gegen den mutmaßlichen Fahrer. Die Anklage wirft dem 29-Jährigen Mord und versuchten Mord sowie gefährliche Körperverletzung vor.

Er soll am 8. Juni 2022 mit einem Auto auf dem Kurfürstendamm (Ku’damm) und der Tauentzienstraße mit Absicht in Fußgängergruppen gefahren sein. Ihm sei dabei bewusst gewesen, dass es Todesopfer geben könnte. Das habe er billigend in Kauf genommen, heißt es in der Anklage.

Beschuldigter in einem Krankenhaus des Maßregelvollzugs untergebracht

Besonders betroffen war eine Schulklasse aus Nordhessen: Die 51 Jahre alte Lehrerin der 10. Klasse der Kaulbach-Schule aus Bad Arolsen kam ums Leben. Ein Kollege sowie elf Schülerinnen und Schüler wurden verletzt, manche lebensgefährlich. Auch eine 14-Jährige, die in Berlin zu Besuch war, gehörte zu den Betroffenen. Außerdem wurden eine 32-Jährige, die im siebten Monat schwanger war, sowie zwei vor einem Imbiss stehende 29 und 31 Jahre alte Männer erheblich verletzt. Weiterlesen

Alessandro Schuster über Liebe zu einer reiferen Frau

Berlin (dpa) – Der 20 Jahre alte Schauspieler Alessandro Schuster wundert sich über den Wirbel, den eine Beziehung von einem jungen Mann zu einer älteren Frau in der Gesellschaft oft verursacht.

«Ich finde es eher erstaunlich, dass diese Variante immer viel größere Aufmerksamkeit und Irritation auf sich zieht, als andersrum. Letztendlich geht es doch um den Menschen, in den man sich verliebt, und wenn es von beiden Seiten eine Anziehung gibt, kann man meiner Meinung nach alle anderen Parameter erstmal hinten anstellen», sagte Schuster der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Auch in meinem privaten Umfeld ist mir das nicht fremd, und ich betrachte das genauso neutral wie andere Beziehungsmuster auch.» Weiterlesen

Cahn wird Intendant an Deutscher Oper in Berlin

Von Gerd Roth, dpa

Berlin (dpa) – Mit einer neuen Spitze an der Deutschen Oper ist eine der offenen Fragen in Berlins aufgewühlter Opernszene gelöst. Der Schweizer Regisseur, Sänger und Theaterleiter Aviel Cahn wird neuer Intendant. Der 48-Jährige soll das größte Opernhaus der Hauptstadt nach Angaben vom Montag zum 1. August 2026 übernehmen. Zuvor hatte sich der Stiftungsrat der Stiftung Oper mit der Personalie befasst.

Der promovierte Jurist ist seit vier Jahren Generaldirektor des Grand Théâtre in Genf. Dort lief sein Vertrag eigentlich bis 2029. Zuvor stieß er während zehn Jahren als Intendant der flämischen Oper Opera Vlaanderen in den belgischen Städten Antwerpen und Gent zahlreiche Projekte an und wurde mit Produktionen des Hauses mehrfach prämiert. Solche Erfolge konnte er auch mit der Oper in Genf feiern.

Der in Zürich geborene Cahn nahm als Sechsjähriger Klavierunterricht, später studierte er Gesang. Sein Jura-Studium schloss er 2002 in Zürich mit einer Promotion zur rechtlichen Stellung von Intendanten ab. Die Theaterkarriere führte ihn von Zürich über Peking, Helsinki und Bern nach Belgien.

Dabei verpflichtete er immer wieder neben großen Namen des Fachs auch etwa Literaturnobelpreisträger Dario Fo oder Oscar-Gewinner Christoph Waltz als Regisseure oder Künstlerin Marina Abramovic fürs Bühnenbild. Als Ziele seiner Arbeit sieht er den Zugriff auf aktuelle Themen, die Verjüngung und soziale Verbreiterung der Oper. So läuft diese Spielzeit seines Genfer Hauses unter «Migrierende Welten».

Bis 2025 noch Interimslösung geplant

Cahn folgt auf den aktuellen Intendanten Dietmar Schwarz. Der Vertrag des 65-Jährigen läuft bis 2025. Für die Zeit bis zum Amtsantritt Cahns 2026 ist den Angaben zufolge eine Interimslösung vorgesehen. Schwarz hatte den Posten 2012 übernommen, seitdem wurde sein Vertrag zwei Mal verlängert. Die Verträge von Sir Donald Runnicles (68), seit 2009 Generalmusikdirektor des Hauses, und Thomas Fehrle, kaufmännischer Geschäftsführer seit 2011, laufen noch bis 2027.

«Mit Aviel Cahn konnte Berlin eine außerordentlich kreative Persönlichkeit als künftigen Intendanten für das größte seiner drei Opernhäuser gewinnen», sagte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke), der auch Vorsitzender des Stiftungsrats ist. In dem offen ausgeschriebenen Verfahren gab es knapp 30 Bewerberinnen und Bewerber für die Position. Auf der Basis erstellte ein Beratungsgremium eine Shortlist und führte Gespräche.

In kaum einer internationalen Metropole gibt es so viele Opern wie in Berlin. Alle drei großen Häuser – neben der Deutschen Oper die Staatsoper Unter den Linden und die Komische Oper – stehen vor grundlegenden Veränderungen.

Häuser im Umbruch

Die Staatsoper ist nach dem gesundheitsbedingten Amtsverzicht von Dirigent Daniel Barenboim ohne Generalmusikdirektor. Zudem geht Staatsopernintendant Matthias Schulz zur Spielzeit 2025/26 an das Opernhaus Zürich. Für den Posten war auch Cahn im Gespräch, der aber zum Zeitpunkt der Entscheidung in Genf bleiben wollte. An der Staatsoper in Berlin übernimmt 2024 die derzeitige Intendantin der Bregenzer Festspiele, Elisabeth Sobotka, die Leitung des Hauses.

In der Komischen Oper als kleinstem der drei großen Häuser ist die Spitze schon neu geordnet. Das Duo Susanne Moser und Philip Bröking hat den langjährigen Intendanten Barrie Kosky abgelöst, der als Regisseur weiter zur Verfügung steht. Die Verwaltungsexpertise von Moser und Bröking soll durch unruhige Zeiten helfen. Das Haus muss grundlegend saniert und erweitert werden. Die Kosten werden auf 437 Millionen Euro geschätzt. Für eine noch ungewisse Zeit zieht die Komische Oper im Sommer um. Das Schillertheater im Westen der Stadt wird dann zur Spielstätte, zudem sind dezentrale Projekte geplant.

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Klimaaktivisten blockieren Straßen in mehreren Städten

Berlin (dpa) – Aktivisten der Klimaschutzbewegung Letzte Generation haben zum Wochenstart in mehreren deutschen Städten Straßen blockiert. Aktionen gab es etwa in Berlin, Leipzig und Magdeburg.

An einer Autobahnausfahrt in der Hauptstadt klebten sich mehrere Aktivisten fest. In Hannover blockierte eine Gruppe einen Kreisel. Zwei der Aktivisten hätten sich am Asphalt festgeklebt, sagte ein Polizeisprecher. Die Störaktionen sorgten mancherorts für Staus. Weiterlesen

«Berlin ist in einer Art Dauerpubertät»

Von Julia Kilian, dpa

Berlin (dpa) – Manchmal hat man das Gefühl, in Deutschland läuft eine Soap, bei der Millionen Menschen mitreden. Manchmal geht es um ausrangierte Matratzen am Straßenrand, manchmal um verkorkste Bauprojekte wie den BER. Immer ließe sich die Serie in einem Satz zusammenfassen: «In Berlin hat mal wieder jemand was verbockt.» Neuerdings geht es um die Frage, wie es passieren konnte, dass eine ganze Stadt wegen Pannen eine Wahl wiederholen muss.

Meist dauert es nicht lange, bis aus anderen Ecken der Republik dann Kommentare kommen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gehört zu denen, die gerne einen markigen Satz parat haben. Nun weiß man, dass sich das Leben doch etwas komplexer gestaltet. Und wenn in Berlin so vieles schief läuft, warum ziehen dann trotzdem so viele Menschen dorthin?

«Man kann», sagt Mazda Adli, «die Frage eigentlich auch fast zur Antwort machen». Gerade das Unvollkommene mache Berlin durchaus auch attraktiv. Adli ist Chefarzt der Berliner Fliedner Klinik, Stressforscher an der Charité und leitet unter anderem die Forschungsgruppe Neurourbanistik, die sich mit dem Einfluss von Stadtleben auf die Psyche befasst.

Stablilisator «Regional-Bashing»

Dass aus anderen Regionen Deutschlands hämische Kommentare kommen, scheint ihn wenig zu überraschen. «Regional-Bashing ist ja in Deutschland ganz besonders beliebt», sagt Adli. Das diene auch dazu, den eigenen Selbstwert zu stabilisieren. Die meisten machten das auch mit einem Augenzwinkern. Und natürlich sei etwa eine Stadt wie Würzburg viel leichter zu verwalten als eine Multimillionenstadt.

Berlin sei schon immer eine Stadt gewesen, die etwas dysfunktional getickt habe. «Ich habe selber mal in einem Buch geschrieben: “Berlin ist in einer Art Dauerpubertät”», sagt Stressforscher Adli. «Ständig ändert sich was. Ständig muss sich auch neu erfunden werden. Und so anstrengend das ist, so attraktiv ist es für Menschen, die genau danach suchen.» Das Unvollkommene könne auch entlastend sein. «Man muss eben nicht perfekt sein, um hier was zu zählen.»

Wenn man in Berlin lebt, kann man – sagen wir mal – allerhand Interessantes beobachten. Im U-Bahnhof stellt sich nicht selten die Frage, wer da wieder hingekotzt hat. Erwachsene Männer tragen manchmal lilafarbene Schneeanzüge. Moderatorin Bettina Rust postete bei Instagram neulich ein Bild von einem öffentlichen Mülleimer, in dem Pflanzen steckten: «In Berlin nennen wir es Vase.»

Berlin ist die Stadt der Oberschenkeltattoos, des glasierten Endiviensalats und der beleuchteten Imbissbuden. Von seinen Nachbarn kann man lernen, was «Blech rauchen» bedeutet – nämlich dann, wenn im Treppenhaus jemand Drogen auf einer Alufolie geraucht hat. Im Café bekommt man Lavendel-Earl-Grey «with oatmilk» (Hafermilch). Und am Tresen unter der Kaufhausrolltreppe ein kleines Bier für 2,30 Euro.

Wenn an der S-Bahn Lady Gaga tönt

Berlin ist eine Stadt, in der Menschen ihre Kleingärten pflegen und den See lieben. An den Stadträndern leben Leute in Einfamilienhäusern und in der rbb-«Abendschau» erzählen manche engagiert, warum dringend etwas gegen eine nervige Umleitung getan werden müsse. In einem Nachbarschaftsportal fragt jemand nach einem Knäuel Wolle, um etwas fertig zu stricken. Und mittags sieht man auch mal Leute am S-Bahnsteig, die laut Lady Gaga hören: «Just dance!»

Vor allem ist Berlin aber eine Stadt, in der fast vier Millionen Menschen irgendeine Form von Alltag verbringen. Arbeiten, essen, schlafen. Sich um Familie und Freunde kümmern. Mit dem Hund rausgehen. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) zeigt bei Facebook oft ein bürgerliches Bild von sich. Giffey im Fußballstadion. Giffey beim Bürgergespräch. Giffey beim Marmeladekochen.

Mit dem pauschalen Draufhauen von außen wird man der Stadt nicht gerecht. Und gleichzeitig haben auch Menschen in Berlin das Gefühl, dass Dinge im Argen liegen. In Gesprächen geht es dann etwa um marode Infrastruktur und ausgefallene Bahnen, um die Ausstattung von Schulen und steigende Mieten, um umstrittene Verkehrsprojekte und die Frage, wer sich die Stadt auf Dauer wird leisten können.

Nicht jeder darf kritisieren

Dass das pauschale Image «Pannenstadt» die Dinge selten trifft, heißt nicht, dass sich die Menschen in Berlin selbst keine Gedanken machen. Schauspieler Ulrich Matthes findet dafür ein schönes Bild. «Das ist ja wie mit der Familie», sagt Matthes. Man selber könne an den Eltern rummeckern. «Aber wenn die Klassenkameraden das tun, wirft man sich sofort vor die Eltern und sagt den anderen: “Du spinnst wohl.”»

«Genauso werfe ich mich vor das Berlin-Bashing von außen, bin aber selber doch zunehmend ein kritischer Berliner», sagt Matthes, der am Deutschen Theater arbeitet und Präsident der Deutschen Filmakademie war. «Ich als gebürtiger Berliner habe mich dabei ertappt, dass ich im Vorfeld dieser Wahlen zum ersten Mal in meinem Leben dachte: “Diesmal weißt du wirklich nicht, wen du wählen sollst.”»

Wenn man tiefer eintauchen möchte in die Frage, warum in Berlin manches schief läuft, kann man sich zum Beispiel mit der Geschichte der Stadt befassen und mit ihrer eigenwilligen Struktur. Neben dem Roten Rathaus gibt es die Bezirke, jeder so groß wie eine Stadt und jeder mit eigener Bürgermeisterin oder eigenem Bürgermeister. Über Reformen dieser Struktur wird seit Langem diskutiert. Manche glauben, dass es auch beim politischen Personal mitunter hapert. Eine These: Die Stadt Berlin steht in Konkurrenz mit der Bundespolitik in Berlin.

Mehr Verantwortlichkeit nötig

Wenn es um die Frage geht, wie gut die Politikerinnen und Politiker auf Berliner Landesebene sind, zitiert Matthes einen Spruch seiner Oma: «Da schweigt des Sängers Höflichkeit.» Er sieht die Menschen auch selbst in der Pflicht: «Ich habe das Gefühl, jeder Berliner, jede Berlinerin müsste sich – das denke ich schon seit Jahren – einfach verantwortlicher fühlen für das Gelingen dieser Stadt.» Das gelte für Verkehr, Sauberkeit und Umgangston in der Stadt.

«Was mich zum Beispiel, um kurz anekdotisch zu werden, wirklich geradezu verstört hat: Nachdem die Stadtreinigung bei mir die blauen Papiertonnen abgeholt hatte, war ein riesiger Pappendeckel vor meiner Haustür aus der Mülltonne gefallen», erzählt Matthes am Telefon. «Und diesen Pappendeckel habe ich aufgehoben, um ihn dann in die geleerten blauen Tonnen zu schmeißen.» Er habe einfach gedacht: «Na ja, warum soll ich denn das nicht machen?»

«Und in dem Moment gingen zwei ungefähr 40-jährige Frauen vorbei, lachten sich darüber halb tot. Und die eine sagte zur anderen: «Ah, jetzt gibt’s wohl auch in Berlin schon die Kehrwoche», erzählt Matthes. Für ihn sei das aber eine Selbstverständlichkeit gewesen. «Irgendjemand wird sich danach bücken müssen. Also was kostet es mich, das selber zu machen?»

In der Schlafanzughose zum Wochenmarkt

Gelassenheit kann in Gleichgültigkeit kippen. Und dann kann es passieren, dass Systeme sich gegenseitig verstärken. Nehmen wir ein harmloses Beispiel – die Schlafanzughose. Man kann damit in Berlin wunderbar zum Wochenmarkt gehen, es wird keiner gucken. «Genau», sagt Adli. «Aber es ist eben auch etwas Ambivalentes daran.» Denn wenn man grundsätzlich auch in Schlafanzughose rausgehen kann, dann tun Menschen es eben auch.

Seiner Meinung nach schafft es Berlin gut, Unterschiedlichkeiten auszuhalten, das «Nebeneinander von sehr bürgerlicher Seite bis hin zur autonomen Szene». «Die Stadt zerfällt nicht zwischen ihren vielen Communitys, Szenen und sozialen Gruppen. Sondern sie ist trotz aller Unterschiede ein Ganzes.» Das sei schon eine Leistung, die andere Städte nicht so leicht nachmachen könnten. «Das kann man vielleicht noch von New York sagen.»

Wenn man Adli fragt, was ihn an Berlin nervt, dann fällt ihm ein konkretes Beispiel ein. «Mich nervt, dass der Gendarmenmarkt jetzt für zwei Jahre umgebuddelt wird», sagt er. «Das nervt mich, weil ich denke: “Mensch, der angeblich schönste Platz Europas, der so viele Touristen anzieht und von dem wir alle auch leben, der ist – wie neulich jemand schrieb – zum größten Sandkasten der Stadt geworden.” Und kein Mensch weiß, warum das so lange dauern muss.»

Wann ist eine Stadt eine Stadt?

Auch scheinbar unkoordinierte Absperrungen könnten stören. «Das ist natürlich auch ein schlimmes 0815-Lamento, über eine Straßensperrung zu jammern», sagt Adli. Dass einen auch mal etwas stört, gehört seiner Meinung nach dazu, wenn man in einer Stadt lebt. «Eine Stadt, die nicht nervt, eine Stadt, die uns nicht auch mal unter Stress setzt, ist eben auch keine Stadt.»

Adli nennt in der Debatte übrigens einen wichtigen Punkt: «Die Leute stimmen am Ende mit ihrem Verhalten über Berlin ab. Nämlich damit, dass mehr Leute nach Berlin ziehen als von Berlin weg.» Die Stadt wachse. Manche meckern und mosern seit Jahren über Berlin, wohnen aber immer noch hier. «Und das zeigt vor allem eins: Dass es hier – anders als aus Bayern behauptet – eben ganz gut ist wie es ist.»

Fragt man Ulrich Matthes, was Berlin für ihn ist, dann antwortet er, Berlin sei seine Heimat. «Ich bin ja sogar gerührt, wenn ich zufällig aus den 50er Jahren das Lied höre “Der Insulaner verliert die Ruhe nicht”. Kennen Sie das?», fragt Matthes und beginnt zu singen. «Das ist ein Westberliner Lied, ein klassisches Lied aus dem Kalten Krieg. Wenn ich dieses Lied höre, dann denke ich: Ja, das ist eine typische Berliner Eigenschaft. Der Berliner verliert die Ruhe nicht.»

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Lyrischer Klartext: Prinz Pi mit neuem Album «ADHS»

Von Ann-Marie Utz, dpa

Berlin (dpa) – ADHS steht für Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Impulsivität. In seinem neuen Album «ADHS» widmet sich der Rapper Prinz Pi der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Es ist kritisch, ehrlich und tiefgründig. Damit will er seine vergangenen drei Jahre verarbeiten und eine Welt darstellen, die erkrankt ist.

Der 43-Jährige hat sein 17. Studioalbum so benannt, weil ADHS für ihn seine Altersgruppe und auch die nachfolgenden Generationen widerspiegelt. Generationen «die immer stärker bombardiert worden sind mit Medieninhalten», sagte der Künstler der Deutschen Presse-Agentur. «Alles, was man sieht, ist übertrieben, optimiert, darauf runtergeschnitten, dass man den krassesten Teil sieht.»

Die Wut des Rappers

Wer sich in der Rap-Welt auskennt, weiß um dieses Urgestein der Szene. Prinz Pi kritisiert mit seinen Texten, regt zum Nachdenken an, drückt einem die unschöne Realität aufs Ohr. Dabei nimmt er in seinem neuen Album definitiv kein Blatt vor den Mund – der Berliner Rapper selbst ist wütend. Wütend auf die tägliche Medienflut, ungleiche Gesellschaftsstrukturen, Pandemie und Krieg. Und er ist erschöpft.

Das äußere sich vor allem durch eine immer stärker werdende Medienpräsenz im Alltag. «Das ist sicherlich etwas, was einen negativen Effekt hat, weil wir total zugeballert werden damit», so Prinz Pi. Die Flut an Beiträgen und Inhalten verstärke die Symptome der Krankheit, den Bedarf an neuen Reizen und verschiebe dabei auch die Realität. «Ich sehe die Welt durch meinen Insta-Filter, in meiner Bubble wird mir sicher nichts passieren», rappt er im Song «ADHS».

Das neue Album diene ihm dabei als eine Art Tagebuch und sei «ein Coping Mechanismus», der für ihn jetzt privat so ähnlich sei wie eine Therapie. Damit verarbeite er seine Erfahrungen der letzten drei Jahre, mit denen er «sehr zu kämpfen» habe. «Mich hat es jetzt noch nicht komplett weggehauen, aber es hat mich … sowohl psychisch wie auch ganz rein materiell auf jeden Fall schwer beschädigt», sagt er. Das merkt man vor allem am letzten Song des Albums «Angst», in dem sich der Künstler noch einmal tiefer öffnet: «Kennst du Angst vor dem Spiegelbild, denn es zeigt nur die schlechte Witzversion von einem Standard, den man nie erfüllt.»

Verschiedene Schwerpunkte

Damit regt der Rapper in lyrischen Glanzleistungen, leichten Beats und alter Manier dazu an, Sichtweisen zu hinterfragen. Für Hörer sei das Album wie ein Lexikon aufgebaut – aber ohne konkreten, einheitlichen Handlungsbogen, sondern mit verschiedenen Themenschwerpunkten: von der Präsidentschaftswahl in den USA über die Pandemiejahre bis hin zum Krieg in der Ukraine und seinen eigenen Alltag als Vater.

«Manche Themen sind eher leicht zugänglich, manche sind relativ kompliziert, manche sind sehr tagesaktuell, manche weisen aber auch so ein bisschen in die Vergangenheit hin», erklärt er. «Das Album ist halt so ein bisschen wie der Kumpel, der dir sagt: Ja, das sehe ich auch so. Ich habe das auch miterlebt, ich war auch dabei und mich beunruhigt das genauso wie dich auch.»

Dabei ist es ihm wichtig, keine Meinung vorzuschreiben. «Ich bin Künstler und deswegen stehe ich so ein Stück weit am Rand», erklärt er. «Es steht mir nicht zu, irgendwie das Urteil zu sprechen oder irgendwie zu sagen, wer Recht und Unrecht hat.» Schlüsse aus seinen Zeilen zu ziehen bleibt also den Hörern selbst überlassen.

Für das Album hat sich der Rapper auch ein paar jüngere Feature-Gäste dazu geholt, darunter Wavvyboi und Sierra Kidd. Das bringt frischen Wind in das Album, was vor allem im Song «WinAmp» deutlich wird. Bei der Auswahl der Künstler ist Prinz Pi wichtig gewesen, dass diese in ihrer Musik ihren eigenen, ungefilterten Weg gehen – weg vom Mainstream. Wie er selbst.

«Das ist etwas, was ich extrem schätze an Künstlern, wenn sie keinen Beraterstab haben, keine Strategie haben, sondern einfach das machen, was ihnen ihre Kunst vorgibt», sagt Prinz Pi. «Und das kann dann mitunter auch mal eine geschäftlich schlechte Entscheidung sein. Aber es ist dann künstlerisch immer die richtige Entscheidung.»

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Mainzer Sportdirektor: Ganze Trainingswoche wird uns guttun

Berlin (dpa) – Martin Schmidt, Sportdirektor vom FSV Mainz 05, sieht sein Team am Ende einer enttäuschenden Woche mit Luft nach oben, aber guten Ansätzen. «Jetzt haben wir zwei Spiele hintereinander verloren in zwei verschiedenen Wettbewerben. Das ist natürlich nicht schön und macht nicht glücklich», sagte der 55 Jahre alte Schweizer nach dem 1:2 der Rheinhessen in der Fußball-Bundesliga beim 1. FC Union Berlin am Samstag. «Aber wir müssen heute die Leistung herausstreichen. Wir haben gegen Union gespielt, die Spitzenreiter sind im Moment. Das ist nicht irgendeine Mannschaft. Wir haben lange Paroli geboten und dann erst in der 84. Minute den Nackenschlag gekriegt.» Weiterlesen

RBB: Die letzten Direktoren der Schlesinger-Leitung gehen

Berlin (dpa) – Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat sich von den letzten verbliebenen Mitgliedern der umstrittenen Geschäftsleitung um die fristlos entlassene Intendantin Patricia Schlesinger getrennt. In einer Mitteilung an die Sendermitarbeiter im betriebseigenen Intranet, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag, schrieb der öffentlich-rechtliche ARD-Sender am Freitag, man habe offiziell die Trennung von Hagen Brandstäter als Verwaltungsdirektor und Christoph Augenstein als Produktions- und Betriebsdirektor vollzogen.

Interims-Intendantin Katrin Vernau wurde mit den Worten zitiert: «Das ist eine Zäsur und wird uns beim Neuanfang im RBB helfen.» Gründe und Details der Trennung wurden dort nicht genannt. Auch auf Anfrage gab der Sender keinerlei Stellungnahme ab und verwies auf rechtliche Gründe. Weiterlesen

Mainz bei Union ohne Widmer: Svensson zahlt gerne

Berlin/Mainz (dpa) – Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 muss am Wochenende auf Kapitän Silvan Widmer verzichten. Der Rechtsverteidiger aus der Schweiz verletzte sich am Mittwochabend beim 0:4 im Pokal gegen den FC Bayern am Oberschenkel und wird am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Union Berlin nicht auflaufen können. Dies sagte Trainer Bo Svensson am Freitag während der Pressekonferenz. Widmer werde auch nicht mit nach Berlin reisen, stellte der dänische Chefcoach klar. Ansonsten stehen Svensson die gleichen Spieler zur Verfügung wie im Pokal.

Stammtorhüter Robin Zentner und Nationalspieler Jonathan Burkardt fallen damit weiterhin aus. Bei Zentner ist ein Ende der Pause aber immerhin in Sicht. «Robin geht es schon besser, er macht ein paar Übungen auf dem Platz. Er ist schon viel weiter als vor einer Woche. Ich kann nicht sagen, wann er wieder zur Verfügung steht. Er muss erstmal trainieren», sagte Svensson. Zentner wird derzeit von Finn Dahmen vertreten. Weiterlesen

Klimaaktivistin Neubauer kritisiert Verkehrsminister Wissing

Berlin (dpa) – Vor neuen Protesten der Klimabewegung Fridays for Future am heutigen Freitag hat die Aktivistin Luisa Neubauer Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kritisiert. «Es gibt keinen Minister in Deutschland, der seine Klimaziele so torpediert wie Verkehrsminister Volker Wissing», sagte Neubauer dem «Tagesspiegel» aus Berlin. Weiterlesen

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